Ein Rähmchen, auch Wabenrähmchen genannt, ist ein Rahmen aus Holz, den der Imker mit einer Mittelwand aus Bienenwachs in eine Bienenbeute einhängt. Darin bauen Honigbienen die Mittelwand mit Hilfe von Bienenwachs zu einer Bienenwabe aus. Wabenrähmchen ermöglichen den mobilen Wabenbau innerhalb der Bienenbeute, da der Imker dessen Position leicht verändern kann.
Ein Rähmchen besteht aus vier Holzleisten, die durch Nägel, Holzleim oder Heftklammern zu einem Teil zusammengefügt werden. Die Leisten sind 8 bis 19 mm stark und 20 bis 28 mm breit. Heute ist bei den meisten Rähmchen die oberste Holzleiste, die Oberträger genannt wird, auf beiden Seiten etwa 1 bis 2 cm länger als die unterste Holzleiste, die entsprechend Unterträger genannt wird. Der beiderseitige Überstand, Ohren genannt, dient dazu, dass die Rähmchen in die Beuten eingehängt werden können.
Bei Rähmchen für Hinterbehandlungsbeuten in der Blätterstock-Bauweise gibt es keine Ohren, weil die Rähmchen in den Stock eingeschoben werden und auf Trägern stehen, vergleichbar mit Büchern, die in ein Regal geschoben werden.
Damit der Wabenabstand von der flächigen Mitte eines Rähmchens zur Mitte des folgenden von im Mittel 35 mm (32 bis 38 mm) eingehalten wird, werden am Rähmchen Abstandshalter (Pilzkopfnägel, Holzstifte, Kunststoffröllchen) befestigt oder gleich Abstandsleisten in das Seitenholz eingefräst. Zwei oder mehr Rähmchen, die auf diese Weise mit dem Wabenabstand zusammengeschoben werden, bilden Wabengassen mit dem Bienenabstand von 8 mm zwischen den Wachswaben aus. Der Wabenzwischenraum ist der Lebensraum der Bienen, in dem sie sich bewegen und das Mikroklima mit Wärme und Luftzirkulation regulieren.
Neben einer Vielzahl am Rähmchengrößen existiert auch eine große Vielfalt an Ausführungen bei gleichem Rähmchenmaß. Einige charakteristische Ausführungen sind nachfolgend gelistet und hinsichtlich Eigenschaften und Nutzen skizziert.
Rähmchenmaterial
Eigenschaften / Nutzen
Weymouth-Kiefer
formstabil bei minimalem Gewicht
Buche
stabil, biegt sich wenig durch, schwerer
lange Ohren
erleichtern das Hantieren mit den Rähmchen
dicke Oberträger
verhindern „Wildbau“ mit Wachs nach oben, machen den Rahmen langzeitstabil
stabil, weil formschlüssig, technisch aufwendig, teuer
verleimt
wasserfester Holzleim (D3), technisch weniger aufwändig, stabil
geschraubt
3,5 × 25 mm, technisch aufwendig, sehr stabil, gut zum Herausheben verkitteter Waben (z. B. bei Hoffmann-Seitenteilen)
genagelt
technisch einfach, billig, kann das Holz spalten
getackert
technisch einfach, billig, spaltet das Holz nicht
gedübelt
verleimte 3 mm Bambus- oder Schaschlik-Spießchen, technisch aufwändig, sehr stabil
Draht, Material und Drahtung
Eigenschaften / Nutzen
Stahldraht
empfindlich gegen organische Säuren, die zur Bildung von schwarzem Oxid führen; der elektrische Widerstand liegt bei ca. 5 Ohm je Rähmchen
Edelstahldraht
unempfindlich gegen organische Säuren; der elektrische Widerstand liegt bei ca. 10 Ohm je Rähmchen
Messingösen
verhindern das Einschneiden des Drahts ins Holz; empfindlich gegen organische Säuren, die zur Bildung von schwarzem Oxid führen
waagerechte Drahtung
Seitenteile biegen durch; Oberträger bleibt gerade und ist mit dem Stockmeißel leicht zu reinigen
senkrechte Drahtung
Seitenteile bleiben gerade; Oberträger biegt leicht durch und kann mit dem Stockmeißel nur vorsichtig gereinigt werden, da der Draht auf dem Oberträger liegt
Herstellung
Um eine Mittelwand aus Wachs im Rähmchen zu befestigen, spannt der Imker einen dünnen (Edel-)Stahldraht innerhalb des Rähmchens. In der Regel wird vierfach gespannt, wobei horizontale wie auch vertikale Drahtungen üblich sind. In das waagerecht gelegte Rähmchen mit straff gespanntem Draht legt der Imker eine Wachsmittelwand ein. Mit Hilfe eines Transformators wird Gleichstrom durch den Draht geleitet (Kleinspannung von ~15V, ~2A). Dadurch wird der Draht erwärmt und das Bienenwachs der Mittelwand lokal um den Draht weich und aufgeschmolzen. Die Mittelwand wird auf diese Weise „eingelötet“. Nach der Erkaltung ist die Mittelwand am Draht fixiert.
Rähmchen können im Imkerbedarfshandel fertig montiert und mit Draht bespannt erworben werden. Der komplette Selbstbau von Rähmchen ist mit entsprechenden Werkzeugen möglich. An Material sind lediglich Holz, Draht und Befestigungsmaterial, wie Nägel, erforderlich. Beim Selbstbau ist billiges, raues Holz von Vorteil, da sich die Bienen daran besser festhalten können. Das Vorbereiten vom Rähmchen ist eine sogenannte Winterarbeit des Imkers, da er während der Trachtzeit im Frühjahr und Sommer zeitlich in die artgerechte Betreuung der Bienenstöcke eingebunden ist.
Anwendung
Überwiegend werden Rähmchen mit eingelöteten Mittelwänden aus Wachs vom Imker in das Bienenvolk gegeben. Die Bienen bauen die Wachsmittelwände dann zu Waben aus. Wachswaben können von den Bienen aber auch komplett selbst in die Rähmchen gebaut werden, was Naturbau genannt wird. Wabenbau von Bienen an unerwünschten Stellen, beispielsweise an der Wand des Bienenstocks, weil in der Konstruktion der Bienenabstand nicht beachtet wurde, wird Wildbau genannt.
Rähmchen zum Wabenbau werden meist während der Trachtzeit, wenn der Nektar von Pflanzen aus den Nektarien ausgeschieden wird oder es Honigtau gibt, in das Bienenvolk gegeben. Die Bienen schwitzen einen Teil des gesammelten Nektars als Wachsschuppen am Hinterleib aus, transportieren diese zum Mund, kauen das Wachs in Form und verwenden es zum Bau von Waben.
Rähmchen sind mehrfach wiederverwendbar. Zum Ende des Lebenszyklus der Waben gewinnt man daraus Rohwachs zurück, unter anderem mittels eines Dampf- oder Sonnenwachsschmelzers. Die Rähmchen werden danach durch Waschen gereinigt und erneut verwendet. In Hinterbehandlungsbeuten wie auch in die heute üblichen Magazinbeuten passen je nach Bauweise etwa 8 bis 12 Rähmchen.
Die Erfindung des Rähmchens Mitte des 19. Jahrhunderts und die damit verbundene Einführung des mobilen Wabenbaus revolutionierte die Imkerei. Erst der Mobilbau ermöglicht die Entnahme von vollen Honigwaben aus dem Bienenvolk, ohne Schäden am vorhandenen Wabenbau zu verursachen. Durch die Beweglichkeit der Waben können als Ersatz sofort leere Honigwaben oder Rähmchen eingesetzt werden. Durch die Verbindung von Rähmchen und Mittelwand müssen die Bienen weniger Energie für den Neubau von Waben aufwenden und die Waben in den Rähmchen mit Mittelwand geraten mehr regelmäßig, gerade und plan.
Freiherr von Berlepsch ist auch der Erfinder der Hinterbehandlungsbeute. Deshalb etablierte sich der Mobilbau mit beweglichen Wabenrähmchen zunächst beim damals im deutschen Sprachraum üblichen Typ der Hinterbehandlungsbeute, die der Imker von hinten bearbeitet. In Verbindung mit den im 19. Jahrhundert aufgekommenen Magazinbeuten, die von oben und unten bearbeitet werden, steigerten Rähmchen die Honigernte. Bei großem Honiganfall wird dem Bienenstock gleich eine ganze Zarge mit leeren Bienenwaben bzw. Rähmchen aufgesetzt, was die Arbeit effektiver macht.
Rähmchenmaße
Im deutschen Sprachraum wird eine Vielzahl verschiedener Rähmchenmaße verwendet. Dies erschwert den Waben- sowie den Beutenaustausch zwischen einzelnen Imkern ebenso wie die Orientierung für Neueinsteiger. Manchmal werden für das gleiche Maß verschiedene Namen verwendet – beispielsweise „Deutsch Normal“, kurz „DNM“, (Deutschland) für „Einheitsmaß“, kurz „EHM“, (Österreich), manchmal aber auch der gleiche Name für verschiedene Maße – wie bei Dadant.
Kriterien für die Wahl eines bestimmten Maßes sind unter anderem:
Überlegungen zur Verbreitung in der näheren Umgebung, was die Vielzahl tradiert
gesundheitliche Überlegungen, so vergrößert sich zum Beispiel das Gewicht einer mit Honig gefüllten Zarge und damit die Hebearbeit des Imkers bei zunehmenden Rähmchenmaßen beträchtlich
Überlegungen zur Betriebsweise – beispielsweise die Frage, ob ein Volk mit guter Königin mit einer Brutraumzarge ungeteilt geführt werden soll, wie bei Dadant, oder ob das Brutnest wegen zu kleinen Zargen aus Platzmangel auf zwei oder mehrere Zargen aufgeteilt werden muss, wie bei Langstroth, Zander, Deutsch-Normal und Warré
finanzielle Überlegungen, Förderungen werden oft nur bei Verwendung bestimmter Rähmchenmaße vergeben
Tabelle Rähmchenmaße
Die Tabellen Rähmchenmaße listen eine Vielfalt ehemaliger und aktueller Angaben zu den Außenmaßen (A und B) bzw. den Innenmaßen (C und D) der Oberleisten ohne „Ohren“ (A und C; entspricht der Unterleiste) und der Seitenleisten (B und D) auf. Dadurch werden, wenn die Wabenzahl je Zarge oder Beute bekannt ist, Vergleiche deutlich erleichtert.
Die in der Tabelle Rähmchenmaße angegebenen Innenmaße können von Mittelwandgrößen abweichen, weil die Mittelwände zum einen manchmal in eine Nut der Oberleiste eingefügt werden und zum anderen, weil die Mittelwände oft einen „Durchschlupfabstand“ zur Unterleiste in der Größenordnung von 10 bis 15 mm berücksichtigen. Einige Systeme weisen optional unterschiedliche Höhen für Brutraum- und Honigraum-Rähmchen auf; letztere sind dann nur ungefähr halb so hoch.
International, einheitlich standardisiert
Langstrothmaß (Langstroth): international am meisten verbreitetes Maß von Lorenzo Langstroth[1]
Dadant-Blatt (EU):[2][3] international weit verbreitetes, genormtes Maß, entwickelt vom Schweizer Johann Blatt, basierend auf dem originalen Maß von Charles Dadant und Moses Quinby (1810–1875); europaweit am meisten verbreitetes Maß
Dadant modifiziert (oft auch einfach „Dadant US“): international verbreitetes Maß von Camille Pierre Dadant (Dadant & Sons), basierend auf dem originalen Maß von Charles Dadant und Moses Quinby; Magazine kompatibel mit und Rähmchen gleich lang wie bei der Langstroth-Beute, europaweit in der Erwerbs- und Bio-Imkerei, besonders bei Buckfastimkern; historisch verbreitet durch Karl Kehrle (Bruder Adam) und Günter Ries (Buckfast Gemeinschaft)
Erläuterung: A bzw. B sind die Außenmaße (ohne „Ohren“), C bzw. D die Innenmaße.
a
Ein Dadant Brutraum Rähmchen dieser Größe kann ca. 4 kg Honig halten.
b
Zwei Halbdadant Steckrähmchen zusammengesteckt ergeben ein Dadant (US, modifiziert) Brutraumrähmchen (482 × 285 mm). Die zwei Halbdadant Steckrähmchen halten durch eine Spezialausfräsung der Ohren zusammen. So können Brut oder Königin in das Dadant (US, modifiziert) Standmaß umgehängt werden.
c
Ein Dadant Brutraum Rähmchen dieser Größe kann ca. 4 kg Honig halten.
Regional, mehrfach und unterschiedlich standardisiert
Deutsch-Normal-Maß (DNM): vor allem in Mittel- und Norddeutschland
Hohenheimer Einfachbeute Deutsch-Normal, Variante des DNM
Segeberger Styroporbeute, Variante des DNM
Frankenbeute, Variante des DNM
Spessartbeute, Variante des DNM
Einheitsmaß (EHM), Variante des DNM: vor allem in Österreich[8]
Zandermaß (Zander): nach Enoch Zander, vor allem in Süddeutschland, gekürztes Gerstung-Rähmchen[9]
Österreichische Breitwabe bzw. „Breitwabe“ (ÖBW oder BW): vor allem in Ostösterreich
Schweizermaß (Schweizerkasten): häufig in der Zentral- und Ostschweiz verwendet, basierend auf dem alten „Preußischen Hinterlader“ Hinterbehandlungsbeuten-System
Bezeichnung / Beute
Breite A in mm
Höhe B in mm
Oberträger A + E + E in mm
C in mm
D in mm
Wabenfläche C * D in cm²
Ohren E in mm
Deutsch Normal (Einheitsmaß), anderthalb
370
338
394
350
315
1103
12
Deutsch Normal (Einheitsmaß), ganz
370
223
394
350
200
700
12
Deutsch Normal (Einheitsmaß), flach
370
159
394
350
135
473
12
Deutsch Normal (Einheitsmaß), halb
370
110
394
350
100
350
12
Zander, 1,5
420
330
477
400
300
1200
28,5
Zander, jumbo
420
326
477
400
296
1184
28,5
Zander, Brutraum, 4/3
420
300
477
400
280
1120
28,5
ZaDant
420
285
477
400
265
1060
28,5
Zander, ganz 1/1
420
220
477
400
200
800
28,5
Zander, modifiziert
420
220
477
400
191
764
28,5
Zander, flach
420
159
477
400
130
520
28,5
Zander, Honigraum, 3/4
420
150
477
400
130
520
28,5
Zander, halb
420
110
477
400
90
360
28,5
Österreichische Breitwabe
426
255
420
220
924
Schweizermaß, alt
272
277
Schweizermaß, neu
340
260
800
Schweizerkasten
286
360
298
270
343
926
6
British Standard, Brutraum, tief
356
304
432
336
274
920
38
British Standard, Brutraum, medium
356
215
432
336
185
621
38
British Standard, Honigraum, flach
356
140
432
336
110
470
38
Erläuterung: A bzw. B sind die Außenmaße, C bzw. D die Innenmaße der Oberleiste ohne „Ohren“ bzw. der Seitenleiste.
Sondermaße, teils historisch
Bayrisches Einheitsmaß, auch „Hofmanns Einheitsrähmchen“: regional
Kuntzsch: verstreut im deutschen Sprachraum, manchmal auch als „Kuntzsch hoch“
Mellifera-Einraumbeute: verstreut im deutschen Sprachraum, neu designt nach alten Lagerbeuten und dem Goldenen Schnitt
Erläuterung: A bzw. B sind die Außenmaße, C bzw. D die Innenmaße der Oberleiste ohne „Ohren“ bzw. der Seitenleiste.
1
Alberti stellte die DN-Halbrähmchen direkt auf- und übereinander (ab 1887). Sie werden zur Stabilisierung mit Propolis von den Bienen verkittet, bleiben aber noch teilbar, was nützlich ist z. B. für die Bienenvolk-Vermehrung oder Ablegerbildung. Somit ergeben sich die Aussenmaße eines hoch gestellten DN-Rähmchens (223 mm * 370 mm).
2
Alberti benutzte ab 1906 seine „Ständerbeute mit liegenden Ganzrähmchen“ im DN-Maß. Er benutzte damit das Breitwaben-System, wie es auch Langstroth und Dadant damals schon seit ca. 50 Jahren erfolgreich nutzten, zusammen mit einem Absperrgitter, das Brutraum vom Honigraum trennt. Hierbei sind die Waben mehr breit als hoch. Er benutzte damit das DN-Rähmchen so, wie es später in der DN-Magazinbetriebsweise genutzt wurde.
↑Langstroth L. L: A practical treatise on the hive and honey-bee, New York 1857
↑Langstroth medium wird auch ‚western‘ oder ‚Illinois‘ genannt. Malte Frerick: Imkern mit Flachzargen: Das gehört dazu. In: Deutsches Bienen-Journal. dbv network GmbH, abgerufen am 30. Juni 2024.
↑Dadant C.P.: Dadant system of beekeeping, American bee journal, 1920