Die grundständig und/oder wechselständig angeordneten Laubblätter sind gestielt oder sitzend.[2] Die Blattspreiten sind einfach, eiförmig, leierförmig oder oval und gezähnt oder fiederteilig und manchmal geöhrt oder stängelumfassend.[2]
Generative Merkmale
Meist viele Blüten befinden sich in anfangs schirmtraubigenBlütenstände, deren Blütenstandsachsen sich bis zur Fruchtreife verlängern und später traubig sind;[2] es können mehrere solcher Blütenstände zu Gesamtblütenständen zusammengesetzt sein. Es können Tragblätter vorhanden sein.[2]
Die zwittrigen Blüten sind radiärsymmetrisch und fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die vier freien, aufrechten Kelchblätter sind länglich oder linealisch; das seitliche Paar ist deutlich sackförmig.[2] Die Kronblätter sind viel länger als die Kelchblätter. Die vier freien Kronblätter sind grün, weiß, gelb, orangefarben bis bräunlich, lavendel- bis purpurfarben.[2] Die Kronblätter sind deutlich in Platte und Nagel (Botanik)|Nagel gegliedert. Die Platte ist verkehrt-eiförmig oder länglich mit gerundetem oder stumpfem oberen Ende.[2] Es sind die zwei Kreise mit insgesamt sechs tetradynamischen Staubblättern vorhanden; der äußere Kreis besteht aus nur zwei kurzen, der innere Kreis aus vier langen Staubblättern. Die Staubbeutel sind länglich oder linealisch mit stumpfem oberen Ende.[2] Zwischen den zwei kurzen Staubfäden befinden sich zwei Nektardrüsen, es sind die zwei seitlichen, sie sind ringähnlich bis mondförmig angeordnet; die mittleren Nektardrüsen fehlen.[2] Der oberständige Fruchtknoten enthält 4 bis 40 Samenanlagen.[2] Ein Griffel ist kaum erkennbar oder nur kurz. Die Narbe ist kegelförmig, deutlich zweilappig, wobei die Narbenlappen vollständig freibleiben oder sich berühren.[2]
Die Fruchtstiele sind je nach Art schlank oder verdickt, abspreizend oder zurückgebogen. Die linealischen, stielrunden, vierkantigen oder mit breiten häutigen, vollständigen Septen versehenen Schoten sind zweifächerig und öffnen sich erst spät mit zwei Fruchtklappen.[2] Die Fruchtklappen besitzen einen deutlichen Mittelnerv. Der Rahmen (Replum) ist gerundet.[2] In der Schote sind die Samen in einer Reihe angeordnet. Die Samen sind länglich oder rundlich und ungeflügelt.[2] Die Samenschale ist netzartig.[2]
Systematik und Verbreitung
Die Gattung Hesperis 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus II, S. 663 aufgestellt.[3] Typusart ist Hesperis matronalisL.[3] Der Gattungsname Hesperis stammt von dem altgriechischenhespera für „Abend“ und bezieht sich auf die abends und nachts stark duftenden Blüten von insbesondere Hesperis matronalis. Synonyme für HesperisL. sind: AntonianaBubani non AntonianaTussac, DeilosmaSpach nom. illeg., Deilosma(DC.) Besser, DiplopilosaF.Dvořák, KladniaSchur, MicranthaDvořák, NeotchihatchewiaRauschert, Plagioloba(C.A.Mey.) Rchb., TchihatchewiaBoiss.[3][4]
Carl von Linné stellte 1753 sechs Arten in die Gattung Hesperis. Einige Zeit wurden nur etwa 25 Arten zur Gattung Hesperis gerechnet, die je nach Autor zum Teil zu Unterarten herabgestuft wurden oder in Sammelarten zusammengefasst wurden.
Die Gattung Hesperis ist über weite Teile Eurasien verbreitet. Einige Arten finden sich auch in Nordamerika. Das Zentrum der Artenvielfalt liegt mit über 30 Arten (Stand 2022) im asiatischen Teil der Türkei.[5][6][7][8][9][10][11][12][4]
Hesperis boissierianaBornm. (Syn.: Hesperis glabraBoiss. & Noë nom. illeg. non Hesperis glabraRoyle):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Hesperis cilicica(Bornm.) Tzvelev (Syn.: Hesperis sylvestris subsp. cilicicaBornm., Hesperis matronalis subsp. cilicica(Bornm.) Cullen):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Hesperis ciscaucasicaF.Dvořák & V.I.Dorof.: Sie wurde 2012 aus dem nördlichen Kaukasus erstbeschrieben.[1]
Geruchlose Nachtviole (Hesperis inodoraL., Syn.: Hesperis subsinuataBorbás, Hesperis matronalis subsp. inodora(L.) P.Fourn.):[3] Dieser Endemit kommt nur in den französischen Seealpen vor.
Hesperis isatidea(Boiss.) D.A.German & Al-Shehbaz (Syn.: Tchihatchewia isatideaBoiss.): Diese Neukombination erfolgte 2018. Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[4]
Gewöhnliche Nachtviole auch Rote Nachtviole, Matronenblume genannt (Hesperis matronalisL.): Je nach Autor gibt es einige Unterarten:
Hesperis matronalis subsp. adzharica(Tzvelev) Cullen (Syn.: Hesperis adzharicaTzvelev):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Hesperis matronalis subsp. candida(Kit. ex Schulzer, Kanitz & Knapp) Hegi & E.Schmid (Syn.: Hesperis candidaKit. ex Schulzer & al., Hesperis niveaBaumg., Hesperis matronalis subsp. nivea(Baumg.) Kulcz., Hesperis vrabelyiana(Schur) Borbás, Hesperis matronalis subsp. vrableyiana(Schur) Soó, Hesperis moniliformisSchur, Hesperis matronalis subsp. moniliformis(Schur) Borza):[1][3] Sie kommt in Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Ungarn, Slowenien, Kroatien, Serbien, Rumänien und in der Ukraine vor.[13]
Hesperis matronalis subsp. cladotricha(Borb.) Hayek (Syn.: Hesperis cladotrichaBorbás, Hesperis obtusaMoench, Hesperis matronalis subsp. obtusa(Mönch) Soó, Hesperis lapsanifoliaBorbás)[1]: Sie kommt in Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Serbien, Kosovo, Griechenland, Montenegro, Rumänien, im europäischen Teil der Türkei und in Armenien vor.[3]
Hesperis matronalisL. subsp. matronalis (Syn.: Hesperis oblongipetalaBorbás ex Murr, Hesperis matronalis subsp. spontaneaSoó nom. inval.): Sie kommt in Spanien, Frankreich, Österreich, Italien, auf der Balkanhalbinsel, im Kaukasusraum, in der Ukraine und in der Türkei vor.[3] Sie ist in vielen Ländern weltweit ein Neophyt.[13]
Hesperis matronalis subsp. schuriiSoó (Syn.: Hesperis oblongifoliaSchur, Hesperis matronalis subsp. oblongifolia(Schur) Dvořák): Sie kommt nur in Rumänien vor.[3]
Hesperis matronalis subsp. sintenisii(F.Dvořák) A.Duran (Syn.: Hesperis theophrasti subsp. sintenisiiF.Dvořák): Diese Neukombination erfolgte 2012.[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.
Hesperis matronalis subsp. voronovii(N.Busch) P.W.Ball (Syn.: Hesperis voronoviiN.Busch): Sie kommt in der Türkei, auf der Krim und vielleicht in Georgien vor.[13][3]
Hesperis microcalyxE.Fourn. (Syn.: Hesperis schischkiniiTzvelev):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Hesperis pendula subsp. aucheri(Boiss.) F.Dvořák (Syn.: Hesperis aucheriBoiss.):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Hesperis pendula subsp. brachytricha(O.E.Schulz) F.Dvořák:[1] Sie soll angeblich im asiatischen Teil der Türkei vorkommen.[3]
Hesperis pendula subsp. campicarpa(Boiss.) F.Dvořák (Syn.: Hesperis campicarpaBoiss., Hesperis ovataF.Dvořák, Hesperis rupestrisBoiss. & Noë):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Hesperis persica subsp. kurdica(Dvořák & Hadac) F.Dvořák (Syn.: Hesperis kurdicaF.Dvořák & Hadač):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Hesperis persica subsp. persicaBoiss.:[1] Sie kommt im Iran, in der Osttürkei und in Armenien vor.[13]
Hesperis podocarpaBoiss. (Syn.: Hesperis aintabicaPost, Hesperis trullataF.Dvořák):[1] Sie kommt im asiatischen Teil der Türkei vor, andere Vorkommen sind nicht bestätigt.[3]
Hesperis sylvestrisCrantz subsp. sylvestris (Syn.: Hesperis sylvestris var. siliquo-glandulosaRohlena, Hesperis siliquo-glandulosa(Rohlena) F.Dvořák, Hesperis siliqua-glandulosa(Rohlena) F.Dvořák): Sie kommt in Liechtenstein, Österreich, Polen, Tschechien, in der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Albanien, Bulgarien und Griechenland vor.[3]
Hesperis sylvestris subsp. velenovskyi(Fritsch) Borza (Syn.: Hesperis sylvestris var. velenovskyiFritsch, Hesperis velenovskyi(Fritsch) Fritsch, Hesperis suaveolens(Andrz.) Besser ex Steud.): Sie kommt in Italien, Albanien, Bulgarien, Moldawien, Rumänien, Griechenland und auf der Krim vor.[3]
Hesperis theophrastiBorbás (Syn.: Hesperis theophrasti subsp. graeca(F.Dvořák) F.Dvořák, Hesperis matronalisHalácsy, Hesperis theophrastiBorbás subsp. theophrasti):[1] Sie kommt in Albanien, Bulgarien, Griechenland, Nordmazedonien, Serbien, im Kosovo und in weiten Teilen der Türkei vor.[3]
Hesperis thyrsoideaBoiss. (Syn.: Hesperis cappadocicaE.Fourn.):[1] Sie kommt nur im asiatischen Teil der Türkei vor.[3]
Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs, Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae) Hyperaceae bis Primulaceae. Ulmer, Stuttgart 1992, ISBN 3-8001-3323-7. S. 207.
Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 10: Cruciferae (Sisymbrium to Aubrieta), Helsinki 1994, ISBN 951-9108-09-2, S. 91–100.
Tai-yien Cheo, Lianli Lu, Guang Yang, Ihsan Al-Shehbaz, Vladimir Dorofeev: Brassicaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 8: Brassicaceae through Saxifragaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2001, ISBN 0-915279-93-2. Hesperis Linnaeus. S. 156 - textgleich online wie gedrucktes Werk.
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D. A. German, Ihsan A. Al-Shehbaz: A reconsideration of Pseudofortuynia and Tchihatchewia as synonyms of Sisymbrium and Hesperis, respectively (Brassicaceae). In: Phytotaxa, Volume 334, Issue 1, 2018, S. 95–98. doi:10.11646/phytotaxa.334.1.17
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↑ abcdefghijHesperis im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 26. Juli 2017.