Luino
Luino ist eine italienische Gemeinde mit 14.128 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Provinz Varese, Region Lombardei. Die größte Stadt am Ostufer des Lago Maggiore ist berühmt für ihren allwöchentlich mittwochs stattfindenden Markt. GeografieDie Stadt liegt nur wenige Kilometer von der Schweizer Grenze entfernt an den Voralpenhängen rund um den Lago Maggiore und bedeckt eine Fläche von 20,95 km². Ernest Hemingway schrieb in seinem Roman Farewell to Arms: Ich sah eine keilförmige Lücke zwischen den Bergen auf der anderen Seite und dachte, das muss Luino sein. Zu Luino gehören die Fraktionen Baggiolina, Biviglione, Bonga, Casa Colombaro, Casa Demenech, Casa Donato, Casa Ferrario, Casa Ferrattina, Casa Pozzi, Cascina Pastore, Case Mirabello, Colmegna, Creva, Fornasette, Girasole, Il Gaggio, Il Valdo, La Brughiera, La Speranza, Longhirolo, Molino, Monte Bedea, Motte, Pezza, Pezzalunga, Pezze, Pianazzo, Poppino, Roggiolo, Ronchi, San Pietro, Tecco, Torretta, Trebedora, Vignone und Voldomino. Das steile Ufer des Lago Maggiore öffnet sich hier zum ersten Mal weiträumig. Der Fluss Tresa, welcher sich aus dem Luganersee (271 m ü. M.) hier in den Lago Maggiore (193 m ü. M.) ergiesst, hat ein breites Delta ausgebildet und eine offene Ebene geschaffen. Der Lago Maggiore bildet die Grenze zwischen den beiden italienischen Regionen, Lombardei und Piemont. Die Nachbargemeinden sind Agra, Brissago-Valtravaglia, Cannero Riviera (Provinz Verbano-Cusio-Ossola), Cannobio (VB), Cremenaga, Dumenza, Germignaga, Maccagno con Pino e Veddasca, Monteggio und Montegrino Valtravaglia. GeschichteEine römische Besiedlung ist mit Funden aus dem 3. Jahrhundert nach Christus nachgewiesen. Im Mittelalter entwickelte sich ein Städtchen, welches für das Hinterland das regionale Zentrum war und durch die Schifffahrt eine gewisse Bedeutung erlangte. Abwechslungsweise wurde Luino von einflussreichen Familien aus Mailand oder aus Como verwaltet. 1512–1515 war es Untertanenland der Schweizer Eidgenossen, welche das Gebiet während ihrer Mailandfeldzüge kurzfristig erobert hatten. Nach der Niederlage in der Schlacht bei Marignano geriet es unter die Herrschaft Frankreichs. 1541 verlieh Karl V. der Stadt das Marktrecht und legte damit den Grundstein für den touristisch weit herum bekannten Wochenmarkt. 1848 versuchte Giuseppe Garibaldi mit einem Handstreich, die österreichischen Besatzer aus Luino zu vertreiben – in Erinnerung an diesen Versuch errichteten die Luinesi im Jahre 1867 ihrem Freiheitshelden das erste Denkmal auf italienischem Boden. 1861 wurde die Fremdherrschaft der Österreicher mit dem Risorgimento abgelöst und Italien schuf seinen eigenen Nationalstaat. Nach der vorübergehenden Vereinigung der lombardischen Provinzen mit dem Königreich Sardinien wurde die Gemeinde Luino mit 2.535 Einwohnern, die von einem fünfzehnköpfigen Gemeinderat und einem zweiköpfigen Stadtrat verwaltet wird, gemäß der durch das Gesetz vom 23. Oktober 1859 festgelegten Gebietsaufteilung in das Mandamento V von Luvino (Luino), Bezirk II von Varese, Provinz Como, eingegliedert. Bei der Gründung des Königreichs Italien im Jahr 1861 hatte die Gemeinde 2.404 Einwohner (Volkszählung 1861). Nach dem Gemeindegesetz von 1865 wurde die Gemeinde von einem Bürgermeister, einer Junta und einem Rat verwaltet. Im Jahr 1867 wurde die Gemeinde in denselben Bezirk, Kreis und dieselbe Provinz eingegliedert (Verwaltungsbezirk 1867). Die Regierung des neu gegründeten Nationalstaates bemühte sich, eine eigene Wirtschaftspolitik zu betreiben und verfolgte dieses Ziel auch mit entsprechenden Einfuhrbestimmungen und Zollvorschriften. Im Jahr 1882 wurde die Eisenbahnlinie nach Bellinzona, der Hauptstadt des Kantons Tessin, eröffnet. Luino wurde zu einem internationalen Bahnhof an der Transitstrecke für Güter, die aus dem neuen Gotthard-Eisenbahntunnel kamen und für den Hafen von Genua bestimmt waren. Die verbesserten Verbindungen förderten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine lebhafte und produktive Industrialisierung im Gebiet von Luino. Bis 1889 trug die Gemeinde den Namen Luvino, danach wurde sie in Luino umbenannt. Im Jahr 1924 wurde die Gemeinde in den Bezirk Varese der Provinz Como eingegliedert. Nach der Gemeindereform von 1926 wurde die Gemeinde von einem Podestà verwaltet. Im Jahr 1927 wurde die Gemeinde der Provinz Varese zugeschlagen. Im Jahr 1928 wurden die aufgelösten Gemeinden Germignaga, Voldomino und Brezzo di Bedero zur Gemeinde Luino zusammengefasst (Königlicher Erlass Nr. 17 vom 5. Januar 1928). Nach der Gemeindereform von 1946 wurde die Gemeinde Luino von einem Bürgermeister, einer Junta und einem Rat verwaltet. Im Jahr 1947 wurde die oben genannte Gemeinde Germignaga neu gebildet. Wohnbevölkerung in der Gemeinde Luino: 11.040 Einwohner (Volkszählung 1951). 1953 wurde die oben genannte Gemeinde Brezzo di Bedero neu gebildet (Präsidialdekret Nr. 490 vom 30. Mai 1953). 1955 wurde der Ortsteil Colmegna, der von der Gemeinde Maccagno abgetrennt war, der Gemeinde Luino zugeschlagen. Im Jahr 1971 hatte die Gemeinde Luino eine Fläche von 2.095 Hektar. Bevölkerung
WirtschaftGrenzgängerDie Grenzgänger sind ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor der Gemeinde Luino. Die genaue Zahl der in Luino wohnenden wird statistisch nicht erfasst. Da etwa 72.000 italienische Bürger insgesamt täglich zur Arbeit in die Schweiz pendeln, kann für Luino von 800–1000 Grenzgängern ausgegangen werden. Das hat positive Auswirkungen auf den Bau- und Immobiliensektor, Gastronomie oder auch die örtlichen Geschäfte. Es spiegelt sich aber auch im Mietpreis wider, der im Schnitt, auch für Ferienwohnungen, über den anliegenden Gemeinden liegt. TourismusDurch Veränderungen der Reisegewohnheiten (Auto, Flugzeug) ist in Luino im Vergleich zu früheren Jahren der Tourismus zurückgegangen. Mangelnde Unterbringungsmöglichkeiten in Hotels tragen dazu bei. Viele ehemalige Hotels sind im Zuge der wirtschaftlichen Veränderungen wie europäische Grenzöffnung (Luino hatte ein großes Zolllager) und Auslagerung von industrieller Produktion in Staaten Osteuropas bankrottgegangen. Allerdings gehört Luino wegen seiner schönen geografischen Lage zu einem starken Markt für Ferienwohnungen und -Häusern in Italien.[2] Das führt zu viel Bautätigkeit und Arbeitsplätzen in der Erhaltung und Pflege. Auch der Tagestourismus aus der Schweiz oder dem südlichen Deutschland spielt für Restaurants und Gaststätten eine wichtige Rolle. WochenmarktLuino veranstaltet jeden Mittwoch zwischen 6 Uhr und 17 Uhr einen Markt, der zu den größten in Europa gehört. Je nach Wetter und Jahreszeit gibt es um die 400 Stände. Die Besucherzahl lässt sich nur schätzen, variiert je nach Wetter und Jahreszeit. Aber die Bedeutung des Wochenmarktes wird unterstrichen durch angebotene Busreisen aus der Schweiz, Deutschland, Belgien und sogar aus Holland. Die Frequenz der öffentlichen Verkehrsmittel aus der Schweiz wird erhöht und in jeder Jahreszeit Sonderbusse eingesetzt. Erstmals veranstaltet im Jahr 1535 im Wechsel mit der Nachbargemeinde Maccagno, ging im Jahr 1541 das Marktrecht auch alleinig an Luino. Vieh, Getreide wurden angeboten und lokale Handwerker zeigten ihre Produkte. Standgebühren, der kommunale Parkplatz am See, Strafzettel für Falschparker sind für das Gemeinde-Budget ein wichtiger Faktor. Auch hier profitiert, neben den gastronomischen Ständen auf dem Markt, die örtliche Gastronomie und damit natürlich der Arbeitsmarkt. Da der Markt auf den drei wichtigsten Straßen veranstaltet wird und sich bis zum Bahnhof zieht verzeichnen auch Einzelhändler gesteigerte Umsätze. Die dadurch entstehende Verkehrssituation stellt für die Einwohner eine Herausforderung dar. Ehemalige Textilindustrie in LuinoDie in schweizerischen Händen liegende Textilindustrie hat ab 1868 über 1000 Arbeitsplätze geschaffen. Sie belieferte mit ihren Produkten Absatzmärkte in der ganzen Welt. Das günstige Umfeld mit der sicheren Energieversorgung, Rekrutierungsmöglichkeiten für Arbeitskräfte in der Region und der Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz trugen zum Erfolg dieser Entwicklung bei. Um gute Voraussetzungen für die Ausbildung der Kinder der Kaderangestellten aus der Deutschschweiz zu schaffen, wurde 1883 die Schweizer Schule Luino gegründet. VerkehrAuto
Die nächsten Anschlüsse an den Straßenfernverkehr sind:
Luino liegt an der Straße SP62 nach Varese. Ponte Tresa ist über die SP61 erreichbar und die SP69 verbindet Luino mit Sesto Calende und somit auch mit dem Flughafen Malpensa. Bus & SchiffLuino ist mit dem Bus oder den Linien der Schifffahrt zu erreichen. Der Schiffsanlegeplatz liegt direkt am Eingang zum Markt. Die Linien dienen eher touristischen Zwecken und stellen für das tägliche Leben der Einwohner keine oder kaum eine Erleichterung dar. Die Buslinien verbinden die umliegenden Gemeinden mit Luino, von dort wiederum führen Linien nach Varese, Lugano, Ponte Tresa und in die Magadinoebene, mit diesen Verbindungen zum Teil ebenfalls in die umliegenden Gemeinden wie Mesenzana. EisenbahnDie S30 verbindet Luino mit Bellinzona und Gallarate, von dort mit Umsteigen auch den Flughafen Malpensa. Luino und die GotthardbahnDas ursprüngliche Projekt der Gotthardbahn sah einen Anschluss an das italienische Streckennetz bei Novara vor und sollte am Ufer des Lago Maggiore entlangführen. Aufgrund der Intervention der Eidgenossenschaft, zusammen mit der Metropole Mailand, wurde in der Folge der Ceneri-Variante der Vorzug gegeben und die Strecke im Juni 1882 in Mailand eröffnet. Die Variante über Luino wurde ebenfalls gebaut und im gleichen Jahr nur sechs Monate später eingeweiht. Das imposante Bahnhofgebäude, errichtet nach den Plänen von Giovanni Faini und die großzügigen Gleisanlagen erinnern noch heute daran, dass hier einst die internationale Strecke Berlin – Genua geplant war. Von 1885 bis 1950 verband eine Schmalspurbahn Luino mit Lavena Ponte Tresa mit einer Fortsetzung von Ponte Tresa nach Lugano. Entwicklungen im Laufe der Zeit1906 wurde die Simplonlinie in Betrieb genommen und der Grenzbahnhof Luino verlor damit an Bedeutung. Die Schließung der Bahnverbindung während des Ersten Weltkrieges leitete den Niedergang der prosperierenden Gemeinde ein. Luino erlangte, obwohl sich die Ortschaft in Italien befindet, dank der Eisenbahnverbindung von Giubiasco an der Gotthardbahn schweizweite Bekanntheit. Von 1885 bis 1950 (elektrifiziert 1918) verband eine Schmalspurbahn Luino mit Ponte Tresa am Luganersee. Kultur und SehenswürdigkeitenSakrale Bauten
Zivile Bauten
Museen
Andere Sehenswürdigkeiten
Sportvereine
StädtepartnerschaftenLuino pflegt eine Partnerschaft mit der südfranzösischen Stadt Sanary-sur-Mer. Söhne und Töchter der Stadt
Literatur
WeblinksCommons: Luino – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Luino – Reiseführer
Einzelnachweise
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