Ende der 1950er-Jahre wurde Luxemburg, einer der Gründerstaaten der Europäischen Gemeinschaft, als Sitz mehrerer wichtiger europäischer Einrichtungen benannt. Diese Umstände bewirkten eine immer größere Nachfrage nach effizienten Flugverbindungen zwischen Luxemburg und anderen europäischen Hauptstädten. Folglich wurde die 1948 gegründete Luxembourg Airlines Company 1961 umstrukturiert, um dem Andrang gerecht zu werden. Sie wurde in Luxair – Société Luxembourgeoise de Navigation Aérienne umbenannt. Im Jahr 1962 nahm Luxair mit der Einführung der Route zwischen Luxemburg und Paris und mit einer Fokker F-27 den Flugbetrieb auf. Zur gleichen Zeit schloss Luxair ein erstes Abkommen mit der südafrikanischenTrek Airways, die später in das Joint-Venture Luxavia mündete.
Ein Jahr später kaufte Luxair das erste eigene Flugzeug, eine Fokker F-27. Von 1964 bis 1969 betrieb Luxair drei Lockheed L-1649A Starliner in Zusammenarbeit mit Trek Airways auf der Strecke Luxemburg–Johannesburg. Die drei Starliner flogen in den damaligen Farben von Luxair. Der zunehmende Luftverkehr zwischen Luxemburg und den großen europäischen Städten machte bald den Kauf von zusätzlichen Flugzeugen unumgänglich. Im Jahr 1967 bestand die Flotte von Luxair aus drei Fokker F-27 und einer Vickers Viscount.
Im Juni 1969 wurde das erste Strahlflugzeug der Fluggesellschaft geliefert, eine von mehreren Boeing 707. Die Viscount wurde 1970 durch Sud Aviation Caravelle, ersetzt. Die erste Boeing 737-200 wurde 1977 bestellt. Zwischen 1986 und 1990 wurden auch zwei 19-sitzige Fairchild Swearingen Metro eingesetzt. Im Jahr 1987 leaste man eine 747-SP der South African Airways. Im Laufe der Jahre ersetzte Luxair nach und nach ihre Flotte durch modernere 737-400 und -500 sowie Fokker 50 und Embraer EMB 120.
Entwicklung seit den 1990er Jahren
Im Oktober 1997 kaufte Luxair zwei neue Embraer ERJ 145, welche bei ihr den Beinamen EUROJET tragen. Im September 1998 bestellte Luxair fünf weitere ERJ 145. Im Jahr 2004 kaufte Luxair zudem zwei neue Boeing 737-700. Eine weitere Maschine wurde im Januar 2005 geliefert. Außerdem wurden zwei Embraer ERJ 135 erworben, die Ende Januar und Ende Februar 2005 ausgeliefert wurden. Im März 2005 verkaufte die Luxair die drei noch verbliebenen Fokker 50 und stellte damit den Betrieb von Turboprops vorerst ein – das damalige Konzept sah eine reine Flotte mit Strahltriebwerken vor.
Im Jahr 2005 wurde entgegen dem damaligen Branchentrend ein Verlust von 12 Millionen Euro eingeflogen, sodass Luxair Anfang April 2006 eine Restrukturierung seiner Aktivitäten unter dem Motto „Building A New Airline“ (dt. etwa Eine neue Fluggesellschaft schaffen) ankündigte.[4] Das neue Konzept sah einen Abbau der Beschäftigtenzahl sowie eine mittelfristige Rückkehr zu Turboprop-Maschinen vor. Im Juni 2006 wurde schließlich bekannt, dass Luxair drei De Havilland DHC-8-400 bestellt und Optionen für weitere drei Flugzeuge vereinbart hat. Die erste Maschine wurde am 31. Mai 2007 ausgeliefert und trug als erste die neue Bemalung der Gesellschaft.[5]
Aufgrund erneut hoher Verluste war Luxair 2011 gezwungen, die Zahl ihrer Flugzeuge und Ziele zu reduzieren.[8] So wurden die beiden Embraer ERJ 135 ausgemustert und die Verbindungen nach Prag und Dublin gestrichen.[9] Im Jahr 2012 hatte Luxair einen Verlust in zweistelliger Millionenhöhe.[10]
In den Jahren 2013 und 2014 nahm Luxair zwei neue Boeing 737-800 mit dem neuen „Boeing Sky Interior“ in Betrieb. Dadurch konnte Luxair ihre letzte 737-500 aus der Flotte ausmustern.[11]
Der Austausch der Embraer ERJ 145 gegen Turboprops des Typs De Havilland DHC-8-400 konnte im Jahr 2016 abgeschlossen werden.
Lufthansa bot am 1. September 2015 ihre 13 % Anteile dem Luxemburgischen Staat an, um die Flüge aus Luxemburg nach Frankfurt oder München selbst anzubieten.[12] Der Luxemburgische Staat verkaufte die Anteile wiederum an die Finanzholding-Gesellschaft Delfin Finance von Leonardo Del Vecchio.[13]
Luxair verzeichnet in ihrer Geschichte vier Flugzeugverluste, wobei auch Todesopfer zu beklagen waren:[25][26]
Am 19. Juni 1958 verunglückte eine Curtiss C-46 Commando der Luxembourg Airlines mit dem LuftfahrzeugkennzeichenLX-LAA bei einem Trainingsflug auf dem Flughafen Stuttgart. Bei der Landung brach das linke Hauptfahrwerk, das Flugzeug kam von der Bahn ab und fing Feuer. Es gab keine Todesopfer, die Maschine wurde jedoch zerstört.[27]
Am 22. Dezember 1969 verunglückte eine Vickers Viscount 815 der Luxair (LX-LGC) bei der Landung auf dem Flughafen Luxemburg. Die aus Frankfurt kommende Maschine geriet von der rutschigen Landebahn ab, woraufhin das Bugfahrwerk zusammenbrach und das Flugzeug irreparabel beschädigt wurde. Alle Insassen überlebten.[28]
Am 6. November 2002 stürzte eine Fokker 50(LX-LGB) auf dem Flug von Berlin-Tempelhof in dichtem Nebel beim Anflug auf die Landebahn 24 kurz vor dem Flughafen Luxemburg auf ein Feld nahe Niederanven. Dabei kamen 20 Menschen ums Leben, unter ihnen der luxemburgische Maler Michel Majerus. Lediglich der Kapitän und ein Passagier überlebten den Absturz schwerverletzt (siehe auch Luxair-Flug 9642).[29]
Am 30. September 2015 verunglückte eine De Havilland DHC-8-400(LX-LGH) beim Start auf dem Flughafen Saarbrücken. Die aus Hamburg kommende Maschine sollte nach einer planmäßigen Zwischenlandung nach Luxemburg weiterfliegen. Laut Untersuchung der BFU fuhr die Copilotin irrtümlich das Fahrwerk noch vor dem Abheben ein.[30] Das Flugzeug rutschte über die Startbahn und kam wenig später auf dieser zum Stillstand. Keiner der 16 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder wurde verletzt.[31][32] Aufgrund der Schwere der Beschädigung verzichtete Luxair auf eine Reparatur und entschied sich für den Neukauf einer Maschine.[33]
Literatur
Braun, Serge. Flughafen | Aéroport | Airport Findel – Passagierfluggesellschaften und ihre Flugzeuge: 1937-2017 | Compagnies aériennes et leurs avions: 1937-2017 | Passenger airlines and their planes: 1937-2017. Luxembourg, 2017. Print. (de)(fr)(en) ISBN 978-99959-934-3-6