1938 übernahm Franz Graf von Keller nach dem Tode des alten Grafen Schloss und Rittergut in Stedten, das seit 1923 zu Bischleben gehörte. Im Zweiten Weltkrieg fanden bis 130 Flüchtlinge aus den Ostgebieten Unterkunft in Schloss und Gut. Der Graf war zeitweise im Zuchthaus Gräfentonna interniert.
Am 10. September 1945 kam es durch die Verordnung der Thüringer Landesverwaltung der SMAD zur Bodenreform. Die Grafen von Keller wurden entschädigungslos enteignet und vertrieben. Wenige Meter vom Dorf entfernt wurden sie noch überfallen und ausgeraubt. Anschließend wurde der Grundbesitz aufgeteilt und zunächst die Gutsgebäude abgetragen.
1948 wurde auf der Grundlage des sowjetischen Befehls 209 zur Beseitigung deutscher Adelssitze auch das Schloss Stedten gesprengt und abgerissen. Wertvolle Kulturgüter, Gemälde, Bibliothek und Archiv (diese reichten bis ins 16. Jahrhundert zurück) gingen in unbekannten Besitz über oder wurden zerstört. Jahrelang hatte es Widerstand gegen den Abriss durch Stedtener Bürger, Persönlichkeiten aus Kultur und Kirchen und nicht zuletzt von Flüchtlingen und Vertriebenen gegeben[1]. Der Bestand Gutsarchiv Stedten wurde 2003 vom Thüringischen Staatsarchiv Gotha an das Stadtarchiv Erfurt abgegeben.[2]
1999 gründete sich ein „Freundeskreis Schloss Stedten e. V.“, um die Erinnerung an das Schloss und seine Bewohner zu pflegen.
Literatur
Hanna Althoff: Der Untergang des Schlosses in Stedten 1945. Chronik von Schloss Stedten bei Erfurt, geschrieben vom September 1944 bis Juli 1945 und ein Nachwort 1950. Hrsg. Hans-Peter Brachmanski. Neuer Erfurter Stadtbote 3/2019. 13. Jahrgang
Hans-Peter Brachmanski: Auszüge aus dem Gästebuch von Schloss Stedten ab 1868. Rockstuhl, Bad Langensalza 2004, ISBN 3-937135-70-7.
Hans-Peter Brachmanski: Die Wirtschaftskontakte des Rittergutes Stedten mit der Stellmacherei Braun in Erfurt-Bischleben anhand deren Auftragsbücher 1889-1945. Neuer Erfurter Stadtbote 3/2016
Hans-Peter Brachmanski: Die Perlen der Kaiserin. Kostbarkeiten aus Schloß Stedten. Neuer Erfurter Stadtbote 3/2020
Mathias Thüsing: Verschwundenes Schloss Stedten soll mehr Beachtung erfahren. In: Thüringer Allgemeine, Erfurt, 3. Oktober 2014.