Mirabilit entwickelt meist kurz- bis langprismatische Kristalle bis etwa 10 cm Länge, aber auch blockförmige, körnige oder massige Mineral-Aggregate und krustige Überzüge. Frische Proben sind zunächst farblos und transparent, die Oberflächen zeigen Glasglanz. An trockener Luft dehydratisiert Mirabilit aber sehr schnell, das heißt, er verliert sein Kristallwasser und trocknet aus, wobei er sich in Thénardit umwandelt und matt-weiß anläuft. Durch Fremdbeimengungen kann Mirabilit auch eine gelblichweiße bis grünlichweiße Farbe annehmen.
Mit einer Mohshärte von 1,5 bis 2,5 gehört Mirabilit zu den weichen Mineralen, die sich ähnlich wie das Referenzmineral Gips (2) mit dem Fingernagel ritzen lassen.
Der Name Mirabilit geht auf die lateinische Bezeichnung sal mirabilis zurück, was so viel wie „erstaunliches Salz“ bedeutet. Johann Rudolph Glauber (1604–1670) wählte diese Bezeichnung, als er 1626 bei der Analyse von Mineralwasser ein unbekanntes Salz mit abführender Wirkung entdeckte. 1658 konnte er das Salz auch künstlich durch Reaktion von Kochsalz mit Schwefelsäure herstellen.[7] Nach der Entdeckung von natürlichem Natriumsulfat benannte Wilhelm Ritter von Haidinger das neue Mineral 1845 nach der alten Bezeichnung sal mirabilis „Mirabilit“.
Klassifikation
In der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Mirabilit zur Mineralklasse der „Sulfate, Chromate, Molybdate, Wolframate“ (einschließlich Selenate und Tellurate) und dort zur Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Syngenit die „Mirabilit-Syngenit-Gruppe“ mit der System-Nr. VI/C.15 und den weiteren Mitgliedern Koktait, Lecontit und Matteuccit bildete.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. VI/C.21-80. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies ebenfalls der Abteilung „Wasserhaltige Sulfate, ohne fremde Anionen“, wo Mirabilit zusammen mit Eugsterit, Hydroglauberit, Koktait, Lecontit, Matteuccit, Omongwait, Syngenit und Wattevilleit (auch Wattevillit, Status fraglich) eine eigenständige, aber unbenannte Gruppe bildet.[8]
Auch die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mirabilit in die Abteilung der „Sulfate (Selenate usw.) ohne zusätzliche Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich großen Kationen“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 7.CD.10 bildet.
Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mirabilit ebenfalls in die Klasse der „Sulfate, Chromate und Molybdate“ und dort in die Abteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 29.02.02 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserhaltigen Säuren und Sulfate mit (A+)2XO4 • x(H2O)“ zu finden.
Mirabilit ist nicht nur empfindlich gegen Austrocknung, sondern auch leicht wasserlöslich und kann sich selbst in seinem eigenen Kristallwasser lösen. Auch bei zu hoher Luftfeuchtigkeitzerfließen die Kristalle relativ schnell. Mineralproben sollten daher immer in vollständig trockenen und luftdichten Behältern aufbewahrt werden.
Auf der Zunge fühlt sich Mirabilit zunächst kühl an, schmeckt dann aber salzig bis bitter.[4] Vor dem Lötrohr zeigt sich eine gelbe Flammenfärbung, was ein Hinweis auf den Natriumgehalt ist.
Als eher seltene Mineralbildung kann Mirabilit an verschiedenen Fundorten zum Teil reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher (Stand: 2013) gelten rund 180 Fundorte als bekannt.[10]
In der Schweiz fand sich Mirabilit bisher in der Gipsgrube bei Birmenstorf im Kanton Aargau, in Martigny im Kanton Wallis, im Salzbergwerk Bex im Kanton Waadt und im Bergwerk Käpfnach[11] im Kanton Zürich. Weiter konnten Mirabilit-Vorkommen in der Faustloch-Höhle im Berner Oberland sowie in der Höhle Réseau des Morteys bei Charmey im Kanton Freiburg festgestellt werden.[12][13]
Bekannte Fundorte für Mirabilit sind unter anderem auch die Tăușoare-Höhle in Rumänien und der Nationalpark Death Valley im US-Bundesstaat Kalifornien. Weitere Fundorte liegen in Ägypten, der Antarktis, Argentinien, Australien, Bolivien, Chile, China, England, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Madagaskar, Mexiko, den Niederlanden, Norwegen, Polen, Russland, der Slowakei, Spanien, Tadschikistan, Tschechien, der Türkei, Turkmenistan, der Ukraine, Ungarn und weiteren Bundesstaaten der USA.[5]
Verwendung
Als Rohstoff
Mirabilit ist ein Rohstoff zur Herstellung von Soda.
Albert B. Peck: Mirabilite from the Isle Royale Copper Mine, Houghton, Michigan. In: American Mineralogist. Band2, Nr.5, 1917, S.62–63 (englisch, minsocam.org [PDF; 154kB; abgerufen am 6. Dezember 2021] maschinenlesbare Transkription bei minsocam.org).
Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S.666.
Luc Funcken, Muriel Moens, Philipp Hauselmann: Synthese der Forschungen im Faustloch seit 1987. Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung: Stalactite 50, 1. Speleo Projects, Allschwil, Schweiz, 2000.
↑ abcdeHugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S.392 (englisch).
↑David Barthelmy: Mirabilite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
↑ abcd
Mirabilite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 69kB; abgerufen am 6. Dezember 2021]).
↑ abcdMirabilite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 6. Dezember 2021 (englisch).
↑
James C. Hill: Johann Glauber's discovery of sodium sulfate – Sal Mirabile Glauberi. In: Journal of Chemical Education. Band56, 1979, S.593, doi:10.1021/ed056p593 (englisch).
↑
Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
↑ Luc Funcken, Muriel Moens, Philipp Hauselmann: Synthese der Forschungen im Faustloch seit 1987. Stalactite 50, 1. S. 12. Speleo Projects, Allschwil, Schweiz, 2000.
↑Schweizerische Gesellschaft für Höhlenforschung: Stalactite 46, 1. S. 49, 1996.