Louis Agassiz FuertesLouis Agassiz Fuertes (* 7. Februar 1874 in Ithaca; † 22. August 1927 in Unadilla, New York) war ein US-amerikanischer Ornithologe, Illustrator und Künstler. Leben und WirkenFamilieLouis Agassiz Fuertes’ Vater Estevan Antonio Fuertes (1836–1903), geboren in San Juan in Puerto Rico, stammte von einer bedeutenden spanischen Familie ab. Er war von 1873 bis zu seinem Tod eng mit der Cornell University verbunden, an der er als Direktor und Dekan der Fakultät für Ingenieurswesen tätig war. Seine Mutter Mary Stone Perry Fuertes (1840–1930) wurde in Troy (New York) geboren. Ihre Vorfahren stammten aus England und den Niederlanden. Da der Vater ein glühendere Bewunderer des Naturforschers Louis Agassiz (1807–1873) war, nannte die Familie ihren jüngsten Sohn nach diesem. Fuertes hatte drei Brüder namens Felix Juan Estevan Fuertes (1861–), James Hillhouse Fuertes (1863–1932), George Perry Fuertes (1865–1878) und zwei Schwestern namens Sarah Demetria Fuertes Hitchcock (1868-), Mary Katherine Fuertes (1872–).[1] Fuertes lebte zeit seines Lebens in Ithaca. Im Jahr 1904 heiratete er Margaret F. Summer, die Tochter von Dr. Albert und Harriet (geb. Beers) Summer, mit der er die Kinder Louis und Mary Fuertes zeugte. AusbildungSchon als Kind zeigte sich sein Talent zum Malen. Mit ca. acht Jahren begann er diese Fähigkeit mit seiner zweiten Passion, den Vögeln, zu kombinieren. So schickte er ihm im Jahr 1884 in einem Brief an seinen Bruder James ein Bild einer Schneeeule. In den folgenden drei Jahren fertigte er von Vögeln weitere Bilder, die ihm in seiner Umgebung allgemeine Anerkennung brachten. Ohne die Hilfe eines erfahrenen Ornithologen oder Künstlers trieb ihn sein Wunsch, dieses Talent auch in Eigeninitiative weiterzuentwickeln. Mit 14 Jahren malte er einen männlichen Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) und war damit zum kundigen Vogelmaler aufgestiegen. Die Details des kupferbraunen Gefieders, sein Schnabel, sein Körper waren zuvor noch nie so deutlich wahrgenommen worden. Doch seine Beobachtungsgabe beschränkte sich nicht nur auf das Malen. Seine Beobachtungsnotizen waren akkurat und er war in der Lage, den Vogelgesang unterschiedlicher Arten täuschend echt zu imitieren. So war er nicht nur ein talentierter Maler und Ornithologe, sondern auch Musiker und Autor. Im Jahr 1890 schrieb Louis Mutter an ihren Sohn James, dass Louis eine seltene Vogelart an die Smithsonian Institution geschickt habe und von dort um weitere Informationen gebeten wurde. Dieses Erlebnis war wahrscheinlich sein erster Kontakt mit professionellen Ornithologen. Unterstützt in dieser Entwicklung wurde er von Liberty Hyde Bailey (1858–1954), der 1889 an der Cornell University begann und der von Fuertes’ Bildern bereits sehr beeindruckt war. Ein weiterer Mentor war der Zoologe und Professor Burt Green Wilder (1841–1925), der ihn um die Herstellung einiger Tiertafeln bat. Im Juni 1892 begleitete Louis seine Eltern nach Europa. Er besuchte den Jardin des Plantes, um Entwürfe von Vögeln und anderen Tieren anzufertigen. Im September desselben Jahres besuchte er das „Institut Keller“, eine Privatschule in Zürich, die er bis ins Jahr 1893 aufsuchte. Da sein Vater das mangelnde Interesse seines Sohns am Studium der Geschichte erkannte, kehrte die Familie nach Amerika zurück. In dieser Zeit entstanden viele Bilder von europäischen Vögeln. Seine Arbeiten aus dieser Zeit waren so unterschiedlich, dass sogar ausgewiesene Kenner seiner Werke sie kaum Fuertes zuordnet hätten. So waren alle Werke zwischen 1890 und 1894 mit Tinte umrissen, dann koloriert und anschließend mit Stift und Tinte ausgefüllt. Nach der Rückkehr in die Staaten besuchte Louis die Cornell University. In den ersten beiden Jahren besuchte er Vorlesungen in Architektur, doch ein Interesse für Algebra und Geometrie war nicht vorhanden. Zu seinem Leidwesen gab in dieser Zeit es keine Kurse in Ornithologie. Neben seinen so unterschiedlichen Interessen nahm Fuertes aktiv am Universitätsleben teil. Sein musikalisches Talent machte ihn zum Mitglied im Cornell University Glee Club, einem Gesangsverein der Universität. Für zwei Jahre war er Leiter des Clubs. Im Jahr 1894 ging er mit dem Club auf Tour und kam u. a. nach Washington. Einer der Mitglieder informierte Fuertes, dass er einen Onkel namens Samuel Elliott Coues (1842–1899) habe, der sich sehr für Vögel interessiere. So lernte er einen bedeutenden Vogelkundler dieser Zeit kennen, der wesentlich zur Förderung seiner Karriere beitrug. Fuertes war regelmäßig mit Coues im Briefkontakt. So lud Coues ihn zum dreizehnten A.O.U.-Kongress im Jahr 1896 in Washington, D.C. ein, der am 11. November 1895 stattfand, um Fuertes Werke in den ornithologischen Kreisen bekannt zu machen. Fuertes konnte in diesem Jahr nicht teilnehmen, doch Coues präsentierte einige Werke, die in den Fachkreisen großen Anklang fanden. Ein Jahr später erschien Fuertes auf erneutes Anraten Coues’ zum ersten Mal persönlich bei dem Kongress der American Ornithologists’ Union. Hier bekam er die Gelegenheit, seine bisher nicht publizierten Werke zu erklären und wichtige Kontakte zu knüpfen. Viele der vorgestellten Bilder erschienen in Citizen Bird von Mabel Osgood Wright (1859–1934) und Samuel Elliott Coues, und ein Vergleich seiner Bilder mir den Bildern in Birdcraft von Wright unterstrich Fuertes’ außergewöhnliches Talent. Nur Ernest Thompson Setons (1860–1946) Bilder zeigten zur damaligen Zeit ähnliche Qualität. Im Juli 1897, dem Monat nachdem er die Universität abschlossen hatte, begab sich Fuertes nach Dublin (New Hampshire) zur Lehre bei Abbott Thayer (1849–1921). Ihn lernte er ebenfalls bei seinem ersten A.O.U.-Kongress kennen, allerdings nicht wegen Fuertes’ Bildern, sondern vielmehr wegen seiner kompetenten Kommentare zu Thayers Vortrag über die schützende Wirkung der Färbung von Tierfellen. Auch wenn sein ganzes Leben mit der Cornell University verknüpft war, wurde er erst 1922 ein Angestellter der Universität. Er gab Vorlesungen über Vögel und sein Freund und Mentor Arthur Augustus Allen (1885–1964) wurde sein Vorgesetzter. Laut Allen war Fuertes ein begnadeter Redner, der seine Studenten auch auf diesem Gebiet in seinen Bann zog. ForschungsreisenFuertes begleitete 1898 Abbott H. Thayer und dessen Sohn Gerald nach Florida, um neue Erfahrungen im Gelände zu sammeln. Bisher kannte er nur die Avifauna New Yorks, und es fehlte ihm die Erfahrung, wie man Vögel sammelt und Studiennotizen anfertigte. Ihr Hauptquartier schlugen sie im Ressort von Frau Frances E. B. Latham auf, das sich im Osten der Halbinsel am Indian River nahe Micco befand. Hier inmitten von Primärwald, bestehend aus Palmettopalmen und Eichen mit angrenzenden sumpfigen Savannen und Mangroveninseln, gab es viel Neues für den jungen Fuertes zu entdecken. Später zog die Gruppe weiter und campierte in Indian Field am Oberlauf des St. Johns River. 1899 nahm er an der Harriman-Alaska-Expedition teil. 1901 war er Teil eines Biological-Survey-Programms, welches ihre Teilnehmer in den Westen von Texas sowie New Mexico führte. 1902 nahm er als Künstler an einer Expedition auf den Bahamas teil, die vom American Museum of Natural History (AMNH) gesponsert wurde. Während des A.O.U.-Kongresses 1903 in San Francisco schloss er sich einer Gruppe an, die Farallon-Inseln besuchte. Anschließend sammelte er für das AMNH im San Joaquin Valley, in Carmel-by-the-Sea, in Paicines in San Benito County, Prince’s Camp in der Region um den Lake Tahoe und dem Pyramid Lake. Auch seine Hochzeitsreise auf Jamaika im Jahre 1904 nutzte er für erste Einblicke in die Avifauna der Antillen. Zwei Jahre später, im Jahre 1906, nahm er an einer weiten Expedition der AMNH in der Prärie von Saskatchewan und den kanadischen Rocky Mountains teil. Unter der gleichen Schirmherrschaft besuchte er im Süden Floridas 1908 Cuthbert Rookery, welches heute Teil der Everglades ist. Zusammen mit Leonard Cutler Sanford (1868–1950) zog es ihn 1909 auf die Magdalenen-Inseln und auf Bird Rock und erneut 1909 als Mitglied einer AMNH-Forschungsreise nach Yucatán und in dem Osten Mexikos. Hier erweiterte er sein Wissen um die Vogelwelt der kontinentalen Tropen. Diese Erfahrungen nutzten ihm während weiteren Reisen in den Jahren 1911 und 1913, die ihn als Teil weiterer AMNH-Aktivitäten nach Kolumbien führten. Hier durchquerte er das ganze Land von der Pazifikküste bis ins Orinoco-Delta. Danach musste Fuertes aufgrund seiner vielen Aufträge die Feldforschung einschränken, und er machte bis ins Jahr 1926 nur noch kleinere ortsnahe Ausflüge. Doch im September 1926 bis in den Mai 1927 begleitete er schließlich eine weitere AMNH-Gruppe nach Abessinien. Mit in der Gruppe reiste Wilfred Hudson Osgood (1875–1947). Beide schrieben zusammen am Buch Artist and Naturalist in Ethiopia, welches posthum 1936 erschien. Fuertes starb bei einem Unfall an dem Straßenübergang Potter’s Crossing bei Unadilla. MitgliedschaftenMit 17 Jahren wurde Louis Agassiz Fuertes 1891 zum Genossen (Associate) der American Ornithologists’ Union (A.O.U) gewählt. Im Jahr 1901 stieg er zum Mitglied (Member) und 1912 und zum Gefährten (Fellow) auf. Er nahm erstmals am vierzehnten A.O.U.-Kongress im Jahr 1896 in Cambridge teil. Im Jahr 1913 war Fuertes einer der Gründer des Cayuga Bird Club. Er eröffnete das Renwick Wildlife Sanctuary im Stewart Park, welches heute im Volksmund auch oft als Fuertes Wildlife Sanctuary bezeichnet wird.[2] 1927 wurde ihm von den Boy Scouts of America der Titel eines Honorary Scout verliehen, eine Auszeichnung, die im selben Jahr neu eingeführt worden war. Diese Auszeichnung gab es für:
DedikationsnamenZwischen dem 23. Februar und dem 21. April 1910 sammelte Fuertes Vögel in Mexiko. Die Beschreibung seiner Sammlung überließ er Frank Michler Chapman, der ihm eine Unterart des Gartentrupials (Icterus spurius fuertesi) widmete. Laut IOC World Bird List könnte es sich sogar um eine eigene Art handeln, und so findet sich in der englischen Literatur auch der Trivialnamen Fuertes’s Oriole. Chapman schrieb:
1912 bei der Erstbeschreibung des Fuertespapagei (Hapalopsittaca fuertesi) verwendete Chapman den Namen Fuertes zu Ehren, der sich auch im englischen Trivialnamen Fuertes’s Parrot widerspiegelt. In seiner Publikation schreibt Chapman:
George Miksch Sutton (1898–1982) und Josselyn Van Tyne (1902–1957) machten Fuertes mit einer Unterart des Rotschwanzbussard (Buteo jamaicensis fuertesi) ihre Aufwartung. In der Fachliteratur findet sich auch der englische Trivialname Fuertes’s Red-tailed Hawk. Sie begründen ihre Namensgebung wie folgt:
Herbert Friedmann (1900–1987) beschrieb 1932 in seinem Artikel Notes on the Abyssinian Red-capped Lark and Long-billed Pipit in Proceedings of the Biological Society of Washington (Vol. 45, S. 163) eine weitere Unterart Tephrocorys cinerea fuertesi (entspricht der Erlangerlerche, Calandrella erlangeri) mit Fuertes’ Namen. Dieses Taxon gilt aber heute als ungültig. WerkeSeine erste Zeichnung malte Louis Agassiz Fuertes mit 14 Jahren. Es war ein männlicher Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra), ein Vogel, den er zuvor noch nie gesehen hatte. Für das National Geographic Magazine malte er auch Säugetiere, wobei sein Schaffensschwerpunkt im Malen und Zeichen von Vögeln lag. Neben seinen publizierten Werken existieren noch viele unpublizierte Werke. Die bedeutendste Sammlung nicht veröffentlichter Werke besaß Frederick Foster Brewster (1872–1958) aus New Haven mit 25 Ölgemälden. Auch andere Privatpersonen erstanden Bilder von Fuertes. Im Folgenden findet sich ein Auszug seiner wichtigsten Publikationen:
Schriftliche Publikationen:
Galerie
Literatur
Einzelnachweise
WeblinksCommons: Louis Agassiz Fuertes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
|