Mighty Diamonds ist ein jamaikanisches Gesangstrio, das sich dem Roots Reggae mit einem stark rastafarianischen Einfluss verschrieben hat. Die Band wurde 1969 gegründet und hielt bis 2012 zusammen. Größte Bekanntheit erlangte sie durch das von Joseph Hoo Kim produzierte Debütalbum Right Time und die Auskopplung Deeper Roots im Jahr 1979. Mighty Diamonds gilt als eines der erfolgreichsten Gesangstrios im Jamaika der 1970er und 1980er Jahre.[1]
Die Mitglieder der 1969 in Kingston (Jamaika) im Stadtteil Trenchtown gegründeten Band waren der Leadsänger Donald Orlando „Tabby“ Shaw (1955–2022) sowie die Begleit-Sänger Fitzroy Ogilvie Matthews „Bunny“ Simpson (1951–2022) und Lloyd „Judge“ Ferguson (* 1943).[2][3] Sie fanden sich Mitte der 1960er Jahre als Schulfreunde zusammen und nannten sich anfänglich – indem sie Shaws Mutter „The Diamonds“ nannte – “The Limelight, adopting Mighty Diamonds”.[4][5] Mit ihren sanften Harmonien und ihren Bühnen-Choreografien ließen sie sich von Motown-Gesangsgruppen der 1960er inspirieren, wobei Shaw als Quellen der Inspiration sowohl The Temptations, The Stylistics, The Impressions und The Delfonics aufzählt als auch jamaikanische Rocksteady-Künstler wie John Holt und Ken Boothe.[3][4][5]
Ihre anfänglichen Aufnahmen wurden von Pat Francis, Stranger Cole (“Girl You Are Too Young” (1970), “Oh No Baby”), Derrick Harriott (“Mash Up”), Bunny Lee (“Jah Jah Bless the Dreadlocks”, “Carefree Girl”), Lee “Scratch” Perry (“Talk About It”), and Rupie Edwards produziert, doch ihre erste Hit-Single war die “Francis”-Produktion “Shame and Pride”, aufgenommen im Studio ‘Dynamic Sounds’.[3][5][6] Den letztendlichen Durchbruch brachte ihnen Mitte der 1970er Jahre die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Joseph Hoo Kim.[2] “Country Living” und “Hey Girl” wurden im Channel One-Studio aufgenommen und vom gleichnamigen Label herausgegeben. “Right Time” folgte auf Hoo Kims Label “Well Charge”, und manifestierte ihren Status als eine der bekanntesten jamaikanischen Gruppen ihrer Zeit.[2][6]
Bei Virgin Records unter Vertrag genommen, wurde 1976 das Debüt-Album Right Time mit den meisten ihrer frühen “Channel One”-Hits veröffentlicht.[2][7] Das Album war ein internationaler Erfolg, worauf hin Virgin sie zur Zusammenarbeit mit Allen Toussaint, unterstützt durch ortsansässige Musiker, nach New Orleans schickte.[2][8] Das daraus resultierende Album Ice on Fire verkaufte sich schlecht. Es sprach Reggae-Fans nicht an und wurde beschrieben als “Versuch von Soul-Musikern aus New Orleans Reggae zu spielen”.[2][3][7][8][9]
Wieder zurück in Jamaika, setzten sie die Aufnahmen für Channel One mit dem 1978 veröffentlichten Album Stand Up to Your Judgment und einer Reihe von Hit-Singles fort.[2] Außerdem veröffentlichten sie Aufnahmen mit ihrem eigenen Platten-Label 'Bad Gong'.[6] Das nächste große Erfolgsalbum der Band, Deeper Roots, wurde wieder durch Virgin über ihr Label Front Line herausgebracht.[3][10]
In den frühen 1980er Jahren nahmen sie mit dem Produzenten Gussie Clarke – größtenteils zurückgreifend auf alte „Studio One“-Einspielungen als Grundlage für ihre Aufnahmen – auf. Hieraus resultierende Dubplates – insbesondere „Pass the Kouchie“, aufgenommen in “Full Up Riddim Aka Kutchie Riddim Mix” – erlangten Bekanntheit durch Sound Systems in Jamaica, New York, und London.[2] Ihre Zusammenarbeit mit Clarke ergab 1981 das Album Changes.[2]
“Pass the Kouchie”, geschrieben von Ferguson and Simpson, wurde gleich zweimal ein internationaler Hit, einmal nach der ersten Veröffentlichung (auf ihrem 1982 erschienenen Album Changes[11]) und erneut – wegen des Bezugs zu Drogen – mit geändertem Text von Musical Youth als “Pass the Dutchie”.[2][3]
Ihr Auftritt 1982 auf dem Reggae Sunsplash wurde im späteren Verlauf des Jahres zusammen mit dem von Mutabaruka veröffentlicht.[12]
Die Gruppe fuhr mit der regelmäßigen Herausgabe von Alben fort, die sich erfolgreich – unter anderem an die vorherrschenden digitalen Rhythmen der 1980er Jahre – anpassten.[13] Tabby, Bunny und Judge haben in ihrer langen Karriere über 40 Alben produziert.
2021 wurde die Gruppe im Rahmen der National Honours and Awards zum 59. Jahrestag zur Unabhängigkeit Jamaikas geehrt.
Tabby Shaw wurde am 29. März 2022 bei einem Drive-by-Shooting in Kingston getötet.[14] Nur drei Tage später starb Bunny Simpson.[15] Simpson litt an Diabetes und seit 2015 an den Folgen eines Schlaganfalls.
Diskografie (Auswahl)
Studio-Alben
Right Time (1976), Well Charge/Virgin – auch herausgegeben unter dem Titel When the Right Time Come (I Need a Roof)
Ice on Fire (1977), Virgin
Planet Mars Dub (1978), Front Line – The Icebreakers and the Diamonds, Dub-Version von Planet Earth
Stand Up to Your Judgment (1978), Channel One
Tell Me What's Wrong (1978), Hit Bound
Planet Earth (1978), Virgin
Deeper Roots (1979), Front Line
Deeper Roots Dub. 1979.
Changes (1981), Music Works
Dubwise (1981), Music Works – sechs Dub Versionen aus Changes und vier andere Dubs
Reggae Street (1981), Shanachie
The Roots Is There (1982), Music Works/Shanachie
Indestructible (1982), Alligator (Ähnlich dem Album Changes mit zwei zusätzlichen Songs)
Heads of Government (1982), Jah Guidance
Leaders of Black Countries (Showcase Album) (1983), Mobiliser
Backstage (1983), Music Works
Kouchie Vibes (1984), Burning Sounds
Diamonds Are Forever (1984), Woorell Japan – 8 Songs exclusiv für Japan plus zwei Singles
Pass the Kouchie (1985), Bad Gong – Singles herausgegeben auf Bad Gong Records in den früher Achtzigern plus neuem Material
Struggling (1985), Live & Learn
If You Looking for Trouble (1986), Live & Learn
The Real Enemy (1987), Greensleeves
Never Get Weary (1988), Live & Learn
Get Ready (1988), Rohit International/Greensleeves
Ready for the World (1989), Overheat Japan – 8 Songs exclusive für Japan plus zwei Singles
Jam Session (1990), Live & Learn
Tour the World (1991) – beinhaltet fünf neue Songs und fünf alte Songs
Patience (1991), Tassa
The Moment of Truth (1992), Mango
Bust Out (1993), Greensleeves/VP
Speak the Truth (1994), RAS
Stand Up (1998), Gone Clear
Thugs in the Streets (2006), Nocturne
Inna De Yard (2008), Makasound – Akustik-Versionen von klassischen Songs, gespielt auf Nyabinghi-Trommeln
Zusammenarbeiten und aufgeteilte Alben
Vital Dub Strictly Rockers (aka: Vital Dub – Well Charged) (1976) – beinhaltet fünf Dub-Versionen aus dem Album Right Time
Trinity Meet the Mighty Diamonds (1979), Gorgon
Disco Showcase (1979), Gussie Roots Sounds – Leroy Smart feat. The Mighty Diamonds
Right Time Rockers (The Lost Album) (1998) – aufgenommen 1976, U-Roy aufgelegt zu den Rhythmen aus dem Album Right Time
Zusammenstellungen
Vital Selection (1981), Virgin – 1976–1979, Material produziert von Joseph Hoo Kim
Ebony and Ivory (1983), Woorell – japanische Zusammenstellung von Augustus Clark-Produktionen
Go Seek Your Rights (1990), Front Line – 1976–1979, von Joseph Hoo Kim produziertes Material
Mighty Diamonds Meet Don Carlos & Gold at Channel One Studios (1993), Channel One – umfasst das komplette Album Right Time
Paint It Red (1993), RAS – Zusammenstellung von Singles von 1985–1990, überdubbed mit neuen Instrumenten
Works (1994), JVC/Victor – 1981–1988, Material von Augustus Clarke
From the Foundation (1996), Gone Clear – The Mighty Diamonds & The Tamlins, 1978–1981, Material von Augustus Clarke
Heads of Government (1996), Germain – Material produziert von Donovan Germain, unterscheidet sich vom Album aus dem Jahr 1983
Maximum Replay (1997) – 1981–1988, Material von Augustus Clarke
The Best of the Mighty Diamonds: 20 Hits (1997) – beinhaltet zwei komplette Alben: Stand Up to Your Judgment und Tell Me What's Wrong
RAS Portrait (1997), RAS – Aufnahmen von 1993–1994
Right Time Come (1998) – beinhaltet das komplette Album Right Time album und neun Songs aus dem Jahr 1978
Indestructible: Anthology Volume 1 (1999)
Natural Natty Reggae (2000), Simon – Zusammenstellung von Singles, produziert von Bunny Diamonds zwischen 1976 und 1997
The Classics Recordings of Jamaica's Finest Vocal Trio (2000), Music Club
Gold Collection (2000), Grayland
Everlasting: 30th Anniversary (2000), D-3
Rise Up (2001), Jet Star
Unconquerable (2003), Reggae Road
Revolution (2003), NYC Music
The Best of the Mighty Diamonds (2004), Seymour – beinhaltet zwei Alben: Pass the Kouchie und Tour the World
Back2Back: Tamlins & Mighty Diamonds (2007)
Reggae Legends (2008), VP – 4-CD Boxset, welches die vier auf Greensleeves herausgegebenen Alben beinhaltet: The Real Enemy, Get Ready, Live in Europe und Bust Out
Kings of Reggae (2009), Nocturne – Material herausgegeben auf RAS Records von 1993–1994
Leaders of Black Countries (2011), Kingston Sounds
Livealben
Live in Tokyo 1985.
Live in Europe 1989.
Live at Reggae Sunsplash (1992), Genes – aufgenommen im August 1982, acht Songs der Mighty Diamonds und sieben Songs von Mutabaruka
The Best of Reggae Live (2001) – Frankie Paul & Mighty Diamonds
Live in Europe: Nice, France (2002) – aufgenommen 1997
Filmografie
Rockers, Regie: Ted Bafaloukos, Jamaika 1978. (Die Mighty Diamonds sind als Schmiede und Mechaniker in einer Werkstatt zu sehen.)