Plüderhausen
Plüderhausen ist eine Gemeinde östlich von Schorndorf im Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg. Sie gehört zur Region Stuttgart (bis 1992 Region Mittlerer Neckar) und zur europäischen Metropolregion Stuttgart. GeographieGeographische LageDie Gemeinde Plüderhausen liegt im Remstal, eingebettet zwischen den Höhen des Schurwaldes und des Welzheimer Waldes zwischen 260 und 505 m Höhe, das Zentrum auf 274 m. NachbargemeindenAn das Gemeindegebiet von Plüderhausen grenzen im Norden Welzheim, im Osten Lorch-Waldhausen, im Südosten Börtlingen, im Süden Adelberg, im Westen Schorndorf und im Nordwesten Urbach. GemeindegliederungZur Gemeinde Plüderhausen gehören die Dörfer Plüderhausen und Walkersbach, der Weiler Aichenbachhof und die Höfe Eibenhof, Köshof, Neuweilerhof, Plüderwiesenhof und Schautenhof. Im Gemeindegebiet liegen die abgegangenen Ortschaften Linthalten, Neuweiler und Tannschöpflenshof.[2][3] Die Gemeinde ist zudem in die beiden Wohnbezirke Plüderhausen (mit Plüderhausen, Plüderwiesenhof, Aichenbachhof und Neuweilerhof) und Walkersbach (mit Walkersbach, Schautenhof, Köshof und Eibenhof) gegliedert.[4] Das Gemeindegebiet ist durch einen schmalen Keil Urbacher Gemarkung nach Nordosten zum Walkersbachtal in einen größeren südlichen Teil um Plüderhausen und einen kleinen nördlichen um Walkersbach geteilt. Hinzu kommt eine sehr kleine Gemeindeexklave um den Schautenhof nördlich von Walkersbach. FlächenaufteilungNach Daten des Statistischen Landesamtes, Stand 2014.[5] GeschichteMittelalterPlüderhausen wurde erstmals 1142 als „Pliderhusen“ erwähnt. Der Name soll vom althochdeutschen blidheri hergeleitet sein, was ungefähr „froher Krieger“ bedeutet. Während der Zeit der Staufer unterstand Plüderhausen den auf dem Elisabethenberg bei Waldhausen ansässigen staufischen Ministerialien. Ab 1246 herrschten die Grafen von Württemberg über den Ort, der ab 1421 als Unteramt der württembergischen Vogtei Schorndorf unterstellt war.[6] Der spätere Ortsteil Walkersbach wurde 1262 erstmals erwähnt, ist aber vermutlich viel älter.[7] Frühe Neuzeit1519 brannte Jörg Staufer, Mitglied des Schwäbischen Bundes, von Göppingen kommend während eines Feldzuges gegen Herzog Ulrich von Württemberg die Kirche von Plüderhausen und 80 Wohnhäuser nieder. Im selben Jahr wurde die Kirche neu gebaut. 1536 wurde in Plüderhausen die Reformation eingeführt. Als Kurfürst Johann von Sachsen 1546 nach Niederlagen im Schmalkaldischen Krieg den Rückzug einleitete, übernachtete er mit seinem Heer vom 27. auf den 28. November in Plüderhausen, wobei es zu Plünderungen kam.[6][8][9] 1626 wurde der heute noch benutzte Friedhof angelegt.[8] Infolge des Dreißigjährigen Krieges starben viele Plüderhäuser, viele andere flüchteten, so dass von den rund 1800 Einwohnern bei Kriegsbeginn nur noch 57 zu Kriegsende verblieben. Sieben Jahre später waren es wieder rund 700.[9] 1804 wurde anstelle der Kirche von 1519 die Sankt-Margarethen-Kirche gebaut; Chor und Turm wurden dabei erhalten. 1805 erhielt Plüderhausen Marktrechte. KönigszeitPlüderhausen mit seinem noch bis 1818 bestehenden Unteramt wurde bei der Umsetzung der neuen Verwaltungsgliederung im 1806 gegründeten Königreich Württemberg vom Oberamt Schorndorf getrennt und 1807 dem Oberamt Welzheim unterstellt. Im selben Jahr 1807 wurde das rund 5 Kilometer nordwestlich gelegene Walkersbach ein Ortsteil von Plüderhausen.[8] Die Beschreibung des Oberamtes Welzheim von 1845 hebt die Bedeutung des Obstbaus hervor.[6] 1861 wurde der Abschnitt Cannstatt–Wasseralfingen der Remsbahn eingeweiht, wodurch Plüderhausen Anschluss an das Streckennetz der Württembergischen Staatseisenbahnen erhielt. 1863 begann der Bäcker Jakob Friedrich Schüle mit der maschinellen Erzeugung von Spätzle und Nudeln, und begründete damit die spätere Eierteigwarenfabrik Schüle-Hohenlohe AG.[6] 1907 wurde die Schlossgartenschule gebaut, 1914 das neue Rathaus.[8] ZeitgeschichteBei der Kreisreform während der NS-Zeit in Württemberg gelangte Plüderhausen 1938 zum Landkreis Waiblingen. Durch den Zweiten Weltkrieg wurde Plüderhausen nicht beschädigt, der Ort wurde am 20. April 1945 kampflos der US-Armee übergeben.[6] 1945 wurde die Gemeinde Teil der Amerikanischen Besatzungszone und gehörte somit zum neu gegründeten Land Württemberg-Baden, das 1952 im jetzigen Bundesland Baden-Württemberg aufging. 1953 wurde die Eierteigwarenfabrik Schüle-Hohenlohe AG stillgelegt, die zum größten Arbeitgeber des Ortes[6] geworden war. 1963 fanden die ersten Plüderhäuser Festtage statt.[9] 1973 erfolgte die Kreisreform in Baden-Württemberg, bei der Plüderhausen zum Rems-Murr-Kreis kam. Eingemeindungen
Einwohnerentwicklung
ReligionenEine Kirche ist in Plüderhausen seit 1295 bezeugt und gehörte zum Bistum Augsburg. Die Kirche war zunächst Peter und Paul geweiht, ab 1537 St. Margareta. Den Kirchensatz hatten die Staufer 1142 dem Kloster Elchingen geschenkt. Die heutige evangelische Margaretenkirche wurde im 15. Jahrhundert erbaut. Unter Herzog Ulrich wurden 1536 die Rechte des Klosters Elchingen durch ein Tauschgeschäft abgelöst und sodann die Reformation durchgeführt. Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts war die altwürttembergische Gemeinde überwiegend evangelisch geprägt. Die evangelische Kirchengemeinde gehörte zum Kirchenbezirk Welzheim bis zu seiner Auflösung 1978; seitdem gehört sie zum Kirchenbezirk Schorndorf. Eine nennenswerte Anzahl von Katholiken kam erst durch die Umwälzungen nach dem Zweiten Weltkrieg nach Plüderhausen. Die Kirche zum Heiligsten Herzen Jesu wurde 1960 erbaut und 1967 als eigene Pfarrei eingerichtet. Diese gehört zum Dekanat Rems-Murr der Diözese Rottenburg-Stuttgart. In Plüderhausen gibt es heute insgesamt sieben verschiedene Kirchen:
PolitikMitgliedschaft in wichtigen Organisationen
BürgermeisterAndreas Schaffer wurde im Februar 2018 im ersten Wahlgang mit 68,3 % der Stimmen wiedergewählt. Es war seine fünfte Amtszeit.[10] Seit Juli 2021 ist Benjamin Treiber neuer Bürgermeister.[11] Schaffer hatte seine letzte Amtszeit nicht beendet. GemeinderatIn Plüderhausen wird der Gemeinderat nach dem Verfahren der unechten Teilortswahl gewählt. Dabei kann sich die Zahl der Gemeinderäte durch Überhangmandate verändern. Der Gemeinderat in Plüderhausen hat nach der letzten Wahl 20 Mitglieder (vorher 18). Die Kommunalwahl am 26. Mai 2019 führte zu folgendem Endergebnis.[12] Der Gemeinderat besteht aus den gewählten ehrenamtlichen Gemeinderäten und dem Bürgermeister als Vorsitzendem. Der Bürgermeister ist im Gemeinderat stimmberechtigt.
Wirtschaft und InfrastrukturVerkehrIn Plüderhausen halten RegionalBahn-Züge der Remstalbahn zwischen Stuttgart und Aalen. Plüderhausen hat eine Anschlussstelle zur hier vierspurig ausgebauten Bundesstraße 29 zwischen Stuttgart und Aalen. Zudem verkehren die Buslinien 243 und 248 zwischen Plüderhausen, Urbach und Schorndorf. Alle öffentlichen Verkehrsmittel sind in den Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) integriert. Ansässige Unternehmen
Historische Unternehmen
Bildungseinrichtungen
Freizeit- und SportanlagenÖstlich von Plüderhausen befindet sich ein Freizeitgelände mit einem Badesee, einer Minigolf-Anlage, Angelteichen und Tennisplätzen. Eine Schießanlage und ein Beach-Volleyball-Feld befinden sich am Schützenhaus. Plüderhausen besitzt zwei Sportanlagen: den Gänswasen (Austragungsort der Fußballspiele des SV Plüderhausen) und den Sandbühl (Waldsportplatz). Sporthallen sind die Hohbergsporthalle mit einem Außenplatz für Handball und Fußball, einer Weit- und Hochsprunganlage und einer 100-Meter-Sprintbahn und die Staufenhalle mit Gymnastikraum. Kultur und SehenswürdigkeitenPlüderhausen liegt am Stromberg-Schwäbischen-Wald-Weg, der an vielen Sehenswürdigkeiten vorbeiführt. Im Waldgebiet vier Kilometer nördlich des Ortes liegt das Naturschutzgebiet Roter Burren. Es ist 4,7 Hektar groß und wurde 1975 ausgewiesen. Theater
Bauwerke
Remstal-Gartenschau 2019Vom 10. Mai bis 20. Oktober 2019 fand[13] im Remstal ein Grünprojekt des Landes Baden-Württemberg statt, an dem sich auch Plüderhausen beteiligt. Diese Remstal Gartenschau 2019 gehört zu den „kleinen“ Gartenschauen, die sich jährlich mit den Landesgartenschauen abwechseln. In diesem Zusammenhang wurde das Remsufer beim Alten Rathaus als „Remspark“ neu gestaltet. An den „16 Stationen“, dem Architekturprojekt der Gartenschau,[14] beteiligte sich Plüderhausen mit einem „Hochzeitsturm“. Dieser steht auf der „Hochzeitswiese“, wo seit den 1990er Jahren frischgetraute Brautpaare einen Obstbaum pflanzen. SportDie Tischtennisabteilung des SV Plüderhausen (SVP) spielte 14 Jahre in der ersten Bundesliga. Die Mannschaft war ETTU-Pokalsieger 2002, 2005 und 2009 und DTTB-Pokalsieger 2008 und spielte in der Saison 2009 damit in der Champions League der ETTU. 2014 stieg der Verein aus der 1. Bundesliga ab und meldete seine Lizenzspielerabteilung ab. Die Fußballabteilung des SV Plüderhausen spielt derzeit in der Kreisliga B1 (Stand 2014). Die Jugendmannschaften reichen von den Bambini bis zur A-Jugend. Des Weiteren besitzt der SV Plüderhausen eine Handballabteilung, die zurzeit eine Spielgemeinschaft mit dem SC Urbach bildet, eine Schachabteilung, eine Badmintonabteilung und eine Turnabteilung. Regelmäßige Veranstaltungen
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Gemeinde
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise
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