Neger (Ruhr)

Neger
Markierungsstein „An den Negerquellen“ am Klappersberg

Markierungsstein „An den Negerquellen“ am Klappersberg

Daten
Gewässerkennzahl DE: 276114
Lage Süderbergland

Deutschland

Flusssystem Rhein
Abfluss über Ruhr → Rhein → Nordsee
Quelle am Klappersberg nahe Schmallenberg-Rehsiepen
51° 12′ 23″ N, 8° 25′ 31″ O
Quellhöhe ca. 720 m ü. NHN[2]
Mündung bei Olsberg-Steinhelle in die RuhrKoordinaten: 51° 19′ 51″ N, 8° 29′ 19″ O
51° 19′ 51″ N, 8° 29′ 19″ O
Mündungshöhe ca. 349 m ü. NHN[2]
Höhenunterschied ca. 371 m
Sohlgefälle ca. 21 ‰
Länge 17,7 km[3] 
(mit Namenlose 20,3 km)
Einzugsgebiet 53,883 km²[3]
Abfluss am Pegel Siedlinghausen2[4]
AEo: 35,4 km²
Lage: 9,6 km oberhalb der Mündung
NNQ (15.08.1997)
MNQ 1980/2007
MQ 1980/2007
Mq 1980/2007
MHQ 1980/2007
HHQ (28.10.1998)
7 l/s
79 l/s
943 l/s
26,6 l/(s km²)
16,7 m³/s
48,6 m³/s

Die Neger ist ein südwestlicher bzw. linker Nebenfluss der Ruhr im nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis (Deutschland). Nach einem generell nordwärts gerichteten Lauf von 17,7 km[3] Länge erreicht sie eine Wasserführung von im Mittel gut 1,3 m³/s. Der Fluss verläuft bis auf Ortslagen und kleinere Abschnitte in Landschaftsschutzgebieten in den Naturschutzgebieten Naturschutzgebiet Hömberg / Brusenbecke / Eberg / Kalte Spring, Naturschutzgebiet Neger- und Birautal, Naturschutzgebiet Mittleres Negertal und Naturschutzgebiet Negertal.

Name

Der Fluss wurde 1694 („fl. Neger“) erstmals schriftlich erwähnt. Eine Wüstung namens Neger erscheint schon um 1310 als Negere in den schriftlichen Aufzeichnungen. Der Name könnte vielleicht vom urindogermanischen Verbstamm *néh2gʰ- für „baden, schwimmen“ abgeleitet sein.[5]

Geographie

Verlauf

Die Neger entspringt im Rothaargebirge an der Nordwestflanke des Klappersbergs (729,9 m) auf einer Höhe von 722 m ü. NHN im Naturschutzgebiet Hömberg / Brusenbecke / Eberg / Kalte Spring.[2] Ihre Quelle liegt etwa 1,5 km (Luftlinie) nordöstlich von Rehsiepen, einem Ortsteil von Schmallenberg. Sie fließt ausschließlich im Naturpark Sauerland-Rothaargebirge.

Zunächst fließt die Neger in Richtung Osten. Nach rund 1,5 km Wegstrecke knickt die Flussrichtung südwestlich des Bergs Frettloh (643,9 m ü. NHN) abrupt nach Nordosten ab. An dieser Stelle münden mehrere kurze Flussläufe, die der Neger von den Hängen der umliegenden Berge zufließen. Fortan fließt die Neger parallel zur Landesstraße 742. Das Tal weitet sich nun unvermittelt zu einem breiten Trogtal mit karartigem Talschluss. Rund 1,4 km flussabwärts mündet rechts die Gutmecke, weitere 600 m später ebenfalls rechtsseitig die Renau, die kurz vor ihrer Mündung nahe am Jagdschloss Siedlinghausen vorbeifließt. Sie stellt hydrographisch betrachtet den Hauptfluss dar, da sie nicht nur länger, sondern auch 40 % wasserreicher als die Neger ist.[6] Beim Mühlenhof mündet linksseitig die aus dem Hunaumassiv kommende Birau (Giers) ein, die ein über zweihundert Meter tiefes Trogtal entwässert.

Die erste Ortschaft an der Neger ist Siedlinghausen. Hier mündet rechtsseitig die Namenlose (Lamelofe), die nordwestlich von Winterberg entspringt. Sie ist mit 10,2 km Länge der längste Neger-Zufluss und am Mündungspunkt sogar länger als diese.[3] Zwischen Siedlinghausen und Brunskappel mündet rechtsseitig die Hambkebecke, bevor die Neger ein Staubecken (428,9 m ü. NHN) des Kraftwerks Steinhelle 1 durchfließt. Am südlichen Ortsrand von Brunskappel fließt linksseitig die Hartmecke ein. Im Abschnitt zwischen Brunskappel und Wulmeringhausen münden beidseitig mehrere kurze Wasserläufe, die von den Hängen der umliegenden Berge abfließen, von links u. a. das Remmetsiepen und rechtsseitig die Eutmecke. Zwischen Wulmeringhausen und Steinhelle, einem Weiler im Stadtgebiet von Olsberg, fließen linksseitig Fauleborn und Faules Siepen ein.

Schließlich mündet die Neger bei Steinhelle zwischen den Bergen (Höhe in Meter über Normalhöhennull; NHN) Steinhelle (612,7 m; im Nordwesten), Schmalenberg (714,2 m; im Westen) und Wiedegge (732,3 m; im Westsüdwesten) sowie Heidkopf (715,3 m; im Osten) linksseitig auf 349 m[2] Höhe in die Ruhr. Etwa 60 m nördlich unterhalb der Negermündung stößt die L 742 auf die Bundesstraße 480.

Zwischen Quelle und Mündung überwindet die Neger 370 m Höhenunterschied, was einem mittleren Sohlgefälle von 20,9 ‰ entspricht.

Hydrologischer Hauptstrang

Bis zu ihrer Mündung ist die Neger (17,7 km, über Namenlose 20,3 km) nicht nur länger als die Ruhr (16,7 km, über Hille 17,7 km) bis dahin, sondern verfügt auch über ein knapp größeres Einzugsgebiet (53,883 km² vs. 52,977 km²). Der mittlere Abfluss der Neger beträgt gut 1,3 m³/s gegenüber gut 1,2 m³/s der Ruhr.

Neger und Ruhr im Vergleich

Name Länge [km][Z 1] EZG [km²][Z 1] MQ [m³/s][Z 1]
Neger[Z 2] 20,3 53,88 1,27
Ruhr[Z 3] 17,7 53,00 1,24

Anmerkungen zur Tabelle

  1. a b c Fachinformationssystem ELWAS des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW (Hinweise)
  2. Mit Namenlose
  3. Bis zur Mündung der Neger in die Ruhr über die Hille

Die Neger ist somit der hydrologische Hauptstrang im Flusssystem Ruhr.

Nebenflüsse

Wichtigster Nebenfluss der Neger ist die 10,2 km lange Namenlose. Mit ihrem 15,376 km² großen Einzugsgebiet entwässert sie 28,5 % des Gebietes der Neger. Im Folgenden sind die Nebenflüsse der Neger aufgeführt in der Reihenfolge von der Quelle zur Mündung.

Name Position
(km)
Seite Länge
(km)
EZG
(km²)
Mündungshöhe
(m über NHN)
GKZ[7]
Gutmecke 14,799 rechts 2,4 1,364[6] 534 276114-12
Renau 14,254 rechts 5,4 6,354[6] 519 276114-14
Birau[8] 13,107 links 4,5 4,719 488 276114-2
Lohsiepen[9] 11,6 rechts 0,4 467 276114-3??
Namenlose 10,111 rechts 10,2 15,376 444 276114-4
Hambkebecke 8,315 rechts 2,3   423 276114-92
Hartmecke 7,430 links 0,8   411 276114-94
N.N. 7,184 rechts 1,1   409 276114-952
Voßsiepen[9] 6,800 links 0,6   276114-??
Eutmecker[9] 6,250 rechts 0,8   398 276114-??
Remmetsiepen[9] 5,800 links 0,7   394 276114-??
Brusemecke[9] 4,400 links 0,4   383 276114-??
Kransmecke[9] 3,300 links 0,8   374 276114-??
Fauleborn 1,186 links 1,5   360 276114-96
Faules Siepen 0,760 links 1,1   356 276114-98

Geschichte und Wirtschaft

Die einstige Ortschaft Neger in der Nähe von Siedlinghausen wurde um 1550 aufgegeben.

Die ab 1976 projektierte Neger-Talsperre bei Brunskappel mit 44,5 Mio. m³ Stauvolumen (Niedrigwasserregulierung)[10] wurde nicht verwirklicht, ebenso wie oberhalb von Siedlinghausen die später geplante Renau-Talsperre mit einem Stauvolumen von 18 Mio. m³ (Trinkwasser).[11]

Oberhalb von Siedlinghausen und ab Wulmeringhausen ist die Neger der Gewässergüteklasse I-II zugeordnet, dazwischen liegt eine Strecke der Güteklasse II. Die Strukturgüte ist noch durch mehrere Verbauungen beeinträchtigt.

Einzelnachweise

  1. Martin Bürgener: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 111 Arolsen. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1963. → Online-Karte (PDF; 4,1 MB)
  2. a b c d Deutsche Grundkarte (DGK 5) in Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  3. a b c d Topographisches Informationsmanagement, Bezirksregierung Köln, Abteilung GEObasis NRW (Hinweise)
  4. Deutsches gewässerkundliches Jahrbuch Ruhr/Siedlinghausen2 2010@1@2Vorlage:Toter Link/www.talsperrenleitzentrale-ruhr.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF, 14,6 kB)
  5. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 371, „¹Neger“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  6. a b c Antje Giers: Prognose und Bewertung der ökologischen Folgen wasserbaulicher Maßnahmen am Beispiel einer Talsperrenplanung im Hochsauerland (Memento vom 28. Januar 2016 im Internet Archive) Dissertation Ruhr-Universität Bochum 2003 (Tab. 75, S. 262) (PDF; 2,69 MB)
  7. Zur besseren Übersicht und Sortierung flussabwärts ist pro Fließgewässer in die Gewässerkennzahl (GKZ) nach der Ziffer „276114“, die für die Neger steht, jeweils ein Bindestrich eingefügt.
  8. Der auf Karten als „Birau“ eingezeichnete Bach wird in der Gewässerstationierung als „Giers“ deklariert.
  9. a b c d e f Eigenmessung
  10. Ruhrtalsperrenverein Essen: Ohne Wasser gibt es kein Leben! Die Negertalsperre In: Der Aufbau, H. 2, S. 53–56. Bremen 1979 (PDF: 10,42 MB)
  11. Regierungspräsidium Arnsberg: Gebietsentwicklungsplan Kreis Soest und Hochsauerlandkreis, Arnsberg 1994, S. 242