Der Hof liegt auf der Europäischen Wasserscheide, im Nordosten des Hegaus, am Übergang zum Linzgau, etwa zweieinhalb Kilometer nordöstlich der Mühlinger Ortsmitte und auf einer Höhe von bis zu 675,5 m ü. NHN.[1] Früher, im ausgehenden Mittelalter, wurde diese Landschaft nördlich von Stockach als das „Madach“ bezeichnet.
Im Südwesten des Madachhofs liegt der Mühlinger Ortsteil Mainwangen, im Norden der Sauldorfer Ortsteil Boll, im Osten der Rautwald und im Süden der Mühlinger Ortsteil Schwackenreute.
Der Madachhof wurde 1146 erstmals erwähnt: Das 1137/38 gestiftete Zisterzienserkloster Salem betrieb hier eine Grangie, ein von Laienbrüdern betriebener Hof, von dem weitere Höfe und die umliegenden Besitzungen bewirtschaftet wurden. Damals bestätigte PapstEugen III. dem Kloster seinen Besitz, darunter auch ein Stück Land im Wald Madach.
Zwischen 1165 und 1173 fand zwischen dem Madachhof und der zur Pfarrei Urach gehörenden Kirche zu Schollach ein Zehnttausch statt.
Durch Vergabungen des Konstanzer Bischofs Diethelm von Krenkingen im Jahr 1191 und des Meßkircher Bürgers Hanns Bernold im Jahr 1352 wurde der Madachhof vergrößert. 1490 und 1515 wurden zwischen Mainwangen und dem Madachhof zwei Verträge geschlossen, die Salem das Recht, die Strafe der Pfändung sowie die Niedergerichtsbarkeit zusprachen.[3]
Der Madachhof hatte 1575 „ein Kirchlein mit drei Altären, eine Behausung mit 2 Stuben und etliche Kammern, 3 abgesonderte Scheuern, eine Pferdestallung. Ein Backhaus mit Ofen und Backstube. Eine Ziegelhütte. Item ein 2. Gehäus über einem Brunnen, Schweinestall, Gans- und Hühnerhaus, auch ein Häuslein zum Waschen“.[4]
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts rollte auch der Postwagen durch den Madachhof, im Volksmund auch Mattickhof genannt.
Mit dem gesamten Salemer Besitz gelangte der Madachhof 1802 an das Haus Baden, in den Privatbesitz der beiden Prinzen Friedrich (1756–1817) und Ludwig (1763–1830).
1972 wurde die Hofgemarkung Madachhof der Gemarkung Mainwangen zugeschlagen.
Am 1. Januar 1974 wurde die Gemeinde Mühlingen durch Vereinigung der Gemeinden Mühlingen, Mainwangen mit dem Madachhof und Gallmannsweil neu gebildet. Die heutige Gemeinde entstand am 1. Januar 1975 durch Vereinigung dieser Gemeinde mit Schwackenreute und Zoznegg.[5]
Axel Graf Douglas (* 1943), das damalige Familienoberhaupt des deutschen Zweigs, verkaufte den Hof 1987 an die Familie Geiselhart.
Heute bewirtschaftet die Familie Stäbler den Hof und widmet sich vornehmlich der Eierproduktion sowie der Saatzucht.
Pächter/Besitzer des Madachhofs
1575: Caspar Stocker, Hofmeister zu Madach
1589: Conrad Fürst aus Mainwangen, Hofmeister auf dem Madachhof
1597 wurde 25 Mägde und Knechte auf dem Hof gehalten.
30. März 1599: Caspar Heinis vom Stohren, Maier auf Madach
30. August 1599 bis 21. Dezember 1604: Thomas Biller
21. Dezember 1604: Teilung des Hofgutes in zwei Höfe
1713–1719: Sebastian und Ottmar Haas; ebenso Georg Polder und Katharina (geb. Buck), später Polders Witwe
noch 1737: Ottmar Haas; ebenso Georg Boldts Witwe
Ab 1743 Eigenbewirtschaftung
1840–1852: Franz und Sidon Möll
1852–1864: Sidon und Arsen Möll
1865: Heinrich Weber aus Heidelberg († 11. September 1865)
458 Morgen (127 Hektar)
1866–1868: Georg Wahl aus Mosbach und Franz Zollikofer aus Mannheim
Zu der Zeit standen 80 Ochsen, 26 Kühe, 8 Rinder und 5 Kälber sowie 9 Pferde und 4 Fohlen in den Ställen.
Pachtauflösung und Versteigerung
2. Juli 1868–1883: Anton Kreiser (Rücktritt 1878) und Georg Gaus († 1878), beide aus Empfingen
1878–1882: Witwe Franziska Gaus, geb. Lohmüller
11. August 1882–1897: Mutter Franziska Gaus († 12. Juni 1897) und ab 17. Mai 1884 Sohn Albert Gaus
1898–1905: Eigenbewirtschaftung
1. Februar 1899–1911: Verwalter Oskar Lock aus Heilbronn
ab 18. März 1905: Graf Robert Douglas
1911–1918: Oskar Lock
146 Hektar Feld und 2,5 Hektar Hoffläche
1918–1933: Gutswirtschaft Konstanz
1932–1970: Paul Steidle (* 1903; † 1974) aus Grasbeuren; ⚭ Klara Reiter (* 1918; † 2000) aus Boll
130 Hektar, bis zu 708 Stück Milchvieh Rinder und über 300 Schweine in den Ställen; Ende der 1940er Jahre Einstieg in die Eierproduktion, ab 1952 Brennrecht
Die 1718 erbaute Kapelle steht an derselben Stelle, wo laut Akten des Klosters Salem schon im 12. Jahrhundert eine Kapelle stand. Sie gilt als alter Wallfahrtsort: Die Gläubigen kamen, um am Altar die Windeln ihrer kranken Kinder abzulegen und um Heilung zu bitten. Das Altarbild des aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammenden Hochaltars zeigt eine Madonna, die eine Kopie nach Murillo ist. Am rechten Seitenaltar befindet sich eine Figur des Heiligen Otmars (um 1720), links eine Figur der Schmerzensmutter (um 1510).[6]
Wolfgang Kramer (Hrsg.): Mühlingen, eine gemeinsame Ortsgeschichte der Madachdörfer Gallmannsweil, Mainwangen, Mühlingen, Schwackenreute und Zoznegg. Hegau-Bibliothek Band135. MARKORPLAN Agentur & Verlag, Singen (Hohentwiel) 2007, ISBN 978-3-933356-48-2.
Alfred Eble: Der Madachhof, einstmals salemische Grangie in «Hegau - Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebietes zwischen Rhein, Donau und Bodensee». Band53, S. 13–52. Jan Thorbecke Verlag GmbH & Co. KG und Selbstverlag des Hegau-Geschichtsvereins Singen e. V., Sigmaringen und Singen (Hohentwiel) 1997.
↑Matthias Geyer: Landschaft und Geologie um Mühlingen in „Mühlingen, eine gemeinsame Ortsgeschichte der Madachdörfer Gallmannsweil, Mainwangen, Mühlingen, Schwackenreute und Zoznegg“. MARKORPLAN Agentur & Verlag. Hegau-Bibliothek, Band 135. Singen (Hohentwiel). 2007. ISBN 978-3-933356-48-2. Seiten 12 bis 17
↑F. St. O.: Der Madachhof, Stockacher Zeitung, Dezember 1938. In: HEGAU - Zeitschrift für Geschichte, Volkskunde und Naturgeschichte des Gebiets zwischen Rhein, Donau und Bodensee. Heft 1 (17) 1964