Der Rotkardinal oder Rote Kardinal (Cardinalis cardinalis), auch „Virginische Nachtigall“ genannt, ist eine Vogelart aus der Familie der Kardinäle (Cardinalidae).
Der Rotkardinal wird etwa 20–23 cm groß. Nördliche Rassen sind etwas größer. Er besitzt einen kräftigen, kegelförmigen Schnabel und eine aufstellbare Federhaube. Das Männchen hat einen rötlichen Schnabel und meist graue Beine. Nördliche Rassen sind dunkler, südliche Rassen sind leuchtender rot gefärbt. Der Rotkardinal zeigt eine Vorliebe für besiedeltes Gebiet. Er lebt in offenem Gelände mit reichlich Gebüsch und Hecken, in Parks, Gärten, an Waldrändern, in Waldlichtungen und in Auwäldern.
Das Federkleid
Die beiden Geschlechter unterscheiden sich in der Färbung des Gefieders. Das Männchen hat ein überwiegend scharlachrotes Federkleid mit mehr bräunlich-roten Farbtönen auf den Flügeln, am Rücken und am Schwanz, eine schwarze Gesichtsmaske. Das Weibchen unterscheidet sich vom Männchen durch ein oliv-bräunliches Gefieder mit rötlichen Farbtönen auf den Flügeln, am Schwanz und in der Haube, sowie durch eine weniger gut definierte, eher grau gefärbte Gesichtsmaske. Jungvögel sind ähnlich wie die Weibchen gefärbt, aber ganz ohne Gesichtsmaske.
Gesang
Der ziemlich variable Gesang wird von beiden Geschlechtern – oft im Duett – vorgetragen und kann das ganze Jahr über gehört werden. Eine typische Strophe beginnt mit einigen kräftigen Pfeif- und Flötentönen und wechselt dann zu einer schnellen, manchmal leise ausklingenden Tonfolge.
Der Gesang des Weibchens ändert sich saisonal und wird auch vom sozialen Umfeld beeinflusst. Am Anfang der Brutzeit singt das Weibchen auf einem höheren Ton als später und Weibchen in neuen Paaren singen mehr als in schon länger existierenden Paaren. Bei den Männchen wurden solche Unterschiede nicht beobachtet.
Verbreitung und Lebensraum
Der Rotkardinal lebt in fast ganz Mexiko und in den östlichen Bundesstaaten der USA, nach Westen bis Süd-Minnesota, Nebraska, Texas und Süd-Arizona reichend. Auch in den Hamptons kommt er vor.[1] Er erreicht im Süden noch Guatemala und Belize, im Norden den Südosten von Kanada. Er hat als Kulturfolger erst seit etwa 1890 sein Areal über den Ohio River hinaus kräftig nach Nordwesten und Norden ausgeweitet und dabei den Süden von Ontario und Québec erreicht. Die Art wurde in Hawaii eingeführt.
Ernährung und Lebensweise
Die Nahrung besteht überwiegend aus Samen und Früchten, im Sommer bis zu 1/3 auch aus Insekten, des Weiteren aus Blüten und Knospen.
Im gesamten Verbreitungsgebiet ist er ein Stand- und Strichvogel. Im Winter finden sich oft Gruppen aus bis zu 60 oder 70 Vögeln zusammen, die auf kurze Distanzen herumziehen.
Fortpflanzung
Im Lauf des Jahres werden meist zwei, manchmal auch bis zu vier Bruten großgezogen, beginnend im März. Das Männchen verteidigt das Brutrevier recht aggressiv. Das Weibchen baut unterdessen das Nest fast allein. Es baut das gut versteckte, napfförmige Nest aus Gräsern, Pflanzenstängeln und Moos in dichten Büschen oder nahe dem Stamm in der Krone von Nadelbäumen. Das Weibchen legt 3–4 grünliche bis weiße, braun getupfte Eier und bebrütet sie allein etwa 12 Tage lang. Die Jungvögel sind Nesthocker und werden bereits nach etwa 10 Tagen flügge, sind aber dann noch 2–4 Wochen lang von den Eltern abhängig. Während sich das Männchen um die Jungvögel kümmert, beginnt das Weibchen bereits mit der nächsten Brut.
Bedeutung, Kultur
Er gehört zu den auffälligsten Wildtieren der USA, besonders im Winter sind die leuchtend roten Tiere oft die einzigen Farbtupfen in einer weißen Landschaft.
Er wurde einst in Nordamerika gerne – vergleichbar mit dem Kanarienvogel – als Heimtier gehalten. In den USA und Kanada wird er seit 1918 infolge des Migratory Bird Treaty streng geschützt. Wer ihn fängt, tötet, kauft, verkauft oder im Käfig hält, kann zu Geld- und Gefängnisstrafen verurteilt werden.
C. c. cardinalis (Linnaeus, 1758)[3] – Die Nominatform kommt im Südosten Kanadas und dem zentralen und östlichen Teil der USA mit Ausnahme des Südosten von Georgia und Florida vor.
C. c. floridanusRidgway, 1896[4] – Diese Unterart ist im Südosten Georgias und in Florida verbreitet.
C. c. magnirostrisBangs, 1903[5] – Diese Unterart kommt im Süden von Texas und zentralen Gebiet von Oklahoma bis Mississippi vor.
C. c. canicaudusChapman, 1891[6] – Diese Subspezies kommt im Westen Oklahomas und dem westlichen und zentralen Teil von Texas bis Zentralmexiko vor.
C. c. coccineusRidgway, 1873[7] – Diese Subspezies ist von San Luis Potosi bis in den Norden von Oaxaca verbreitet.
C. c. igneusBaird, SF, 1860[15] – Diese Subspezies kommt im südlichen Niederkalifornien vor.
C. c. clintoniBanks, 1963[16] – Diese Unterart ist auf der Insel Seralvo im Nordosten Mexikos verbreitet.
C. c. townsendi (van Rossem, 1932)[17] – Diese Unterart ist auf der Tiburón-Insel und den angrenzenden Küstengebieten von Sonora verbreitet.
C. c. affinisNelson, 1899[18] – Diese Unterart kommt im nördlichen zentralen und westlichen zentralen Gebiet von Mexiko vor.
C. c. sinaloensisNelson, 1899[18] – Diese Subspezies kommt im Westen Mexikos vor.
C. c. mariaeNelson, 1898[19] – Das Verbreitungsgebiet dieser Unterart sind die Tres Marias Inseln.
C. c. carneus (Lesson, A, 1842)[20] – Diese Subspezies kommt im Südwesten Mexikos vor.
Literatur
Vondrasek J.R.: Social factors affect the singing rates of female northern cardinals Cardinalis cardinalis. In: Journal of Avian Biology. 37:52-57, 2006.
Carl von Linné: Systema Naturae per Regna Tria Naturae, Secundum Classes, Ordines, Genera, Species, Cum Characteribus, Differentiis, Synonymis, Locis. 10. Auflage. Band1. Impensis Direct. Laurentii Salvii, Stockholm 1758 (gdz.sub.uni-goettingen.de [abgerufen am 30. März 2015]).
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Richard Charles Banks: New Birds from Cerralvo Island, Baja California, Mexico. In: Occasional papers of the California Academy of Sciences. Nr.37, 1963, S.1–5 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 30. März 2015]).
↑Paul McCartney: Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung von Paul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-77650-2, S. 853 (zum Song You Tell Me, in dem der Rotkardinal vorkommt).