Mungo ParkMungo Park (* 11. September 1771 in Foulshiels bei Selkirk, Schottland; † Januar/Februar 1806 bei Bussa, Nigeria) war ein britischer Afrikareisender. Seine beiden Reisen (1795–1797 und 1805–1806) führten ihn über den Fluss Gambia an den Lauf des Nigers. Bei seiner ersten Reise im Auftrag der African Association geriet er in Gefangenschaft, konnte jedoch mittellos fliehen. Er überlebte nur durch die Hilfe eines Afrikaners. Sein daraufhin veröffentlichter Reisebericht Travels in the Interior of Africa war damals schon ein Bestseller und gilt noch heute als Klassiker. Bei seiner zweiten Reise an den Niger, die durch die britische Regierung finanziert wurde, kam er 1806 ums Leben. Kindheit, Jugend und AusbildungMungo Park wurde höchstwahrscheinlich am 11. September 1771 auf einem Bauernhof in Foulshiels am Fluss Yarrow Water bei Selkirk, Scottish Borders, geboren. Das ist das Datum, wie es im Taufbuch angegeben ist, wenngleich etliche ältere Biographien und Schriften den 10. September als Geburtsdatum nennen.[1] Er war das siebte von insgesamt 13 Kindern. Während seiner Kindheit beschrieben seine Mitmenschen ihn vorwiegend als „zurückhaltend“ (Lit: Müller, 1980, S. 22) – eine Einschätzung, die ihm auch später oft zuteilwurde. Parks Eltern waren als Farmer nicht wohlhabend, hatten jedoch genug Geld, um ihren Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Mungo wurde „strenggläubig“ calvinistisch erzogen, und seine Eltern drängten ihn, Geistlicher zu werden. Dennoch ging er 1785 mit 14 Jahren beim Landarzt Thomas Anderson in Selkirk in die Lehre. Während dieser dreijährigen Ausbildung lernte er dessen Kinder Allison und Alexander kennen. Allison wurde später seine Frau. Alexander wiederum nahm als Parks engster Vertrauter an der zweiten Expedition teil und kam dabei ums Leben. Im Herbst 1788 zog Park nach Edinburgh, um an der dortigen Universität bis zum Sommer 1792 die Fächer Anatomie und Chirurgie zu studieren. Jedoch faszinierte ihn die Botanik mehr als sein medizinisches Studiengebiet. Nach Beendigung seines Studiums unternahm Park zusammen mit seinem Schwager James Dickson botanische Wanderungen durch die Schottischen Highlands. Dickson, Autodidakt und anerkannter Fachmann der Botanik, hatte sich als Samenhändler am Covent Garden in London einen Namen gemacht. Er war Mitglied der Linnean Society of London, in welcher auch Sir Joseph Banks, der Präsident der Royal Society und selbst begeisterter Botaniker, verkehrte. Es muss noch 1792 gewesen sein, als Park während eines Besuchs bei seiner Schwester Margaret und seinem Schwager James Dickson mit dem einflussreichen Joseph Banks bekannt wurde. Auf die Empfehlung von Joseph Banks hin wurde Mungo Park Assistenzarzt an Bord des Ostindienfahrers Worcester, welcher am 5. April 1793 in Portsmouth mit militärischem Geleit für ein Jahr nach Benkulen, Sumatra, aufbrach. Das militärische Geleit war durch den Krieg zwischen Großbritannien und Frankreich notwendig. Nach seiner Rückkehr 1794 präsentierte Park für die Linnean Society einen Vortrag über Acht kleine Fische von der Küste Sumatras,[2] darunter auch unbekannte Arten. Bis zu seinem Tode blieb Park außerordentliches Mitglied dieser Gelehrtengesellschaft (Lit.: Müller, 1980, S. 27). An Bord der Worcester lernte er auch astronomische Grundkenntnisse und Methoden, um geographische Breite und Länge bestimmen zu können (Lit.: Müller, 1980, S. 30). Dadurch empfahl er sich der African Association als zukünftiger Reisender. Zudem war er Arzt, konnte also notfalls sich selbst und auch andere behandeln, was ihm aus Sicht der Association eventuell den Respekt der Afrikaner einbringen könnte. Als erfahrener Amateur-Botaniker war er in der Lage, Beschreibungen und Skizzen unbekannter Spezies anzufertigen. Darüber hinaus hatte er während der Reise nach Sumatra bewiesen, dass er dem feuchtwarmen Tropenklima gewachsen war. Seine Beziehungen zu Joseph Banks erwiesen sich nun als Sprungbrett, um über die African Association seinen Hunger nach Ruhm und Abenteuerlust zu stillen. Denn, so Park in einem Brief an seinen Schwager Alexander vor der ersten Reise: „wenn ich Erfolg habe, werde ich mir einen größeren Namen als [ein Mann?] jemals zuvor erwerben!“[3] Politischer und geographischer RahmenMungo Parks Unternehmungen werden von den Koalitionskriegen eingerahmt. In diesen kämpfte Großbritannien an der Seite unterschiedlicher Bündnispartner vom 1. Februar 1793 mit kleinen Unterbrechungen 22 Jahre lang gegen das republikanische Frankreich. Obwohl Park aus Schottland stammt, verhielt er sich stets loyal zum britischen Königreich. So waren auch seine Briefe nach Selkirk, Nord-Britannien, und nicht Schottland adressiert (Lit.: Müller, 1980, S. 16). Eine weitere Klammer bildete die Unabhängigkeit der USA von Großbritannien. Großbritannien suchte nun nach neuen Kolonien und Märkten. Der weitestgehend noch unbekannte afrikanische Kontinent wurde bislang nur für das lukrative Sklavengeschäft genutzt und weckte Hoffnungen auf ein zweites Amerika. Allerdings war „die Landkarte seines Innern noch immer nur ein weit ausgedehnter weißer Fleck“, was aus Sicht der African Association „als große Schande für das gegenwärtige Zeitalter betrachtet werden muss.“[4] Insbesondere was den Niger betraf, waren zu Ende des 18. Jahrhunderts in Europa weder Quelle noch Lauf oder Mündung bekannt. Es gab nur einige vage Theorien, welche sich noch an die Überlieferungen von frühzeitlichen Geographen wie Herodot, Al-Idrisi oder Leo Africanus anlehnten: Man vermutete beispielsweise, beim Niger könne es sich um keinen eigenständigen Fluss, sondern lediglich um einen anderen Namen für den westwärts fließenden Gambia oder Senegal handeln. Oder, sofern das unzutreffend wäre, dass er ostwärts in den Nil oder Kongo übergehe. Eine weitere beliebte Theorie wurde auch von James Rennell vertreten, dem Kartographen der African Association, wonach der Niger östlich von Timbuktu in einen großen Sumpf oder Binnensee münde (Lit.: Sattin, 2003, S. 120; Müller, 1980, S. 235). Die Bestimmung der Lage des Nigers wurde durch dessen ungewöhnliche Sichelform erschwert: Nur 300 km vom Atlantischen Ozean entspringend fließt er in nordöstlicher Richtung landeinwärts, um dann hinter Timbuktu um 90 Grad nach Südosten zu drehen und schließlich in den Golf von Guinea zu münden. Man vermutete zudem, dass sich südlich des Nigers durch ganz Afrika eine Gebirgskette namens Mountains of the Moon bzw. Berge von Kong ziehe, welche der Niger unmöglich passieren könne. Die erste Reise: Die Ein-Mann-ExpeditionIm Auftrag der African AssociationNachdem Park Anfang 1794 aus Sumatra zurückgekehrt war, bot er seinen Dienst der African Association an, die nach einem Nachfolger für Major Daniel Houghton suchte. Houghton war 1790 ausgesandt worden, um ebenfalls den Verlauf des Niger zu erkunden, aber nach einem Überfall mittellos in der Sahelzone verhungert.[5] Am 17. April 1794 erhielt Park mit Unterstützung von Joseph Banks die feste Zusage der African Association. Er war nach Simon Lucas, John Ledyard und Daniel Houghton somit der vierte Afrika-Reisende, der von ihrem fünfköpfigen Komitee ausgewählt wurde. Vom 1. August 1794 an sollte er 7½ Schilling pro Tag erhalten, ab seinem Aufbruch vom Gambia ins Landesinnere Afrikas für zwei Jahre das Doppelte. Außerdem wurden 200 Pfund für seine Ausrüstung gewährt. Das ist deutlich mehr als die 50 Schilling pro Monat, die er als Hilfsarzt an Bord der Worcester erhalten hatte, allerdings auch nicht übermäßig viel für solch eine gefährliche Reise. Der Grund hierfür war, dass die African Association seine Reise nur über Subskriptionen ihrer Mitglieder finanzieren konnte. Am 21. April 1794 bekam er die förmlichen Anweisungen seines Auftraggebers, über die er später in seinem Reisebericht sagte:
Seine Angehörigen waren alles andere als begeistert, „denn sie waren sicher, er werde nie zurückkommen“, so sein Schwager James Dickson.[7] Auch Park wusste um die Gefahr seiner Reise:
Zudem hatte Park „den brennenden Wunsch, die Erzeugnisse eines so wenig bekannten Landes zu untersuchen und durch eigene Erfahrung die Lebensweise und das Wesen der Eingeborenen kennenzulernen“.[9] Vor allem aber war er fasziniert von der Idee, als Entdecker des Niger zu gelten. Neben Kleidung, Mantel, Decke und einem Schirm hatte er einen Taschensextanten, zwei Kompasse, ein Thermometer und zwei Schrotflinten bei sich. Er ging genauso gekleidet wie in Großbritannien. Anders als spätere Reisende wie Friedrich Konrad Hornemann oder Jean Louis Burckhardt versuchte er also nicht, seine Herkunft zu verheimlichen. Von der Küste bis KaartaAm 22. Mai 1795 legte er an Bord des Handelsschiffes Endeavour von Portsmouth ab. Einen Monat später ging Park in Jillifree am Gambia, heute Juffure, an Land. Nach einigen Tagen Reise landeinwärts kam er am 5. Juli 1795 in Pisania, nahe dem heutigen Karantaba Tenda, an. Hier verbrachte er fünf Monate in einer englischen Faktorei beim Sklavenhändler Laidley, um die Regenzeit abzuwarten, sich zu akklimatisieren und Mandingo zu erlernen. Ende Juli erkrankte er an Fieber, wobei es sich wahrscheinlich um die zu jener Zeit noch unbekannte Malaria handelte. Vermutlich wurde er hierbei teilimmunisiert und ging somit, ohne es zu wissen, gestärkt aus der Krankheit hervor. Heute steht in Karantaba Tenda das Mungo Park Memorial und markiert den Ausgangspunkt der Reise. Ende November 1795 brach Park von Pisania landeinwärts auf. Am 3. Dezember verabschiedete er sich von Laidley, welcher ihn noch ein Stück des Weges begleitet hatte:
Selbst die emanzipiertesten Köpfe der damaligen Zeit hielten die europäische Kultur gegenüber der afrikanischen für überlegen, auch Mungo Park war hier keine Ausnahme.
Dennoch empfand er keinen rassistischen Hass gegenüber den Menschen Afrikas, deren Kultur und Sitten er für unterlegen und nicht nur anders hielt, sondern er war
Mit ihm waren zwei Diener: Demba, der Haussklave Laidleys, der bei gutem Benehmen nach der Reise die Freiheit erhalten sollte, und Johnson, welcher für seine Dienste bezahlt wurde. Johnson sprach Mandingo, während Demba zusätzlich auch noch Serahuli beherrschte, wodurch beide Park bei der Verständigung mit den Menschen Westafrikas helfen konnten. Die Gruppe führte lediglich ein Pferd, zwei Packesel und Nahrung für zwei Tage mit sich. Anfangs waren sie in Begleitung von zwei Sklavenhändlern, einem muslimischen Reisenden und einem Schmied, welche auch ostwärts gingen. Ohne große Probleme durchquerten sie das Reich Wuli, dessen König Mansa Jatta sie in Medina vier Stangen Tabak als Zoll „schenken“ mussten. Sich den Weg „freizuschenken“, war im Gegensatz zur blutigen zweiten Reise typisch für Parks erste Expedition. Da weiße Menschen in der Nähe der Küste nicht unbekannt waren, wurden Park und seine Begleiter von den Einwohnern Wulis freundlich aufgenommen. Am 13. Dezember erreichten sie die Stadt Tallika in Bondu. Park stellte fest, dass Bondus Einwohner stärker unter dem Einfluss der „mohammedanischen Gesetze“ stehen. Am 21. Dezember traf er in Fatteconda, der Hauptstadt Bondus, ein. Da es dort im Landesinneren keine Hotels oder ähnliches gab, war es gebräuchlich, dass Fremde im Ortszentrum warteten, bis sie von Ortsansässigen zur Übernachtung eingeladen wurden, was Park selten verweigert wurde (Lit.: Müller, 1980, S. 71). Insbesondere von Seiten der Obrigkeit entgegnete ihm allerdings auch häufig Misstrauen gegenüber den friedlichen Absichten seines Reisezweckes. Der Herrscher Bondus, der Almami Amadi Isati, meinte:
Laut Park war es „offensichtlich, dass sein Argwohn aus der Überzeugung entstand, jeder Weiße müsse notwendig ein Kaufmann sein.“[14] Zu jener Zeit herrschte Krieg zwischen Kaarta und Bambara, und Mungo Park begegnete etlichen Flüchtlingen. Um nicht zwischen die Fronten zu geraten, wählte er den nordöstlichen Weg über Ludamar, um nach Bambara zu gelangen, was sich im Nachhinein jedoch als Fehler herausstellte. In Gefangenschaft der MaurenEs war nicht leicht, seine Diener Demba und Johnson zur Weiterreise nach Ludamar zu bewegen, denn:
Diese Angst war nicht unbegründet, denn laut Park waren Schwarze aus Sicht der arabischen Mauren und Tuareg minderwertig:
Dennoch verließen sie am 27. Februar 1796 Jarra, eine Stadt an der Grenze zu Ludamar, und gelangten am 1. März nach Deena. Die Begrüßung durch die Mauren war laut Park äußerst hasserfüllt:
Park geriet am 7. März in Gefangenschaft, aber nicht nur wegen seiner Fremdartigkeit, sondern auch, weil er für einen Spion gehalten wurde. Wahrscheinlich vermutete der maurische Herrscher Ali, nicht ganz zu Unrecht, dass Parks Hintermänner den Mauren den Transsaharahandel streitig machen wollen:
Den Beginn seiner Gefangenschaft verbrachte er in Alis Lager in Benown. Anfangs musste er sich seine Unterkunft mit einem Schwein teilen, welches für Muslime ein unreines Tier ist. Ab Mai 1796 wurde das Lager aufgrund des Krieges ins nördlichere Bubaker verlegt. Christen waren in dieser Gegend im Landesinneren weitgehend unbekannt:
Am Ende wurde sein Diener Demba trotz der Einsprüche Parks versklavt. Johnson, welcher nicht weiterreisen mochte, kehrte mit einigen Aufzeichnungen Parks zum Gambia zurück. Park selbst konnte am Morgen des 2. Juli in einem günstigen Moment fliehen, der auch aus dem sinkenden Interesse Alis an seiner Person erwuchs. Er hatte alles verloren, bis auf sein Pferd und einen Kompass. Zum ersten Mal war er nun allein in Afrika unterwegs und vollkommen auf die Hilfe Einheimischer angewiesen. Erreichen des NigersAuf dem Weg durch Bambara, welches in der Sahelzone liegt, litt er tagelang unter großem Durst. Um all sein Gold und seine Geschenke gebracht, musste er nun um Essen betteln. Ihm wurde in den armen Dörfern dieser Gegend kaum länger als eine Nacht Obhut gewährt, wobei er „verstreut liegende Hütten ohne die Mauern“ bevorzugte, „wissend, dass in Afrika, genauso wie in Europa, Gastfreundschaft nicht immer in den höchsten Behausungen anzutreffen ist.“[20] Am 21. Juli 1796 erreichte er den Niger:
Wenngleich bereits im 16. Jahrhundert zwei portugiesische Gesandtschaften tief ins westafrikanische Binnenland vordrangen, so ist doch wenig über deren Erfolg bekannt geworden (Lit.: Müller, 1980, S. 36; Duffill, 1999, S. 28). Mungo Park war demnach der erste Europäer am Ufer des Niger, von dem dies heute bewiesen ist. Er gelangte noch bis Silla flussabwärts, musste aber Ende Juli 1796 einsehen, dass es besser war, umzukehren. Zum einen weil die Regenzeit eingesetzt hatte, zum anderen weil die Gefahr neuerlicher Gefangenschaft drohte:
Sieben Monate Aufenthalt in KamaliaFiebernd und erschöpft kam Park am 16. September 1796 durch das Dorf Kamalia in Manding, wo ihn der muslimische Sklavenhändler Karfa Taura aufnahm. Park erhielt das Angebot, bis zum Ende der Regenzeit bei ihm zu wohnen, um dann mit ihm zum Gambia zu reisen, wo Karfa ein paar Sklaven verkaufen wollte. Sieben Monate blieb Park in Kamilia. Er nutzte die Zeit, um Einblick in das Leben der Menschen in Manding zu nehmen, welche größtenteils der heute als Malinke bezeichneten Volksgruppe angehörten. Diesen Beschreibungen widmete er viel Raum in seinem Reisebericht. Am 19. April 1797 brachen Karfa Taura und Park im Schutz einer 73-köpfigen Karawane auf und kamen schon am 10. Juni 1797 am Ausgangspunkt von Parks Reise in Pisania am Gambia an. Rückkehr nach GroßbritannienDer Handel Europas mit den Städten am Gambia war zu dieser Zeit nicht sehr stark. Deshalb hatte Park Schwierigkeiten, eine direkte Schiffspassage nach Europa zu erhalten. Schließlich legte er am 17. Juni in Kaiai, von ihm als Kayee bezeichnet, an Bord der amerikanischen Charlestown nach Westindien ab. Der Segler steuerte nach der Atlantiküberquerung, beeinflusst durch ungünstige Winde, die Insel Antigua an. Von dort erhielt Park eine Überfahrt nach England und ging am 22. Dezember in Falmouth an Land. Am 24. Dezember 1797 kam der Totgeglaubte in London an. Parks Reise war der erste und einzige volle Erfolg der African Association. Ein paar Monate lang wurde er in der Londoner Gesellschaft reihum eingeladen, ehe er nach Selkirk zurückging, um seinen Reisebericht Travels in the Interior of Africa zu schreiben. Das Buch erschien 1799 zusammen mit einer Landkarte James Rennells, welche den Namen Geographische Erläuterungen zu Mr. Parks Reisen trug. Es wurde ein voller Erfolg. Bis 1810 erschienen sechs Auflagen, und bereits 1800 wurde es ins Deutsche und Französische übersetzt. Der Bericht ist heutzutage immer noch ein anerkannter Klassiker in der Literaturgattung Reiseberichte. Zwischen den Reisen: Park als Arzt, Vater und Ehemann1798 erhielt Mungo Park von Banks das Angebot einer Erkundungsreise nach Australien. Park lehnte nach anfänglichem Interesse mit der offiziellen Begründung ab, dass ihm das finanzielle Angebot zu gering erscheine, als dass es sich bei der Expedition aus Sicht der Regierung um eine Reise von einiger Bedeutung handele (Lit.: Müller, 1980, S. 128). Viel wahrscheinlicher ist aber, so sein Schwager James Dickson in einem Brief an Banks, „dass es eine persönliche Verbindung gibt, eine Liebesgeschichte in Schottland, in der aber kein Geld steckt […], welche Ursache dafür ist.“[23] Hinter der Liebesgeschichte steckte die damals 19-jährige Allison Anderson, die Tochter seines alten Lehrmeisters Thomas Anderson, welche Park schon während seiner Ausbildung kennengelernt hatte. Am 2. August 1799 fand in Selkirk die Hochzeit statt. Park wäre 1800 gern zeitnah zu einer zweiten Expedition an den Niger aufgebrochen. Allerdings erhielt er kein Angebot von Seiten der Regierung. So ließ er sich 1801 mit wenig Freuden als Arzt mit seiner Familie in Peebles nieder. „Ein Landarzt zu sein, ist bestenfalls ein mühseliger Beruf; und ich will mit Freuden die Lanzette und die Gipsschale an den Nagel hängen, wenn ich eine geeignetere Stellung bekommen kann“, schrieb Park im Oktober 1801 an Banks.[24] Allerdings kam es zu Verzögerungen und so war seine Frau Allison bereits mit dem vierten Kind im sechsten Monat schwanger, als Park 1805 letztlich doch noch zu seiner zweiten Reise aufbrechen konnte. Die zweite Reise: Die RegierungsexpeditionVerhandlungen mit der RegierungIm Oktober 1803 erhielt Park von der britischen Regierung das Angebot zu einer weiteren Niger-Expedition. Allerdings trat die Regierung um den Premierminister Henry Addington im Mai 1804 zurück, so dass es vorerst nicht dazu kam. Park nutzte die Zeit, um in Peebles sein Arabisch zu verbessern. Außerdem verfasste er eine Denkschrift, eine Art Bewerbungsschreiben, die dem neuen britischen Kriegsminister Lord Camden am 4. Oktober 1804 vorgelegt wurde. Die Ziele seiner Reise seien „die Ausweitung des britischen Handels und die Erweiterung unseres geographischen Wissens“ und ferner wolle er untersuchen, „ob irgendein Landesteil für Großbritannien zur Kolonisation brauchbar wäre“.[25] Park wusste, dass dies die Ziele der Regierung waren, kümmerte sich aber in Wirklichkeit während seiner zweiten Reise nur wenig um solche Fragen. Ihm ging es weiterhin darum, den Verlauf des Nigers zu ergründen. Park vertrat zu dieser Zeit die Theorie, dass Niger und Kongo ein Fluss seien. So schrieb er weiter in seiner Denkschrift: „Meine Hoffnungen, auf dem Kongo zurückzukehren, sind im Ganzen gesehen nicht wirklichkeitsfremd“. Am 2. Januar 1805 erhielt er den förmlichen Regierungsauftrag, „dem Lauf dieses Flusses bis zu der größtmöglichen Entfernung, die auszumachen ist, zu folgen; Verbindung und Verkehr mit den verschiedenen Völkern an seinen Ufern herzustellen; alles einheimische Wissen bezüglich dieser Völker zu erhalten, soweit es in Ihrer Macht steht, …“[26] Aus den Erfahrungen der ersten Reise heraus entschied er sich, im Schutze einer Karawane zu reisen. Diese versprach nicht nur Sicherheit gegenüber der rauen Natur, sondern auch gegenüber der Willkür afrikanischer Herrscher. Der Nachteil war, dass er so nur langsam vorankommen würde und sich demnach keine zu späte Abreise leisten konnte, wollte er die Regenzeit vermeiden. Die Regierung ernannte Park zum Hauptmann und damit zum Leiter der staatlichen Expedition. Sein Schwager Alexander Anderson wurde als Leutnant Zweiter in der Rangfolge. Ebenfalls an Bord war als technischer Zeichner George Scott. Zu der Besatzung gehörten noch Leutnant Martyn, zwei Seeleute, ein Sergeant, ein Korporal und 33 einfache Soldaten, die nach Gorée strafversetzt worden waren und mit dem Versprechen, im Anschluss an die Reise begnadigt zu werden, geködert werden konnten. Insgesamt waren es 45 Europäer. Außerdem sollten eigentlich noch 15 bis 20 afrikanische Handwerker von Gorée zur Mitreise bewegt werden, von denen sich aber keiner auf dieses Abenteuer einlassen wollte. Ferner waren noch vier Schiffszimmerleute dabei, die aus dem Material, welches den ganzen Weg bis zum Niger transportiert wurde, zwei 12-Meter-Boote bauen sollten. Vor Ort kauften sie noch ungefähr fünfzig Esel und sechs Pferde. Park hatte nunmehr Tiere und Ausrüstung im Wert von mehr als 2000 Pfund dabei, also weitaus mehr als bei seiner ersten Reise, welche noch durch die African Association finanziert worden war (Lit.: Müller, 1980, S. 183). Als Park am 31. Januar 1805 an Bord des Frachters Crescent in See stach, war er bereits drei Monate hinter seinem eigenen Zeitplan. Bereits hier hätte klar sein müssen, dass es nahezu unmöglich werden würde, innerhalb der Trockenzeit bis zum Niger zu reisen. Erst am 15. April 1805 gingen sie in Kaiai am Gambia an Land. Die Überfahrt hatte länger gedauert als erwartet und warf ihn im Zeitplan nochmals zurück. Statt am Gambia zu verbleiben und wie auf der ersten Reise in Pisania in geschütztem Umfeld die Regenzeit zu überbrücken, erledigte Park schnell die letzten Reisevorbereitungen, um aufbrechen zu können. Er konnte noch einen Händler namens Isaaco engagieren, der bereit war, die Karawane mit seiner eigenen kleinen Gruppe bis zum Niger zu begleiten. Das war wichtig, weil Park bis zu diesem Zeitpunkt immer noch keinen afrikanischen Führer gefunden hatte, der bereit gewesen wäre, sich auf dieses Unterfangen einzulassen. Im Gegenzug erhielt Isaaco den Wert von zwei Sklaven, was in Westafrika dem Gegenwert von 40 Pfund entsprach. Beginn der RegenzeitIn Kaiai hatte Mungo Park die Reise zum Lauf des Nigers noch auf sechs Wochen geschätzt, tatsächlich wurden es nun 3 ½ Monate. Zum Vergleich: Die Karawane auf dem Rückweg der ersten Reise mit Turfa brauchte ungefähr sieben Wochen (Lit.: Müller, 1980, S. 197). Das lag daran, dass in der Nacht zum 5. Juni 1805 die gefürchtete Regenzeit begann (Lit.: Sattin, 2003, S. 239). Park „zitterte bei dem Gedanken, dass wir erst die Hälfte unserer Reise [zum Niger] geschafft hatten“,[27] als sie am 10. Juni 1805 in Shrondo haltmachten. Umkehren wäre nun kaum besser gewesen, und so kämpften sie sich durch verschlammte Wege und überflutete Flüsse. Am 19. August erreichten sie nahe Bamako den Niger. Die Regenzeit hatte die Karawane arg geschwächt. Vom Einsetzen der Regenzeit bis zur Ankunft am Niger starben 31 Mann oder zwei Drittel der Gruppe, die meisten durch Krankheiten (Lit.: Müller, 1980, S. 192). So geschwächt wurden sie häufiger das Ziel von Überfällen, und auch die Zollforderungen der afrikanischen Machthaber erhöhten sich. Am Niger angekommen war die ursprüngliche Karawane auf zehn bis zwölf Leute zusammengeschrumpft (Lit.: Müller, 1980, S. 197). Auf dem Boot den Niger entlangAufgrund der Regenfälle war der Fluss auf eine Breite von anderthalb, an Stromschnellen bis zu drei Kilometern angeschwollen und hatte eine Geschwindigkeit von etwa 8 km/h. Nach zweitägiger Rast beschlossen sie, in Sansanding ein Boot zu bauen, wo sie am 26. September 1805 ankamen. Das Fahrzeug taufte Park nach dem einheimischen Namen des Nigers auf „H.M.S. Joliba“. Die Joliba war wegen der zahlreichen Stromschnellen so gebaut, dass sie nur einen Tiefgang von etwa 30 Zentimeter hatte. Die verbliebenen Männer weilten in Sansanding für insgesamt zwei Monate. Zuvor hatten sie sich mit Hilfe etlicher Geschenke den Schutz von Mansong, dem Herrscher Bambaras, gesichert. Park kam es nicht in den Sinn, sich von Mansong einen Schutzbrief für die weitere Reise ausstellen zu lassen. Die Erfahrung späterer Reisender wie Friedrich Konrad Hornemann oder Jean Louis Burckhardt zeigte, dass solch eine Art Referenzschreiben hilfreich beim Durchqueren unbekannter islamischer Gebiete sein konnte. Am 28. Oktober starb nach langer Krankheit Parks Schwager und Freund Alexander Anderson. Trotz großer Trauer hatte Park weiterhin, wie er in seinem letzten Brief vom 17. November 1805 an Lord Camden schrieb, „den festen Entschluss, die Mündung des Niger zu entdecken oder bei dem Versuch zugrunde zu gehen.“[28] An seine Frau schrieb Park, dass er beabsichtige, weder anzuhalten noch irgendwo mit dem Schiff anzulegen, bis er die Küste gegen Ende Januar 1806 erreiche. Diese Briefe nahm der Begleiter Isaaco, der die Gruppe hier in Sansanding verließ, zurück zum Gambia, zusammen mit dem Reisebericht, welcher später als The Journal of a Mission to the Interior of Africa in the Year 1805 veröffentlicht wurde. Es waren die letzten erhaltenen Nachrichten Parks. Über die Expeditionsgruppe hörte man nichts mehr, bis Berichte über ein Desaster die Siedlungen des Gambia erreichten. Die Suche nach Mungo ParkDurch einen glücklichen Zufall erfuhr Major Charles Maxwell, der auf Gorée das Kommando hatte, Anfang 1810, dass sich Isaaco an der senegalesischen Küste aufhielt. Isaaco wurde noch im selben Jahr verpflichtet, nach Sansanding zurückzukehren, um das Schicksal Parks zu ergründen. Er kehrte im September 1811 mit einem Bericht von Amadi Fatoumas zurück. Amadi wurde in Sansanding als Ersatz für Isaaco als Führer in den Dienst genommen und blieb in dieser Funktion, bis Yauri erreicht wurde. Park muss während der Flussfahrt sehr zurückhaltend vorgegangen sein. Er versuchte, den Kontakt zur Bevölkerung auf ein Minimum zu beschränken, um Angriffe durch die Anwohner des Niger zu vermeiden. So besuchten sie wohl auch nicht Timbuktu, um kein zusätzliches Risiko einzugehen. Sie befanden sich nun im Gebiet der Tuareg, und Park muss seine Gefangenschaft aus der ersten Reise noch in Erinnerung gehabt haben. Auf sich nähernde Einheimische wurde oft geschossen, oft aus Missverständnissen heraus (Lit.: Müller, 1980, S. 224). Es gab aber auch mehrere Angriffe der Tuareg auf Parks Boot, welche mit Gewehren zurückgeschlagen wurden. Park und seine Gefährten gingen äußerst brutal vor und, so gab Amadi zu Protokoll, „töteten eine große Zahl von Männern.“[29] Selbst Jahre später gerieten andere Forschungsreisende in Verlegenheit, weil sie wie beispielsweise 1826 Gordon Laing für „den Christen [gehalten wurden], der Krieg gegen die Bewohner der Ufer des Niger führte und welcher mehrere der Tuareg tötete und viele verwundete.“ Noch 50 Jahre später wussten Einheimische gegenüber Heinrich Barth vom barbarischen Vorgehen Parks zu berichten.[30] Nach Ende des Tuareg-Landes ging die Weiterreise jedoch friedvoller vonstatten. Aufgrund des Nordost-Passats kamen sie zudem schneller voran. In der zweiten Januarhälfte erreichten sie laut Amadi den Ort Yauri, wo dieser wie vereinbart die Gruppe verließ. Zu diesem Zeitpunkt waren es laut seiner Auskunft noch vier Europäer, die meisten anderen Quellen sprachen jedoch von zwei bis drei. Park musste nun klar sein, dass der Niger in den Atlantik fließt, welcher nicht mehr weit entfernt sein konnte. Ende Januar oder Anfang Februar 1806 fand Mungo Park jedoch den Tod auf dem Niger. Da sein Tagebuch nie entdeckt wurde, gibt es zur genauen Ursache mehrere Theorien. Laut Amadi habe der Machthaber Yauris seinem „König“ die Geschenke, die er von Park erhielt, vorenthalten. Der hintergangene Herrscher habe daraufhin Park bei Boussa angegriffen, als dieser mit seinem Boot auf einer Stromschnelle festgelaufen sei. Eine andere Geschichte von Richard Lander geht davon aus, dass Park für die Vorhut der Fulani gehalten wurde. Diese führten zu dieser Zeit einen Dschihad gegen die Hausa und rückten ebenfalls von Norden gen Süden vor. Im Großen und Ganzen war es aber in erster Linie die verspätete Abreise Parks und die damit verbundene Regenzeit, welche ihn und seine Gefährten das Leben kostete. In dem Film Ins heiße Herz Afrikas – Eine Entdeckungsreise auf dem Niger (2/2) – Jenseits von Timbuktu, in dem über Mungo Parks Reise durch Afrika entlang des Nigers berichtet wird, gehen die Beteiligten davon aus, dass Mungo Park ganz profan mit seinem Boot in den Stromschnellen gekentert und dabei ertrunken sei.[31] Rückblick und NachlebenErst 1830 wurde das Mündungsdelta des Nigers durch die Gebrüder Richard und John Lander entdeckt. Allerdings entpuppte sich der Fluss aufgrund der vielen Stromschnellen als nahezu unbrauchbar als Transportweg ins Landesinnere. Die Hoffnungen der britischen Regierung auf Kolonisation und Handelsbeziehungen erfüllten sich damit nicht. Dennoch führten der Bau von Dampfschiffen, die Verwendung von Chinin gegen Malaria und die Weiterentwicklung von Waffen gegen 1900 dazu, dass Timbuktu durch Frankreich und Nigeria durch Großbritannien erobert wurde. Die Stadt Bussa, wo Park einst ums Leben kam, musste dem 1968 fertiggestellten Kainji-Stausee weichen und existiert heute nicht mehr. Im Jahre 1827 ging Thomas, Parks zweiter Sohn, an Guineas Küste an Land. Er hatte Bussa zum Ziel, da er Gerüchten Glauben schenkte, dass ein etwa 50-jähriger weißer Mann, womöglich sein Vater, dort gefangen gehalten werde. Nachdem er eine kleine Strecke zurückgelegt hatte, starb er, als er von einem Baum fiel. Er hatte nach einem langen Tagesmarsch seinen Durst mit Alkohol gelöscht. Parks Witwe starb im Jahre 1840. Im Jahre 1826 nannte der Botaniker Robert Brown eine Gattung von „Urwaldriesen“ aus der Familie der Hülsenfrüchtler Mungo Park zu Ehren Parkia. Seit 1930 vergibt die Royal Scottish Geographical Society die Mungo-Park-Medaille als Anerkennung für herausragende Leistungen auf geographischem Gebiet und/oder einem praktischen Beitrag zur Menschlichkeit in möglicherweise gefährlicher Umgebung. In T. C. Boyles Roman Wassermusik ist Mungo Park die Hauptfigur. Die frühere Fluggesellschaft British Caledonian Airways benannte eine ihrer beiden Boeing 747 nach Mungo Park. LiteraturMungo Parks Reiseberichte
Sekundärliteratur
Originalzitate und Einzelnachweise
WeblinksCommons: Mungo Park – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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