Die Herren von Stengel, später auch Freiherren von Stengel sind ein im 18. Jahrhundert geadeltes Briefadelsgeschlecht der Kurpfalz bzw. Bayerns; es existiert bis heute und hat bedeutende Persönlichkeiten aufzuweisen.
Mit Diplom vom 26. September 1740, ausgefertigt in Schwetzingen, erhob Kurfürst Karl III. Philipp den kurpfälzischen Geheimen Rat und Kanzleidirektor Franz Joseph Stengel in den erblichen Adelsstand. Franz Joseph Stengel stammte aus Hechingen in Hohenzollern, wo sein Vater Paul Stengel, 1725 als Oberamtmann und fürstlich hohenzollernscher Kanzler starb.[1]
Das Adelsgeschlecht wurde von Franz Joseph von Stengels Söhnen Paul Heinrich Joseph Xaver von Stengel (1717–1754) und Johann Georg von Stengel (1721–1798) weitergeführt und teilte sich in zwei Linien, eine untitulierte und eine freiherrliche.
Maria Anna Stengel, geborene Fischer (1716–1747) starb jung und ist im katholischen Teil der Stiftskirche (Neustadt an der Weinstraße) beigesetzt. Ihr prachtvolles Epitaph mit dem Wappen der Familien Fischer und Stengel befindet sich links neben der Sakristeitür.[3]
Paul Heinrich Joseph von Stengel starb 1754 und ruht in der Pfarrkirche St. Sebastian in Mannheim, wo sein Name auf dem von Franz Conrad Linck geschaffenen Epitaph der Eltern vermerkt ist.[4]
Freiherrliche Linie
Johann Georg Freiherr (ab 1788) von Stengel (1721–1798) war kurpfälzischer Kanzleidirektor und Staatsrat. Er verehelichte sich 1750 mit Maria Christine Edle von Hauer (1734–1796) und lebte mit ihr in Mannheim. Im Ortsteil Seckenheim erbauten sie 1768 ein Schloss und südlich davon ein Landgut mit Namen Stengelhof, woraus sich der heutige Stadtteil Rheinau entwickelte. Johann Georg von Stengel war ein enger Vertrauter und Berater von Kurfürst Karl Theodor, mit dem er auch aufgewachsen sein soll. Er erhob ihn mit Diplom vom 18. Juni 1788 in den erblichen Freiherrenstand. Verschiedene Historiker vermuten darin einen späten Akt der Dankbarkeit des Herrschers, da der erstgeborene Sohn Stephan von Stengel ein uneheliches Kind von Kurfürst Karl Theodor gewesen sei, das Maria Christine Edle von Hauer schon von ihm erwartete als sie Johann Georg von Stengel heiratete und dieser um die Abkunft des Knaben wissend, ihn wie einen eigenen Sohn aufzog. Die Abstammung Stephan von Stengels von Kurfürst Karl-Theodor ist historisch umstritten, wenngleich ihn der Kurfürst später in seine engste Umgebung zog und ihn auch auf private Reisen mitnahm, wie etwa zur Wallfahrt nach Rom (1783). Auch die bei der Freiherrnerhebung geschehene Wappenvermehrung mit den Rauten (Wecken) der Wittelsbacher, die ja Stephan von Stengel ab diesem Zeitpunkt führen durfte, würde in diese Richtung deuten. Beide Abstammungsversionen werden von Historikern vertreten.[5] Johann Georg Freiherr von Stengel starb 1798 in Mannheim und wurde auf dem dortigen katholischen Friedhof (heute Quadrat K 2) beigesetzt. Sein klassizistischer Grabstein kam bei Auflösung des katholischen Friedhofs in den neuen Hauptfriedhof, wo er sich im Gräberfeld I/5 befindet.[6]
Das Stammwappen zeigt in Blau auf grünem Boden einen nach rechts gekehrten gekrönten goldenen Löwen, welcher in den Vorderpranken einen goldenen Stab (Stengel) nach unten hält. Darüber Helm mit vier Straußenfedern, wechselnd blau und golden.
Das freiherrliche Wappen ist geviert: 1 und 4 in Silber zwei aneinanderstoßende, blaue Wecken; 2 und 3 das Stammwappen. Auf dem Schild stehen, über einer fünfperligen Freiherrenkrone, zwei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme wächst rechtssehend ein gekrönter blauer Löwe auf, welcher in den Vorderpranken eine blaue Wecke hält, der linke trägt vier Straußenfedern, wechselnd blau und golden (Helm des Stammwappens). Die Helmdecken sind blau und golden.[9]
Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser auf das Jahr 1861. Jahrgang 11, Justus Perthes, Gotha 1860, S. 792 ff.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1893, Jahrgang 43, Justus Perthes, Gotha 1892, S. 905 ff. Stammreihe, Online
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Ungerader Jahrgang. Alter Adel und Briefadel. 1923, Jahrgang 73, Justus Perthes, Gotha 1922, S. 609 ff.
Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1941, B (Briefadel), Jahrgang 91, Justus Perthes, Gotha 1940, S. 470 ff. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
↑Silke Burkhardt: Berühmte Grabdenkmäler in der Neustadter Stiftskirche. Inschriften - Übersicht - unter Berücksichtigung der Grabsteine an der Marienkirche.Sonderdruck, Hrsg. Historischer Verein Neustadt, Selbstverlag, Neustadt 1984, S. 24–27.
↑Franz Bernhard, u. a.: Die Friedhöfe in Mannheim, Hrsg. Förderkreis Historischer Grabstätten in Mannheim e. V., (SVA) Südwestdeutsche Verlagsanstalt Mannheim, Mannheim 1992, S. 90–91 (mit Foto) ISBN 3-87804-213-2.