Der Sohn des Buchhändlers und Verlegers Eduard Habermann studierte von 1865 bis 1868 Philosophie, Philologie und Psychologie an den Universitäten Zürich, Leipzig und Berlin. Als er seinen Familiennamen zu „Avenarius“ latinisierte, knüpfte er damit an einen Vorfahren in der väterlichen Linie an, der ebenfalls „Habermann“ (von „Hafer“, lat.: „avena“) ins Lateinische übersetzt hatte. In Leipzig wurde er 1868 promoviert und 1876 habilitiert. 1877 folgte er einem Ruf als ordentlicher Professor für Philosophie, Psychologie und Pädagogik an die Universität Zürich.
Denken
Im Kern seiner Philosophie will er alles eliminieren, was nicht reine Erfahrung ist, das heißt, dass alles, was nicht dem Aussageinhalt (E-Wert) entspricht, durch die Umgebung selbst bedingt wird, es mithin keinen Unterschied zwischen innerer und äußerer Erfahrung eines Individuums gibt. Er begründet seine Aussagen damit, dass das vorfindende Individuum im System C (= Großhirn) repräsentiert ist. Danach ist Philosophie „das wissenschaftlich gewordene Streben …, die Gesamtheit des in der Erfahrung Gegebenen mit dem geringsten Kraftaufwand zu denken“. Avenarius hat die Bedeutung des Ökonomieprinzips für das seelische Leben und das Erkennen analysiert.
Ueber die beiden ersten Phasen des Spinozischen Pantheismus und das Verhältnis der zweiten zur dritten Phase. Eduard Avenarius, Leipzig 1868; archive.org.
Philosophie als Denken der Welt gemäß dem Prinzip des kleinsten Kraftmaßes. Prolegomena zu einer Kritik der reinen Erfahrung. Fues, Leipzig 1876; 2. Auflage 1903; archive.org.
Wendell T. Bush: Avenarius and the standpoint of pure experience. The Science Press, New York 1905; archive.org.
Friedrich Carstanjen: Richard Avenarius’ biomechanische Grundlegung der neuen allgemeinen Erkenntnistheorie. Eine Einführung in die „Kritik der reinen Erfahrung“. Ackermann, München 1894; archive.org.
Oskar Ewald: Richard Avenarius als Begründer des Empiriokritizismus. Ernst Hofmann, Berlin 1905; archive.org.