Dieser Artikel behandelt das von 1996 bis 2023 produzierte Modell mit Verbrennungsmotor. Zum ab 2024 produzierte Elektroauto siehe Renault Scénic E-Tech.
Der Renault Scénic ist ein Kompaktvan des französischen Automobilherstellers Renault. Der zwischen 1996 und 2023 produzierte sogenannte Monospace wurde im nordfranzösischen Douai nahe Lille gefertigt.
Die Studie wurde 1991 auf der IAA vorgestellt, die Markteinführung in Europa fand Ende 1996 statt. Der Scénic wurde außerdem zum Auto des Jahres 1997 gewählt.
Er basiert auf dem Renault Mégane und wurde in den ersten drei Jahren, bis zum Facelift im Spätsommer 1999, als Renault Mégane Scénic verkauft. Seitdem heißt er nur Scénic, die Bezeichnung Mégane ist seitdem in ein Kunststoffteil neben den hinteren Fenstern eingeprägt.
Im Sommer 2003 wurde der Kompaktvan komplett überarbeitet und als Scénic II bezeichnet. Im Frühjahr 2004 kam die siebensitzige Variante Grand Scénic hinzu. Die zwei zusätzlichen Sitze der dritten Sitzreihe lassen sich im Kofferraumboden versenken. Im September 2006 wurde das Modell leicht überarbeitet. Angeboten wird auch ein Fünfsitzer des Grand Scénic mit der Bezeichnung XXL.
In Taiwan produzierte der taiwanische Automobilhersteller Yulon von 2003 bis 2009 den Renault Scénic in seinen zwei Generationen jeweils in der Phase II. Der Hersteller verwendete allerdings noch den Urnamen des Vorgängermodells und vermarktete den Kompaktvan unter dem Namen Renault Mégane Scénic.
Der Scénic war der erste erfolgreiche Kompaktvan auf dem europäischen Markt und war bereits früh auch in einer Allradvariante erhältlich, die in der Fachpresse vielfach gelobt wurde. Im Hinblick auf den Komfort war der Antriebsstrang mit einer Hardyscheibe (Gelenkscheibe der Süddeutschen Gelenkscheibenfabrik SGF) versehen.
Die nachfolgenden Angaben zu den einzelnen Scénic-Modellen beziehen sich jeweils auf diejenigen Versionen, die auf dem deutschen und österreichischen Markt angeboten wurden. Auf Grund der großen Varianz von Sondermodellen und Motoren in allen anderen europäischen Ländern würde das Eingehen auf alle jemals produzierten Varianten an dieser Stelle den Rahmen sprengen.
Der Renault Scénic der zweiten Generation wurde im Juni 2003 eingeführt. Im Vergleich zum Vorgänger war vor allem die Heckpartie geändert und an das Design des zweiten Renault Mégane angelehnt worden. Ausstattungsdetails und Technik wurden in großer Zahl ebenfalls vom Mégane übernommen, der ein halbes Jahr zuvor auf den Markt gekommen war. Neu war eine elektronische Parkbremse, die vom Renault Espace und Renault Laguna stammte und von Küster Automotive Control Systems GmbH entwickelt worden war.
Im April 2004 kam der um 23 cm längere Grand Scénic dazu, der optional über sieben Sitze (die hinteren zwei davon im Kofferraum versenkbar) verfügte.
Im Rahmen einer leichten Modellpflege wurden Anfang 2005 Ausstattungsdetails sowie die Farbgebung der Heckleuchten geändert. Der Innenraum erfuhr ebenfalls Detailveränderungen. Die Kopfstützen auf den Rücksitzen waren mit einer neuen Technik versehen: Die Kopfstützen ließen sich aufklappen, dahinter befanden sich zwei seitlich gepolsterte Stützen. Diese dienten zum einen als Kopf- und Nackenstütze, darüber hinaus als Schutz vor einem zu schnellen Vor- und Zurückschnellen des Kopfes bei einer Kollision (Schleudertrauma). Diese Kopfstützen waren optional erhältlich und waren aufpreispflichtig.
Ausstattungsvarianten
Authentique
Emotion
Expression
Dynamique
Privilège
Avantage (Sondermodell)
Exception (zunächst Sondermodell, danach in Serie übernommen)
Sky (Sondermodell)
Heckansicht
Renault Grand Scénic (2004–2006)
Phase II
Im September 2006 wurden Scénic bzw. Grand Scénic modifiziert (Phase II). Im Wesentlichen wurden die Kühleröffnungen erweitert, die Außenspiegel sind nun bei jedem Modell in Wagenfarbe lackiert und die Rücklichter sind jetzt auch in LED-Ausführung zu haben.
Das Navigationssystem wurde verbessert (Carminat 3, z. T. auch Carminat 2 Bluetooth). Die Abmessungen haben sich zur ersten Generation nicht verändert, als Ausstattungsvarianten kamen Extreme und Prèstige dazu. Die Dieselmotoren sind teilweise mit Partikelfilter lieferbar (FAP).
Am 29. Juni 2010 wurde seitens Renault bekanntgegeben, dass 695.000 Fahrzeuge im Produktionszeitraum Juni 2003 bis Juni 2005 aufgrund eines möglichen Schadens an der elektrischen Feststellbremse in die Vertragswerkstätten zur Überprüfung gerufen werden. Dies ist nötig, da sich die elektronisch betätigte Feststellbremse während der Fahrt selbstständig auslösen könnte, was im Ernstfall zu einem Blockieren der Hinterräder und Ausbrechen des Fahrzeuges führen könnte. In den Werkstätten wird das für die Parkbremse zuständige Steuergerät geprüft und gegebenenfalls die Parkbremse neu programmiert.[4]
Die dritte Auflage des Renault Scénic wurde im April 2009 eingeführt.
Wie bei der vorigen Generation gibt es zwei Karosserievarianten (Scénic und Grand Scénic), die sich allerdings deutlicher unterscheiden. Das Design wurde an den Renault Mégane III angepasst.[6] Im Innenraum sind die Schalter, Klimaanlage, Lenkrad etc. mit dem Megane III identisch. Wie beim kleinen Bruder können die Lampen vorne nun selbst gewechselt werden.
Ab der Linie „Dynamique“ sind optional Bi-Xenonscheinwerfer lieferbar. Das Paket beinhaltet dann auch Tagfahrlicht in Form von zwei 21-W-Lampen im Hauptscheinwerfer.
Ende 2010 wurde bei Renault zum ersten Mal ein 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gegen Aufpreis für den 110 PS starken 1,5 dCi eingeführt.
Ausstattungsvarianten
Authentique (in Österreich)
Expression
Dynamique
Luxe (in Deutschland)
Privilège (in Österreich und in der Schweiz)
Expression (bzw. Authentique) ist die Grund- und Luxe (bzw. Privilège) die höchste Ausstattung. Neu sind unter anderem eine TFT-Instrumententafel, ein Carminat 3 oder TomTom Navigationssystem (serienmäßig in der Version Luxe, in Österreich und in der Schweiz als Paket erhältlich), sowie eine optionale Rückfahrkamera (nur in Verbindung mit Navigationssystem Carminat TomTom oder Carminat 3).
Sondermodell Bose Edition
Seit Mitte März 2011 gibt es das Sondermodell Bose Edition. Auf Basis der Ausstattungsvariante Dynamique wurde hier zusätzlich eine Bose Surround-Sound-Anlage, ein Navigationssystem, beheizbare Vordersitze, 17-Zoll-Leichtmetallräder und weitere Extras eingebaut.
Heckansicht Grand Scenic
Renault Scénic (2009–2012)
Heckansicht Scenic
Modellpflegen
2012
Im Januar 2012 wurde ein dezentes Facelift durchgeführt.
Unterstützende Systeme wie der Spurhalte-Assistent oder Fernlicht-Assistent komplettieren die Ausstattung. Außerdem erhalten einige Modelle wieder optional Bi-Xenonscheinwerfer. LED-Tagfahrlicht bei fast allen Ausstattungsvarianten (auch ohne Sonderausstattung Bi-Xenon) serienmäßig.
Als technische Neuheit wird beim Scénic sowie Grand Scénic die Energy-Motorenfamilie Einzug halten. Neben dem 130 PS starken Diesel mit 1,6 Litern Hubraum wird erstmals auch ein 1,2 l-Benzinmotor mit 115 PS zur Verfügung stehen.
Renault Scénic (2012–2013)
Renault Grand Scénic (2012–2013)
Heckansicht Grand Scenic
2013
Im April 2013 folgt eine weitere Modellpflege, bei der der Kühlergrill neu gestaltet worden ist. Zudem wird ein neuer Dieselmotor angeboten und die neue SUV-artige Ausführung XMOD eingeführt.
Auf dem Genfer Auto-Salon 2016 präsentierte Renault die vierte Generation des Scénic. Im Oktober 2016 wurde auf der Mondial de l’Automobile in Paris der Grand Scénic der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Scénic stand ab dem 15. November 2016 bei den Händlern, die Langversion folgte im Dezember 2016.[8] Im Mai 2022 gab Renault bekannt, die Produktion des Scénic ersatzlos eingestellt zu haben. Der Grand Scénic blieb zunächst weiter im Angebot.[9]
Der Scénic wurde serienmäßig mit nur 195 mm breiten, aber 20 Zoll großen Rädern sowie Zweifarben-Lackierung angeboten.[10] Außerdem waren Licht- und Regensensor, die Keycard Handsfree, 2-Zonen-Klimaautomatik und der Fernlichtassistent serienmäßig enthalten. Zudem waren optional Voll-LED-Scheinwerfer und ein Panoramadach erhältlich.
Zum Marktstart bestand die Wahl zwischen zwei 1,2-Liter-Ottomotoren mit 85 kW (115 PS) und 97 kW (132 PS) und drei Dieselmotoren mit einer Leistung zwischen 81 kW (110 PS) und 118 kW (160 PS). Der kombinierte Kraftstoffverbrauch auf 100 km liegt zwischen 3,6 und 5,8 Litern.
Ab März 2017 gab es eine Mildhybrid-Dieselvariante des Scénic und Grand Scénic (dCi 110 Hybrid Assist) mit einem 48-Volt-Teilbordnetz. Damit war der Scénic das erste Serienfahrzeug mit einem 48-V-Mildhybridantrieb. Anstelle der Lichtmaschine wird ein riemengetriebener Startergenerator von Continental mit einer Dauerleistung von 6 kW (temporär 10 kW) eingesetzt.[11][12] Der kühlmittelgekühlte 48-V-Startergenerator kann einen großen Teil der Bremsenergie in Strom wandeln. In Beschleunigungsphasen kann der Startergenerator die rekuperierte und in einer Lithium-Ionen-Batterie mit 0,5 kWh Energieinhalt zwischengespeicherte Energie wieder abrufen, um den Verbrennungsmotor zu unterstützen. Insgesamt sinkt der Kraftstoffverbrauch des Scénic so auf 3,6 Liter Diesel pro 100 Kilometer nach NEFZ.[11]
Der Renault Scénic RX4 ist ein sogenanntes Sports Utility Vehicle in Kompaktvanbauweise, welches von Herbst 2000 bis Mitte 2003 auf Basis des Scénic I Phase II produziert wurde. Gegenüber dem Basismodell besitzt der RX4 eine 6 cm höhere Bodenfreiheit, eine umlaufende Karosserieschutzleiste mit Rammschutz und ein vom österreichischen Fahrzeugbetrieb Magna Steyr entwickeltes Fahrwerk mit permanentem Allradantrieb, welches über ein elektronisch geregeltes Differentialgetriebe mit Visco-Kupplung angetrieben wird.[13] Die Visco-Kupplung verteilt dabei das Drehmoment des Motors abhängig von den Traktionsverhältnissen zwischen der Vorder- und der Hinterachse.
Aufgrund des größeren Raumbedarfs der verstärkten hinteren Aufhängung wurde der Ersatzreifen an der seitlich öffnenden Hecktür montiert. Im Gegensatz zu vollwertigen Geländewagen hat der RX4 weder eine Getriebeuntersetzung noch ein Sperrdifferential. Die beiden angebotenen Motoren erzeugen bei niedrigen Drehzahlen wenig Drehmoment, daher ist das Fahrzeug nur eingeschränkt geländetauglich.[14] Aus diesem Grund warnt Renault bereits in der Einleitung des Betriebshandbuchs: „Trotz großer Bodenhöhe sind diese Fahrzeuge keine Geländewagen.“ Außerdem sind die vier serienmäßigen Scheibenbremsen im Grenzbereich für den 1750 kg schweren Wagen unterdimensioniert.[15]
Ab Juni 2007 wurde der Scenic II mit der Zusatzbezeichnung Conquest ebenfalls im Geländewagenlook angeboten (in Österreich als Crossroad). Das 20 Millimeter höhere Fahrwerk ist straffer ausgelegt; außen verfügt die Karosserie über robustere Stoßfänger, Radlaufschutzleisten und eine Dachreling (in Chrom mit schwarzen Halterungen). Serienmäßig gibt es 17″-Aluminiumfelgen und Einparksensoren.
Der Scénic ZEV H2 ist ein mit einer Brennstoffzelle ausgerüsteter Prototyp der Renault-Nissan-Allianz. Dieses Zero Emission Vehicle basiert auf einem um 60 Millimeter höher gelegten Grand Scénic. Die bisher im Scénic verbauten Armaturen finden unverändert auch in diesem Fahrzeug Verwendung.
Angetrieben wird dieser Prototyp von einem 90 kW (122 PS) Elektromotor an einer Batterie mit einer Kapazität von 25 kWh und einer Betriebsspannung von 400 Volt. Die Batterie wird von der Brennstoffzelle gespeist. Beim Bremsen wird elektrische Energie wieder in die Batterie eingespeist (Rekuperation).[17]
XMOD
Der Scénic XMOD ist im April 2013 mit der Modellpflege der dritten Generation als Crossover-Ergänzung auf den Markt gekommen.
Präsentiert wurde dieser auf dem Genfer Auto-Salon. Als markante Unterschiede hat er eigenständige Stoßfänger mit Unterbodenschutz, hat eine höhere Bodenfreiheit, eigenständige Räder und eine Dachreling.[18]
Scénic Vision (2022)
Im Mai 2022 präsentierte Renault mit dem Scénic Vision ein 4,49 Meter langes Konzeptfahrzeug, das einen Ausblick auf ein Familienauto zeigt, das ab 2024 erhältlich sein soll. Die Plattform teilt sich das Fahrzeug mit dem Renault Mégane E-Tech Electric und dem Nissan Ariya. Angetrieben wird der Scénic Vision von einem Elektromotor. Als Reichweitenverlängerer kommt eine Wasserstoff-Brennstoffzelle zum Einsatz.[19]