1857 wurde Sutermeister an das Zürcher Lehrerseminar in Küsnacht berufen, wo er bis 1866 unterrichtete. Anschliessend wirkte er bis 1873 als Professor an der Kantonsschule Aarau. Von 1876 bis 1880 amtete er als Direktor des St. Galler Lehrerseminars in Mariaberg, Rorschach (heute Teil der Pädagogischen Hochschule St. Gallen), und wechselte anschliessend an die Höhere Töchterschule Bern, wo er von 1880 bis 1890 als Lehrer wirkte. Ab dieser Zeit lebte auch Emma Rott, Lehrerin an der städtischen Mädchensekundarschule, in Sutermeisters Haushalt.[4]
1890 wurde er ausserordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur an der Universität Bern.[5] 1900 demissionierte Sutermeister aus gesundheitlichen Gründen.[1]
Otto Sutermeister gilt als einer der bedeutendsten Sammler von Märchen, Sprichwörtern, Haussprüchen, Kinderreimen und Rätseln des 19. Jahrhunderts. Ab 1882 gab er die Reihe «Schwizer-Dütsch» heraus, die in Mundart verfasste Erzählungen aus den Deutschschweizer Kantonen enthält. Überdies war er Korrespondent des Schweizerischen Idiotikons. Sutermeister verfasste auch Kinder- und Jugendliteratur und war Herausgeber einer stark bearbeiteten nationalen Auswahlausgabe der Werke von Jeremias Gotthelf, mit welcher Gotthelf in die Tradition des freisinnigen Bundesstaates eingeschrieben werden sollte. Er bekannte dazu im Vorwort der illustrierten Prachtausgabe, man habe nur «überflüssige, parteipolitische und derbe (Rohheiten und Cynismen)» Passagen gekürzt oder gestrichen.
Die Schweizerischen Sprichwörter der Gegenwart in ausgewählter Sammlung. J. J. Christen, Aarau 1869 (Digitalisat bei Internet Archive).
Kinder-Hausmärchen aus der Schweiz. 1868.
Pädagogische Distichen. 1866.
Leitfaden der Poetik für den Schul- und Selbstunterricht. 1865.
Litteraturgeschichtliche Charakterbilder aus dem 18. Jahrhundert. 1864.
Spruchreden für Lehrer, Erzieher und Eltern. 1863.
Frisch und Fromm: Der Jugend gewidmete, neue Erzählungen, Fabeln, Märchen, Schwänke, Rätsel und Sprüche. 1863.
Schweizerische Haussprüche: ein Beitrag zur epigrammatischen Volkspoesie aus der Landschaft Zürich. S. Höhr, Zürich 1860 (Digitalisat bei Internet Archive).
Die Muttersprache in ihrer Bedeutung als das lebendige Wort. 1859.
Lebensfrüchte. W. Kaiser, Bern. Mindestens drei Auflagen.
(Hrsg.): Ein Kind des Volkes. Schweizerisches Lebensbild, aus dem Nachlaß von Jakob Senn. 1888.
(Hrsg.): Leiden und Freuden eines Schulmeisters von Jeremias Gotthelf. Verlag von F. Bahn, 1901.
Literatur
Ingrid Bigler-Marschall: Sutermeister, (Friedrich Gottlieb) Otto. In: Deutsches Literatur-Lexikon. Biographisch-bibliographisches Handbuch. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Band 21: Streit – Techim. Hrsg. von Hubert Herkommer und Konrad Feilchenfeldt. Saur, Zürich/München 2001, ISBN 3-908255-21-X, Sp. 422 f.
Wolfgang Mieder: Otto Sutermeister: Die Schweizerischen Sprichwörter der Gegenwart in ausgewählter Sammlung (= Volkskundliche Quellen). Georg Olms Verlag, Hildesheim 2014, ISBN 978-3-487-15169-4, Vorwort.
↑Dieser gab 1840 zu Zofingen einen Liederstrauss für die Jugend heraus.
↑Steven A. Sutermeister (in Zusammenarbeit mit Robert A. Sutermeister und Robert L. Sutermeister): Sutermeister family register. Steven A. Sutermeister, Flushing (Michigan) 1987 (amerikanisches Englisch, Helveticat).