Ursprünglich war das böhmische Adelsgeschlecht „von Schoultze“ in der Nähe von Prag beheimatet. Die ausbrechenden Religionsstreitigkeiten veranlassten die Schoultzes zunächst nach Polen und später nach Livland zu flüchten. Der erste 1589 urkundlich benannte, und als Stammvater geführte Vorfahre in Livland, war Hermann Schultz, oder Schulz und auch als Schulthess bekannt. Er stand im Dienste des schwedischen KönigsJohann III. (1537–1592), wurde 1601 schwedischer Oberst und Kommandant der FestungKockenhusen. Er fiel 1605 in der Schlacht bei Kirchholm.
Sein jüngerer Sohn Martin Simon (1660–1730) setzte die militärische Laufbahn seines Vaters fort, er wurde bis zum Generalleutnant befördert und vertrat die schwedische Krone als Gouverneur von Wismar und Stralsund, wobei er die pommersche Abstammungslinie gründete. Der ältere Bruder Carl Friedrich (1656–1728) war königlich schwedischer Oberst und nach seinem aktiven Militärdienst übernahm er die Führung der Güter Ascheraden und Römerberg, er war auch livländischer Landrat und setzte die livländische Linie fort. Diese wurde 1652 in den schwedischen Adelsstand erhoben, 1674 erhielten sie den Freiherrenstand mit dem Adelsprädikat „von Ascheraden“, 1854 wurden sie als Barone in den russischen Adelsstand erhoben. 1742 erhielten sie das livländische und 1839 das estländische Indigenat.[3] Sie wurden in die Livländische Ritterschaft unter der Nummer 70 und in der Estländischen Ritterschaft unter der Immatrikulationsnummer 289 eingetragen.
Carl Friedrich (1720–1782) gilt als einer der bedeutendsten aufklärerischen Reformer des Baltikums, der sich um eine Verbesserung der Lage der Bauernschaft bemühte. Bekannt bzw. berüchtigt wurde er durch ein privates Landrecht, das er 1764 für die Bauern Ascheradens (mit Langholm) erließ und in welchem er viele Rechte und Schutzregelungen der Schwedenzeit für die Bauern wiedereinsetzte.[4] Für seine Bemühungen, die seinen Tod größtenteils nicht überdauerten, wurde er vom Aufklärer Garlieb Merkel als einer der wenigen deutschbaltischen Gutsbesitzer als vorbildlich hervorgehoben.[5]
Der Sohn Martin Simons, Carl Ludwig (* 1711) führte die pommersche Linie fort, er erbte durch die Heirat mit Freiin von Marschalk die Güter Schmantevitz und Lobkevitz in der Nähe von Breege auf Rügen.
Stammwappen
Das Stammwappen derer von Schoultz befindet sich im Herzschild des großen freiherrlichen Wappens: In Silber ein natürlicher mit einem Rosenkranz gegürteter, breitbeinig stehender Mann mit ausgebreiteten Armen, in jeder Hand eine zweiblättrige rot blühende Rose.
Stammwappen der Schoultz (von Ascheraden)
Wappen der Freiherren Schoultz von Ascheraden
Stammtafel (auszugsweise)
Hermann Schults, auch Schultz oder Schulthess (* um 1523–1583), Stammvater der livländischen Abstammungslinie ⚭ Margareta Wyman
Simon Schoultz, auch Schulze (* ca. 1578 in Böhmen), Herr auf Ascheraden in Livland, schwedischer Oberst, ⚭ Anna Margaretha von Funcken
Martin Schoultz von Ascheraden (1617–1682), Baron Schultz, Herr von Ascheraden und Römershof ⚭ 1. Ehe Anna Margaretha von Zimmermann (Tochter des Burggrafen in Riga); 2. Ehe Elisabeth Gertrud von der Brüggen, Söhne alle aus der 1. Ehe:
Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden, Herr von Ascheraden und Römershof (* 1656, † 9. November 1728), Oberstleutnant, Landrat, 1. Ehe Margaratha Cronstjerna, 2. Ehe Margaratha Gertruda Plater, geb. de la Barre
1. Ehe Martin Heinrich Schoultz von Ascheraden (1687–1736), Kapitän in schwedischen Diensten ⚭ 2. Ehe Anna Margareta von Stackelberg († 1777)
Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden (1720–1782), russischer Kapitän, Landrat in Livland ⚭ mit Christina Helena von Liphardt (1728–1790), ohne Nachkommen
Carl Schoultz von Ascheraden (* ca. 1689, † 27. Juli 1741 in Römershof), polnischer Leutnant ⚭ mit Maria Elisabeth Eichler (1693–1760)
Helmich Friedrich Schoultz von Ascheraden (* 25. August 1721, † 20. Februar 1794), russischer Kapitän ⚭ mit Charlotte Dorothea von Berg (1721–1796)
Gotthard Friedrich Martin Schoultz von Ascheraden (1750–1769)
Magnus Johann Schoultz von Ascharaden (1754–1819), russischer Oberst ⚭ mit Carolina Henriette Schoultz von Ascheraden (* 1773 Tochter von Martin Gustav Schoultz von Ascheraden und Lisette von Liphardt)
Christoffer Schoultz von Ascheraden (1761–1830), russischer Hofrat, Oberlandgerichtsassessor ⚭ mit Eva Catharina von Funcken (1762–1847)
Friedrich Bernhard Schoultz von Ascheraden (1794–1859), Hofgerichtsassessor ⚭ mit Margareta Friederika von Anrep (1797–1846)
Otto Christoffer Ernst Schoultz von Ascheraden (1820–1892), Kreisgerichtsassessor ⚭ mit Johanna Charlotta von Sahmén (1818–1904)
Philipp August Bernhard Schoultz von Ascheraden (1825–1891), Landgerichtsassessor und Notar ⚭ mit Anna Matilda von Richter (1829–1881)
Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden (1859–1919, gest. in Rostock)
August Leonard Schoultz von Ascheraden (1762–1835), Major ⚭ mit Ulrika Augusta von Funcken (1774–1859)
Rembert August Schoultz von Ascheraden (1797–1850), Herr auf Eckhof, Kreisrichter ⚭ mit Ernestine Ottilie von Camphausen (1810–1902)
Friedrich Gustav Schoultz von Ascheraden(1798–1873), Landgerichtsassessor, ⚭ mit Charlotta Agnes von Transehe (1808–1874)
Carl August Alexander Schoultz von Ascheraden (1828–1895), russischer Oberst, Gouverneurs-Forstmeister in Wolhynien und Podolien, russischer Staatsrat
Friedrich Adam Robert Schoultz von Ascheraden (1831–1909), russischer Kapitän ⚭ mit Marianne Löschern von Herzfeld (genannt von Friedricsz, 1842–1898), ohne Nachkommen
Eugen Alfred Schoultz von Ascheraden (1844–1906)
Alexander Hermann Gerhard Schoultz von Ascheraden (1851–1887) ⚭ mit Charlotta Helene von Strandmann (* 1859)
Pommersche Linie: Carl Ludwig Schoultz von Ascheraden (* 1711 in Wismar, † 1778), Herr auf Schmantevitz und Lobkevitz in der Nähe von Breege auf Rügen, Herr auf Zarnekow bei Glewitz, schwedischer Kammerherr ⚭ mit Christina Ulrica Marschalk, Erbin von Schmantewitz auf Rügen, Zarnekow und Nehringen
Reinhold Hermann Schoultz von Ascheraden (* 1747; † 1823), auf Schwantowitz
Carl Diedrich Schoultz von Ascheraden (1751–1814), Oberstleutnant, auf Zarnekow, Gouverneur in Mecklenburg-Schwerin ⚭ Frederika Luise von Behr-Nedendank (1764–1823)
Carl Reinhold Schoultz von Ascheraden (1792–1825), auf Zarnekow ⚭ Henriette Wilhelmine von Maltzan (1795–1876),[6] ohne Nachkommen; sie ist teilweise Herrin auf Zarnekow
Friedrich Ludwig Schoultz von Ascheraden (1794–1814)
Philipp Carl Ludwig Schoultz von Ascheraden (1756–1826), Kammerherr, Herr auf Zarnekow, Schmantewitz und Nehringen, ⚭ Carolina Louise Ulrika von Bohlen (1772–1849)[7]
August Ludwig Schoultz von Ascheraden (1793–1859), Herr auf Schmantewitz und Nehringen, preußischer Kammerherr,[8] Gesandter und Wirklicher Geheimrat ⚭ Marie Christine von Thun (1795–1861), ohne Nachkommen
Jeannette Philippine Schoultz von Ascheraden (1795–1855), ⚭ Ehrenfried Graf von Keffenbrinck auf Griebenow
Wilhelmine Friedrike Schoultz von Ascheraden (1798–1871), ⚭ Carl Friedrich von Keffenbrinck auf Plestin
Martin Friedrich Schoultz von Ascheraden (1757–1820), kgl. schwed. Major ⚭ n. n. (aus Frankreich)
Ascheraden Stiftung
Die Ascheraden Stiftung[9] wurde von Waltraud Schoultz von Ascheraden (* 15. Juli 1916 in Danzig, † 3. Juni 2004 in Bendestorf), Tochter des Georg Schoultz von Ascheraden (1872–1954) und seiner Ehefrau Antonie Schoultz von Ascheraden, gegründet. Ihre Nachfolgerin wurde ihre Tochter Elisabeth Schoultz von Ascheraden, die aus der Verbindung mit Hans Harmsen (1899–1989) entstammt. Die Stiftung kümmert sich um unverschuldet in Not geratene Personen die, dem Wunsch der Stifterinnen nach, alkohol- oder drogenabhängige Personen ausschließt. Folgende Projekte wurden bisher unterstützt: Kinderprojekte, Spendensammlungen, finanzielle Unterstützungen, Projektförderungen, Stipendiumvergabe und Unterstützung von Gewaltopfern. Die Stiftung ist Förderer des Hamburger Sozialfonds,[10] einer Hilfseinrichtung der Behörde für Soziales der Hamburgischen Bürgerschaft.
Carl Friedrich Schoultz von Ascheraden: Stammtafel der Freiherrlichen Familie Schoultz von Ascheraden, 1903.
Walter Freiherr Schoultz v. Ascheraden: Geschichte des Geschlechts der Freiherrlichen Familie Schoultz v. Ascheraden und Zusammenstellung aller nachweisbaren Mitglieder dieser Familie, C. A. Starke Verlag, Görlitz 1926. DNB
Christoph Franke: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon, Band XIII, Band 128 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2002, S. 79–81. ISSN0435-2408
↑Garlieb Helwig Merkel: Die Letten vorzüglich in Liefland am Ende des philosophischen Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Völker- und Menschenkunde (hg. v. Thomas Taterka). Wedemark 1998 (Original Leipzig 1796), S. 219 f.
↑Garlieb Helwig Merkel: Die Letten vorzüglich in Liefland am Ende des philosophischen Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Völker- und Menschenkunde, Hrsg. Thomas Taterka, Wedemark 1998 (Original Leipzig 1796), S. 220.
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. 1877. 27. Auflage. Nekrolog. Justus Perthes, Gotha 25. November 1876, S.996–997 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 6. Februar 2022]).
↑Wolf von Tümpling: Geschichte des Geschlechtes von Tümpling. In: Genealogie. Zweiter Band (bis zur Gegenwart). Geschichte des Hauses Sorna. XIII. Carl Georg Heinrich (174) auf Arnsdorf und Hermsdorf, und seine Descendenz bis zur Gegenwart, Stammtafel der Prefensker, seit 1745 Gräflichen, Linie Bohlen. Hermann Böhlau, Weimar 1892, S.Zu Seite 529 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 12. Februar 2022]).
↑Liste der Mitglieder der Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem. 1859. In: Johanniterorden (Hrsg.): MV mit Status der Ritter. Pommern, Nr.81. Martin Berendt, Berlin 1859, S.16–121 (bsb-muenchen.de [abgerufen am 14. Februar 2022]).