Buchner war der Sohn des Offiziers Georg Buchner (1508–1573).[1] Er wuchs in Nürnberg auf und erlernte bei seinem Vetter Leonhard Danner das Tischlerhandwerk sowie die Schraubenmacherkunst. 1556 trat er in London in den Dienst der englischen Königin Elisabeth I. Seine Aufgabe bestand darin, Schraubenwerke herzustellen, die zur Zerstörung von Befestigungsanlagen eingesetzt werden sollten. 1557 holte ihn Herzog Emanuel Philibert von Savoyen nach Brüssel.
Empfohlen von Leonhard Danner, der für den sächsischen Hof militärisches Gerät lieferte, berief Kurfürst August von Sachsen Buchner 1558 nach Dresden. Anfangs stellte er Schraubenwerkzeuge her und wurde 1559 zum kurfürstlichen Werkmeister und 1563 zum Kommandanten des Dresdner Zeughauses ernannt. Dabei arbeitete er mit Caspar Vogt von Wierandt, einem erfahrenen Architekten und Oberzeugmeister, zusammen. Ab 1567 führte er die Oberaufsicht über den Ausbau der Dresdner Befestigungsanlagen. Aufgrund seiner umfassenden Kenntnisse in der Festungsbaukunst und der Waffentechnik wurde Buchner 1575 zum Haus- und Landzeugmeister ernannt. Damit war er zuständig für alle Befestigungsanlagen, Zeughäuser und Waffen in Sachsen. Paul Buchner war 1582 als Hauszeugmeister mit dem Statthalter Graf Burckhardt zu Barby, Kammermeister Hans Harrer und Johann Jenitz als Kammersecretarius Teil der Kurfürstlichen Verwaltung in Sachsen.[2]
Buchner verstarb 1607 in Dresden und wurde auf dem Frauenkirchhof beigesetzt.
Der Medailleur Tobias Wolff fertigte eine Porträtmedaille von Paul Buchner an, die ihn im Alter von 49 Jahren zeigt.[4]
Verheiratet war Paul Buchner mit Maria Kröß, Tochter des kursächsischen Kammerdieners und Dresdner Bürgermeisters Bastian Kröß.[5] Er war der Vater des berühmten Gelehrten August Buchner.
Rezeption
Richard Steche zu Paul Buchners Wirken:
„Paul Puchner (der Aeltere) nimmt in der sächsischen Baugeschichte eine hervorragende Stellung ein […]. Im Jahre 1575 zu Oberst-, Haus- und Landzeugmeister ernannt, erbaute er 1586 unter der Oberaufsicht des Oberhauptmannes des Meißnischen Kreises, Nickel von Miltitz, das prachtvolle, zum Theil noch bestehende Stallgebäude zu Dresden, welches Werk Puchner's Namen und Ruhm durch ganz Europa verbreitete.“
– Franz Richard Steche: Hans von Dehn-Rothfelser: Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Sachsens.[6]
Fritz Löffler beurteilt Paul Buchner wie folgt:
„Merkwürdigerweise hat die Dresdner Kunstgeschichte nicht diesem bewährten Mann [Anmerkg: Hans Irmisch] den Bau [Anmerkg: des Stallhofes] zugeschrieben, sondern Paul Buchner, der von Haus aus ein Schraubenmacher und nicht Architekt war. Nachweislich fand Buchner in Sachsen nur bei Festungsbauten sowie in der Bauverwaltung Verwendung. Walter Bachmann hat zum ersten Mal auf diesen Tatbestand hingewiesen. Der Grund für das Missverständnis dürfte in der geschickten und reichlich skrupellosen Art zu suchen sein, mit der Buchner es verstanden hat, sich in jedes Unternehmen zu mischen. Er verdrängte auch seinen Vorgesetzten, den Grafen Rochus von Lynar, aus dem Amt und trat an dessen Stelle.“
– Fritz Löffler: Das alte Dresden. Geschichte seiner Bauten.[7]
Woldemar von Seydlitz: Die Kunst in Dresden vom Mittelalter bis zur Neuzeit. Buch 1–3: 1464–1625. Hrsg.: Ministerium des Kultus und des öffentlichen Unterrichts. Drittes Buch – Christian I bis Johann Georg I <Erste Zeit> – 1586–1625. Dresden 1921, S.299–424, Speziell zu Buchner siehe S. 313–317., doi:10.11588/diglit.43932 (Digitalisat ab S. 313).
Bernhard Körner (Hrsg.): Deutsches Geschlechterbuch. Band 69, Darmstädter Geschlechterbuch, C. A. Starke, Görlitz 1930, S. 5
Esther Hoppe-Münzberg: Das Kurfürstliche Stall- und Harnischkammergebäude mit Langem Gang und Stallhof – eine neue Bauaufgabe im Komplex des Dresdner Residenzschlosses. In: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Das Residenzschloss zu Dresden Band 2: Die Schlossanlage der Renaissance und ihre frühbarocken Um- und Ausgestaltungen. Michael Imhof Verlag, Petersberg, Kreis Fulda 2019, ISBN 978-3-86568-788-3, S.397–419.
Weitere Literatur
Franz Richard Steche: Hans von Dehn-Rothfelser. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Sachsens, Verlag E. Blochmann & Sohn, Dresden 1877. Zugleich Inaugural-Dissertation der philosophischen Facultät Leipzig S. 36–43. Online
↑Vgl. Abschnitt zur Genealogie seines Sohnes, des Dichters August Buchner in der Neuen Deutschen Biographie: Borcherdt, Hans Heinrich: Buchner, Augustus. In: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 703–704. Online-Version. Zu den Lebensdaten Georg Buchners vgl. Genealogisches Handbuch Bürgerlicher Familien. Hrsg. v. Bernhard Koerner. Mit Zeichnungen v. Gustav Adolf Gloß, Bd. 69. Görlitz, 1930, S. 1–19.
↑Esther Hoppe-Münzberg: Das Kurfürstliche Stall- und Harnischkammergebäude mit Langem Gang und Stallhof – eine neue Bauaufgabe im Komplex des Dresdner Residenzschlosses in: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen (Hrsg.): Das Residenzschloss zu Dresden. Band 2: Die Schlossanlage der Renaissance und ihre frühbarocken Um- und Ausgestaltungen. Petersberg 2019, S. 397–419. Für die diskutierte Beteiligung des Baumeisters Hans Irmisch an Entwurf oder Baugeschehen gibt es nach der aktuellen Forschungs- und Quellenlage keine Grundlage. Esther Hoppe-Münzberg, 2019 (S. 404).
↑Die undatierte Medaille befindet sich im Bestand des Kunsthistorischen Museums Wien, Münzkabinett, eine Abbildung ist in der Deutschen Digitalen Bibliothek zu finden: Abbildung der Medaille
↑Heinrich Kramm: Die Bürgermeister von Dresden 1549-1806. In: Studien über die Oberschichten der mitteldeutschen Städte im 16. Jahrhundert (= Mitteldeutsche Forschungen. Band87). Böhlau, Köln/Wien 1981, ISBN 3-363-00007-3, S.716.
↑Franz Richard Steche: Hans von Dehn-Rothfelser. Ein Beitrag zur Kunstgeschichte Sachsens, Verlag E. Blochmann & Sohn, Dresden 1877. Zugleich Inaugural-Dissertation der philosophischen Facultät Leipzig S. 36–43. Online
↑Fritz Löffler: Das alte Dresden. Geschichte seiner Bauten. E. A. Seemann, Leipzig 1981, S. 43, ISBN 3-363-00007-3.