Eine der Basistätigkeiten des Rettungsfachpersonals ist die Patientenuntersuchung. Sie setzt sich aus professionellen Untersuchungsschritten und einer gezielten Patientenbeobachtung zusammen, an die sich Sofortmaßnahmen anschließen. Hierfür gibt es Rettungsdienst-Schemata, die in Einsatz und Übung Anwendung finden.[1] Es gibt eine Fülle von Akronymen in der Notfallmedizin, welche die Arbeit erleichtern sollen.
Unmittelbar nach Eintreffen an der Einsatzstelle erfolgt die Beurteilung der Lage. Das SSSS-Schema (4S-Schema) berücksichtigt dabei vor allem den Eigenschutz.
Zusätzlich kann das 4S-Schema auch zum 9S-Schema bei einem Patienten ausgeweitet werden. Damit beschreibt es zusätzlich die Kontaktaufnahme zu dem Patient / der Patientin.
Gefährdung für Helfer (Eigengefährdung), Patienten und Anwesende (Fremdgefährdung) abschätzen
Situation
Verletzungsmechanismus / Krankheitsbild bestimmen
Support
Bedarf an weiteren Kräften (Notarzt, technische Rettung, Einsatzleitung, Polizei) prüfen
SSSSS
Sag, das du da bist
Verschaffe dir Aufmerksamkeit und stelle dich dem Patienten vor
Schirme den Patient ab
Schütze vor Gaffern und verschaff dem Patient (und dir) Ruhe
Schau dir den Patient an
Erster Eindruck über den Patient. Blass? (Starker) Blutverlust? Erster Eindruck über die Atmung
Sprich und höre zu
Was sagt der Patient? Wie geht es ihm? Suche Vertrauen
Suche Kontakt
Suche vorsichtig Körperkontakt zu dem Patienten.
SICK-Schema
Das SICK-Schema stammt aus der taktischen bzw. militärischen Medizin und dient der Strukturierung der Care under Fire (CuF) und Tactical Field Care (TFC) Maßnahmen. Es behandelt dabei teils ähnliche Aspekte wie das 4S-Schema und wird dem ABCDE-Schema vorangestellt bzw. in das cABCDE-Schema integriert.[2]
SICK-Schema
Kürzel
Bezeichnung
Zweck
SICK
Security
Überblick über Lage verschaffen mit Schwerpunkt auf Sicherheit, Nachforderung weiterer Kräfte
Impression
Orientierende Erstuntersuchung des Patienten und Festlegung eines individuellen Vorgehens („treat and go“)
Critical Bleeding
Identifikation lebensbedrohlicher Blutungen und Blutstillung
Kinematics
Beurteilung des Verletzungsmechanismus
AVPU-Schema / WASB-Schema
Das AVPU-Schema dient dazu, den Wachheitsgrad bei der ersten Annäherung an einen Patienten zu beurteilen. Die deutschsprachige Version spricht vom WASB-Schema
AVPU-/WASB-Schema
Kürzel
Bezeichnung
deutsch
Beurteilung
AVPU / WASB
Alert
Wach
Patient wach und reagiert auf Ansprache
Verbal response
Ansprache
Patient reagiert erst auf laute Ansprache
Painful stimuli
Schmerzreiz
Patient reagiert erst auf Schmerzreize.
Unresponsive
Bewusstlos
Patient reagiert weder auf laute Ansprache noch auf Schmerzreize.
ABCDE-Schema
In der Notfallmedizin ist das ABCDE-Schema ein standardisierter Untersuchungsgang, um gesundheitliche Probleme des Patienten zu erkennen und lebensbedrohliche Zustände unverzüglich zu behandeln. Verfolgt werden zwei Ziele:
Beurteilung des Patienten (Erkennen der Lebensbedrohung)
Behandlung des Patienten („Treat first what kills first“: „Behandle zuerst das, was zuerst tötet“).
Der Ursprung des Schemas geht auf Peter Safar zurück, der 1957 das Buch ABC of Resuscitation[3] schrieb, was von der American Heart Association als Basis für die Herangehensweise der Kardiopulmonalen Reanimation in 1973 übernommen und 1975 erstmals publiziert wurden.[4] Seitdem haben viele Institutionen der Notfallmedizin das Schema übernommen und teils weiterentwickelt. Im Juni 2005 wurde vom Wiederbelebungsrat Großbritanniens das bis heute am meisten verwendete ABCDE-Schema veröffentlicht,[5] was durch die Veröffentlichung von Thiem et al.[6] detailliert beschrieben wurde. Eine wesentliche Weiterentwicklung folgte 2006, als Hodgetts den kritischen Blutverlust in den Mittelpunkt gerückt und so das Schema zu <c>ABCDE[7] angepasst hat.
ABCDE-Schema für nicht-traumatologische und traumatologische Patienten
Kürzel
Bezeichnung
deutsch
Untersuchung
ABCDE
Airway
Atemweg
Kontrolle der Atemwege und Sicherung dieser wenn notwendig. HWS-Immobilisation bei Trauma überprüfen.
Breathing
Atemfrequenz
Kontrolle der Atemfrequenz, Oxygenierung, Atemarbeit, Hautemphysem, gestauten Halsvenen. Auskultation. Beim Trauma: Thoraxstabilität
Circulation
Kreislauf
Erfassen von Puls, Blutdruck, Rekapillarisierungszeit, Diaphorese, Abdomenuntersuchung. Beim Trauma: Becken und Oberschenkel
Bodycheck, Temperaturmessung, Wärmemanagement, Beim Trauma: Frakturschienung
Das Vorgehen nach dem ABCDE-Schema ist bei Zustandsänderung oder nach Maßnahmen zu wiederholen, um Ursache oder Ergebnis zu erkennen.
Das ABCDE-Schema wird durch ein vorangestelltes <c> zum <c>ABCDE-Schema erweitert. Das c steht für Critical Bleeding = lebensbedrohliche externe Blutungen. Kritische Blutungen müssen sofort gestoppt werden durch manuelle Kompression oder Druckverband / Tourniquet (Zeit notieren), da starke Blutungen der wesentliche Punkt für die Sterblichkeit insbesondere von traumatologischen Patienten sind.[7] Nach neuer Definition des Pre Hospital Trauma Life Support wurde das <c> durch den Buchstaben <x> ersetzt, also xABCDE, wobei das <x> für eine EXsanguination (deutsch „Ausblutung“) steht.[8] Im Militärischen Bereich wird teilweise das <c>ABCDE zu <sick>ABCDE erweitert (SICK-Schema siehe oben.)
Bei der Übergabe eines Patienten vom Rettungsdienst/Notarzt in der Notaufnahme einer Klinik sollten die Befunde des ABCDE-Schemas enthalten sein.
ABC-Schema
Wird bei einem („leblosen“) Patienten eine fehlende oder nicht normale Atmung und Pulslosigkeit festgestellt, wird nicht nach dem ABCDE-Schema vorgegangen, sondern nach den Algorithmen zur Herz-Lungen-Wiederbelebung (Reanimation).[9] Als Merkregel wurde ein ABC-Schema der lebensrettenden Sofortmaßnahmen entwickelt:
ABC-Schema der Reanimation
Kürzel
Maßnahme
Durchführung
ABC
Atemwege
freimachen und freihalten
Beatmen bzw. Beatmung
2× alle 30 Sekunden
Circulation – Zirkulation in Gang bringen → Herzdruckmassage
100–120×/Minute – alle 2 Minuten Helfer wechseln; nie länger als 5 Sekunden unterbrechen.
Wegen der hohen körperlichen Belastung bei der Herzdruckmassage sollten mindestens zwei Ersthelfer im Wechsel tätig sein.
Bei Ertrinkungsnotfällen, Rauchgasvergiftungen, Säuglingen und Kleinkindern sollen 5 initiale Beatmungen durchgeführt werden.
Drucktiefe bei Erwachsenen: mindestens 5 cm, jedoch nicht mehr als 6 cm.
Vorausgesetzt, die Herzdruckmassage wird richtig durchgeführt, kann der Blutkreislauf maximal zu einem Drittel der normalen Funktion aufrechterhalten werden.
AMPEL-Schema
Das AMPEL-Schema ist eine einfache Abfrage zur Patientenuntersuchung, welches das „Umfeld“ des Patienten darstellt. Als Alternative kann auch das SAMPLER-Schema verwendet werden.
AMPEL-Schema für die Patientenabfrage
Kürzel
Bezeichnung
Frage
Erläuterung
AMPEL
Allergie
Frage nach Allergien
allgemeine (Heuschnupfen), oder auf Medikamente
Medikamente
Frage nach Einnahme von Medikamenten
bei Frauen auch Minipille
Patientengeschichte
Operation während der letzten 6-8 Wochen
Ereignisrelevante Eingriffe
Ereignis
wie ist der Unfall passiert
ggf. Zeugen befragen
Letzte
Letztes Essen, Trinken, Ausscheiden, Periode
Zeitangaben
BASICS-Schema
Nach dem BASICS-Schema wird vor allem bei der Versorgung von wachen und ansprechbaren Patienten vorgegangen.
BASICS-Schema
Kürzel
Maßnahme
Maßnahmen
BASICS
Beruhigen
Vermeiden von Blutdrucksteigerung, Hyperventilation
Atmung optimieren
Vermeiden von Hypo-/ Hyperventilation; Störfaktoren entfernen
Stabiler Blutdruck
Bei tastbarem peripheren Puls: systolischer RR >80 mmHG
Immobilisation / Lagerung
Frakturfixierung; Hoch- bzw. Tieflagerung des Oberkörpers; Cave: Unterkühlte so wenig wie möglich bewegen*
Check-up / Basismonitoring
umfassen Blutdruck, EKG, Blutzucker, Pulsoxymetrie und körperliche Inspektion.
Sobald die Basismaßnahmen der Reanimation stehen, kommt man in den Bereich des Advanced Life Support (Erweiterte Maßnahmen bei der Reanimation). Es folgt die Frage nach der Ursache für den Herzkreislaufstillstand. Ist es eine Ursache, die ggf. behoben werden kann, sollte dies möglichst bald erfolgen. Um sich die reversiblen Ursachen eines Herzkreislaufstillstandes merken zu können, gibt es die Merkregel 4H & HITS.[13]
4H & HITS
Kürzel
Bezeichnung
Inhalt
4H
Hypoxie
Sauerstoffmangel
Hypovolämie
Volumenmangel
Hypothermie
Unterkühlung
Hypo- / Hyperkaliämie
(Stoffwechselstörungen)
HITS
Herzbeuteltamponade
Intoxikation
Vergiftung
Thromboembolie
Spannungspneumothorax
(BE)FAST-Schema
Für die neurologische Untersuchung hat sich das so genannte (BE)FAST-Schema bewährt.[14][15]
FAST-Schema für neurologische Patientenbefunde
Kürzel
Bezeichnung
Untersuchung
FAST
Face
Kann der Patient lächeln / die Zunge rausstrecken / die Stirn runzeln?
Arms
Kann der Patient die ausgestreckten Arme/Beine auf gleiche Höhe heben und halten?
Speech
Kann der Patient einen Satz nachsprechen?
Time
Ist der Patient räumlich und zeitlich orientiert?
Das FAST-Schema ist vielen zur Diagnostik bei einem vermuteten Schlaganfall (Apoplex) bekannt. Im Jahr 2017 veröffentlichten Sushanth Aroor, Rajpreet Singh, and Larry B. Goldstein einen Artikel, der sich mit den Ergebnissen einer Untersuchung mit dem FAST-Schema befasste. Es ergab sich, dass 14 % der insgesamt 736 Patienten durch das FAST-Schema nicht erkannt worden wären.[16] Es stellten sich zwei klinische Merkmale bei den nicht diagnostizierten Patienten als führend heraus:
Stand- und Gangunsicherheit (= B wie Balance)
Sehstörungen (= E wie Eyes)
Man vermutete eine Verbesserung der Erfassung von Schlaganfällen, wenn das BEFAST-Schema angewandt wird.
BEFAST-Schema für neurologische Patientenbefunde
Kürzel
Bezeichnung
Untersuchung
BEFAST
Balance
Liegt eine Gleichgewichtsstörung vor? Links-/Rechtsneigung beim Gehen?
Eyes
Liegt eine Sehstörung und/oder ein Sehverlust vor?
Face
Kann der Patient lächeln / die Zunge rausstrecken / die Stirn runzeln?
Arms
Kann der Patient die ausgestreckten Arme/Beine auf gleiche Höhe heben und halten?
Speech
Kann der Patient einen Satz nachsprechen?
Time
Ist der Patient räumlich und zeitlich orientiert?
2018 wurde anschließend die erste präklinische Studie durchgeführt um das BEFAST-Schema zu reevaluieren.[17] In dieser Untersuchung konnte keine Verbesserung der Erkennung von Schlaganfallpatienten durch die Verwendung des BEFAST-Schemas festgestellt werden.
GCS
Die Glasgow Coma Scale (GCS) ist eine einfache Skala zur Abschätzung einer Bewusstseinsstörung. Sie ist ein in der Notfallmedizin und beim Rettungsdienst verbreitetes Bewertungsschema zur Beschreibung der Bewusstseinslage als Korrelat der Funktion des zentralen Nervensystems in der Schlaganfall-Diagnostik, auch nach einem Schädel-Hirn-Trauma
Glasgow Coma Scale für Erwachsene
Punkte
Augen öffnen
Verbale Kommunikation
Motorische Reaktion
6 Punkte
—
—
befolgt Aufforderungen
5 Punkte
—
konversationsfähig, orientiert
gezielte Schmerzabwehr
4 Punkte
spontan
konversationsfähig, desorientiert
ungezielte Schmerzabwehr
3 Punkte
auf Aufforderung
unzusammenhängende Worte
auf Schmerzreiz Beugesynergismen (abnormale Beugung)
2 Punkte
auf Schmerzreiz
unverständliche Laute
auf Schmerzreiz Strecksynergismen
1 Punkt
keine Reaktion
keine verbale Reaktion
keine Reaktion auf Schmerzreiz
Der Wert reicht von 3 (tief bewusstlos/Koma) bis 15 (wach, konversationsfähig, voll orientiert).
Das IPAP(F)-Schema wird zur Untersuchung des Patienten genutzt.
IPAP(F)-Schema
Kürzel
Bezeichnung
Untersuchung
IPAP(F)
Inspektion
Verletzungen, Hämatome, Ausschläge auf der Haut?
Palpation
Schmerzen bei Druck auf eine bestimmte Stelle? Verhärtungen oder Stufenbildung beim Tasten?
Auskultation
Stethoskop: Krankhafte Lungen- oder Bauchgeräusche?
Perkussion
Klopfschall auf Bauch und Brust
Funktion
Funktion / Bewegungsfähigkeit prüfen
NACA-Score
Der NACA-Score (auch NACA-Schema oder NACA-Index) ist ein Scoring-System um die Schwere von Verletzungen, Erkrankungen oder Vergiftungen in der (Notfall-)Medizin zu beschreiben. Es wurde vom namensgebenden National Advisory Committee for Aeronautics entwickelt.[18]
NACA 0
Keine Verletzung oder Erkrankung. Diese Kategorie wird häufig entweder ersatzlos gestrichen oder durch NACA I ersetzt.
z. B. Fehleinsatz.
NACA I
Geringfügige Verletzung bzw. Funktionsstörung. In der Regel keine notärztliche Intervention erforderlich.
z. B. Prellung, leichte Hautabschürfung.
NACA II
Leichte bis mäßig schwere Funktionsstörung. Ambulante ärztliche Abklärung bzw. Therapie, in der Regel aber keine notärztlichen Maßnahmen erforderlich.
z. B. Fraktur eines Fingerknochens, mäßige Schnittverletzungen; Verbrennung II. Grades.
NACA III
Mäßige bis schwere, aber nicht lebensbedrohliche Störung. Stationäre Behandlung erforderlich, häufig auch notärztliche Maßnahmen vor Ort.
Schwere Störung, bei der die kurzfristige Entwicklung einer Lebensbedrohung nicht ausgeschlossen werden kann; in den überwiegenden Fällen ist eine notärztliche Versorgung erforderlich.
z. B. Wirbelverletzung mit neurologischen Ausfällen; schwerer Asthmaanfall; Medikamentenvergiftung.
NACA V
Akute Lebensgefahr. Transport in Reanimationsbereitschaft.
z. B. drittgradiges Schädel-Hirn-Trauma; schwerer Herzinfarkt; erhebliche Opioidvergiftung.
Nikotin- und Alkoholkonsum, Drogen, familiäre Vorbelastungen, Schwangerschaft
Soziale Faktoren
Wohnsituation, Familiäre Belastungen
Das vormals bekannte S für Schwangerschaft wurde ersetzt durch die sozialen Faktoren. Schwangerschaft wurde in die Risikofaktoren übernommen.
KISS-Schema
Das KISS-Schema hilft bei der Beurteilung von Traumapatienten um die Notwendigkeit einer Stabilisierung des Beckens abzuschätzen.
KISS-Schema
Kürzel
Bezeichnung
Bedeutung
KISS
Kinematik
Beurteilung der Unfallkinematik: Könnte einer knöcherne Verletzung des Beckens vorliegen? Zum Beispiel Stürze aus großer Höhe, Frontalaufprall, PKW gegen Fahrradfahrer etc.
Inspektion
Sind nach Entkleiden des Patienten Verletzungen, Fehlstellungen oder Hämatome am Becken zu sehen? Liegen die Füße auseinander geklappt? (Open-Book Fraktur)
Schmerz
Gibt der Patient Schmerzen im Bereich des Beckens an?
Stabilität
Ist das Becken bei seitlichem Druck instabil?
Sobald einer der Punkte im KISS-Schema positiv ist, besteht Anhalt für eine Beckenfraktur und somit die Indikation zur Anlage einer Beckenschlinge. Dabei ist zu beachten, dass das Schema der Reihe nach abgearbeitet werden sollte, d. h. spricht die Kinematik des Unfalls schon für eine Beckenverletzung, sollte keine weitere spezifische Untersuchung des Beckens erfolgen, sondern schnellstmöglich die Beckenschlinge angelegt werden.
Manchmal wird das letzte „S“ auch mit „Stabilisierung“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass die Indikation zur Stabilisierung des Beckens (Beckenschlinge) gegeben ist, sobald einer der drei vorherigen Punkte positiv ist.
PPP-Schema
Im Zusammenhang mit der Beckenschlinge bei einer Beckenfraktur, die mit massivem Blutverlust in das Becken einhergehen kann, steht das PPP-Schema. „Pulse, Penis, Pockets“ sind die Dinge, die nach der Indikationsstellung vor der Anlage der Schlinge überprüft und ggf. korrigiert werden.
PPP-Schema
Kürzel
Kriterium
Untersuchung/Maßnahme
PPP
Pulse
Kontrolle der peripheren Pulse
Penis
Penis liegt mittig
Pockets
Hosentaschen sind leer
qSOFA
Der „quick Sepsis-related organ failure assessment score“, kurz qSOFA, soll dabei helfen, potentielle Sepsis-Verdachtsfälle schon präklinisch zu identifizieren und einer zielgerichteten Versorgung zuzuführen.
qSOFA
Kürzel
Kriterium
Wert
Punktzahl
qSOFA
Atemfrequenz
≥ 22/min
1
GCS
< 15
1
systolischer Blutdruck
≤ 100 mmHg
1
Bei einem qSOFA von 2 oder 3 Punkten soll die Suche nach einem möglichen Infektherd erfolgen; das können neben augenscheinlich sichtbaren Entzündungen auch akute gastrointestinale oder pulmonale Erkrankungen sein, häufig sind auch Harnwegsinfekte (insbesondere bei Dauerkatheter > Urosepsis). Ist neben einem positiven qSOFA ein Infektherd oder allgemeine Entzündungszeichen (Fieber…) vorhanden, sollte der Sepsisverdacht gestellt und vor allem an die Klinik übergeben werden.
(p)DMS
Die periphere Durchblutung, Motorik und Sensibilität ergänzt die sowohl den neurologischen als auch traumatologischen Untersuchungsgang. Insbesondere bei Verletzungen ist die pDMS-Kontrolle vor und nach der Schienung obligatorisch. Die Untersuchung erfolgt immer im Seitenvergleich.
(p)DMS
Kürzel
Kriterium
Untersuchung
(p)DMS
Durchblutung
Durchblutung distal der Verletzung sichergestellt? Recap < 2s oder peripherer Puls tastbar?
Motorik
Bewegung distal der Verletzung möglich?
Sensibilität
Gefühl distal der Verletzung vorhanden oder verändert?
DCAP-BTLS-Akronym
Das DCAP-BTLS-Akronym hilft Verletzungen bei der Patientenuntersuchung aufzuspüren.[23]
DCAP-BTLS
Kürzel
Bezeichnung
Bedeutung
DCAP
Deformities
Deformierungen
Contusions
Prellungen
Abrasions
Abschürfungen
Penetrations
Eintrittswunden
BTLS
Burns
Verbrennungen
Tenderness
Empfindlichkeit
Lacerations
Risswunde
Swelling
Schwellung
APGAR-Score
Mit dem APGAR-Score lässt sich der Effekt von Reanimationsmaßnahmen von Neugeborenen beschreiben.
Die Bewertung wird 1 Minute, 5 Minuten und 10 Minuten nach der Geburt durchgeführt. Je Merkmal werden jeweils 0 Punkte (Merkmal fehlt), 1 Punkt (Merkmal nicht ausgeprägt) oder 2 Punkte (Merkmal gut vorhanden) vergeben. Bei Wertungen zwischen 5 und 8 gilt das Neugeborene als gefährdet, bei unter 5 als akut lebensgefährdet.
KUS-Skala
Die KUS-Skala (KUSS) steht für „Kindliche Unbehagens- und Schmerz-Skala“ und wird zur Befindlichkeitserfassung von Säuglingen und Kleinkindern verwendet.[24]
Der MARCH-PAWS-Algorithmus beschreibt das Vorgehen eines Soldaten als Ersthelfer während eines militärischen Kampfeinsatzes im Sinne eines Tactical Field Care.[25]
MARCH-PAWS-Algorithmus
Kürzel
Bedeutung
MARCH
Massive Blutung
Atemwegsmanagement
Respiration (Atmung)
Circulation (Kreislauf)
Hypothermie/Hypovolämie/Kopfverletzungen
PAWS
Pain (Schmerzen)
Antibiotika
Wunden
Schienen
SEPSIS-Vergiftungsschema
Durch die Anfangsbuchstaben des Wortes Sepsis mit den Krankheitsbildern, kann eine Vergiftung erkannt werden. Die Symptome treten immer gemeinschaftlich auf.
SEPSIS-Vergiftungsschema
Kürzel
Bedeutung
SEPSIS
Schüttelfrost, Fieber oder starke Muskelschmerzen
Extremes, nie gekanntes Krankheitsgefühl
Periphere Minderungsdurchblutung, verfärbte Haut
Schläfrigkeit, Verwirrtheit
Ich habe mich gefühlt, als würde ich sterben
Schnelle, Schwere Atmung, Luftnot
PECH-Regel
Die PECH-Regel fasst die Behandlungsmaßnahmen bei akuten Muskel- und Gelenkverletzungen zusammen, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. In englischsprachigen Ländern spricht man von RICE (rest, ice, compression, elevation). Sie beschreibt die vorläufige Erstversorgung einer leichten Verletzung.
PECH-Regel
Kürzel
Bedeutung
Maßnahme
PECH
Pause
Einstellen der Betätigung
Eis
Kühlung des betroffenen Körperteils
Compression
Anlegen eines Verbandes mit einer elastischen Binde
Hochlagern
des verletzten Körperteils
Die PECH-Regel und insbesondere die Kühlung sind ungeeignet zur Behandlung eines Muskelkrampfs (stattdessen Streckung des betroffenen Muskels, Trinken von „Gurkenwasser“ (verdünnter Essig), eventuelle Gabe von Magnesium).
* Zusatzkennzeichnung: a = hohe Transportpriorität, b = niedrige Transportpriorität
Unverletzte werden nicht von diesem System erfasst, sie werden vom Betreuungsdienst namentlich registriert. Auch wenn zunächst kein physisches Problem vorliegt, können sich ernsthafte psychische Schock-Komplikationen entwickeln.
↑Taktische Medizin: Notfallmedizin und Einsatzmedizin. 2., überarbeitete Auflage. Springer-Verlag, Berlin Heidelberg 2015, ISBN 978-3-642-39688-5.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Parameterproblem: Dateiformat/Größe/Abruf nur bei externem Link
↑Pearce Wright: Obituary: Peter Safar. In: The Guardian. 13. August 2003, abgerufen am 6. Dezember 2014 (englisch).
↑ResusCouncilUK Website: web.archive.org; abgerufen am 7. Juli 2022.
↑Thiem et al.: Initial assessment and treatment with the Airway, Breathing, Circulation, Disability, Exposure (ABCDE) approach In International Journal of General medicine, 2012, 5, S. 117–121. doi:10.2147/IJGM.S28478
↑ abTJ Hodgetts et al.: ABC to <C>ABC: redefining the military trauma paradigm In: Emergency Medicine Journal, 2006, 23, S. 745–746.
↑Eintrag zu CABCDE-Schema im Flexikon, einem Wiki der Firma DocCheck, abgerufen am 7. Oktober 2023.
↑Sushanth Aroor, Rajpreet Singh, Larry B. Goldstein: BE-FAST (Balance, Eyes, Face, Arm, Speech, Time): Reducing the Proportion of Strokes Missed Using the FAST Mnemonic. In: Stroke. Band48, Nr.2, Februar 2017, ISSN0039-2499, S.479–481, doi:10.1161/STROKEAHA.116.015169 (ahajournals.org [abgerufen am 17. März 2023]).
↑David Pickham, André Valdez, Jelle Demeestere, Robin Lemmens, Linda Diaz, Sherril Hopper, Karen de la Cuesta, Fannie Rackover, Kenneth Miller, Maarten G. Lansberg: Prognostic Value of BEFAST vs. FAST to Identify Stroke in a Prehospital Setting. In: Prehospital Emergency Care. Band23, Nr.2, 4. März 2019, ISSN1090-3127, S.195–200, doi:10.1080/10903127.2018.1490837 (tandfonline.com [abgerufen am 17. März 2023]).
↑Simon Damböck: Organisation Einsatztaktik im Rettungsdienstbereich München. (PDF; 19,27 MB) Themen und Lernzielkatalog Ausbildung Rettungssanitäter. In: einsatztaktik.de. 2015, abgerufen am 23. Dezember 2024 (Details außerhalb Münchens und Bayerns unterscheiden sich in anderen Bundesländern).
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