Schermuly wurde in Frankfurt am Main geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in Wiesbaden und machte dort am humanistischen Gymnasium sein Abitur. Alexej von Jawlensky hatte in Wiesbaden gelebt, und der junge Schermuly begegnete seinem Werk überall in den Sammlungen des Wiesbadener Bürgertums. Es war ein Antipode zum Expressionismus Jawlenskys, der Schermulys erster Lehrer wurde: Otto Ritschl, der unter Hitler nicht hatte ausstellen dürfen und der sich inzwischen zu einem konsequenten Vertreter einer „abstraction froide“ entwickelt hatte, ermöglichte Schermuly ab 1947 ein freies Malstudium in seinem Atelier.
Während eines langen Aufenthaltes im Engadin in den Jahren 1953 und 1954 trat Schermuly in Verbindung mit Hans Arp, der eine ursprüngliche Neigung zum Spielerischen und Absurden unterstützte. Schermuly schrieb einen großen Zyklus neodadaistischer Gedichte, aus dem er 1958 in der Eremitenpresse Teile veröffentlichte. Arp war es auch, der zusammen mit Fernand Léger einen Studienaufenthalt in Paris vermittelte, wo Schermuly in den Jahren 1955 und 1956 im Atelier des Fresques an der École Nationale des Beaux Arts bei Ducos de la Haille studierte und mit Sonia Delaunay und Victor Vasarely in Verbindung trat. Von 1961 bis 1964 lebte er wieder in Paris. In diesen Jahren begann er, sich vom Diktat der Ungegenständlichkeit zu lösen. Erste reale Körper tauchten in seiner Malerei auf, er studierte die großen Naiven, vor allem André Bauchant, dann auch André Derain und schließlich, indem er an den unvergessenen Eindruck der frühen Jugendjahre anknüpfte, die Venezianer und die französische Malerei zwischen Poussin und David. Die Ergebnisse dieses Entwicklungsprozesses zeigte Schermuly zum ersten Mal in einer Ausstellung des Museum Wiesbaden 1965.
Schermulys Malerei wurde von Anfang an von einer ausgedehnten kunsttheoretischen Tätigkeit begleitet. Schermuly hatte ab 1961 eine kunsthistorische Reihe für das französische Fernsehen betreut, er hatte an englischen und amerikanischen Akademien gelehrt und einige Schüler zu Malern gemacht. Eine Summe seiner Lehrtätigkeit enthält sein Film Ein Tizian von Rubens, der 1969 für die ARD produziert wurde und der sich mit der Arbeit des Künstlers im Spannungsfeld zwischen Tradition und Originalität auseinandersetzt.
1983 versuchte Isy Brachot in Brüssel mit seiner Ausstellung Collection A eine erste Zuordnung, indem er Schermuly gemeinsam mit dem Anglo-Iren Stephen McKenna und dem Schweizer André Thomkins präsentierte. Aus dem Abstand, den Russland zur westlichen Kunstentwicklung besitzt, wurde die Sonderrolle Schermulys besonders deutlich gesehen. Die Ausstellungen in der Tretjakow-Galerie in Moskau 1991 und im Russischen Museum in St. Petersburg 1992 überraschten das russische Publikum mit einer aus Deutschland nicht erwarteten Realismusauffassung. Das Irish Museum of Modern Art in Dublin stellte in seiner Ausstellung The Pursuit of Painting 1997 Akte und Stillleben Schermulys Hauptwerken von Balthus und Lucian Freud gegenüber und betonte damit die deutschen und die französischen Traditionslinien seiner Malerei.
Peter Schermuly lebte und arbeitete seit 1978 in München. Er starb in Italien auf einer Reise zu den Bildern seines Lieblingsmalers Lorenzo Lotto.
2008 Galerie Burg Beeskow, Landkreis Oder/Spree, Künstlersonderbund Deutschland: LEBENSSPUREN Realismus der Gegenwart (Katalog)
Literatur (Auswahl)
Giles Auty, Stephen McKenna, Martin Mosebach, Friedrich Piel in: Schermuly - Gegenstände, Ernst Klett-Verlag, Stuttgart 1990 (Buch zur Ausstellung in Wiesbaden)
Martin Mosebach in: Schermuly - Abstrakte Strukturen eines neuen Realismus, Hirmer-Verlag, München 1991 (Buch zur Ausstellung in Moskau und St. Petersburg)
Declan McGonagle, Stephen McKenna in: The Pursuit of Painting, Irish Museum of Modern Art Dublin und Lund Humphries Publishers, London 1997 (Buch zur Ausstellung in Dublin)
Martin Mosebach und Bruno Russ in: Schermuly - Gegenstände und Phantasien, Anderland-Verlag, München 2000 (Buch zur Ausstellung in der Galerie der Bayerischen Landesbank München)
Bernhard Rupprecht: Peter Schermuly - Die Suche nach der Wirklichkeit, Edition Döbele, Ravensburg 2001
Martin Mosebach: Die malerische Malerei und Peter Schermuly – Die Wandlung der Farbe in: Du sollst dir ein Bild machen – über alte und neue Meister, Zu Klampen Verlag 2005
K.D. Hepp: Peter Schermuly in: Medizin und Kunst, München 2005
Martin Mosebach: Kein Ding ist unbedeutend. Büchnerpreisträger Martin Mosebach über den Maler Peter Schermuly der jenseits aller Moden sein realistisches Bilder-Universum schuf, Focus Nr. 45 vom 5. November 2007
Martin Mosebach: Schermuly in aviso, Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst 1/2008, hg. Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, S. 10–15, München