Ray Milland wurde in Wales als Sohn des Bauingenieurs Alfred Jones und dessen Ehefrau Elizabeth Truscott geboren. Nach der Scheidung der Eltern lebte er abwechselnd bei seinem Vater, seiner Mutter und anderen Verwandten.[2] Nach der Wiederverheiratung seiner Mutter nahm er den Namen seines Stiefvaters an und war als Jack Mullane bekannt.[1] Als glücklichste Zeit gilt das Leben bei seiner Tante Luisa, einer Halbschwester seines Vaters, die eine Pferdezucht in Wales betrieb.[2]
Als Jugendlicher verdiente er sich in den Sommermonaten mit Gelegenheitsarbeit als Knecht, Arbeiter in einem Stahlwerk oder als Schiffsjunge seinen Lebensunterhalt. Ein Architekturstudium an der University of Wales in Cardiff brach er nach einem Jahr ab, um im Büro eines Stahlwerks zu arbeiten. Unzufrieden über seine Berufsaussichten,[2] trat er 1925[1] oder 1926 der Household Cavalry bei und war in London stationiert, wo er das Partyleben genoss. Zwar gewann er die Militärmeisterschaften im Pistolen- und Gewehrschießen, sah aber nie eine berufliche Zukunft bei der britischen Gardekavallerie. Durch die Bekanntschaft mit der US-amerikanischen Schauspielerin Estelle Brody wandte er sich dem Film zu und nahm einen Künstlernamen an.[2] Zuvor hatte er im alkoholisierten Zustand einen Zwischenfall verursacht, als sein Pferd bei der Eskorte des Königs von Afghanistan am Buckingham Palace durchging.[1] Obwohl er zuvor niemals eine Schauspielkarriere angestrebt hatte, erhielt er aufgrund seines guten Aussehens und seiner höflichen Art Filmrollen in London und Hollywood. Die fehlende formale Ausbildung versuchte er durch das Ansehen zahlreicher Filme und das Ausfragen begabter Schauspielkollegen zu kompensieren.[2]
Milland lernte Anfang 1932 Muriel Frances Weber kennen, eine Studentin der University of Southern California. Bereits acht Monate später, am 8. September 1932, heirateten sie und blieben ein Leben lang zusammen. Sie hatten zwei Kinder, den leiblichen Sohn Daniel (er beging 1981 im Alter von 41 Jahren Selbstmord) und die Adoptivtochter Victoria. Milland wurde in den 1940er-Jahren in den USA eingebürgert. Er unterstützte die Republikanische Partei und speziell die Kampagne von Richard Nixon während der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten 1968.[3] 1974 veröffentlichte er unter dem Titel Wide-eyed in Babylon seine Autobiografie.
Milland starb am 10. März 1986 im Alter von 79 Jahren an Lungenkrebs.[4]
Karriere
Ray Milland begann seine Filmkarriere unter dem Namen Spike Milland 1929 in Großbritannien in dem StummfilmPiccadilly, wo er neben Charles Laughton eine Nebenrolle hatte.
Bereits im Folgejahr ging er nach Hollywood, wo er für die nächsten Jahre eine Vielzahl von Rollen in Filmen unterschiedlichster Genres spielte. Zunächst war er bei MGM unter Vertrag, wo er häufig neben Marion Davies auftrat, so in The Bachelor Father von 1930 und Polly of the Circus aus dem Jahr 1932.
Als Schauspieler wurde Milland zunehmend unzufrieden mit den eher seichten Drehbüchern, die man ihm anbot, und nahm daher Billy Wilders Angebot an, in dem Film Das verlorene Wochenende (1945) einen alkoholkranken Schriftsteller zu spielen, der während eines Wochenendes gegen seine Sucht ankämpft. Für diese Darstellung erhielt Ray Milland 1946 den Oscar als Bester Hauptdarsteller und wurde mit dem Darstellerpreis auf den Filmfestspielen von Cannes 1946 ausgezeichnet. Die nachfolgenden Filme, darunter Goldene Ohrringe (1947) an der Seite von Marlene Dietrich, konnten nicht an die Qualität des vorherigen Erfolgs anschließen, und mit dem Ende der Dekade verebbte seine Karriere allmählich. Unter der Regie von Alfred Hitchcock drehte Ray Milland 1953 Bei Anruf Mord, in dem er den verbrecherischen Ehemann von Grace Kelly darstellte. Ab 1955 versuchte sich Ray Milland auch als Regisseur. Er inszenierte den WesternEin Mann allein, bei dem er, wie auch in seinen späteren Regiearbeiten, auch die Hauptrolle übernahm. Weitere selbstinszenierte Filme folgten: Geheimzentrale Lissabon aus dem Jahr 1956, Safeknacker Nr. 1 von 1958 sowie Panik im Jahre Null (1962) und Hostile Witness – Im Netz gefangen (1968).
In den 1960er Jahren drehte Milland zweimal unter der Regie von Roger Corman: den HorrorfilmLebendig begraben (1962), eine freie Bearbeitung der Kurzgeschichte Das vorzeitige Begräbnis von Edgar Allan Poe, sowie in Der Mann mit den Röntgenaugen (1963). Im Gegensatz zu anderen Hollywood-Stars seiner Ära scheute Milland sich nicht davor, in altersentsprechenden Charakterrollen aufzutreten. Dadurch blieb er auch in den 1960er- und 1970er-Jahren ein vielbeschäftigter Darsteller, als die Hauptrollen altersbedingt seltener für ihn wurden.[5][6] In dieser Zeit wirkte Milland in einer Vielzahl von Horror- und Science-Fiction Filmen mit, wie Frogs (1972) oder Das Ding mit den zwei Köpfen (1972), und übernahm Nebenrollen in Filmen wie Gold (1974) an der Seite von Roger Moore sowie Der letzte Tycoon (1976), der Verfilmung von F. Scott FitzgeraldsDer letzte Tycoon durch Elia Kazan. In dem weltweit erfolgreichen Liebesfilm Love Story wirkte er 1970 an der Seite von Ryan O’Neal und Ali MacGraw als vermögender Vater mit.
Bereits seit den frühen 1950er Jahren hatte Milland begonnen, für das Fernsehen zu arbeiten und hatte eigene Shows, beispielsweise zwischen 1953 und 1955 die populäre Sendung Meet Mr. McNutley (ab der zweiten Staffel die Ray Milland Show genannt). Danach erhielt er u. a. Hauptrollen in Mystery-Serien wie Alfred Hitchcock Hour, Night Gallery und trat neben Peter Falk in zwei Folgen der FernsehserieColumbo auf. In den 1970er Jahren spielte er unter anderem eine Hauptrolle in der Serie Reich und Arm, für die er eine Emmy-Nominierung erhielt.
↑Gail Rock; ST JEAN‐CAP FERRAT: Movies (Published 1972). In: The New York Times. 25. Juni 1972, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. November 2020]).
↑Peter B. Flint: RAY MILLAND DIES; WON OSCAR FOR 'LOST WEEKEND' (Published 1986). In: The New York Times. 11. März 1986, ISSN0362-4331 (nytimes.com [abgerufen am 22. November 2020]).