Petronell-Carnuntum
Petronell-Carnuntum ist eine Marktgemeinde mit 1272 Einwohnern (Stand 1. Jänner 2024) im niederösterreichischen Bezirk Bruck an der Leitha. GeografiePetronell-Carnuntum liegt im Industrieviertel in Niederösterreich. Die Gemeinde liegt größtenteils am rechten Ufer der Donau südwestlich von Hainburg an der Donau, 182 Meter über dem Meeresspiegel. Die Fläche der Marktgemeinde umfasst 25,37 Quadratkilometer. Davon sind 49 Prozent landwirtschaftliche Nutzfläche, 31 Prozent sind bewaldet und 12 Prozent entfallen auf die Donau.[1] Nachbargemeinden
GeschichteDie Ursprünge der Siedlung gehen auf ein römisches Militärlager zurück, das der spätere Kaiser Tiberius im Jahre 6 n. Chr. als Winterlager errichtete. Carnuntum entwickelte sich im Anschluss zwischen dem 1. und 4. Jahrhundert n. Chr. zu einer Großstadt an der nördlichen Grenze des Römischen Reichs. Durch die militärisch wichtige Lage zur Grenzsicherung und die Nähe zu großen Handelsrouten wurde Carnuntum bedeutend, so dass es zu Beginn des 2. Jahrhunderts zur Hauptstadt der Provinz Oberpannonien avancierte, die in ihrer Blüte etwa 50.000 Einwohner zählte. Neben dem Legionslager und der umgebenden Lagerstadt entwickelte sich so außerhalb der militärischen Zone eine florierende Zivilstadt. Teile der Stadt sind heute im archäologischen Kulturpark „Römerstadt Carnuntum“ als rekonstruierte Häuser zu besichtigen. Im 4. Jahrhundert verwüstete ein schweres Erdbeben die Stadt. Von diesem Schlag konnte sich Carnuntum nicht mehr erholen. Die Reduzierung der Grenztruppen und die Auswirkungen der Völkerwanderung leiteten schließlich den Niedergang der römischen Stadt ein. Im 5. Jahrhundert wurde Carnuntum endgültig aufgegeben. Auch nach dem Ende des römischen Imperiums ist – trotz Fehlens von schriftlichen Überlieferungen – die Kontinuität als Siedlungs- und Handelsplatz durch zahlreiche archäologische Funde nachzuweisen. Der Name Carnuntum wird zum letzten Mal während der Zeit Karls des Großen genannt. In der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entwickelte sich hier eine Siedlung, der im Jahr 1142 das Marktrecht verliehen wurde. Damit zählt Petronell-Carnuntum zu den ältesten Marktgemeinden in Niederösterreich. Der Ortsname Petronell geht auf das relativ seltene Patrozinium Sancta Petronilla zurück. Einer Überlieferung nach hat Karl der Große anlässlich seines Awarenfeldzuges in den ehemaligen Römerstädten Vindobona und Carnuntum Kirchen für seinen Schutzheiligen St. Petrus und dessen (vermeintliche) Tochter Sta. Petronilla errichten lassen. Eine andere Theorie besagt, dass die Namensgebung auf die Gemahlin von Kaiser Heinrich III., Agnes von Poitou, zurückgeht, die 1056 – unmittelbar nach dem Tod ihres Mannes und dem Antritt ihrer Regentschaft – das Grenzland zu Ungarn bereist hat. Sie war als große Verehrerin der heiligen Petronilla bekannt. Agnes wurde 1077 an der Seite der Heiligen in Rom beigesetzt. Auf diese Tatsachen gestützt, vermutet man, dass die Grafen von Vohburg (Diepoldinger-Rapotonen) ihrer Lehensherrin die Kirche Sta. Petronilla errichten ließen. Petronilla ist die Schutzpatronin der Stadt Rom. Sie ist auch die Schutzheilige gegen Gicht, Fieber und Rheuma, die in den Schwefelquellen von Bad Deutsch-Altenburg behandelt werden.[2] 1142 wurde Petronell aus dem Besitz der Grafen von Vohburg an Hugo von Liechtenstein, dem Stammvater des Hauses Liechtenstein übergeben. Er ist der Erbauer der Burg Liechtenstein bei Mödling und Begründer des Hauses Liechtenstein. Unter seinem Enkel existierte im späten 12. Jahrhundert eine Seitenlinie Petronell-Liechtenstein.[3] Zu dieser Zeit wurde die Rundkapelle Petronell erbaut. Ab 1306 folgten verschiedene Grundherren. Im Jahr 1656 erwarb Graf Ernst von Abensperg und Traun die Herrschaft Petronell durch Heirat. Die Herrschaft Petronell als Verwaltungseinheit des Staates hatte auch die Gerichtsbarkeit inne. Die Familie Abensperg und Traun ist heute noch durch den Besitz der Rundkapelle und des barocken Schüttkastens und als Förderer der Pfarreinrichtungen mit der Marktgemeinde Petronell-Carnuntum verbunden. Der rechte Nebenarm der Donau in der Petroneller Au wurde im Zuge der großen Donauregulierung Ende des 19. Jahrhunderts vom Hauptstrom abgetrennt. Nur bei Hochwasser findet an wenigen Tagen im Jahr eine Durchströmung statt. Durch stetige Verlandung ging ökologischer Lebensraum im Augebiet verloren. Der Nationalpark Donau-Auen, EVN Wasser und viadonau beabsichtigen eine Renaturierung mit Baubeginn 2026. Durch Aufgrabungen soll mehr Wasser in das Nebenarmsystem fließen. Das fördert das Aufkommen strömungsliebender Fischarten und die Speisung des Grundwasserbegleitstroms.[4] Seit 1966 führt die Gemeinde offiziell den Namen Petronell-Carnuntum.[5] EinwohnerentwicklungIn den Jahren 1991 bis 2001 waren sowohl die Geburtenbilanz als auch die Wanderungsbilanz negativ. Danach war die Zuwanderung stärker als die negative Geburtenbilanz.[6] Kultur und SehenswürdigkeitenDie wesentlichste Sehenswürdigkeit des Ortes sind die Reste der römischen Stadt Carnuntum. Sehenswert darüber hinaus:
Landesausstellung 2011Unter dem Titel „Erobern - Entdecken - Erleben im Römerland Carnuntum“ fand 2011 die Niederösterreichische Landesausstellung in drei Standortgemeinden Petronell-Carnuntum, Bad Deutsch-Altenburg und Hainburg an der Donau statt. Anlässlich dieser Landesausstellung wurde ein Besucherzentrum nach den Plänen des Architektenbüros Gallister errichtet sowie ein Parkplatz für etwa 340 PKWs und 22 Busse. Mit 554.438 Besuchern war sie die zweiterfolgreichste Ausstellung der Geschichte der NÖ Landesausstellungen.[7] MuseenWirtschaft und InfrastrukturNichtlandwirtschaftliche Arbeitsstätten gab es im Jahr 2001 51, land- und forstwirtschaftliche Betriebe nach der Erhebung 1999 29. Die Zahl der Erwerbstätigen am Wohnort betrug nach der Volkszählung 2001 514. Die Erwerbsquote lag 2001 bei 45,16 Prozent. BildungIn der Gemeinde befindet sich ein Kindergarten[10] und eine Volksschule.[11] PolitikDer Gemeinderat hat 19 Mitglieder.
Bürgermeister
WappenZum 900-jährigen Bestehen Petronells im Jahr 1958 verlieh die Landesregierung Niederösterreichs der Marktgemeinde ein Marktwappen. Die dazugehörende Marktfahne ist in den Farben Blau-Weiß gehalten und trägt in der Mitte das neue Wappen: in blauem Schild das weiße Heidentor auf grünem Grund.[18] PersönlichkeitenEhrenbürgerEhrenbürger von Petronell-Carnuntum sind:[19]
EhrenringträgerDie ersten Ehrenringe der Marktgemeinde wurden anlässlich der 900-Jahr-Feier im Jahre 1958 im Schloss Petronell an Persönlichkeiten der Landespolitik und in weiterer Folge an Personen verliehen, die sich um die Marktgemeinde durch ihr Wirken besondere Verdienste erworben haben.[21] Söhne und Töchter der Gemeinde
Literatur
WeblinksCommons: Petronell-Carnuntum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Petronell-Carnuntum – Reiseführer
Einzelnachweise
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