Die Sperrstelle Waldegg (Armeebezeichnung Nr. 5082) war eine im Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1940 errichtete Sperre der Schweizer Armee, um einen gegnerischen Vorstoss in das Reusstal Richtung Gotthard zu verhindern.
Die auf dem Gebiet der Stadt Zürich (Quartier Albisrieden) und der Gemeinde Uitikon liegende Sperrstelle der Limmatstellung gilt als militärhistorisches Denkmal von nationaler Bedeutung.[1] Die Sperrstelle wurde 1988 (Tankgraben usw.) und 1993 (Pulverhausstrasse) deklassiert und aufgehoben.
Der Waldegg-Übergang ist von historisch-strategischer Bedeutung. Nach der Ersten Schlacht von Zürich von 1799 besetzten französische und österreichische Truppen diese Linie.
Einen Monat nach Beginn des Zweiten Weltkriegs befahl General Guisan mit dem «Operationsbefehl Nr. 2» am 4. Oktober 1939 den Armeeaufmarsch aus der Bereitschaftsstellung in die Limmatstellung. Mit der Verbindung Sargans – Walensee – Zürichsee – Limmat – Bözberg – Hauenstein wurde sie zur ersten Verteidigungslinie der Schweizer Armee bei einem Angriff aus dem Norden. Diese wurde ab 27. September 1939 inklusive der Sperrstelle Waldegg befestigt.
Der drei Kilometer breite Abschnitt der 6. Division zwischen Uetliberg, Waldegg und Urdorfer Senke bestand aus einem tiefgestaffelten System von Wechselstellungen, das an der Limmat begann und hinter der Reppisch aufhörte. Es gab keine verbunkerten Waffenstellungen, dafür befestigte Truppenunterstände. Nur durch die offene Urdorfer Senke verlief eine Tanksperre mit 18 betonierten Waffenständen. Die Sperrstelle Waldegg gehörte zum Gebiet der Festung Uetliberg, wo über 100 beschusssichere normierte Unterstände und Kavernen vor einem gegnerischen Artillerieeinsatz oder Fliegerangriff geschützt hätten. Sie waren Teil der Hauptabwehrstellung auf den bewaldeten Höhen südlich der Stadt Zürich und der Limmat.
Die Sappeurkompanie II/6 (Sap Kp II/6) der 6. Division unter Hauptmann Kollbrunner baute neben der Festung Uetliberg zusammen mit der Mittrailleurkompanie IV/106 (Mitr Kp IV/106) 1940 das wichtigste Geländerpanzerhindernis (GPH) der Sperre, einen fast 70 Meter langen und 5 Meter breiten Tankgraben im Bereich Waldegg-Feldermoos sowie Unterstände, weitere GPHs und Strassensperren. Die südliche, feindabgewandte Seite der Stützmauer des Tankgrabens ist ein Meter höher und kreneliert.[2]
Vier Mannschaftsunterstände standen am Waldrand oberhalb Albisrieden (A 4907, 4908, 4909, 4910). Zwei GPH und vier Strassensperren verstärkten den Übergang der Hauptstrasse zwischen Albisrieden/Triemli und Birmensdorf/Landikon. Entlang der Nebenstrassen von der Waldegg Richtung Buchhoger (Westen) und Uetliberg (Osten) gab es mehr als zwei Dutzend Unterstände, ein GPH (Betonpfostenhindernis) und eine Strassenbarrikade (Pulverhausstrasse).[3]
Die Sperren auf der Waldegg waren nicht wie üblich durch Infanteriebunker geschützt, sondern sie umgrenzten ein Zielgebiet für einen konzentrierten Artillerieeinsatz. 18 Batterien mit 72 Kanonenrohren in grösstenteils offenen Feldartilleriestellungen im Raum Ringlikon (Brand), Birmensdorf (Haslen, Maas, Ramerenwald, Risi, Egg, Schüren, Löffler), Bonstetten (Hörglen), Oberlunkhofen (Matteried) und Bremgarten (Hegnau) in einer lockeren, schachbrettartigen Form und gut getarnt aufgestellt, konnten ihr Feuer in diesen «Käfig» leiten, aber auch bis nach Zürich, Wallisellen, Rümlang, Dielsdorf, Lägern wirken sowie den Limmatübergängen von Wipkingen und Dietikon Artilleriefeuerschutz geben.
Artilleriestellungen
Artilleriestellungen Uitikon
Artillerieunterstand «Oel» A 4967: Brandweg, Ringlikon ⊙47.363778.47085
Artillerieschild 7.5-cm-Feldkanone «Im Brand» A 4968: Brandweg, Ringlikon ⊙47.363738.47097
Artillerieschild «Maas» A 4985 Haslen, Birmensdorf
Artillerieunterstand «Paula» A 5007 Rameren, Birmensdorf
Geschützstand 7.5-cm-Feldgeschütz «Hof Löffler» A 5027, Birmensdorf
Geschützstand 7.5-cm-Feldgeschütz A 5039 Schürweidholz, Birmensdorf
Unterstand Laube A 5055 Hofstetterweidweg, Sellenbüren ⊙47.3420118.483281
Geschützstand 10.5-cm-Kanone-35 Tiefenau A 5057 Schleestalstrasse, Stallikon (zugeschüttet) ⊙47.320138.488752
Unterstand Frieden A 5058 Schleestalstrasse, Stallikon (zugeschüttet) ⊙47.3198598.488879
Unterstand Horn A 5059 Gamlikon ⊙47.3134618.494097
Kaverne/Garage «Hallo» A 5060 Bucheneggstrasse, Aumühle ⊙47.302138.48984
Bunker für 8.4-cm-Kanone Tannboden A 5061 Bunkerweg Bonstetten ⊙47.3129498.48705
Bunker für 8.4-cm-Kanone Tannboden A 5062 Bunkerweg Bonstetten ⊙47.3129638.487553
Unterstand/KP-Anlage Sanitätshilfsstelle A 5063 Luckenholzweg, Affoltern am Albis ⊙47.2749938.452351
Unterstand Specht A 5068 Eichholz, Wettswil ⊙47.3492128.462669
Unterstand Eulenburg A 5069 Eichholz,Wettswil ⊙47.3488298.462172
Unterstand Kibitz A 5070 Ettenbergstrasse ⊙47.3485848.461466
Unterstand Uhu A 5079 (zugeschüttet) ⊙47.3504388.453123
Unterstand Spatz A 5080 (zugeschüttet) ⊙47.3499378.452875
Unterstand Kakadu A 5081 (zugeschüttet) ⊙47.3506058.457679
Geschützstand 12-cm-Feldhaubitze A 5082 Strasse Landikon (zugeschüttet) ⊙47.3506618.457469
Geschützstand 12-cm-Feldhaubitze A 5084 Landikon Bahndamm (zugeschüttet)⊙47.3506178.4675
Artilleriebunker Matteried, Oberlunkhofen AG ⊙47.3185678.3997
Artilleriegeschützstände mit Unterständen Hegnau, Bremgarten AG ⊙47.371438.333747
Oberlunkhofen, Artilleriebatterie 136
Geschützstand Hegnau für mobile 7,5-cm-Feldkanone oder 12-cm-Feldhaubitze
Geschützstand Hegnau A 4183 mit Munitionsablage
Geschützstand Hegnau A 4183 innen
Infanteriebunker im Umkreis Waldegg
Die benachbarten Sperrstellen waren im Osten die Festung Uetliberg, im Süden die Sperrstelle Birmensdorf ⊙47.3584978.440873 und im Westen die Sperrstelle Urdorf, die durch zusätzliche Strassen- und Waldwegbarrikaden im Raum Albisrieden, Uitikon (Ringlikon, Buchhoger) und Birmensdorf ergänzt wurden.
Nach dem Fall Frankreichs Ende Juni 1940 befahl die Armeeleitung die Einstellung fast aller Befestigungsarbeiten, da die Limmatstellung ihre Bedeutung vorerst verloren und der General den Rückzug des Gros der Armee ins Reduit beschlossen hatte.
Im Kalten Krieg gehörte die Sperrstelle zum Einsatzraum der Felddivision 5.
Nördlich und westlich Tankgraben Waldegg
Kleinunterstand Steiss Lyrenweg A 4907 ⊙47.3793538.474888
Kleinunterstand Bach – Friedhof A 4908 ⊙47.3688168.486269
Kleinunterstand Blick – Im Gubel A 4909 ⊙47.3704278.482262
Kleinunterstand Bruch - Emmet (Ämet) A 4910 ⊙47.3743928.476447
Kleinunterstand Platte, Waldegg 1 A 4911 ⊙47.3723088.468131
Kleinunterstand Grenze, Waldegg 2 A 4912 ⊙47.3730718.468278
Kleinunterstand Glatze, Buchhoger 1 A 4913 ⊙47.3734068.466033
Halbzugsunterstand und Kommandoposten «Tannen», KP F Art Abt 18, Buchhoger 3, A 4915 ⊙47.3745958.463739
Kleinunterstand Rohr - Buchhoger A 4916 ⊙47.3754928.464087
Zugsunterstand Treppe, Buchhoger A 4917 ⊙47.3757658.463761
Kaverne und KP-Anlage «Hals» A 4929 Chapf ⊙47.3745158.457567
Kaverne Sanitätshilfsstelle «Trotzdem» A 4930: Eingang West Chapf, als Kriegsspital geplant, ab 1940 (Reduit) als Kriegszeughaus verwendet ⊙47.374368.45575
Kaverne «Charlotte-Rudolf» A 4931: Eingang Ost Chapf, Kommandoposten, Telefonzentrale, Unterstand für 60 Mann ⊙47.3748398.454501
Mannschaftsunterstand Kaverne «Waldrand» A 4934: Sandloch 1, Kommandoposten F Art Abt 17 ⊙47.376948.44726
Mannschaftsunterstand Kaverne «Unterbruch Waldrand» A 4935: Eingang Süd Sandloch, 100 Meter Stollen ⊙47.377138.44686
Mannschaftsunterstand Kaverne «Reserve Waldrand» A 4936: Eingang Nord Sandloch ⊙47.378798.44656
Halbzugsunterstand, KP Tannen A 4915
Halbzugsunterstand, KP Tannen A 4915
Steiss A 4907, Altstetten
Blick A 4909, Albisrieden
Sumpf A 4914, Buchhoger
Geländepanzerhindernis Birmensdorferstrasse unten T 2507 ⊙47.3710348.474726
Panzerbarrikade Birmensdorferstrasse unten T 2507.01 ⊙47.37098.474658
Panzerbarrikade Uetlibergbahn unten T 2507.02 ⊙47.3701838.474392
Panzerbarrikade Buchrainweg unten T 2507.03 ⊙47.3700938.474377
Matthias Dürst, Felix Köfer: Die Verteidigungswerke der Stadt Zürich. Der Zürcher Bunkerwanderführer. Ein militärhistorischer Wanderführer durch die Limmatstadt und ihrer seit 1939 erstellten Verteidigungsbauten. Zürich, Juni 2014, ISBN 978-3-033-04657-3. Abrufbar bei alt-zueri.ch resp. limmatstellung.ch.
Militärische Denkmäler im Kanton Zürich. Inventar der Kampf- und Führungsbauten. Bern 2004