Nextcloud ist eine auf einem ownCloud-Fork basierende in PHP entwickelte freie Software für das Speichern von Daten (z. B. Dateien, Kalendern, Kontakten etc.) auf einem Server. Auf die Daten kann der Anwender sowohl über eine Weboberfläche als auch mit Client-Applikationen (Smartphone und Desktop) zugreifen. Server und Clients können sich dabei synchronisieren. Nextcloud ermöglicht dem Anwender dadurch, auf einen zentralen und konsistenten Datenbestand von vielen Endgeräten aus zuzugreifen und diesen mit anderen Anwendern optional zu teilen. Neben der Datenhaltung bietet Nextcloud Funktionalitäten für Videokonferenzen und verschiedene Office-Applikationen über die Weboberfläche.
Am 2. Juni 2016 verließ Frank Karlitschek zusammen mit weiteren Entwicklern sein im Jahr 2010 unter dem Namen ownCloud gegründetes Unternehmen und gab „Nextcloud“ als Fork bekannt. Seither wird Nextcloud aktiv von Frank Karlitschek, weiteren Mitgliedern der ursprünglichen Entwicklergruppe und einer großen Gemeinschaft weiterentwickelt. Nextcloud bietet einige Funktionen[11] an, die ownCloud nicht oder nur in dessen Enterprise-Version anbietet.[12]
Am 17. April 2018 hat das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) die Entscheidung der Ausschreibung der „Bundescloud“[13] bekanntgegeben. 300.000 Menschen in den Ministerien und anderen Einrichtungen des Bundes werden die Nextcloud-Software nutzen.
Im August 2019 wurde bekannt, dass die Behörden der drei EU-Staaten Frankreich, Schweden und Niederlande zukünftig Nextcloud für den Dateiaustausch einsetzen wollen. Allein das französische Innenministerium plant, Nextcloud für 100.000 Mitarbeiter einzusetzen.[14]
Am 17. Januar 2020 wurde in Berlin die Version 18 mit Produktnamen Nextcloud Hub präsentiert. Hier wurde erstmals direkt ein Office-Paket (hier OnlyOffice) integriert, und Nextcloud gab als Ziel die direkte Konkurrenz zu Microsoft Office 365 und Google Docs aus.[15]
Weiter wurde bei diesem Termin eine Partnerschaft mit Ionos bekanntgegeben. Durch den Datenstandort in Deutschland und die DSGVO-Konformität soll der Anwender die Hoheit über seine Daten besitzen.[16]
Im Frühjahr 2020 stieg der Bedarf und die Nutzung von Werkzeugen für Webkonferenzen stark an. Nextcloud hat daraufhin in Version 19 das Werkzeug Talk[17] erweitert und ein „high performance backend“[18] als quelloffene Lösung zur Verfügung gestellt; somit sind jetzt auf eigenen Rechner verwaltete („self hosted“) Web-Konferenzen mit mehr als zehn Personen möglich. Weiterhin wurde mit Collabora Online ein weiteres Office-Paket als Programm zur Verfügung gestellt und in Talk integriert. Die Office-Funktionalität funktioniert mit x86/x64- und ARM64-basierten Servern mit Collabora Online, OnlyOffice unterstützt derzeit kein ARM.
Im August 2021 teilte Nextcloud mit, als zentrale Kooperationsplattform für den Aufbau der europäischen Cloud-Lösung Gaia-X ausgewählt worden zu sein.[19][20]
Am 24. April 2024 wurde zusätzlich zum Neuen Nextcloud Hub 8 auch Nextcloud One vorgestellt. Nextcloud One ist eine vollständig verwaltete Nextcloud, die man sich als einzelner Nutzer oder für ein Team kaufen kann.[21][22]
Funktionsumfang
Nextcloud Talk for Desktop
Nextcloud Talk for Desktop[23] ist eine neue App für Windows für Nextcloud, um Talk direkt auf dem Desktop zu benutzen. Die erste Version[24] wurde mit der Versionsnummer v0.1.0 am 2. März 2023 veröffentlicht und ist jetzt in der v0.10.0 - Talk 17.1.0[25] verfügbar. Downloaden kann man es von Github.
Da die Software modular aufgebaut ist, lässt sie sich durch ein Plugin-System um beliebige Funktionalitäten erweitern. Über eine vom Hersteller betriebene Plattform können Entwickler ihre Erweiterungen anderen Benutzern zur Installation anbieten.[28] Diese Plattform kommuniziert mit den Nextcloud-Instanzen über ein offenes Protokoll. Im App Store von Nextcloud, der unter apps.nextcloud.com erreichbar ist, finden sich bereits über 250 Erweiterungen. Mit Hilfe dieser Erweiterungen können unter anderem folgende Funktionalitäten hinzugefügt werden:
Kalender (auch als CalDAV), Adressbuch (auch als CardDAV)
Grundsätzlich gibt es verschiedene Apps in verschiedenen Kategorien, z. B. Dateien, Spiele, Überwachung, Multimedia, Organisation, Sicherheit und Kommunikation.
Sync-Clients
Desktop-Sync-Clients gibt es für macOS, Windows, Linux, BSD und andere Unix-basierte Betriebssysteme.[31] Für die verbreiteten Linux-Distributionen gibt es fertige DEB-/RPM-Pakete.
Ebenfalls existieren Open-Source-Apps für die mobilen Betriebssysteme Android,[32]iOS[33] und für Windows ist der Client auch als universelle Windows-App[34] verfügbar.
Weitere Software für Nextcloud
Es gibt ein Outlook-Add-In. Dieses erlaubt die integrierte Nutzung von Nextcloud für Anhänge (Dateien oder ganzen Ordnerstrukturen). Das Zusatzmodul ist in einer freien und einer Enterprise Version erhältlich. Während die freie Version im Funktionsumfang eingeschränkt ist und sich an Privatnutzer richtet, ist die kostenpflichtige „Enterprise-Version“ für den Einsatz in Unternehmen gedacht und bietet erweiterte Funktionen, wie z. B. Links durch ein Passwort zu schützen.[35]
Für Mozilla Thunderbird gibt es ebenfalls ein Add-on namens Filelink[36] zur Nutzung von Nextcloud als Datenspeicher.
Nextcloud-integrierende Software
Es gibt Softwareprojekte, die Nextcloud direkt als Datenspeicher integrieren, z. B. die Lernplattform Moodle,[37] die mobile App „Scanbot“ oder die Groupware-Lösung Zimbra.[38]
Historie des Forks von ownCloud
Im April 2016 haben Frank Karlitschek[39] und einige Kern-Entwickler das Unternehmen ownCloud verlassen.[40]
Dies geschah aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über den Kurs von ownCloud.
Der Abspaltung ging ein Blog-Post Karlitscheks voraus, darin stellte er Fragen wie „Wem gehört die ownCloud-Gemeinschaft?“ oder „Wem gehört ownCloud?“. Noch dringlicher war ihm die Frage, was wichtiger sei: „Schnell verdientes Geld oder langfristige Verantwortung und Wachstum?“.[39] Es gab keine offizielle Stellungnahme zu den Gründen des Forks.
Am 2. Juni 2016, zwölf Stunden nach der Bekanntgabe der Abspaltung, musste die US-amerikanische Niederlassung „ownCloud Inc.“ die sofortige Schließung bekanntgeben. In der Stellungnahme[41] wurde u. a. die Kündigung von Krediten der Kapitalgeber genannt. Die ownCloud GmbH besteht weiterhin. Neue Investoren sichern deren Fortführung und die Geschäfte von ownCloud Inc. wurden übernommen.[42]
Unterstützung für PHP 8 (PHP 7.2 wird nicht mehr unterstützt)
Mit Version 21 wird, bei Verwendung von MySQL als Datenbank, mindestens MySQL-Version 8 vorausgesetzt. Ein entsprechender Hinweis wird in den Einstellungen einer Nextcloud 20.0.x Installation angezeigt: Es wird die MySQL-Version „5.6.42-log“ verwendet. Nextcloud 21 wird diese Version nicht mehr unterstützen und benötigt MySQL 8 oder höher.
Vereinheitlichte Suche - Es wird global gesucht und die Suchbereiche können festgelegt werden
Neues Dashboard als Startpunkt des Tages mit Informationen zu Dateien, Status von Kontakten, Terminen, Talk-Erwähnungen, Ankündigungen, Benachrichtigungen von Twitter, GitHub, GitLab oder Zammad und vieles mehr.
Authentifizierung: Erkennung von verdächtigen Anmeldeversuchen auf Basis eines neuronalen Netzwerks.[56]
Funktion „Projekte“: Die Benutzer können ihre Arbeit organisieren, indem sie verschiedene Ressourcen zu Projekten zusammenfügen, etwa Chats, Kalender, anstehende Aufgaben und Dateien. Nützlich für die Zusammenarbeit in Teams. Die Projekte können ganz oder in Teilen mit Kollegen geteilt werden.[57]
Nextcloud Talk 6.0 beinhaltet eine neue Oberfläche und Kommandos.[58]
Nextcloud-Talk,[63] eine Audio/Video-Chat-Plattform. Die gesamte Konversation ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Über Android/iOS-Apps kann auf diese Plattform zugegriffen werden. (Große Verbesserungen in Serveranwendung und Apps seit ursprünglicher Veröffentlichung)
Unterstützung für die Browser-Sicherheitsfunktionen CSP 3.0 und Same-Site-Cookies
Unterstützung für Kerberos-Authentifizierung und Zwei-Faktor-Authentifizierungsanbieter, basierend auf Universal 2nd Factor und Time-based One-Time Password
Erweiterter Brute-Force-Schutz für alle API-Zugangspunkte
Verwendung von SSL/TLS bei der Freigabe von Dateien über Nextcloud Server
Zugriffsrechte auf App-spezifische Login-Token
App Store überprüft automatisch Apps und erzwingt Signaturen
Skalierbarkeit und Leistungsverbesserungen:
Bis zu 80 % Reduzierung der Datenbanklast
Bis zu 60 % Beschleunigung der Datenübertragung bei kleinen Dateien
Schnellere Collabora Online-Inbetriebnahme
Schnelleres Laden von großen Ordnern
Neuerungen:
Apache Solr basierte Volltextsuche mit Nextant App
Next Gen Federation unterstützt optional das Speichern von Informationen im globalen Adressbuch für die einfache Suche nach Benutzern
Experimentelle Integration von Audio/Video-Chat mit „Spreed APP“, später „Talk“
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 10
28. Sep. 2016
10.0.6
7. Aug. 2017
Aug. 2017
Sicherheitsverbesserungen:
Ein neuer Mechanismus wurde hinzugefügt, um die Aktualisierung von Nextcloud zu vereinfachen
Integration einer plugin-basierten Zwei-Faktor-Authentifizierung
Integration von Funktionen für einen Brute-Force-Schutz
Die Gestaltungsfunktionen der Benutzeroberfläche wurde erweitert
Erweiterung der Systemüberwachung in der Benutzeroberfläche und per API-Endpunkt
Ältere Version; nicht mehr unterstützt: 9.0.54
28. Sep. 2016
9.0.58
24. Apr. 2017
Apr. 2017
Erste offiziell freigegebene Version von Nextcloud, basierend auf der damals aktuellen Open-Source-Variante von ownCloud 9[68]
Legende:
Ältere Version; nicht mehr unterstützt
Ältere Version; noch unterstützt
Aktuelle Version
Aktuelle Vorabversion
Zukünftige Version
Nextcloud-Box
Im September 2016 stellte Nextcloud, in Kooperation mit Western Digital Labs und Canonical (das Unternehmen hinter Ubuntu), die Nextcloud-Box[69] vor. Bei der Nextcloud-Konferenz 2016 zeigten Jane Silber (CEO von Canonical) und Frank Karlitschek die Neuheit.[70] Weniger als ein Jahr später, im Juni 2017, gab Western Digital das Ende von WDLabs und damit das Ende der Produktion der Nextcloud-Box bekannt.[71]
Die Nextcloud-Box basierte auf einem Raspberry Pi. Als Betriebssystem diente Ubuntu Core mit Snappy. Die Box war als Referenzgerät für andere Hersteller gedacht. Für den Nutzer stand das einfache Einrichten im Vordergrund, die Installation auf einem Webserver entfällt. Das Snappy-Image wurde gepflegt und regelmäßig bei neuen Versionen aktualisiert.[72]
↑Ronald Eikenberg: Passkeys: Einloggen ohne Passwort. In: Christian Heise, Ansgar Heise und Christian Persson (Hrsg.): Zeitschrift. c’t 14/2023, c’t 14/2023. Heise, Deutschland August 2023.
↑Nextcloud: Nextcloud will check passwords against database of HaveIBeenPwned – The most popular self-hosted file share and collaboration platform. In: Nextcloud. (nextcloud.com [abgerufen am 16. März 2018]).
↑Nextcloud: Nextcloud Box – The most popular self-hosted file share and collaboration platform. In: Nextcloud. (nextcloud.com [abgerufen am 17. März 2018]).