Die Sammlung Liebermann war die private Kunstsammlung des deutschen Malers Max Liebermann. Dieser gehörte zu den bedeutendsten Berliner Kunstsammlern der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Er richtete sein Haus am Pariser Platz und seine Villa am Wannsee mit alten, meist französischen Möbeln und Gobelins ein und entsprach damit dem großbürgerlichen Zeitgeschmack von wohlhabenden Unternehmern und Bankiers. Mit seinem Vermögen (im Jahr 1913 betrug dieses 6,1 Millionen Mark bei Einnahmen von 400.000 Mark im gleichen Jahr) konnte er sich einen solchen Lebensstil leisten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Sammlern seiner Zeit favorisierte er die neue französische Malerei. Während seines Pariser Studienaufenthaltes in den 1870er-Jahren galt Liebermanns Interesse hierbei überwiegend den Künstlern der Schule von Barbizon. Die neue Malerei des Impressionismus ignorierte er zu diesem Zeitpunkt. Erst Anfang der 1880er-Jahre, als er gleichzeitig mit Édouard Manet im Pariser Salon ausstellte, bat Liebermann Manet, ihn kennenlernen zu dürfen. Ein Wunsch, den dieser – wie Jahre zuvor Millet – jedoch aus patriotischen Gründen ablehnte.
1882 brachten das Sammlerpaar Carl und Felicie Bernstein erstmals Werke der französischen Impressionisten nach Berlin. In ihrem Salon bewunderte Liebermann die Werke von Manet, Claude Monet und anderen. Durch Tausch gegen das Porträt Carl Bernsteins gelangte 1892 Manets Päonien als erstes Werk dieses Künstlers in die Sammlung Liebermann. Erst nach der Erbschaft des väterlichen Vermögens zwei Jahre später konnte Liebermann die inzwischen erheblich im Preis gestiegenen Werke französischer Realisten und Impressionisten in größerem Umfang erwerben. Allein von Manet erwarb er in den Folgejahren 16 Gemälde und ein Aquarell. Damit gehörte Liebermann zu den frühen Sammlern moderner französischer Kunst in Deutschland. Neben den Bildern Manets umfasste seine Sammlung noch 14 Bilder von Honoré Daumier, drei Gemälde von Claude Monet, mehrere Ölbilder und Pastelle von Edgar Degas sowie jeweils ein Gemälde von Paul Cézanne, Gustave Courbet, Charles-François Daubigny, Pierre-Auguste Renoir, Théodore Rousseau und Henri de Toulouse-Lautrec.[1]
Neben den französischen Bildern sammelte Liebermann auch Gemälde von Adolph Menzel, Fritz von Uhde und Jozef Israëls sowie ostasiatische Kunst. Er hatte in seiner Zeit in Paris und Barbizon mit dem Sammeln japanischer Holzschnitte begonnen, als Asiatika in Mode waren, und konnte bis in die 1890er Jahre eine der größten Sammlungen in Berlin zusammentragen. Unter den japanischen Kunstwerken waren auch Arbeiten von Tani Bunchō, Toyokuni und Utamaro.[2] Nach 1900 wandte sich Liebermann aber auch der chinesischen Kunst zu. Bis ins hohe Alter erwarb er asiatische Holzschnitte und gestaltete sein Haus mit ihnen, indem er sie neben impressionistischen Werken aufhängte.[3]
↑Annegret Janda: Max Liebermanns Kunstsammlung in seinen Briefen. In: Natter, Schoeps: Max Liebermann und die Impressionisten. 1997, S. 225–254.
↑Karl-Heinz Janda, Annegret Janda Bux: Max Liebermann als Kunstsammler. Die Entstehung seiner Sammlung und ihre zeitgenössische Wirkung. In: Staatliche Museen zu Berlin. Forschungen und Berichte. Bd. 15, 1973, ISSN0067-6004, S. 105–149, hier S. 107 f., doi:10.2307/3880722.
↑Margreet Nouwen: Der Garten im Fluchtpunkt. In: Jenns Eric Howoldt, Uwe M. Schneede (Hrsg.): Im Garten von Max Liebermann. Nicolai, Berlin 2004, ISBN 3-89479-180-2, S. 20–28, hier S. 25 f., (Katalog zur Ausstellung, Hamburger Kunsthalle vom 11. Juni bis 26. September 2004, Alte Nationalgalerie, Berlin vom 12. Oktober 2004 bis 9. Januar 2005).
Literatur
Tobias G. Natter, Julius H. Schoeps (Hrsg.): Max Liebermann und die französischen Impressionisten. DuMont, Köln 1997, ISBN 3-7701-4294-2 (Begleitbuch zur Ausstellung „Max Liebermann. Werke 1900 - 1918“ im Jüdischen Museum der Stadt Wien, 7. November 1997 bis 18. Jänner 1998).
Martin Faass (Hrsg.): Verlorene Schätze. Die Kunstsammlung von Max Liebermann. Im Auftrag der Max-Liebermann-Gesellschaft Berlin herausgegeben. Nicolai, Berlin 2013, ISBN 978-3-89479-839-0 (Mit einem Verzeichnis der Sammlung Liebermann erstellt von Karl-Heinz und Annegret Janda, überarbeitet und ergänzt von Monika Tatzkow).