Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).
Safinamid ist ein Monoaminooxidase-B-Inhibitor (siehe Monoaminooxidase-Hemmer). Die Substanz soll als Dopamin- und Glutamat-Modulator wirken. Safinamid soll sowohl die selektive, als auch die reversible MAO-B-Hemmung, sowie die Blockade der Dopamin-Wiederaufnahme ermöglichen. In klinischen Studien konnte gezeigt werden, dass die beiden Schlüsselmechanismen zur Kontrolle der Dopamin-Konzentration im Gehirn – Glutamatausschüttung und die Dopamin-Wiederaufnahme durch Hemmung der MAO-B-Aktivität – beeinflusst werden können.[5] Zusätzlich zur reversiblen Inhibierung von MAO-B blockiert Safinamid die spannungsabhängigen Natrium- und Calciumkanäle.[8]
Safinamid wird als Begleittherapie zu Levodopa bei der Parkinson-Krankheit bei Patienten im mittleren bis Spätstadium mit Fluktuationen eingesetzt.[5]
Entwicklungsgeschichte
Safinamid wurde ursprünglich von dem italienischen Pharmaunternehmen Farmitalia Carlo Erba erfunden.[9] 1993 wurde Farmitalia von Pharmacia übernommen. Zwei Jahre später schlossen sich Upjohn und Pharmacia zu Pharmacia & Upjohn zusammen. 1998 – die Firma hieß nun Pharmacia Corporation – erfolgte ein weltweites Restrukturierungsprogramm des Unternehmens, bei dem die neu gegründete Firma Newron Pharmaceuticals sämtliche Rechte an Safinamid (damals noch als PNU15774E bezeichnet) erhielt.[10] Newron vereinbarte 2006 mit der Merck KGaA, dass die weltweiten Exklusivrechte zur Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Safinamid an Merck gehen. Diese Exklusivrechte bezogen sich auf die Parkinson-Erkrankung, Alzheimer-Krankheit und andere Erkrankungen.[11] Am 21. Oktober 2011 gab Merck bekannt, dass das Unternehmen die Exklusivrechte im April 2012 an Newron zurückgeben wird. Begründet wurde die Entscheidung mit der Priorisierung von Projekten und einem – im Vergleich zu früheren Einschätzungen – geringeren Marktpotenzial von Safinamid.[12]
Aktuelle Situation der Zulassung
Der erste Zulassungsantrag bei der FDA wurde Anfang August 2014 aufgrund von formalen Fehlern im Zulassungsantrag zurückgewiesen[13]. Der Antrag wurde Ende Dezember 2016 erneut bei der FDA eingereicht.[14] Im März 2017 wurde die Zulassung von der FDA erteilt.[15]
Safinamid wurde im Dezember 2014 von der Europäischen Arzneimittel-Agentur zur Zulassung[16] empfohlen, welche von der Europäischen Kommission im Frühling 2015 gewährt wurde. Das Medikament wird unter dem Handelsnamen Xadago in Deutschland vertrieben. Die Zulassung in der Schweiz erfolgte 2015.[17]
Synthese
Die Herstellung von Safinamid kann in einer dreistufigen Synthese erfolgen. Im ersten Schritt wird 3-Fluorbenzylchlorid mit 4-Hydroxybenzaldehyd zur entsprechenden Etherstufe umgesetzt. Darauf folgt eine Azomethinbildung durch die Reaktion mit L-Alaninamid, welches im letzten Schritt mit Natriumborhydrid oder Wasserstoff zur Zielverbindung reduziert wird.[18]
Eigenschaften
Safinamid wird als Hydrochlorid- oder Mesylatsalz beschrieben. Das Mesylat tritt in zwei polymorphen Formen und als Hemihydrat auf.[1][2] Das Hemihydrat kristallisiert in einem monoklinen Kristallsystem mit der RaumgruppeP21. Die beiden Anhydratformen bilden ein orthorhombisches Kristallsystem mit der Raumgruppe P212121. Sie stehen enantiotrop mit einem reversiblen Umwandlungspunkt zwischen Tieftemperatur- und Hochtemperaturform bei 21 °C zueinander. Die Hochtemperaturform schmilzt bei 217 °C.[2] Für das Hydrochloridsalz wurden ebenfalls zwei polymorphe Formen gefunden. Ein Polymorph kristallisiert in einem triklinen Kristallsystem mit der Raumgruppe P1, das zweite als orthorhombisches Kristallsystem mit der Raumgruppe P212121.[19]
↑ abAurélien Lemercier, Yohann Cartigny, Pierrick Morice, Elise Vanbiervliet, Massimiliano Forcato, Gérard Coquerel: Spherical Agglomeration of Safinamide Mesylate: A Case Study of a Simultaneous Control of Crystalline Landscape and Micromeritic Properties in Org. Process Res. Dev. 27 (2023) 669–679, doi:10.1021/acs.oprd.2c00396.
↑ abcTomasz Pawlak, Marcin Oszajca, Małgorzata Szczesio, Marek J. Potrzebowski: Solid-State Study of the Structure, Dynamics, and Thermal Processes of Safinamide Mesylate – A New Generation Drug for the Treatment of Neurodegenerative Diseases in Mol. Pharmaceutics 19 (2022) 287–302, doi:10.1021/acs.molpharmaceut.1c00779.
↑Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
↑Perez-Lloret, S.; Rascol, O.: The Safety and Efficacy of Safinamide Mesylate for the Treatment of Parkinson’s Disease in Expert Rev. Neurother. 16 (2016) 245–258.
↑C. Caccia, R. Maj, M. Calabresi, S. Maestroni, L. Faravelli, L. Curatolo, P. Salvati, R. G. Fariello: Safinamide: from molecular targets to a new anti-Parkinson drug. In: Neurology. Band 67, Nr. 7 Suppl 2, Oktober 2006, S. S18–S23, PMID 17030736 (Review).
↑Paolo Pevarello, Alberto Bonsignori, Philippe Dostert, Franco Heidempergher, Vittorio Pinciroli, Maristella Colombo, Robert A. McArthur, Patricia Salvati, Claes Post, Ruggero G. Fariello, Mario Varasi: Synthesis and Anticonvulsant Activity of a New Class of 2-[(Arylalkyl)amino]alkanamide Derivatives. In: Journal of Medicinal Chemistry. Band41, Nr.4, 1998, S.579–590, doi:10.1021/jm970599m.
↑Safinamide: FCE 26743, NW 1015, PNU 151774, PNU 151774E. In: Drugs in R&D. Band 5, Nr. 6, 2004, S. 355–358, PMID 15563241 (Review).
↑A. Kleemann, J. Engel, B. Kutscher, D. Reichert: Pharmaceutical Substances - Synthesis, Patents, Applications, Thieme-Verlag Stuttgart, Onlinezugriff am 24. Juni 2023.
↑Jagadeesh Babu Nanubolu: Conformational Polymorphism in Safinamide Acid Hydrochloride (Z′ = 3 and Z′ = 1) and Observation of a Temperature-Dependent Reversible Single-Crystal to Single-Crystal Phase Transformation of High‑Z′ form (Z′ = 3 ↔ Z′ = 2 via an Intermediate Z′ = 4) in Cryst. Growth Des. 21 (2021) 133–148, doi:10.1021/acs.cgd.0c00958.
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