Otto Olshausen kam aus einer Familie von Gelehrten. Sein Vater, Justus Olshausen, war Professor für orientalische Sprachen in Kiel, bis er 1852 wegen seiner antidänischen Haltung nach der Schleswig-Holsteinischen Erhebung gegen das herrschende Königreich Dänemark seine dortige Anstellung verlor. Daraufhin zog die Familie nach Königsberg, wo der Vater eine neue Professorenstelle erhielt. Otto war der mittlere von drei Brüdern, von denen der ältere, Robert, Gynäkologe wurde, und der jüngere, Justus, ein renommierter Jurist, Oberreichsanwalt und Senatspräsident am Reichsgericht. Otto Olshausen selbst besuchte zunächst in Kiel und später in Königsberg das Gymnasium, das er 1859 mit dem Abitur abschloss. Anschließend studierte er an Universitäten in Berlin, Heidelberg und Göttingen Chemie.[1]
In späteren Jahren lehnte Olshausen, der politisch eine liberale und demokratische Richtung vertrat, die Annahme von Ämtern ebenso ab wie die Nobilitierung; seine beiden Brüder hingegen waren in den Adelsstand erhoben worden. 1910 erhielt er den Professorentitel, und 1915 wurde er mit der Rudolf-Virchow-Plakette der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte ausgezeichnet.[1]
Archäologie und Krankenpflege
Ab 1881 war Otto Olshausen Mitglied der Berliner Anthropologischen Gesellschaft, die auf Initiative des Arztes und Anthropologen Rudolf Virchow gegründet worden war.[1] Als Schriftführer der Gesellschaft erreichte er, dass diese eigene Räumlichkeiten im Museum für Vor- und Frühgeschichte erhielt.[2] Von 1880 bis 1889 und ab 1909 bis zu seinem Tode war er an Ausgrabungen von latènezeitlichen Gräbern und Grabhügeln der Wikinger auf Amrum beteiligt. 1893 entdeckte Olshausen bei Ausgrabungen an einem Grabhügel auf Helgoland, Lütge Berg („kleiner Berg“) genannt, die Steinkiste von Helgoland.[3]
Mit seinen Untersuchungen über die chemische Zusammensetzung prähistorischer Funde aus Bronze, Kupfer, Eisen und Gold sowie aus Bernstein, Glas und Leder und die Analyse von Knochenfunden gilt Olshausen als einer der Begründer der Archäometrie[1]: „Oft musste ihm ein Körnchen Substanz für die chemische Analyse und ein Splitterchen für die mikroskopische Untersuchung genügen.“[2] 1887 trat der Direktor des Ägyptischen Museums, Adolf Erman, an ihn heran und berichtete ihm von dem ungewöhnlich schnellen Verfall von Exponaten.[4] Daraufhin setzte sich Olshausen bei Richard Schöne, dem Direktor der Königlichen Museen, für die Einrichtung eines chemischen Laboratoriums ein, in dem Material, das Alter und die Herkunft von kulturgeschichtlichen Objekten bestimmt, sowie Methoden zur Konservierung und Restaurierung entwickelt werden sollten. Das Labor wurde 1888 gegründet und auf Olshausens Vorschlag unter die Leitung des Chemikers Friedrich Rathgen gestellt.[5] Das nach diesem benannte Rathgen-Forschungslabor besteht als Einrichtung der Staatlichen Museen zu Berlin/Stiftung Preußischer Kulturbesitz bis heute.[1]
Olshausens weiteres Engagement galt ab 1889 der Reform der Krankenpflege. Er strebte als Ergänzung der damals hauptsächlich konfessionellen eine rein humanitär ausgerichtete Krankenpflege an. Diese sollte zudem als Beruf für Frauen dienen, der diesen eine ausreichende Existenzgrundlage bot. Ein 1889 gegründetes „Comité“ schuf die Voraussetzungen für die Ausbildung von Krankenschwestern. 1891 wurde das Märkische Haus für Krankenpflege in Berlin-Kreuzberg gegründet, dessen Verwaltung er bis 1909 vorstand.[1][6]
↑Zentrale für private Fürsorge: Die Wohlfahrtseinrichtungen von Groß-Berlin nebst einem Wegweiser für die praktische Ausübung der Armenpflege in Berlin. Springer-Verlag, 2013, ISBN 978-3-662-34035-6, S. 175 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
↑Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006. S. 307.