Nachdem das Gut Auerose im 18. Jahrhundert aus dem Besitz der Familie von Schwerin an die Familie von Bor(c)ken übergegangen war, ließ Franz Alexander Friedrich Wilhelm von Borcken[1] 1848/1849 ein repräsentatives Herrenhaus im neugotischen Stil errichten. Die Familie selbst war erst kurz zuvor am 17. Februar 1847 durch den König[2] von Preußen in den Adelsstand erhoben worden[3] und entsendete nun ihre Söhne auch zu bekannten Adelsinternaten.[4] Des Weiteren wurden mehrfach höhere Schulen der Umgebung wie das Gymnasium Anklam nachweislich finanziell unterstützt.[5] Ebenfalls verheirateten sie ihre Töchter in Offiziersfamilien[6] und die Schwiegersöhne starteten Karrieren beim Militär.[7] 1861 wurde des Weiteren Barnim Bogislaw Baumann (1854–1921) als natürlicher Sohn des Ernst August von Borcke und der Anna Maria Baumann in den Adelsstand als Barnim von Borcken-Auerose erhoben.[8][9]
1902 wurde das Gebäude im neobarocken Stil – mit Jugendstil-Anklängen – umgeformt und der Eckturm errichtet. Um 1907 war Fritz von Borcken-Auerose, Sohn des Vorgenannten und der Johanna Dettmann, der Gutsinhaber. Das Gut Auerose hatte vor dem Ersten Weltkrieg einen Umfang von 632 ha, dann 619 ha[10]
Neben dem 619 ha Rittergut Auerose, mittlerweile im Eigentum des Bruders Wolf von Borcken-Auerose besaß Werner von Borcken-Auerose[11] im Jahre 1939 noch einen 50 ha großen Hof im benachbarten Kagendorf, der war aber unterverpachtet.[12]
1945 wurde die Familie von Borcken-Auerose im Zuge der Bodenreform enteignet. Im Herrenhaus wurden Wohnungen eingerichtet und das Haus wurde bis nach der Wende von mehreren Familien bewohnt. Seit 1992 in Privatbesitz, wurde das Gebäude bislang nur teilweise restauriert.
Gebäude
Das Herrenhaus ist ein quadratischer, zweigeschossiger Putzbau mit einem hohen Kellergeschoss (Souterrain) und einem nordöstlichen Eckturm mit geschwungener Haube errichtet. Die Hauptfassade an der Südseite ist zehnachsig mit einem zweiachsigen Mittelrisalit. Dieser hat ein spitzbogiges Doppelportal und ein aufwendiges Frontispiz mit Ochsenauge. Die Auffahrt vor der Fassade ist doppelläufig.
Die Eingangshalle erstreckt sich über zwei Etagen und ist mit reichen Holzschnitzereien aus der Erbauungszeit ausgestattet.
Literatur
Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR. Bezirk Neubrandenburg. Henschelverlag Kunst und Gesellschaft, Berlin (DDR) 1982, S. 71.
Neidhardt Krauß, Egon Fischer: Schlösser, Gutshäuser und Parks in Mecklenburg-Vorpommern. Vom Darß bis zum Stettiner Haff. Hinstorff Verlag, Rostock 2002, ISBN 3-356-00949-4.
↑Robert Klempin, Gustav Kratz (Hrsg.): Matrikeln und Verzeichnisse der Pommerschen Ritterschaft vom XIV bis in das XIX. Jahrhundert. In Commission bei A. Bath (Mittler’s Sortimentsbuchhandlung), Berlin 1863, S.559 (google.de).
↑Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland 1860. In: Herausgegeben von einigen deutschen Edelleuten. Erster Band. A–F, Enthaltend zuverlässige und urkundliche Nachrichten über 9898 Adels=Geschlechter. Verlag und Druck von Georg Joseph Manz, Regensburg 1860, S.153 (uni-duesseldorf.de).
↑Leopold Freiherr von Ledebur: Adelslexicon der Preussischen Monarchie. In: Standardwerk Genealogie. Dritter Band. T–Z. Nachtrag A–Z. Verlag von Ludwig Rauh. Expedition des Adelslexicons, Berlin, Leipzig 1857, S.210–211 (uni-duesseldorf.de).
↑Georg Meyer, Rudolf Mücke: Jahresbericht über die Königliche Klosterschule zu Ilfeld von Ostern 1902 bis Ostern 1903. Verzeichnis der Ilfelder Lehrer und Schüler von Ostern 1853 bis Ostern 1903. 1903. Programm 358. Druck von Louis Hofer, Göttingen 1903, S.26 (uni-duesseldorf.de).
↑1852. Programm des Gymnasiums zu Anclam, mit welchem zu der öffentlichen Prüfung der Zöglinge Donnerstag, den 25. März und zur Gedaechtniss-F der durch die göttliche Gnade bewirkten Errettung der Stadt Anclam vor drohender Einäscherung im Jahre 1713 Freitag vor Judica, den 26. März im grossen Hörsaale des neuen Gymnasiums aller Gönner und Freunde der Anstalt im Namen der Lehrer-Collegiums ergebenst einladet A. Fr. Gottschick, Director. Gedruckt bei Wilhelm Dietze, Anclam 1852, S.24 (uni-duesseldorf.de).
↑E. von Hagen: Geschichte des Neumärkischen Dragoner-Regiments Nr. 3. In: Regimentsgeschichte. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1885, S.378 (google.de).
↑Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Teil B (Briefadel). 1935. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, 27. Jahrgang. Justus Perthes, Gotha 1934, S. 71.
↑Barnim Bogislav von Borcken-Auerose. In: E. von Hagen: Geschichte des Neumärkischen Dragoner-Regiments Nr. 3. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1885, S. 378.
↑Ernst Seyfert: Niekammer’s Güter-Adressbücher. Band I. Güter=Adreßbuch für die Provinz Pommern. 1914. Nach amtlichen Quellen und auf Grund direkter Angaben bearbeitet. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter, Güter und größeren Bauernhöfe der Provinz mit Angabe der Guts-Eigenschaft, des Grundsteuer-Reinertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen etc. In: Handbuch der Königlichen Behörden (Hrsg.): Standardwerk Adressbuch Landwirtschaft. 4. Auflage. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1914, S.4–5 (martin-opitz-bibliothek.de).
↑Gymnasium zu Anklam (Prov. Pommern, Kgr. Preussen) Ostern 1913. Bericht über das Schuljahr 1912/1913. 66.tes der Anstalt. Inhalt: Rede des Professors Beintker, Schulnachrichten, vom Direktor Dr. Petri. 1913. Progr. Nr.: 199. Gedruckt in der Buchdruckerei von Richard Poettke Nachfolger, Anklam 1913, S.29 (uni-duesseldorf.de).
↑Landwirtschaftliches Adreßbuch der Provinz Pommern 1939. Verzeichnis von ca. 20.000 landwirtschaftlichen Betrieben von 20 ha aufwärts mit Angabe der Besitzer, Pächter und Verwalter, der Gesamtgröße des Betriebes und Flächeninhalt der einzelnen Kulturen; nach amtlichen Quellen. In: H. Seeliger (Hrsg.): Letzte Ausgabe Niekammer. 9. Auflage. Verlag von Niekammer’s Adreßbüchern, Leipzig 1939, DNB579071448, S.8.