Das Silbergras ist eine überwinternd grüne, ausdauerndekrautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 35 (bis 50) Zentimetern.[1] Dieses Gras wächst in dichten graugrünen Horsten. Die aufrechten, etwas abgespreizten Halme sind auffallend dünn, unbehaart, unter der Rispe etwas rau und verfügen über drei bis sechs Knoten.[1]
Die Laubblätter sind in Blattscheide und -spreite gegliedert. Die Blattscheiden sind rötlich-purpurfarben, leicht rau und kahl. Die silbrig graugrünen Blattspreiten sind sehr steif, borstenförmig zusammengerollt, scharf zugespitzt, rau und bis 6 Zentimeter lang sowie 0,3 bis 0,5 Millimeter breit.[1] Die Ligula ist ein 2 bis 3 Millimeter langer, am oberen Ende zugespitzter häutiger Saum.[1]
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Juni bis August, gelegentlich bis in den Oktober. Der fein verzweigte, rispigeBlütenstand ist bei einer Länge von 2 bis 8 Zentimetern und einer Breite von 5 bis 15 Millimetern schmal-länglich und purpurfarben oder bunt gefärbt, zuweilen auch bleich-grün. Der Blütenstand ist nur während der Anthese locker ausgebreitet, sonst zusammengezogen. Die zwei bis fünf Seitenäste gehen von der Hauptachse ab und sind meist bis 1,5, selten bis zu 3 Zentimeter lang.[1] Die 3 bis 4,5 Millimeter[1] langen Ährchen sind zweiblütig, sehr schmal und leicht zusammengedrückt. Die Deckspelzen werden von den Hüllspelzen beinahe vollständig eingeschlossen. Die Hüllspelzen sind 3 bis 4,5 Millimeter lang, haben weißliche Ränder und sind auf den Nerven rau.[1] Die Deckspelzen sind 1,5 bis 2 Millimeter lang und tragen eine hellbraune schon am Grund freie Granne, die im untersten Viertel angeheftet ist.[1] Die Granne ist gekniet, 2,5 bis 3 Millimeter lang; die Untergranne ist eng gedreht, orangebraun gefärbt und trägt am oberen Ende einen Kranz abstehender Borstenhaare.[1] Die Obergranne ist im unteren Teil schlank, im oberen keulenförmig verdickt und rau.[1] Die Vorspelzen sind zweinervig und so lang wie die Deckspelzen.[1] Die violetten Staubbeutel sind 1 bis 1,5 Millimeter lang.[1]
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Beim Silbergras handelt es sich um einen skleromorphen Hemikryptophyten.
Das Silbergras ist ein Intensivwurzler und kann bis zu 15 Zentimeter in den Boden eindringen. Aufgrund dieser Eigenschaft ist es zur Erstberasung von lockerem Sand geeignet und spielt bei der Festlegung von Wanderdünen eine entscheidende Rolle. Ferner gelangt es so auch bei starker Trockenheit an tiefliegende Wasserreserven. Weitere morphologische Eigenschaften sind besonders für ein Leben an trockene und warme Lebensräume entwickelt. Die Oberflächen der Wurzeln sind durch die samtige Behaarung vergrößert. Dieses befähigt die Pflanze dazu, genügend Wasser aufzunehmen. Ferner funktionieren die starren aufrechten Halme der Horste gewissermaßen wie Tau- und Regensammler und leiten Wasser zu den Wurzeln. Schließlich schränken die gerollten Blätter den Wasserverlust durch Verdunstung ein, indem die Spaltöffnungen verborgen liegen. Das Silbergras erträgt im Sommer bis zu 60 °C, stirbt jedoch bei scharfem Frost ab. Das Silbergras wächst extrem langsam und wird nicht einmal von Schafen gefressen, weil sein Nährstoffgehalt so gering ist.
Bei Trockenheit krümmen sich die Deck- und Hüllspelzen ein beziehungsweise sie spreizen sich, bei Feuchtigkeit hingegen strecken sich die hygroskopisch reagierenden Haare und Grannen. Dadurch erfolgt die Selbstausbreitung als Bodenkriecher und Bohrfrucht. Die Karyopse kann auch als Klettfrucht beispielsweise im Fell von Schafen ausgebreitet werden.
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Das Silbergras wächst auf warmen und trockenen, nährstoff- und basenarmen, neutralen bis sauren, meist humus- und feinerdearmen, lockeren, durchlässigen Sandrohböden der tieferen Lagen. Als Erstbesiedler kommt es auf Flugsanden der Küsten- und Binnendünen, Flugsanddecken, auf Brachen, an Wegen, Sandgruben, lichten Kiefern- und Birkenwäldern vor. Auf offenen Sandflächen, wo der Boden im Sommer extrem austrocknet, ist es oft die einzige bestandsbildende Blütenpflanze.
Es ist eine Pionierpflanze auf offenen, vegetationsarmen, lockeren, humusfreienFlugsandfeldern. Es ist an die extremen Umweltbedingungen seiner natürlichen Standorte (Hitze, Trockenheit, Nährstoffarmut) angepasst. Die Pflanze ist mit ihren kleinen büscheligen Horsten eine kennzeichnende Art der Silbergrasfluren (Corynephorion canescentis). Das Silbergras dient der Erstberasung von lockerem Sand und spielt bei der Festlegung von Wanderdünen eine entscheidende Rolle.
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Das Silbergras gilt in Deutschland als nicht gefährdet. Es ist jedoch in den Bundesländern Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg als gefährdet eingestuft. In Thüringen gilt diese Art als vom Aussterben bedroht. In Österreich ist das Silbergras ebenfalls vom Aussterben bedroht. Durch die Zerstörung der meisten mageren Sandflächen in den vergangenen Jahrzehnten ist auch der Lebensraum des Silbergrases weitgehend verloren gegangen. Die aktuell verbliebenen kleinflächigen Standorte sind besonders stark durch den Stickstoffeintrag von benachbarten Agrarflächen bedroht.
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung erfolgte 1753 unter dem Namen (Basionym) Aira canescens durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus 1, Seite 65.[4][3] Die Neukombination zu Corynephorus canescens(L.) P.Beauv. wurde 1812 durch Ambroise Marie François Joseph Palisot de Beauvois in Essai d'une nouvelle Agrostographie; ou nouveaux genres des Graminées; avec figures représentant les caractères de tous les genres Seite 90, Tafel 18, Figur 2 veröffentlicht[3]. Das Artepithetoncanescens ist lateinischen Ursprungs und bedeutet „ergrauend“ beziehungsweise „grau aussehend“ und nimmt auf die Farbe der Pflanze Bezug. Weitere Synonyme für Corynephorus canescens(L.) P.Beauv. sind: Agrostis canescens(L.) Salisb., Aira variegataSt.-Amans, Avena canescens(L.) Web. ex Wigg., Weingaertneria canescens(L.) Bernh., Corynephorus incanescensBubani, Corynephorus canescens var. andinusHack. ex Sodiro.[3]
Namensherkunft
Der deutsche Trivialname Silbergras bezieht sich auf die im Licht silbrig glänzenden Blütenstände.
Quellen
Literatur
Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
Jürke Grau, Bruno P. Kremer, Bodo M. Möseler, Gerhard Rambold, Dagmar Triebel: Gräser. Süßgräser, Sauergräser, Binsengewächse und grasähnliche Familien Europas (= Steinbachs Naturführer). Neue, bearb. Sonderausgabe Auflage. Mosaik, München 1996, ISBN 3-576-10702-9.
W. D. Clayton, K. T. Harman, H. Williamson: World Grass Species: Descriptions, Identification, and Information Retrieval.
R. Schubert, W. Hilbig, S. Klotz: Bestimmungsbuch der Pflanzengesellschaften Mittel- und Nordostdeutschlands. Gustav Fischer, Jena 1995, ISBN 3-334-60910-3.
↑Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. S. 248.