Raschs Mutter, Lilo Rasch-Naegele (1914–1978), war eine Malerin und Grafikerin, und sein Vater Bodo Rasch (1903–1995) gehörte zusammen mit seinem Bruder Heinz Rasch (1902–1996) zur internationalen architektonischen Avantgarde der 1920er Jahre. Der künstlerischen Familientradition folgend, begann der Sohn 1964 ein Studium der Architektur an der Universität Stuttgart, das er 1972 mit dem Diplom abschloss. Seine zwei Jahre ältere Schwester Aiga Rasch (1941–2009) war eine Illustratorin und Grafikerin.
Während des Studiums wurde er Mitarbeiter von Frei Otto 1967 im Institut für leichte Flächentragwerke an der Universität Stuttgart und 1969 im Entwurfs- und Entwicklungsbüro Atelier Frei Otto Warmbronn. Rasch leitete die Arbeiten am Neubau des Institutsgebäudes (ursprünglich war die Seilnetzkonstruktion Prototyp für den Deutschen Pavillon auf der Expo 67 in Montreal) und übernahm die Projektleitung für die ersten fahrbaren Großschirme, die Frei Otto für die Bundesgartenschau in Köln 1971 konzipierte und baute. Aus dieser Zusammenarbeit entstanden gemeinsame Projekte und eine enge Freundschaft beider Architekten[1]. Bis zu seinem Tod war Frei Otto ein Berater in Raschs Team.
1973 war Rasch Gastdozent an der School of Architecture, University of Texas at Austin, USA. 1974 folgte die Teilnahme an einem städtebaulichen Wettbewerb für Pilgerunterkünfte in der Zeltstadt im Tal Mina bei Mekka.[2] Im gleichen Jahr konvertierte Bodo Rasch zum Islam und nahm den zusätzlichen Vornamen „Mahmoud“ an.
1975 gründete Mahmoud Bodo Rasch mit Sami Angawi das Hajj Research Center an der König-Abdul-Aziz-Universität in Dschedda, Saudi-Arabien. Seine Dissertation über die Zeltstädte des Hadsch wurde 1980 in der Reihe „Mitteilungen des Instituts für leichte Flächentragwerke der Universität Stuttgart, IL 29 Zeltstädte des Hadsch“ veröffentlicht.
1980 gründete Rasch das Architekturbüro Rasch & Associates und 1991 die Firma Sonderkonstruktionen und Leichtbau (SL GmbH), die seit 1998 als SL Rasch GmbH Special and Lightweight Structures firmiert. 1998 wurde Raschs langjähriger Chefarchitekt Jürgen Bradatsch Partner im Architekturbüro Rasch und Bradatsch.
Mit seinem Team setzt Rasch Frei Ottos Prinzipien des Leichtbaus auf der Basis wissenschaftlicher Grundlagenforschung fort. Sein neu etabliertes Team für Islamisches Design bringt die minimalen Formen des Leichtbaus in Einklang mit den im Kontext sakraler oder hoheitlicher Bauten notwendigen Schmuckformen.
Raschs langjähriges Engagement im Nahen Osten und die Realisierung extrem anpassungsfähiger Leichtbauten führten zu spektakulären Großprojekten für die heiligen Stätten des Islam: In Kooperation mit hochspezialisierten Betrieben entwickelte er mit seinem Team so ungewöhnliche Projekte wie die größte Turmuhr der Welt und die Turmspitze des Makkah Clock Tower[3], oder 250 fahrbare Großschirme, die die Piazza um die Moschee des Propheten in Medina beschatten und die Pilger vor Sonne und Regen schützen.
Projekte (Auswahl)
1972–1980 Forschungsprojekte und Lehre in Deutschland, Italien, USA und Saudi-Arabien
1980 Dissertation über die „Zeltstädte des Hajj“
1981 Mountain Tents, Bergzelte für Muna Saudi Arabia. Mit Sami Angawi und Frei Otto
1985 Wissenschaftliche Klimastudien „Climatic research for convertible Roofs in Saudi Arabia“
1986 Wissenschaftliche Studie über die Pilgerströme in den großen Moscheen in Saudi-Arabien
1987 Schirme für das Dach der großen Moschee in Mekka, 5x5m Schirme, solar betrieben
1987 Toldo für die Qubāʾ-Moschee in Medina, Saudi-Arabien.
1988 Bewegliche Überdachung für das Freilichttheater in Wiltz, Luxemburg.
1990 Zelte für den Strandpalast (Beach Residence) „Thuwal Palace“ in Thuwal, Provinz Mekka, Saudi-Arabien.
1991 27 Sliding Domes über den Innenhöfen der Moschee des Propheten in Medina, Saudi-Arabien
1992 12 wandelbare Großschirme (17mx18m) für die beiden großen Innenhöfe der Moschee des Propheten in Medina, Saudi-Arabien.[4]
1992 Integriertes Beleuchtungssystem für die Piazza um die Moschee des Propheten in Medina, Saudi-Arabien