Spiczak BrzezińskiSpiczak Brzeziński (auch Spitczok v. Brisinski, Spitzack v. Briesinsky, v. Spizak Brsesinski, v. Spizack usw.) ist der Name eines alten kaschubischen, später preußischen Adelsgeschlechts, dessen Stammgut Adlig Briesen (Brzeźno Szlacheckie) in Westpreußen war. Zweige der Familie bestehen bis heute fort. GeschichteLaut Aufzeichnungen des Grafen Seweryn Uruski haben die Vorfahren der Spiczak Brzeziński als Belohnung für ihr Rittertum beträchtliche Ländereien auf dem Gebiet der Kaschubei vom polnischen König Kasimir IV. Andreas (1427–1492) erhalten.[1] Hier saßen sie zur Verteidigung der Grenze Königlich Preußens zu Pommern auf dem von vier großen Seen flankierten Gut Adlig Briesen im Altkreis Schlochau. 1374 waren die 84 Hufen (ca. 1400 Hektar) des Guts bereits vom Deutschordens-Hochmeister Winrich von Kniprode an den Ritter und Landrichter Jacosch (Vater des Otto von Benyn)[2] und einen gewissen Jacob Rutke verliehen worden, welche auch Besitzer der Zbeninschen Güter (Kladau, Krojanten, Powalken, Groß- und Klein Zbenin)[3] waren.[4] Ein genealogischer Zusammenhang mit diesen Personen ist ebenso denkbar, wie mit dem im selben Jahr genannten Petzen von der Bryse (Piotrowi z Brzeźna), der das Nachbar-Gut Adlig Lonken (Łąkie Szlacheckie) samt Kirchenlehen zur Bewirtschaftung und Verteidigung als erblichen und freien Besitz erhielt. Zeugen dieser Verbriefung und Versiegelung des Besitzrechtes (nach Kulmer Recht) waren: Sweder von Pelland (oberster Tressler des Deutschen Ordens), Heinrich von Gröbitz (Komtur von Schlochau), Nicolaus Koler (Kaplan des Hochmeisters), Nicolaus von Frantz (Pfleger von Bütow) sowie Kuno von Liebenstein (späterer Großkomtur des Deutschen Ordens).[5] Urkundlich tritt der Name Brzeziński (d. h. von Briesen) auf Briesen erstmals 1570 mit dem Edelmann Bartholomäus Brzeziński (Nobilis Bartholomaeus Brzieszinski) sowie zwei Edlen namens Johannes Brzeziński (Nobilis Joannes Brzieszinski) in Erscheinung.[6] Sie besaßen zu dieser Zeit mehrere Edelhöfe am Gut, deren Privilegien schon 1552 vom polnischen König Sigismund II. August bestätigt worden waren.[7] 1609 beginnt die durchgängige Stammreihe mit dem Edlen Thomas Brzeziński alias Spiczak (Nobilis Thoma Brzezinsky alias Spiczak). Dieser wird im Konitzer Grodbuch erstmals mit einem Stamm- oder Spitznamen aufgeführt. Spiczak bezeichnet einen jungen Hirschen, der noch kein Geweih hat oder einen Jüngling, dem noch kein Bart wächst; der also noch „Grün hinter den Ohren“ ist.[8][9] Der Spitzname entstand vermutlich, um die verschiedenen Briesener Brzeziński-Stämme besser voneinander unterscheiden zu können (siehe auch von Bastian Brzeziński und von Świątek Brzeziński). Zu polnischen Zeiten wird die Nennung derartiger Spitznamen in den meisten offiziellen Dokumenten vernachlässigt. Beispielsweise werden im Steuerregister von 1662 die Herrin Eva Brzezińska und die Herren Peter, Gregor, Simon, Martin und Christoph Brzeziński auf Briesen erwähnt, ohne dass eine eindeutige Zuordnung zu den verschiedenen Stämmen erfolgt.[10] 1683 soll ein Familienmitglied einer Kavallerieeinheit berittener Flügelhusaren angehört haben, die als Teil des deutsch-polnischen Entsatzheeres unter der Führung des polnischen Königs Johann III. Sobieski zur Befreiung Wiens aufbrach und die osmanische Armee schließlich in der Schlacht am Kahlenberg besiegte.[11] Im 18. Jahrhundert haben Angehörige der Familie als Wahlberechtigte an der Wahl des polnischen Königs Stanislaus I. Leszczyński teilgenommen.[12] Um 1716 war die kleinadlige Familie an der Stiftung einer neuen Pfarrkirche beteiligt, die dank der Bemühungen des Pfarrers Adalbert Klekner im Zentrum Adlig Briesens durch den Zimmermann Michael Streng erbaut wurde.[13] Nachdem der preußische König Friedrich II. 1772 im Zuge der Ersten Teilung Polens Anteile Königlich Preußens erwarb, setzten sich das Adelsprädikat „von“ und die Anrede Hochwohlgeboren durch. Zuvor wurden die lateinischen Titel Nobilis oder Generosus verwendet. Im Jahre 1804 wurde der Adelsstand der Familie auch von der Westpreußischen Regierung in Marienwerder (Kwidzyn) bestätigt. Entsprechende Urkunden erhielten die Gutspächter und Brüder Martin von Spizack Brzezinski auf Wustrow und Jakob von Spizak Brzezinski auf Grünhof, der noch ein zweites Gut in Pacht hatte. Die im September 2015 in ihrem 102. Lebensjahr verstorbene Paula von Spiczak (1914–2015, geb. Breier) gilt bisher als Familienmitglied mit dem höchsten erreichten Lebensalter.[14] Die Duisburger Ratsfrau und Politikwissenschaftlerin Anna von Spiczak Brzezinski trat 2013 und 2017 als Kandidatin für Bündnis 90/Die Grünen im Bundestagswahlkreis Duisburg I an, unterlag dabei aber ihren Kontrahenten Bärbel Bas und Thomas Mahlberg.[15] Zweige der Familie leben bis heute in Adlig Briesen. Weitere evangelische und katholische Linien bestehen vor allem in Deutschland. BesitzStammsitz des Geschlechtes war spätestens seit dem 16. Jahrhundert das Gut Adlig Briesen in Königlich Preußen, das ab 1569 in einer Realunion mit der polnischen Krone verbunden war. Bereits 1570 werden die Edlen Johannes, Bartholomäus und Johannes Brzeziński sowie im Jahre 1607 der Edle Thomas Brzeziński alias Spiczak als Besitzer mehrerer Edelhöfe am Gut erwähnt.[16] Durch die Teilungen Polens in den Jahren 1772 und 1793 kam das westliche Preußen als Provinz Westpreußen durch Annexion zum hohenzollernschen Königreich Preußen. In den Vasallenlisten des seit 1772 bestehenden preußischen Kreises Konitz von 1774, angefertigt vom Landrat Carl Christoph Ludwig von Weiher, werden Franz von Spiczak Brzeziński (1727–1806) auf Briesen und Lorenz von Spiczak Brzeziński (1729–1799) auf Glisno (Gliśno Wielkie) genannt.[17] Sie waren Erben ihrer Väter Matthias (um 1700–1791; ⚭ Marianne Knigge) und Adalbert (um 1710–1801; Offizier; ⚭ Marianne Mischke), die ihren Besitz wiederum von ihren Eltern, dem Nobilis Adam Spiczak Brzeziński (* um 1675) und der Elisabeth von Mondry (II ⚭ Jan von Bruski), geerbt hatten.[18] Der Briesener Gutsherr Franz von Spiczak Brzeziński vermählte sich um 1760 mit Catharina Nehring (1740–1809), deren Familie über umfangreichen Gutsbesitz verfügte und von der Zweige zwischen 1776[19] und 1836 u. a. unter dem Namen Nehring von Szerdahelyi in den Adelsstand erhoben wurden.[20] Anschließend saßen die Söhne Joseph (* 1760; ⚭ Catharina von Knyps Trzebiatowska), Franz Xaver (1769–1848; ⚭ Anna von Bastian Brzezińska) und Paul von Spiczak Brzeziński (* 1783; ⚭ Magdalena Rudnik) auf adligen Gutsanteilen zu Briesen. Letzterer verkaufte seinen Gutsanteil im Jahre 1835.[21] Eine Schwester der genannten Gebrüder, Anna (1780–1826), vermählte sich mit dem Gutsanteilsbesitzer Johann Friedrich von Pazatka Lipiński (1775–1843). Die Theaterschauspielerin Charlotte von Pazatka war ihre Urenkelin. Bis Ende des 19. Jahrhunderts treten im Anschluss wiederum Josephs Sohn Adalbert (1791–1855; ⚭ Marianne von Czarnicka) sowie Franz Xavers Söhne Franz (* 1811; ⚭ Josephine von Pluto Prądzyńska) und Johannes (1814–1861; ⚭ Marianne von Pluto Prądzyńska)[22] auf Briesen in Erscheinung. Ein weiterer Sohn Franz Xavers, Joseph (1798–1847), vermählte sich mit Catharine von Świątek Brzezińska (1806–1861), einer entfernten Cousine Heinrichs von Kleist und Nachfahrin des Ritters Ewald von der Osten. Auf Glisno saß neben dem oben genannten Lorenz (⚭ Marianne von Zmuda Trzebiatowska) auch dessen Bruder Jakob (1747–1801; ⚭ Apollonia von Schmude Ciemińska) auf anteiligem Gutsbesitz. Letzterer war Mitglied der Landtage (Sejmik) zu Konitz.[18] Der jüngere Bruder, Johann (1737–1809), wird als Schulze von Adlig Stüdnitz (Studzienice) erwähnt. Auf Lorenz folgte sein Sohn Martin (1777–1827), der sich mit Catharina von Zmuda Trzebiatowska (1788–1848; verw. von Löwe Kiedrowski) vermählte. Catharina war eine Tochter des Jakob von Zmuda Trzebiatowski († 1819) und der Magdalena von Wantoch Rekowska aus Adlig Lonken. Martins Sohn Andreas (1810–1893) ehelichte zunächst Therese Antonie von Korzbok Łącka (Kurzbach Lońska) (1819–1858), später Marianne von Chamier Gliszczyńska (geb. von Kospoth Pawlowska) und war der nächste Gutsanteilsbesitzer auf Glisno. Dem Bruder des Letzteren, Casimir Lorenz (1816–1878), fiel durch die Verbindung mit Anna von Świątek Brzezińska (verw. von Stanisławska) wiederum ein Anteil des Ritterguts Briesen (F) zu. Auch auf den benachbarten Gütern Adlig Lonken (Łąkie) und Zemmen (Ciemno) saßen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts noch Nachkommen auf adligen Gutsanteilen bzw. Allodial-Rittergütern. Joseph von Spiczak Brzeziński (1849–1903; ⚭ Anna Catharina von Chamier Gliszczyńska) war beispielsweise bis ins 20. Jahrhundert Herr auf Lonken.[18] Zemmen (M) wiederum wurde im Jahre 1855 von Ferdinand von Spiczak Brzeziński (1824–1880, Mitglied der Pommerschen Ritterschaft; ⚭ Alwine Burtzlaff) erworben.[23] Die Nachkommen dieses Zweiges nennen sich heute Spitczok von Brisinski. Der Hof war vorher u. a. in Besitz des Carl Friedrich von Fischer († 1856), Sohn des Jacob Friedrich von Fischer und der Antonie Eleonora von dem Borne († 1797), sowie des Hauptmanns Franz von Wnuck.[24] Die an einem Stallgebäude befestigte Wetterfahne stammte von der 1889 abgebrochenen evangelischen Kirche in Groß Tuchen und wurde Anfang des 18. Jahrhunderts von Georg Klingbeil aus Danzig gestiftet.[25] Die meisten Gebäude des Gutshofes, zu dem auch ein Gasthaus gehörte und der sich noch 1945 in Besitz des Emil Spitczok von Brisinski (* 1878; ⚭ Ida Trapp) befand, wurden 1945 bei einem Tieffliegerangriff zerstört.[26] Ein weiterer Ast der Familie nannte sich nach seinem Gutsbesitz auf Prondzonna (Prądzona) Spiczok von Prondczynsky. Ein Vertreter dieser Linie, Carl Spiczak von Prondzinski, war um 1900 Rechtsconsulent im Kreis Tuchel.[27] Die Güter Wustrow bei Bütow (Bytów) und Grünhof bei Treten (Dretyń) befanden sich zeitweise in Pacht der Familie. In anderen Orten der Region, wie Rummelsburg (Miastko), Heidemühl (Borowy Młyn), Rolbick[28] oder Pielka (Upiłka), verfügten Zweige der Familie ebenfalls über Grundbesitz. Laut Statistik des Schlochauer Nachbarkreises Bütow (Hinterpommern) besaß Georg Albert von Brzeziński (⚭ Christina von Jutrzenka; II ⚭ Albert von Malotki) im 18. Jahrhundert außerdem einen großen Anteil (C) an dem nahegelegenen Gut Tschebiatkow (Trzebiatków). Seine Witwe veräußerte diesen 1789 an ihren Schwiegersohn Matthias von Gruchalla Węsierski (1765–1831; ⚭ Barbara von Brzezińska),[29] der auch als Erbsass auf Zemmen erscheint. Er war in zweiter Ehe mit Anna Maria von Jutrzenka, einer Tochter des Christoph von Jutrzenka und der Dorothea von Gottberg verheiratet[30] sowie in dritter Ehe mit Eva von Wnuck. Dieser Brzeziński-Stamm führte offenkundig keinen zweiteiligen Namen und ein eigenes Wappen. Da dieses Wappen dem Ursprungswappen der Spiczak sehr ähnelt, ist es naheliegend, das beide Sippen aus dem gleichen Stamm hervorgingen (siehe Brzeziński). WappenWappengemeinschaft Zabawa (seit etwa 1700)Die Spiczak Brzeziński wurden um 1700 in die Wappengemeinschaft Zabawa (Spaß, Unterhaltung) aufgenommen und führen seitdem eine Variation dieses Stammwappens, das beispielsweise bereits im 11. Jahrhundert vom Erzbischof Martin von Gnesen geführt wurde.[31][32] Sie sind damit u. a. auch wappenverwandt mit den heute erloschenen Herren von Bubelwitz. Das Wappen ist gespalten. Das rechte Feld ist blau und ledig, das linke Feld in fünf Reihen rot-silbern geschacht. Der Helm trägt eine Adelskrone und als Helmschmuck drei weiße Straußenfedern.[33] Wappensage
Eigenes Wappen (vor 1700)In der Zeit vor 1700 haben die von (Spiczak) Brzeziński auf Briesen ein eigenes Wappen geführt, dessen Nennung von den meisten Quellen vernachlässigt wird. Dieses Wappen wird wie folgt beschrieben: Ein Halbmond, besetzt mit einem gestürzten Pfeil, auf diesem oben eine Kugel, begleitet rechts und links von je zwei Sternen.[35] Die Farbgebung ist unbekannt. Allerdings erstrahlen die sechsstrahligen Sterne (Gwiazdy) und Halbmonde (Księżyc) in den Wappenbildern des kaschubischen Adels meist in Gold auf blauem Grund. Der Grund hierfür ist, dass König Kasimir IV. während oder nach dem Dreizehnjährigen Krieg (1453–1466) verdiente Mitkämpfer mit Sternen im Wappen auszeichnete. Als Beweis dafür hat sich nach Ausführungen des Genealogen Hans Harry von Chamier Gliszczynski eine Urkunde erhalten, die nur sechs Tage nach dem Zweiten Frieden von Thorn am 25. Oktober 1466 in Danzig ausgestellt wurde. In dieser Urkunde heiße es, der Polenkönig habe
Das oben beschriebene Wappen stammt also höchstwahrscheinlich aus dieser Zeit. Es ähnelt stark dem Wappen derer von Brzeziński, die u. a. auf dem benachbarten hinterpommerschen Gut Trzebiatkow saßen. Namensträger
Einzelnachweise
Literatur
|