Schautaler Friedrichs des Weisen (1522)

Schautaler Friedrichs des Weisen von 1522

Der Schautaler Friedrichs des Weisen von 1522, auch als Spruchtaler bezeichnet, zeigt auf der Vorderseite das Porträt des sächsischen Kurfürsten mit Barett und auf der Rückseite ein Blumenkreuz, in dessen Winkeln die Anfangsbuchstaben der Worte seines Wahlspruchs stehen. Den Prägestempel der Vorderseite schnitt Hans Krafft d. Ä. in Nürnberg nach einem Gemälde von Lucas Cranach d. Ä. Der Schautaler war das Vorbild für die Vorderseite der Gedenkmünze zum 400-jährigen Reformationsjubiläum 1917, der seltensten und wertvollsten Silbermünze des Deutschen Kaiserreichs.

Münzgeschichte

Friedrich der Weise, Gemälde von Lucas Cranach d. Ä.
Gedenkmünze zum 400-jährigen Reformationsjubiläum 1917

Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen (1486–1525) ließ gemeinsam mit seinen Anverwandten, seinem Onkel Albrecht dem Beherzten (1464/85–1500), seinem Bruder Johann dem Beständigen (1486/1525–1532) und seinem Vetter Georg dem Bärtigen (1500–1539) Münzen prägen. Die Münzstätten seiner Regierungszeit befanden sich in Annaberg, Freiberg, Buchholz, Leipzig, Schneeberg und Zwickau.[1]

Seine Alleinprägungen sind im Wesentlichen nur Gedenkmünzen und Schautaler auf die Generalstatthalterwürde sowie die Schautaler von 1522 mit seinem Konterfei mit Barett, ¼ Gulden (Taler) von 1522 und Schreckenberger von 1522.[2]

Christian Juncker schreibt den Schautaler dem Ehrengedächtnis Martin Luthers zu. Das Stück ist, so der Gelehrte, laut Wilhelm Ernst Tentzel, auf den er sich bezieht, „zwar in vielen Cabinetten vorhanden / aber von Gold / 12 und einen halben Dukaten wiegend“ nur im schwarzburgischen Kabinett.[3]

Der Schautaler von 1522 könnte auch eine Medaille sein. Nach der sächsischen Münzordnung von 1500 hat ein silberner Gulden, auch Guldengroschen genannt, ein Raugewicht von 29,23 Gramm und ein Feingewicht von 27,20 Gramm.[4] Der Schautaler wiegt jedoch nur ca. 25,8 Gramm.[5] Das ist weniger als das Feingewicht des silbernen Guldens.

Das besondere Gepräge diente dem Medailleur und Münzstempelschneider der Münzstätte Muldenhütten Friedrich Wilhelm Hörnlein als Vorbild für die Vorderseite einer ausgesprochenen Kostbarkeit, der Gedenkmünze zum 400-jährigen Reformationsjubiläum 1917 mit dem Brustbild Friedrichs des Weisen. Friedrich war der Beschützer Martin Luthers und Gründer der Universität Wittenberg.[6] Allerdings hatte er es vermieden, sich zur Reformation zu bekennen.[7]

Die Reichsmünze ist wegen ihrer Seltenheit viel teurer als ihr altes Vorbild aus der Zeit der Renaissance.

Anmerkung: Das für das Reformationsjubiläum nächstliegende Motiv mit dem Bildnis Martin Luthers wurde verworfen, da nur Köpfe von Monarchen auf Reichsmünzen erscheinen durften. Der regierende sächsische König Friedrich August III. (1904–1918) war jedoch Katholik und somit problematisch für das Münzbild einer Gedenkmünze zum Reformationsjubiläum.[8] Die Verwendung des Brustbilds von Kurfürst Friedrich III. war ein Kompromiss.

Beschreibung des Schautalers

Der silberne Schautaler von 1522 wiegt 25,8 Gramm und hat einen Durchmesser von 42 Millimeter. Er wurde ohne Münzmeisterzeichen und ohne Signatur geprägt.[9]

Vorderseite

Die Vorderseite zeigt das Brustbild Friedrichs III. des Weisen nach rechts mit Pelzschaube und Barett. Die Umschrift ist mit vier Wappenschilden unterbrochen, dem Kurschild mit den Kurschwertern, dem Rautenkranzschild des Herzogtums Sachsen, dem Löwenschild der Markgrafschaft Meißen und der Landgrafschaft Thüringen.

Umschrift:

FR(i)D(ericus) DVX – SAXON(iae) – S(acri) RO(mani) IMP(erii) – ELECT(or) –[10]

Übersetzung: Friedrich, Herzog zu Sachsen, des Heiligen Römischen Reiches Kurfürst.

Rückseite

Die Rückseite zeigt ein Blumenkreuz, in dessen Winkeln die Buchstaben C(rux) – C(hristi) – N(ostra) – S(alus) (lat. = Christi Kreuz unser Heil) stehen. Das ist der Wahlspruch Friedrich des Weisen. Auf dem Innenkreis verteilt an den jeweiligen Schenkeln des Kreuzes sind die Zahlzeichen M – D – XX – II zu sehen. Das ist die Römische Zahlschrift für die Jahreszahl 1522.

Umschrift:

VERBVM DOMINI MANET IN AETERNVM

Übersetzung: Das Wort des Herrn bleibt in Ewigkeit.[11] (1. Brief des Petrus 1,25 LUT, bzw. Jesaja 40,6-8 LUT)

Siehe auch

Literatur

  • Christian Junker: Das Guldene und Silberne Ehren-Gedächtniß … D. Martini Lutheri … Medaillen oder Schau-Müntzen und Bildnisse von rarer Curiosität …, Frankfurt und Leipzig 1706
  • Walther Haupt: Sächsische Münzkunde. Deutscher Verlag der Wissenschaft, Berlin 1974
  • Paul Arnold: Die Genealogie der meißnisch-sächsischen Landesfürsten in Dresdner Numismatische Hefte Nr. 1, 1996. Herausgegeben vom Numismatischen Verein zu Dresden e. V.
  • Helmut Kahnt: Das große Münzlexikon von A bis Z, Regenstauf 2005
  • Paul Arnold, Max Fischer †, Ulli Arnold: Friedrich Wilhelm Hörnlein, 1873–1945, Dresden 1992
  • Berthold Hinz: Die Bildnisse der drei letzten Ernestinisch-Sächsischen Kurfürsten, Kassel 2004

Einzelnachweise

  1. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 267; 279
  2. Paul Arnold: Walther Haupt und seine „Sächsische Münzkunde“ . In: Numismatische Hefte, Dresden Nr. 20, 1986, S. 57: Schautaler oder Medaillen
  3. Christian Junker: Das Guldene und Silberne Ehren-Gedächtniß … (1706), S. 81: Dieses goldene etwa 44 Gramm schwere Schaustück kommt bei Walther Haupt nicht vor, stattdessen ein Doppelgulden (Gold) von 1522.
  4. Paul Arnold: Die sächsische Talerwährung von 1500 bis 1763, in: Schweizerische numismatische Rundschau, Band 59, 1980, S. 58
  5. Künker: Schautaler Friedrichs des Weisen von 1522
  6. Paul Arnold …: Friedrich Wilhelm Hörnlein, 1873–1945 (1992), S. 144
  7. Berthold Hinz: Die Bildnisse der drei letzten Ernestinisch-Sächsischen Kurfürsten (2004) S. 210
  8. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 190
  9. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 205: In Nürnberg geprägt, unter Taler eingeordnet, nach der sächsischen Münzordnung jedoch zu leicht.
  10. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 267
  11. Walther Haupt: Sächsische Münzkunde (1974), S. 279