St. Mariä Heimsuchung (Hauenhorst)Die Kirche St. Mariä Heimsuchung ist die katholische Pfarrkirche der Gemeinde gleichen Patronats in Hauenhorst bei Rheine. Seit 2012 ist sie eine der drei Kirchen des Pfarrverbandes St. Johannes der Täufer, bestehend aus den ehemals eigenständigen Gemeinden Hauenhorst, Elte (St. Ludgerus) und Mesum (St. Johannes Baptist). Das Patrozinium Mariä Heimsuchung bezieht sich auf eine Begebenheit aus dem Marienleben: dem Besuch Mariens bei Elisabet. Das Patronatsfest wird am 31. Mai gefeiert. GeschichteEinem Hauenhorster Lehrer gelang es 1783 im Südwesten der damals kleinen Bauerschaft Hauenhorst eine kleine Dorfschule zu errichten, der er einen Anbau, den er als Schulkapelle nutzen wollte, hinzufügte. Ab 1790 konnte hier die Hl. Messe gefeiert werden. Dieses missfiel dem Rheinenser Klerus, da sie finanzielle Einbußen für ihre Kirchen befürchteten, sollte doch die St.-Dionysius-Kirche entsprechend dem barocken Zeitgeschmack gerade umfassend umgestaltet werden. Hauenhorst gehörte rechtlich zu ihrem Pfarrsprengel und war somit abgabepflichtig. Die Hauenhorster erwirkten jedoch die Genehmigung zur Nutzung ihrer Kapelle an höherer Stelle. Die Seelsorge übernahmen Franziskaner Patres, die seit 1635 in Rheine ansässig waren. Diese Schulkapelle erwies sich schnell als zu klein und in der Bausubstanz nicht erhaltenswert. Somit erwirkte ein Nachfolger des Dorfschullehrers den Bau einer separaten Kapelle in solidem Bruchstein, die 1808 fertiggestellt wurde. Von außen zeigte sich das Gebäude im Stil des klassizistischen Barock holländischer Prägung mit drei großen Fenstern in den Seitenwänden, einem einfachen Staffelgiebel mit halbrundem Abschluss und einem aufgesetzten Dachreiter. Über die Innenausstattung ist nichts bekannt. Auch dieses Gebäude wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts zu klein, sodass erneut über ein größeres Kirchengebäude nachgedacht werden musste. 1893 erteilte der Bischof von Münster die Bauerlaubnis. Wegen großer Bauvorhaben im benachbarten Rheine (Neubau der St.-Antonius-Basilika) ging die Planung für die kleine Dorfkirche in Hauenhorst nur schleppend voran. Als Bauherr zeichnete der kunstbeflissene Pfarrer von St. Antonius, Dechant Pietz verantwortlich. Er setzte den Architekten seines Bauvorhabens, einer großen Basilika für den Stadtteil rechts der Ems, nun auch für das bescheidenere Projekt in Hauenhorst ein. Der Deutsch-Niederländer Franz Klomp war nunmehr für zwei Kirchenneubauten innerhalb der Stadtgrenzen Rheines zuständig und die Dorfkirche in Hauenhorst wurde somit zu einem „Nebenprodukt“ der repräsentativen Basilika in Rheine. Dies zeigt sich nicht nur in der stilistischen Ähnlichkeit der Projekte, sondern auch in der Tatsache, dass zum Teil dieselben Künstler mit der Gestaltung beider Gebäude betraut wurden. Die ersten Pläne Klomps lagen 1899 vor, im Juli 1900 wurde die Grundsteinlegung gefeiert und im März 1902 wurde das neue Gotteshaus mit der Weihe seiner Funktion übergeben. BaubeschreibungEbenso wie die Basilika in Rheine stellt sich die neue Kirche in Hauenhorst als ein Werk im Stile der Neoromanik (einem Spezialgebiet des Architekten) dar. Die Formensprache ist die der Deutschen Romanik Norddeutschlands, jedoch ergänzt durch die der Spätromanik vom Niederrhein. Das Gebäude besteht aus einem dreijochigem Saalbau mit halbrunder Chorapsis. Dieser Längsbau wird nach rheinischem Vorbild von einem ebenfalls dreijochigen Querschiff gleicher Höhe durchdrungen. Somit entsteht eine quadratische Vierung und das Innere der Kirche wird zum Zentralbau (dasselbe Zentralbauexperiment, nur in neogotischen Formen, wagte zeitgleich der Architekt Hilger Hertel der Ältere beim Kirchenneubau in Mesum). In den zwischen den Schiffen entstandenen Winkeln werden niedrigere, quadratische Räume eingefügt. Sie lassen eine dreischiffige Struktur entstehen, die zusammen mit der Durchfensterung des Hauptschiffes eine Zuordnung der Kirche zum Bautypus Basilika zulassen. InneresIm Inneren fallen sofort die wuchtigen und kurzstämmigen Säulen auf. Drei der vier flachen Kapitelle sind unvollendet und nur grob behauen. Nur das vierte, nordöstliche Kapitell zeigt Szenen aus dem Leben eines Bauern, der seinem Tageswerk nachgeht. Engel übernehmen diese Arbeit, sodass er Zeit für sein Gebet findet. Es handelt sich wohl um eine Episode aus der Heiligenlegende des Hl. Isidor von Madrid. Dies ist eine Darstellung, mit der sich die Hauenhorster Landbevölkerung identifizieren sollte. Ansonsten fehlt figürlicher Schmuck im Innenraum nahezu. Allein in der Außenmauer der Chorapsis ist der Weihestein der Kirche von 1901 in die Wand eingelassen. Er zeigt in einem Relief die Patronats-Szene: die Begegnung Mariens mit Elisabet. Der Innenraum wird dominiert von der fensterlosen, halbkreisförmigen Apsis. Die architektonische Gestaltung lässt das Kircheninnere massig und gedrückt erscheinen. Dies entsprach der damaligen Vorstellung der Romanik als schwer, wehrhaft und urtümlich. AusstattungDer Bau der neuen Kirche war für die kleine Gemeinde finanziell gesehen ein immenses Projekt. Nach der Fertigstellung fehlte so das Geld für eine reiche Ausstattung. Trotzdem verfügt die Kirche über eine Reihe nennenswerter Objekte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erschien die alte Ausmalung nicht mehr zeitgemäß. Im Zuge der Neugestaltung des Inneren wurde im Jahr 1956 der Kirchenmaler Ludwig Baur aus Telgte mit der Ausmalung der Apsis beauftragt. Es entstand die Darstellung eines Christus als Weltenrichter, thronend auf einem Regenbogen mit Maria und Johannes als Nebenfiguren. OrgelErst 1925 verfügte die Kirchengemeinde über die erforderlichen finanziellen Mittel zur Anschaffung einer Orgel. Die Werkstatt Fleiter errichtete auf einer erst zu diesem Zeitpunkt eingebauten hölzernen Empore ein Instrument mit 16 klingenden Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal mit pneumatischer Traktur. Später wurde die Orgel um zwei weitere Register erweitert. 1992 folgte eine Modernisierung des Instrumentes, indem die vorhandenen Windladen durch Schleifladen und das vorhandene pneumatische Regierwerk durch eine mechanische Spieltraktur und elektrische Registertraktur ersetzt wurden. Die Disposition lautet:
Literatur
WeblinksCommons: St. Mariä Heimsuchung – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Koordinaten: 52° 14′ 16,2″ N, 7° 27′ 6,1″ O |