Im Laufe der 1960er Jahre machte Schneider eine politische Radikalisierung durch, die ihn zu einem der Wortführer und Organisatoren der Berliner Studentenbewegung werden ließ. 1967 war er an der Vorbereitung des „Springer-Tribunals“ beteiligt. Er war Mitglied einer „Projektgruppe Elektroindustrie“, die das Ziel des Aufbaus einer proletarischen Linkspartei verfolgte und die Mobilisierung der Arbeiterschaft anstrebte. Schneider arbeitete daher zeitweise als Hilfsarbeiter in den Bosch-Werken. Später unterrichtete er an einer Privatschule und arbeitete als freier Rundfunkmitarbeiter. 1972 legte er sein Erstes Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien ab; wegen Schneiders politischer Aktivitäten verweigerte ihm 1973 der Berliner Schulsenator die Anstellung als Referendar. Diese Maßnahme wurde erst 1976 durch einen Beschluss des Berliner Verwaltungsgerichts aufgehoben.
Da er sich inzwischen eine Existenz als freier Schriftsteller aufgebaut hatte, verzichtete Schneider auf das Referendariat. Seine Erzählung Lenz war ab 1973 zum Kultbuch der enttäuschten Linken geworden, da es ihr Lebensgefühl nach dem Scheitern ihrer Utopie und Revolte beschrieb. Peter Schneider verfasst seitdem Romane, Erzählungen und Drehbücher, die häufig Schicksale von Angehörigen seiner Generation zum Thema haben; daneben entstanden Werke über die Situation Berlins vor und nach der Wiedervereinigung. Schneider ist auch ein bedeutender Essayist. Schneider hielt sich mehrmals als Gastdozent an der Stanford University, Georgetown University und Princeton University in den Vereinigten Staaten auf; 2008 hielt er die Göttinger Poetikvorlesungen. Er lebt in Berlin.
Mit dem Roman um Antonio VivaldiVivaldi und seine Töchter (2019) schlägt der Autor den Bogen zurück zu einem musikalischen Heroen seiner Kindheit. Frei beschreibt er die keineswegs idyllische Alltagswelt Vivaldis, dessen kontinuierliche Tätigkeit als Musikpädagoge mit dem von ihm betriebenen Waisenmädchenorchester im barocken Venedig zu den weniger bekannten Fakten seines Lebens gehört.[3]
Werke
Monographien
Ansprachen. Berlin 1970.
Kulturrevolution. 's Gravenhage 1973 (zusammen mit Walter Kreipe).
Schon bist du ein Verfassungsfeind. Berlin 1975.
Atempause. Reinbek bei Hamburg 1977.
Messer im Kopf. Berlin 1979. (als Film 1978: Messer im Kopf)
Die Botschaft des Pferdekopfs und andere Essais aus einem friedlichen Jahrzehnt. Darmstadt u. a. 1981.
Elizabeth Snyder Hook: Family secrets and the contemporary German novel. Rochester, NY 2001.
Gundula M. Sharman: Twentieth century reworkings of German literature. Rochester, NY 2002.
Stefanie Rübbert: Ist die Fremde noch zu retten? Bedeutet ihre Monotonisierung ein Banalisieren der Heimkehr? In: Helge Baumann, Maria Rossdal, Michael Weise, Stephanie Zehnle (Hrsg.): Habt euch müde schon geflogen? Reise und Heimkehr als kulturanthropologische Phänomene. Marburg 2010, S. 175–187. ISBN 978-3-8288-2184-2.