Die Staatsgrenze zwischen Frankreich und Spanien folgt im Wesentlichen dem Gebirgskamm. Mitten in den Pyrenäen liegt auch der Kleinstaat Andorra.
Die Herkunft der Bezeichnung Pyrenäen ist unbekannt. Nach griechischer und römischer Literatur, u. a. nach Silius Italicus,[2] sollen sie nach Pyrene, einer Figur aus der griechischen Mythologie, benannt worden sein.
Die Pyrenäen werden unterteilt in die westlichen oder atlantischen Pyrenäen, die Hoch- oder Zentralpyrenäen und die östlichen Pyrenäen, zu denen der Pic du Canigou gehört. Der Bereich der Hochpyrenäen erstreckt sich vom Port de Canfranc im Westen bis zum Val d’Aran im Osten.
Es gibt rund zweihundert Gipfel über 3000 m in den Pyrenäen. Die höchsten von ihnen sind vergletschert. Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein starker Rückgang der Gletscher zu beobachten. Der ehemals sehr beeindruckende Ossoue-Gletscher am Vignemale hat viel von seiner einstigen Größe verloren.
Die Auffaltung der Pyrenäen begann wie jene der Alpen vor rund 100 Millionen Jahren in der Kreidezeit und erreichte ihren Höhepunkt im anschließenden Tertiär. Die westlichen Pyrenäen bestehen überwiegend aus Kalkstein, wogegen in den Zentralpyrenäen verschiedene Granite dominieren. Das Faltengebirge wurde vor allem während der Würmeiszeit mit einer geschlossenen Eisdecke überzogen. Durch die Eiszeit haben sich etliche Hängetäler und viele tausend Gletscherseen gebildet. Durch diese Randbedingungen kann es bei gleichzeitiger Schneeschmelze und starken Regenfällen zu großflächigen Verheerungen kommen, wie zum Beispiel bei den Überschwemmungen in den Pyrenäen 2013.
Die Flora enthält etwa 4500 Pflanzenarten, von denen 150 endemisch sind.[4] Sie sind Rudimente der letzten großen Eiszeiten: während des Pleistozäns reichten viele Pflanzenarten vom kalten Norden bis in den wärmeren Süden, aber sie konnten die Pyrenäen nicht überqueren. Allerdings flüchteten einige von ihnen in Täler und sind in diesem Gebiet endemisch geworden. Beispiele sind die Pyrenäen-Lilie und der Pyrenäen-Felsenteller.
Politik und Wirtschaft
Das kleine Fürstentum Andorra liegt in den östlichen Pyrenäen. Wie dem Alpenraum kommt auch den Pyrenäen eine kulturell verbindende Funktion zwischen den drei Anrainerstaaten zu, was sich beispielsweise durch die Verwendung derselben Sprachen (Katalanisch, Gaskognisch, Baskisch) zeigt.
Vor allem in den westlichen Pyrenäen werden verschiedene Käsesorten hergestellt. In dem dort überwiegenden Kalkgestein sind vielfach Höhlen vorhanden, in denen der Käse auf den Almen reifen kann. Produziert werden Käse aus Kuh- und Schafmilch, häufig auch gemischt. Bekannte Sorten sind der Ossau-Iraty Brebis-Pyrénées aus dem Vallée d’Aspe, dem Vallée d’Ossau und den angrenzenden spanischen Pyrenäen und der im Baskenland aus Kuhmilch hergestellte Pyrenäenkäse mit seiner schwarzen Wachsschicht. Aus Ziegenmilch wird frischer und gelagerter Ziegenkäse hergestellt.
In den Vorgebirgen wird sowohl auf der französischen (Irouléguy, Jurançon, Corbières) als auch auf der spanischen Seite Weinbau betrieben.
Nach dem sich abzeichnenden Sieg der Franco-Truppen im Spanischen Bürgerkrieg setzte Ende 1938 die Flucht republikanisch gesinnter Spanier über die Pyrenäen in den Süden Frankreichs ein. Diese Fluchtbewegung, die Retirada (Rückzug), erreichte ihren Höhepunkt in den ersten Monaten des Jahres 1939, nachdem die französische Regierung die französisch-spanische Grenze am 28. Januar für Zivilisten und am 5. Februar für Angehörige der republikanischen Streitkräfte geöffnet hatte.
Kunst, Kultur und Literatur
Der Pyrenäismus war eine hauptsächlich literarische Bewegung. Ihr Gründer war der französische Politiker Louis Ramond de Carbonnières. Die Bewegung beschäftigt sich mit der künstlerischen Auseinandersetzung mit Natur und Lebensweise in den Pyrenäen.
Im Sommer 1926 bereiste der deutsche Publizist Kurt Tucholsky das Gebirge. Seine Eindrücke verarbeitete er in dem 1927 erschienenen Essayband „Ein Pyrenäenbuch“, der in der Tradition von Heines „Reisebildern“ steht.
Nationalparks
Es gibt in den Pyrenäen drei Nationalparks. Der älteste ist der 1917 auf der spanischen Seite geschaffene Nationalpark Ordesa y Monte Perdido, südlich vom Cirque de Gavarnie gelegen. Dieser umfasst eine Fläche von etwa 156 km². Gleichfalls in Spanien liegt der Nationalpark Aigüestortes i Estany de Sant Maurici mit einer Ausdehnung von rund 141 km² und ist damit der kleinste der drei Nationalparks.
Auf der französischen Seite wurde 1967 der Bereich von den Bergen südlich von Lescun im Vallée d’Aspe im Westen bis einschließlich zum Néouvielle-Massiv im Osten zum Nationalpark Pyrenäen (Parc national des Pyrénées) erklärt. Dieser hat eine Fläche von 457 km².
Erforschung der Pyrenäen
Einer der bedeutendsten Pyrenäenforscher war der französische Geograph und AlpinistFranz Schrader (1844–1924), dessen Vater zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus Magdeburg nach Frankreich übergesiedelt war. Er hat verschiedene bedeutende Massive der Pyrenäen kartiert, besonders bekannt wurde er für die Erforschung der Cirque de Gavarnie, zu deren Füßen im kleinen Ort Gavarnie er auch begraben liegt, neben einem anderen bekannten Pyrenäenforscher, Henry Russell. Schrader war der Erstbesteiger der Grand Bachimale (3144 m), der Dreitausender wurde ihm zu Ehren Pic Schrader benannt. Schrader war Präsident des Club Alpin Français und Ritter der Ehrenlegion.
Verkehr
Wie jedes Hochgebirge stellen die Pyrenäen ein bedeutendes Hindernis für den landgebundenen Verkehr dar. Die wichtigsten Straßen- und Bahnverbindungen befinden sich daher ganz im Osten und ganz im Westen des Gebirges – da, wo es noch relativ niedrig ist.
Straße
Im Westen führt die Autobahn zwischen Bordeaux bzw. Toulouse einerseits, dem spanischen Baskenland und Madrid andererseits, über den Grenzübergang Irún (Behobia). Die Autobahn im Osten verbindet Marseille und Barcelona sowie die übrigen Orte der französischen bzw. spanischen Mittelmeerküste und überschreitet die Grenze in dem kleinen Ort Le Perthus; auf spanischer Seite liegt an der Grenze die Gemeinde La Jonquera. Über diese beiden Autobahn-Grenzübergänge läuft der größte Teil des Warenverkehrs zwischen der iberischen Halbinsel und dem übrigen Europa.
Wichtige Landstraßen verbinden die Städte Pau (Frankreich) und Jaca bzw. Huesca (Spanien) durch den Somport-Tunnel sowie Foix (Frankreich) und Manresa (Spanien) über den Grenzübergang Bourg-Madame/Puigcerdá und durch den Cadí-Tunnel. Die sonstigen Straßen, die die Pyrenäen überschreiten, haben vorwiegend nur regionale Bedeutung.
Andorra ist nur über eine einzige Landstraße erreichbar, wobei von Frankreich aus entweder der Envalira-Tunnel oder die Landstraße über den Envalira-Pass zu benutzen ist.
Aus topographischen Gründen hatte sich Spanien für die iberische Breitspur entschieden; alle Grenzbahnhöfe waren für die Kontrolle der Fahrgäste beim Umsteigen und die Zollabfertigung aller Güter beim Umladen in die Züge des jeweils anderen Landes eingerichtet. Erst mit Eröffnung der Schnellfahrstrecke in europäischer Normalspur fiel dieser Zeitverlust (bzw. der technische Aufwand einer Umspurung) im internationalen Betrieb weg.
Eine geringere Bedeutung für den internationalen Verkehr haben die bis zu 45 ‰ steilen Strecken im Landesinneren:[5]
Als weitere durchgehende Erschließung von Nord und Ost wurde auf französischer Seite die Bahnstrecke von Carcassonne nach Rivesaltes gebaut, die jedoch in ihrem Abschnitt parallel zum Défilé de la Pierre-Lys (Aude-Schlucht) ab Quillan unterbrochen ist und ab Axat nur als Museumsbahn betrieben wird.[6]