Er wurde im Dezember 1843 Zivilgouverneur von Böhmen. In dieser Eigenschaft überwachte er den Bau der kaiserlichen Riesengebirgsstraße zwischen Reichenberg und Triebitz (heute Silnice I/14). Zu seinen Ehren wurde eine Anhöhe mit Aussichtsturm im Isergebirge in der Nähe der Straße benannt.[1] Nach dem Tod seines Vaters wurde er 1847 zum stellvertretenden Palatin von Ungarn ernannt und im November desselben Jahres durch die Wahl des Reichstags und die Bestätigung des Kaisers definitiv mit dieser Würde betraut. Infolge der Märzereignisse 1848 wurde seine Stellung sowohl der nationalen Partei als auch der österreichischen Regierung gegenüber unhaltbar, vor allem, nachdem er im September vom Reichstag zum Oberbefehlshaber der ungarischen Armee gegen Jelačić ernannt worden war. Er entsagte daher am 24. September 1848 dem Palatinat, zog sich 1850 auf seine Besitzungen in Nassau, die Grafschaft Holzappel-Schaumburg, zurück.
Er starb am 19. Februar 1867 in Menton an Schwindsucht, ohne Kinder zu hinterlassen. Sein Grab befindet sich in der Gruft der Palatine im Burgpalast von Budapest.
Mineraliensammler
Stephan von Österreich gehörte zu den berühmtesten Mineraliensammlern des österreich-ungarischen Reiches, dessen Interesse an den Mineralen bereits mit fünf Jahren erwachte. Nach seiner politischen Ausbildung am Kaiserhof in Wien unternahm er ausgedehnte Erkundungstouren durch das Reich und nutzte während dieser Zeit jede Gelegenheit, berühmte Mineralmuseen und bekannte Mineralfundorte zu besuchen, um seine Sammlung durch eigene Funde oder Käufe zu erweitern. 1845 ehrte der bekannte Mineraloge Wilhelm Ritter von Haidinger seine Bemühungen um die Mineralogie mit der Benennung eines wichtigen Silberminerals und -erzes nach ihm als Stephanit.
Im Zuge von Um- und Neubaumaßnahmen auf Schloß Schaumburg 1850 schuf Stephan von Österreich großzügige Räumlichkeiten zur Unterbringung seiner umfangreichen Mineraliensammlung, die bis 1885 aus etwa 22.000 Stücken bestanden haben dürfte[2]. Eine zeitgenössische Beschreibung der Räumlichkeiten auf dem Schloß und der Mineraliensammlung stammt von dem zeitgenössischen, österreichischen Mineralogen Victor Leopold Ritter von Zepharovich[3].
Der Mineraloge Albrecht Schrauf begann 1863/64 mit dem katalogisieren der Sammlung.
Die mineralogische Sammlung Stephans von Österreich enthielt bei seinem Tod 1867 rund 20.000 Proben und wurde auf den für damalige Verhältnisse enormen Wert von 300.000 Mark geschätzt. Nach Stephans Tod ging die Mineraliensammlung als Teil des Erbes auf das Haus Oldenburg über und wurde bis zu deren Verkauf zwischen 1867 und 1888 an den Unternehmer Carl Rumpff weiter ausgebaut. Nach dessen Tod 1889 schenkte er die Sammlung dem Museum für Naturkunde in Berlin.[2][5]
Eine Monographie aus 2002 schildert die sammlerische Aktivität Stephans von Österreich auf Schloß Schaumburg im Kontext seiner Standesherrschaft Holzappel-Schaumburg[6].
Außer Mineralien sammelte er auch Münzen und besaß eine umfangreiche Bibliothek.
Als Standesherr gehörte er qua Verfassung 1852–1866 der ersten Kammer der Landstände des Herzogtums Nassau an. Er nahm das Mandat aber nie persönlich wahr, sondern ließ sich immer vertreten. Vertreter in der Kammer waren:
K. Vörös: Stefan (Österreich). In: Biographisches Lexikon zur Geschichte Südosteuropas. Band 4. München 1981, S. 190 f.
Nassauische Parlamentarier. Teil 1: Cornelia Rösner: Der Landtag des Herzogtums Nassau 1818–1866 (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Nassau. 59 = Vorgeschichte und Geschichte des Parlamentarismus in Hessen. 16). Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1997, ISBN 3-930221-00-4, S. 215–216.
Rouven Pons: Erzherzog Stephan (1817–1867). Biografie eines Habsburgers im entstehenden Medienzeitalter. Böhlau, Wien, Köln 2022, ISBN 9783205216230.
↑ abScheid, R. (1998): Die Mineraliensammlung des Erzherzogs Stephan auf Schoß Schaumburg. In: Kirnbauer, Th.; Schneider, J. (Hrsg.): Geologie und hydrothermale Mineralisation im rechtsrheinischen Schiefergebirge. Nassauischer Verein für Naturkunde Sonderband 1, Tagungsband zur VFMG-Sommertagung 1998 in Herborn. Nassauischer Verein für Naturkunde, Wiesbaden, S.245–252.
↑von Zepharovic, V. (1857): Ein Besuch auf der Schaumburg. Sendeschreiben an W. Haidinger. In: Jahrbuch der kaiserlich-königlichen geologischen Reichsanstalt. Band8, Nr.3. Wien, S.607–612.
↑Scheid, R., Schmiedel, W. (2002): Das "Mineraliencabinet" des Erzherzogs Stephan auf Schloss Schaumburg mit einem Lebensbild des populären Standesherrn der Grafschaft Holzappel und der Herrschaft Schaumburg. Hrsg.: Förderverein Heimatmuseum Esterau e. V. Eigenverlag, Holzappel Oktober 2002 (70 S.).