Marie de GournayMarie Le Jars de Gournay (* 6. Oktober 1565 in Paris; † 13. Juli 1645 ebenda) war eine französische Schriftstellerin, Philosophin und Frauenrechtlerin. LebenMarie Le Jars de Gournay war das älteste von sechs Kindern einer armen Familie des französischen Landadels. Im Jahr 1568 kaufte ihr Vater ein Landgut in Gournay-sur-Aronde in der Picardie, dessen Namen sie später ihrem Geburtsnamen hinzufügte.[1] Ihre Eltern versagten ihr eine Ausbildung, so dass sich die junge Marie ihr Wissen selbst beschaffte. Heimlich las sie Bücher aus der Bibliothek ihres Vaters und brachte sich Latein selbst bei, indem sie lateinische Texte mit der französischen Übersetzung verglich. Obwohl Autodidaktin, wurde Marie de Gournay eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit. Als Jugendliche las sie 1584 Michel de Montaigne Essais. Begeistert von Montaignes Philosophie schrieb sie ihm 1588, daraufhin besuchte sie Montaigne für mehrere Monate. Zwischen den beiden entwickelte sich eine tiefe Freundschaft. Bei seinem Tod 1592 bestimmte er die junge Philosophin – die er seine fille d’alliance[2] („Wahltochter“) nannte – zur Verwalterin seines literarischen Nachlasses. 1595 veröffentlichte sie eine kommentierte und erweiterte Neuausgabe der Essais. Überdies verband sie eine Freundschaft mit Justus Lipsius[3] und François de La Mothe le Vayer. 1591 zog Marie de Gournay nach Paris, wo sie am Hof Heinrichs IV. verkehrte und von diesem eine kleine Pension erhielt. Obwohl die schöne Frau viele Verehrer hatte, weigerte sie sich zeitlebens zu heiraten. In fortgeschrittenem Alter wurde sie oft zur Zielscheibe des Spotts literarischer Kreise, wie Tallemant des Réaux in der ihr gewidmeten Historiette berichtet. 1622 postulierte sie in einem Traktat die Gleichheit von Frauen und Männern, forderte einen gleichberechtigten Zugang von Frauen zu Bildung und den Schaltzentren der Macht. 1626 veröffentlichte sie unter dem Titel L’Ombre ihre gesammelten Schriften.[4] WerkMarie de Gournay übersetzte große antike Klassiker wie Tacitus, Ovid, Cicero und Vergil ins Französische. Sie verfasste einige literatur- und sprachtheoretische Schriften, Gedichte und einen Roman, Le Proumenoir de Monsieur de Montaigne. De Gournays Hauptwerk besteht aus philosophischen Abhandlungen zur Moral, zur Theologie und zur Situation der Frauen. Auf dem Höhepunkt der Hexenverbrennungen in Europa kritisierte sie scharf und pointiert, dass Frauen keinen Zugang zu Bildung und Besitz hätten: Frauen sind das Geschlecht, dem man alle Güter versagt [...] um ihm als einziges Glück und ausschließliche Tugend die Unwissenheit, den Anschein der Dummheit und das Dienen zu bestimmen. Sie gilt als „Mutter des modernen Feminismus“.[5] Publikationen
Literatur
WeblinksCommons: Marie de Gournay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise
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