1938 wurden Schule und Internat durch das nationalsozialistische Regime aufgelöst, bereits im Herbst 1945 konnte der Schulbetrieb jedoch wieder aufgenommen werden. Nachdem im Jahr 1956 ein Internatstrakt errichtet, und damit der Stiftshof abgeschlossen worden war, fand bereits 1963 mit dem Bau des Gymnasialtrakts eine neuerliche Erweiterung größeren Umfangs statt. Die kontinuierliche Steigerung der Schülerzahl brachte auch einen Wandel des Lehrkörpers mit sich. Obwohl im Jahr 1975 mit 15 unterrichtenden Patres ein Höchststand erreicht wurde, führte die Vergrößerung des Lehrkörpers dazu, dass bereits 1978 die weltlichen Lehrkräfte in der Überzahl waren.
Zu dieser Zeit erlebte das Stiftsgymnasium sowohl im Bezug auf sein Wachstum als auch auf seine kulturellen Aktivitäten eine Hochblüte. Professoren wie Oswald Miedl oder Balduin Sulzer, der damals mit der von ihm geleiteten Kantorei Wilhering in der Tradition, die Wilhering als Sängerknabenkonvikt seit dem Barock innehatte, erfolgreiche Konzerte veranstaltete, schufen ein künstlerisch befruchtendes Umfeld, das zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst und Wissenschaft hervorbrachte. Die Wilheringer Sängerknaben, der Unterstufenchor des Stiftsgymnasiums, wirkten während der Ära Sulzer an insgesamt 16 Opernproduktionen des Landestheaters Linz mit. In der Stiftskirche vermochten die Darbietung großer Oratorien und Uraufführungen von Werken Sulzers Besucher aus ganz Oberösterreich anzuziehen. Auch Fritz Fröhlich wohnte und arbeitete damals bereits im Stift.
Mit dem Schuljahr 1980/81 wurden erstmals Mädchen am Stiftsgymnasium aufgenommen. Der Internatsbetrieb wurde aufgrund der durch Schülerfreifahrt und verbesserte Verkehrsanbindung sinkenden Zahl an Internen im Juli 1990 eingestellt. 2009 wurden der 1963 errichtete Gymnasialtrakt und der ehemalige Internatstrakt durch einen zeitgemäßen Turnsaal verbunden.[1][2]
Im 120. Jahr des Bestehens des Gymnasiums wurde mit Christine Simbrunner 2015 erstmals ein Laie mit der Leitung der Schule betraut. Nach dem Wechsel ihres Vorgängers Pater Wolfgang Haudum in die Pfarrseelsorge sind nun lediglich 3 der 56 Professoren Mitglieder des Konvents zu Wilhering.[3]
Bekannte Altwilheringer
Absolventen und ehemalige Schüler des Stiftsgymnasiums Wilhering werden als Altwilheringer bezeichnet. Sie sind im Forum Wilhering, dem früheren Verband der Altwilheringer organisiert. Die Vereinigung wurzelt im 1928 gegründeten und 1952 neu konstituierten Unterstützungsverein Privatgymnasium Wilhering.[4][2]
Das Stift Wilhering wurde in seiner Geschichte mehrmals Künstlern wie Fritz Fröhlich oder Balduin Sulzer zur Heimstatt. Einige von ihnen, oft selber Altwilheringer, waren in den Unterricht am Stiftsgymnasium eingebunden. Dieses offenbar befruchtende Umfeld führte dazu, dass sich neben zahlreichen Schülern auch Mitglieder des Lehrkörpers in Kunst und Wissenschaft etablieren konnten.[2]
Karl Pink (1884–1965), Numismatiker und Altphilologe
Bernhard Burgstaller (1886–1941), 68. Abt des Stiftes Wilhering 1938–1941, Philosoph und Altphilologe
Sylvester Birngruber (1914–2006), Theologe, Germanist, Altphilologe, Schriftsteller und Zisterzienser von Wilhering
Emmerich Doninger (1914–1964), Maler, Schriftsteller, Altphilologe, Kunstpädagoge und Zisterzienser von Wilhering
Balduin Sulzer (1932–2019), Komponist, Musikpädagoge und Zisterzienser von Wilhering
Bis 2015 waren die Direktoren des Stiftsgymnasium ausschließlich Mitglieder des Konvents zu Wilhering, die häufig vorher am Gymnasium unterrichtet hatten.[2] Mit Christine Simbrunner steht nun erstmals ein Laie der Schule vor.
Das Stiftsgymnasium Wilhering war von 1923 bis 1938 und von 1968 bis 2003 Stammschule der katholischen StudentenverbindungHilaria (lateinischHilaria „Wilhering“). Diese wurde 1923 unter der Schirmherrschaft von Abt Gabriel Fazeny gegründet. Im Jahr 2003 verlegte die Hilaria ihren Sitz nach Linz. Seit 2014 veranstaltet die inzwischen vom Stiftsgymnasium völlig losgelöste Verbindung ihre Zusammenkünfte in Enns.[5]
↑ abcdZisterzienserstift Wilhering (Hrsg.): Jahresbericht des Stiftsgymnasiums. Nr.85. Wilhering 1995.
↑Stiftsgymnasium Wilhering. In: sgwilhering.eduhi.at. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 23. November 2015; abgerufen am 22. November 2015.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sgwilhering.eduhi.at
↑Verband der Altwilheringer (Hrsg.): Adressenverzeichnis. 5. Auflage. Wilhering 1995.