Der 1849 in Breslau geborene Richard Pischel besuchte von 1858 bis zum Abitur 1867 das Maria-Magdalenen-Gymnasium in seiner Geburtsstadt. Im Anschluss studierte er Indologie an der Universität Breslau, wo er 1870 seine Promotion bei Adolf Friedrich Stenzler mit einer Untersuchung über die Rezensionen der Sakuntala des Kalidasa ablegte und später seine Habilitation über die Prakrit-Grammatiker vorlegte.
1875 folgte Pischel dem Ruf an die Universität Kiel. Dort veröffentlichte er die Sakuntala nach der bengalischen Rezension und Textausgaben des Prakrit-Grammatikers Hemacandra.
1908 nahm Richard Pischel die Einladung der Universität Kalkutta zu einem Vortragszyklus über die mittel-indoarischen Sprachen an, starb jedoch bereits bei der Anreise in Madras. Die Universität Kalkutta ehrte ihn gleichermaßen durch den Ankauf seiner Privatbibliothek wie auch mit der Pischel Memorial Hall bis heute.
Schüler
Wilhelm Solf, (1862–1936) Promotion 1885, Übersetzung altindischer Liebeslyrik, später nach Jurastudium deutscher Diplomat, Kolonialbeamter und während der Weimarer Republik Politiker (DDP). Seine Frau Hanna Solf war Widerstandskämpferin im Dritten Reich und leitete den sogenannten Solf-Kreis.
Friedrich Schrader, (1865–1922) Promotion 1889, Übersetzung der Karmapradipa (Teil I.), später stellvertretender Chefredakteur der deutschsprachigen Istanbuler Tageszeitung Osmanischer Lloyd (1908–1917) und unter anderem Feuilletonkorrespondent der Frankfurter Zeitung, lebte ab 1891 in Istanbul.
Baron Alexander von Staël-Holstein, (1877–1937) Promotion 1900, Übersetzung der Karmapradipa (Teil II.), später Professor für Indologie, Tibetologie, und chinesische Phonetik an der Universität Peking, dort tätig ab 1918.
Karl Eugen Neumann, (1865–1915) Promotion 1891, promovierte mit einer Arbeit über einen Pali-Text, einer der ersten praktizierenden Buddhisten der Neuzeit in der westlichen Hemisphäre, heute vor allem in Europa als Gründervater des modernen westlichen Buddhismus verehrt.
↑Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 1751–2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3-525-82516-1, S. 190.
↑International India Exploration Society. In: Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen. 38. Bd., 4. H. (1905), S. 564.