Die Familie Marschall von Eckartsberga (auch Ekersberg, Egersberg oder Eckersberg), von Ebersberg (auch Ebersburg) und von Altengottern ist ein thüringisches Uradelsgeschlecht. Es übte am Hof der Landgrafen von Thüringen das erbliche Amt des Marschalls aus. Verschiedene Linien des Ministerialengeschlechts benannten sich auch nach anderen von ihnen besessenen Gütern. Die Linie der Freiherren Marschall von Altengottern besteht als einzige bis heute.
Die Familie soll dem Geschlecht derer von Vargula entstammen, von denen einige im 12. bis ins 14. Jahrhundert Erbtruchsesse der Thüringer Landgrafen waren. Sie leitet ihren Namen von ihrem Erbamt als Erbmarschälle zu Thüringen her.
Den Anfang macht der vor 1199 verstorbene ludowingische Marschall Cunemund von Vargula, der sich nach 1186 Cunemund von Eckarsberga (auch Kunimund von Eckartisberg) nannte. Er gehörte zu den bedeutendsten landgräflichen Ministerialen der 1180er und 1190er Jahre und war Marschall des Landgrafen Hermann I. aus dem Hause der Ludowinger. Cunemund heiratete Hedwig Schenk von Vargula, deren Familie das Erbamt der thüringischen Mundschenken ausübte.
Er hatte fünf Söhne, von denen Kunemund der Weiße (Albus) und Kunemund der Linke auf dem dritten Kreuzzuge starben. Kunemund der Große (Ältere) war landgräflicher Minister. Von Kunemund der Krause (Crispus) erfährt man nicht viel.
Der fünfte Sohn Heinrich soll später den Titel eines Marschalls geführt haben.[1][2][3] Dessen Sohn Heinrich wird als Burgmann der landgräflichen Eckartsburg (der Altenburg in Eckartsberga) und 1207 als Marschall der landgräflichen Ebersburg (Ebersberg) erwähnt.[4]
Die Enkel Heinrich II., Heinrich III., Hermann, Dietrich und Gerhard nennen sich im Jahre 1251 alle noch Marschälle von Eckartsberga. Sie gelten als nicht verwandt mit den gleichnamigen, aber ein anderes Wappen führenden Marschällen von Eckersberg (teils auch von Eckartsberg genannt), die wohl ebenfalls auf der Eckartsburg in Eckartsberga Ministerialendienst taten. 1246 wurde der auf der Ebersburg ansässige Marschall abgelöst.[5]
Die nachfolgenden Generationen benannten sich teils nach den ursprünglichen landesherrlichen Burgen Eckartsberga und Ebersberg, teils nach neu erworbenen Lehensgütern: Marschall von Ekersberg (ca. 1178) bzw. Eckertsberge/Eckartsberga (1251), Ebersberg (1207), (Herren-)Gosserstedt (1282), Guthmannshausen, (Burg-)Holzhausen (1295), Großen- und Altengottern (1652–1945), Trebra (1293), Thomasbrück, Tröber.
Johann Adolf Marschall auf Schönstedt, Alten- und Großengottern war im 17. Jh. kursächsischer Kreishauptmann, Assessor des Hofgerichtes zu Leipzig und Oberinspektor von Schulpforte. 1843 war der königlich sächsische Kammerherr und Forstmeister Graf Julius August Marschall von Burgholzhausen und Altengottern Erbmarschall in der Landgrafschaft Thüringen.
Die thüringische Familie der Marschalle ist bis auf die freiherrliche, 1634 durch Rudolph Levin Marschall gebildete Linie Altengottern im Mannesstamm erloschen. Die Marschälle von Altengottern wurden durch die Bodenreform 1945 entschädigungslos enteignet und vertrieben. Wolf Freiherr Marschall von Altengottern (1962–2013) kehrte nach der Wiedervereinigung nach Altengottern zurück.
Wappen
Der Schild zeigt in Silber zwei aufrecht stehende rote Tuchscheren (oder Schafscheren). Auf dem gekrönten Helm zwei von Rot und Silber geteilte Büffelhörner, die mit vier rot-silbernen Fähnchen besteckt sind. Die Helmdecken sind Rot und Silber. Als Beizeichen legten sich die M. v. Holzhausen eine Lilie und die M. v. Gosserstedt eine (zwei) Rose(n) zu.
Eine Wappenähnlichkeit besteht mit den fränkischen von Giech, die ebenfalls zwei Scheren im Wappen führten. Die thüringischen von Schernberg und von Nordhausen sowie die fränkischen von Scherenberg führten hingegen nur eine Schere im Wappen.
Hans Wilhelm Marschall (* um 1598–1677), Erbmarschall in Thüringen, Rittergutsbesitzer in Herrengosserstedt und Mitglied der Fruchtbringenden Gesellschaft
Hans Melchior Marschall (1602–1628), Soldat im Dreißigjährigen Krieg, dessen Grabplatte überliefert ist
Rudolph Levin Marschall (1605–1673), kursächsischer Kammerherr, Erbmarschall in Thüringen, Rittergutsbesitzer
Friedrich Wilhelm Marschall (1622–1693), Erbmarschall in Thüringen und Rittergutsbesitzer in Herrengosserstedt und Zöbigker
Wolf Friedrich Marschall auf Burgholzhausen und Tromsdorf (1687–1752), Erbmarschall in Thüringen, Kammerherr des Königs von Polen und Kurfürsten von Sachsen sowie Erb-, Lehn- und Gerichtsherr
Wolf Freiherr Marschall von Altengottern (1962–2013): Mit ihm kehrte nach der Wiedervereinigung die Familie von Marschall nach Altengottern zurück. Er war Land- und Forstwirt, Winzer, Mitglied des Kreistages (CDU), Präses der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Mühlhausen und der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft land- und forstwirtschaftlicher Betriebe in Sachsen und Thüringen e. V. (ALFB)
Leopold von Zedlitz-Neukirch: Neues Preussisches Adels-Lexicon. Oder genealogische und diplomatische Nachrichten von den in der preussischen Monarchie ansässigen oder zu derselben in Beziehung stehenden fürstlichen, gräflichen, freiherrlichen und adeligen Häusern. Band 3, Gebrüder Reichenbach, Leipzig 1837, S. 357–358. (Online)
Ernst Heinrich Kneschke: Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart: In heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung L-Z. T. O. Weigel, Leipzig 1853, S. 89–90. (Online)
Gothaisches Genealogischen Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1894, 44. Jg., Justus Perthes, Gotha 1993, S. 553 f. (Online)
Gothaisches Genealogischen Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser. Gerader Jahrgang: Deutscher Uradel. 1922, 72. Jg., Justus Perthes, Gotha 1921, S. 522 f. (Online)
Gothaisches Genealogischen Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser 1942. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. A (Uradel), 92. Jg., Justus Perthes, Gotha 1941, S. 303 f.
Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm von Lyncker und Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler, Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Gräflichen Häuser/ A (Uradel) 1958, Band III, Band 18 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Ausschuss für adelsrechtliche Fragen der deutschen Adelsverbände in Gemeinschaft mit dem Deutschen Adelsarchiv, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee, S. 267 f. (Im Mannesstamme erloschen). ISSN0435-2408
Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Freiherrlichen Häuser. A (Uradel) 1966, Band IV, Band 37 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1963, S. 215 ff. ISSN0435-2408
Walter von Hueck, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel) 1975, Band XIII, Band 45 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1975, S. 340 ff. ISSN0435-2408
Hans Appel: Das Geschlecht der Marschalle von Herrengosserstedt und Burgholzhausen.AMF – Altkreis Eckartsberga, Tromsdorf 1981. OCLC164928170
Einzelnachweise
↑Boje Schmuhl, Konrad Breitenborn (Hrsg.): Die Eckartsburg, in: Schriftenreihe der Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt; Band 1, Stiftung Schlösser, Burgen und Gärten des Landes Sachsen-Anhalt, Verlag Stekovics, Halle an der Saale/ Wettin 1998, S. 101. ISBN 3-929330-93-8. Online-Vorschau
↑Reinhard Zöllner: Die Ludowinger und die Takeda - Feudale Herrschaft in Thüringen und Kai no kuni, Books on Demand, Norderstedt 1995, S. 78. Online-Vorschau
↑Helge Wittmann: Im Schatten der Landgrafen. Studien zur adeligen Herrschaftsbildung im hochmittelalterlichen Thüringen, in: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen/ Kleine Reihe; Band 17, Hrsg. Historische Kommission für Thüringen, Böhlau, Köln-Weimar-Wien 2008, S. 213. ISBN 978-3-412-20805-9. Online-Vorschau
↑Albrecht Wenzel: Urkundenbuch der Stadt und des Kreises Langensalza während des Mittelalters, Band 1, Verlag Beyer, Langensalza 1908, S. 271. Reprint: Verlag Rockstuhl, Bad Langensalza 2009. ISBN 978-3-86777-051-4.
↑Wilfried Warsitzka: Die Thüringer Landgrafen, Verlag Dr. Bussert & Stadeler, Quedlinburg 2004, S. 196, 202–205. ISBN 3-932906-22-5.