Lloyd’s ReiseführerLloyd’s Reiseführer waren mit Illustrationen und Karten ausgestattete Reiseführer in deutscher und teilweise in englischer und französischer Sprache, die von 1854 bis 1881 zunächst jeweils als „Reisehandbuch“ in „Lloyd’s illustrirte Reisebibliothek“ von der Literarisch-Artistischen-Abtheilung des Österreichischen Lloyd, später von der Literarisch-Artistische[n] Anstalt (Julius Ohswaldt.), sowie in den Jahren 1901 und 1902 als „Officielles Reisehandbuch der Dampfschiffahrtsgesellschaft des Österreichischen Lloyd“, hier auch in italienischer Sprache, verlegt wurden. Lloyd’s illustrirte ReisebibliothekVor allem durch den raschen Ausbau des Eisenbahnnetzes in Mitteleuropa nahm ab Mitte des 19. Jahrhunderts das Reiseinteresse des wirtschaftlich aufstrebenden Bürgertums in allen entwickelten Ländern Europas stark zu. Damit ging ein rasch wachsender Bedarf an handlichen Reiseführern, in denen die zur Reisedurchführung erforderlichen Informationen in knapper Form zusammengestellt sind, einher. Um diesen zu befriedigen, legten in Deutschland vor allem Karl Baedeker und das Bibliographische Institut mit Meyers Reisebüchern, in England John Murray und in Frankreich Adolphe Joanne Reisebücher-Reihen auf, die sich bald wachsender Beliebtheit erfreuten. Im Kaiserreich Österreich griff diesen Trend u. a. der Österreichische Lloyd auf, der seinen Sitz in der Adriastadt Triest, Österreichs Tor zum Meer, hatte. Gerade die Adria und die Mittelmeerregion erfreuten sich bei der wohlhabenderen Bevölkerung des österreichischen Binnenlandes im 19. Jahrhundert einer wachsenden Beliebtheit als Reiseziel, waren sie doch per Eisenbahn und Schiff ab Sommer 1857 direkt erreichbar geworden. Doch bereits im Jahre 1852 hatte die für die Verlagstätigkeit des Österreichischen Lloyd 1849 gegründete 3. Sektion begonnen, mit aufwendigen Illustrationen ausgestattete Reiseführer zu publizieren; dabei war der erste Band dem Ort des Unternehmenssitzes Triest gewidmet. Sie trugen ab 1854 den Untertitel „Reisehandbuch“. Die mit römischen Ziffern von I bis VIII nummerierten neun Reiseführer – Band VII wies zwei Unternummern auf[1] – wurden zumeist in der Buchdruckerei des Österreichischen Lloyd gedruckt und kosteten laut den in den Bänden häufig angegebenen Preislisten zwischen 80 Neukreuzer oder 16 Silbergroschen (Adelsberger Grotte) und 3 Gulden oder 2 Talern (Bände der Orientreihe). Die Caliko-Einbände sind – möglicherweise unter Rückgriff auf die schon etwas früher angebotenen Murray’s und Baedeker – in einer dunkelroten Farbe gehalten, kommen bei der Orient-Reihe aber auch in hellrosa und lila sowie – abweichend vom Grundfarbton – sogar dunkelgrüner Farbe vor. Sie tragen den mit Biedermeierornamenten verzierten Namen des beschriebenen Reisegebiets oder der Stadt in goldfarbener Schrift auf dem Vorderdeckel. Bei den Orient-Bänden kommen auch zusätzlich zum Titel Biedermeier-Verzierungen auf den Buchdeckeln vor.[2] Der Buchrücken variiert in seiner Gestaltung sehr stark, wie die nebenstende Abbildung deutlich zeigt. Teilweise trägt er den Reihennahmen (Triest, Venise), zumeist nur den abgekürzten Bandnamen (Venedig, Wien bis Triest). Mitunter ist sogar der Autorenname angegeben (Die Türkei). Die Erstauflage von Venedig (1854) kommt auch in einem Broschureinband vor, und der Band Adelsberg und seine Grotten wurde entsprechend den Angebotslisten in den anderen Bänden wohl ausschließlich so ausgeliefert. In einem Pappband wurden „Triest“ (1852) sowie „Venedig“ (1854) – hier neben der Broschur – und „Venise“ (1855), sämtlich Erstauflagen der Titel, ausgeliefert. Inhaltlich gliedern sich die Bände in der Regel in einen historisch-geographischen Abriss, die Beschreibung der Hauptsehenswürdigkeiten und praktische Hinweise zum Reisegebiet, wie Unterkünfte, die Währung nebst Umtauschverhältnissen und Verkehrsmittel. Städte- und OrtsbändeAusstattungDie behandelten Orte wurden topographisch durch Stadtpläne im Stahlstich (Venedig) bzw. als Lithographie (Triest) sowie Umgebungskarten erschlossen. Im Gegensatz zu den in Deutschland schon damals verbreiteten Baedekern, bei denen zumeist auf Illustrationen verzichtet worden war, wurden in den Lloyd-Reiseführern die wichtigsten Sehenswürdigkeiten mit aufwändigen Stahlstichen abgebildet. Teilweise illustrierten zusätzliche Holzstiche die Beschreibungen direkt im Text. Daneben wurden z. B. den Ausgaben von Triest eine handkolorierte Flaggentafel und ein Plan „Dampfschiffahrt des Österreichischen Lloyd“ – der 2. Auflage zusätzlich ein Eisenbahnfahrplan und ein Grundriss vom neuen Lloydarsenal – sowie dem Band Adelsberg ein Grottenplan und eine Eisenbahnkarte beigegeben. Beim Triest-Band tragen die beiden Erstausgaben einen Titelholzschnitt mit der Abbildung der Piazza della Borsa. TriestDie erste Ausgabe für das europäische Gebiet, der Band Triest und seine Umgebungen. Ein Wegweiser für Fremde und Einheimische, erschien bereits 1852 ohne Autorenangabe[3], aber wohl noch außerhalb der Reihe „Illustrirte Reisebibliothek“. Dies lässt sich ablesen an der Gestaltung des aus Pappe hergestellten Einbands mit einer Abbildung des Kenotaphs von Johann Joachim Winckelmann in Triest und des Titelblatts, auf dem der Börsenplatz (Piazza della Borsa)[4] mit der Leopoldsäule abgebildet ist. Diese war in Erinnerung an den 1660 erfolgten Besuch Kaiser Leopolds I. von Stadt und Litorale errichtet worden.[5] Die 1857 folgende 2. Auflage trug dann den Titel Triest. Historisch-topographisches Reisehandbuch für die Besucher dieser Stadt und ihrer Umgebungen und folgte nun der Reihenausstattung, erhielt aber nur die Gesamtbandnummer II, obwohl die Erstauflage des Bandes für Venedig, erst 1854, also später als Triest, verlegt worden war. VenedigNach der Erstauflage des Bandes Historisch-topographisches-artistisches Reisehandbuch für die Besucher der Lagunenstadt (Gesamtband I) von 1854 – wie bei „Triest“ noch ohne Reihenhinweis – gab es für Venedig nun in Reihenausstattung 1857 und 1862 erweiterte Folgeauflagen, in denen der Maler und Kunstschriftsteller Friedrich Pecht den kunstgeschichtlichen Teil redigiert und ergänzt hatte; außer Friedrich Pecht ist bei keiner Auflage dieses Bands für den Inhalt eine Autorenangabe gemacht worden. AdelsbergDen beiden vorgenannten Bänden für größere Städte folgte 1861 als abschließender Gesamtband VIII der „Illustrirten Reisebibliothek“ der von Peter von Radics für seinen Geburtsort verfasste Führer Adelsberg und seine Grotten. Eine historisch-topographische Schilderung des Ortes, seiner Grotten und der nächsten, in seiner Umgebung befindl. Sehenswürdigkeiten. Die Aufnahme der vergleichsweise kleinen Stadt Adelsberg in die Reihe war ihren berühmten Tropfsteinhöhlen geschuldet, die 10 Jahre zuvor, am 11. März 1851, auch durch das Kaiserpaar Franz Joseph I. und Elisabeth besucht worden waren, zumal der Ort seit 1857 eine Bahnstation an der Karstbahn von Laibach nach Triest (Gesamtstrecke: Wien – Triest) erhalten hatte und damit für Besucher sehr gut erreichbar war. Die Vorlagen für die im Bändchen enthaltenen drei Stahlstiche, u. a. eine Ansicht des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Viadukts von Franzdorf (heute: Borovnica in Slowenien), schuf Chapuy. Französische AusgabenVon den Ausgaben für Venedig und Triest legte der Lloyd auch Übersetzungen ins Französische auf, die jedoch keinen Reihenhinweis enthielten. Zusammenfassende Tabelle der AusgabenAlle Titel wurden in der Druckerei des Österreichischen Lloyd in Triest gedruckt.
Führer für EisenbahnstreckenEine aus drei Bänden bestehende Reihe von Reisehandbüchern, die österreichischen Eisenbahnstrecken mit dem Ausgangspunkt Wien, der Hauptstadt Österreichs, gewidmet waren, begann 1856. Hier wurden Landschaftsbilder und Sehenswürdigkeiten im unmittelbaren Umfeld der Bahnstrecken und -stationen beschrieben und mit Abbildungen ergänzt. Den Reisenden wurden neben aktuellen Tarif- und Fahrplaninformationen auch Grundzüge der Entwicklung des Eisenbahnwesens und der behandelten Strecken vermittelt sowie Anschlusszeiten für Omnibusse und Dampfschiffe benannt, sodass eine sichere Reiseplanung möglich war. Die den Eisenbahnlinien gewidmeten Bände enthielten teilweise mehrere, auf gesonderten Tafeln eingebundene Stahlstiche, stets aber den Text auflockernde Holzschnitte sowie eine oder mehrere Routenkarten der Eisenbahnstrecken sowie gesonderte Fahrpläne mit Tarifangaben. Von Wien nach TriestErster Band war nach der Eröffnung der Südbahnlinie von Wien nach Triest über den Semmering am 28. Juli 1857[13] August Mandls Von Wien nach Triest, nebst den Fahrten von Bodenbach, Linz, Pesth nach Wien und von Triest nach Venedig. Reisehandbuch für alle Stationen der K. K. Priv. Südbahn von 1858 (Gesamtband IV). Diesem Band war hinten eine große ausfaltbare Streckenkarte der Südbahn von Wien bis Triest beigeheftet, deren Benutzung unterwegs allerdings äußerst unhandlich war. 1860 erschien eine erweiterte Folgeauflage, die auch die Anreise von Olmütz und Krakau beschrieb, und eine dritte Auflage als Nachdruck ohne inhaltliche Veränderungen mit den Jahreszahlen 1865 und 1868 (Neudruck?). Anstelle der Gesamtstreckenkarte der Südbahn der Erstauflage wurden nun den einzelnen Streckenabschnitten Teilkärtchen im normalen Buchformat vorangestellt. Weiter werden bei diesem Titel nun in einem knapp 30-seitigen Anhang „Venedig“ die Überfahrt per Schiff von Triest nach Venedig geschildert sowie eine kurze Beschreibung der Geschichte und der wesentlichen Sehenswürdigkeiten der Lagunenstadt geboten. Abschließend kommt Graf von Platen mit seinen Sonetten „Venedig“ von 1825 zu Wort.[14] Von Wien bis Linz1859 folgte der mit 15 Holzstichen und einer Eisenbahnkarte ausgestattete Band Von Wien bis Linz. Reisehandbuch für alle Stationen der Kaiserin Elisabeth-Westbahn von Linz nach Wien nebst Donaufahrt von Linz bis Wien (Gesamtband VII.1). Auf 76 Seiten nebst VIII Seiten für Titel und Inhaltsverzeichnis beschreibt der Band die Sehenswürdigkeiten aller Bahnstationen entlang der am 15. Dezember 1858 eröffneten Teilstrecke, die über St. Pölten, Melk – im Buch noch „Mölk“ geschrieben – Enns führte. Ergänzt wurde die Beschreibung der Bahnstrecke durch Impressionen einer Donaufahrt von Linz nach Wien, womit der Reisende wieder an seinen Ausgangsort der Bahnfahrt zurückgekehrt wäre. Abgeschlossen wird das Büchlein mit Tarifen und Fahrplänen der Eisenbahn. Von Wien bis MünchenNach der Vollendung der Westbahn mit Anschluss nach München auf der Bayerischen Maximiliansbahn im Jahr 1860 wurde der Band VII erweitert und beschrieb unter dem Titel Von Wien bis München. Reisehandbuch für alle Stationen der Kaiserin Elisabeth-Westbahn und der k. bair. Staatsbahn nebst Donaufahrt von Passau bis Wien die erweiterte Gesamtstrecke (Gesamtband VII.2). Zwei weitere Eisenbahnkarten, von Linz nach Salzburg und von dort anschließend nach München, ergänzen die Streckenbeschreibung. Die Zahl der Holzstiche hatte sich mit 34 mehr als verdoppelt. Der Ausgangspunkt der Donaurückfahrt lag nun in dem ca. 150 km von München entfernten Passau. Zusammenfassende Tabelle der AusgabenAlle 3 Titel sind in rotes Leinen gebunden und in der Triester Druckerei des Lloyd gedruckt worden.
Die Orient-ReiheEine dritte, ebenfalls dreibändige Reihe war dem Orient gewidmet, die von dem Orientreisenden Moritz Busch verfasst wurde. Von dem Band Aegypten wurde auch eine englische Übersetzung auf den Markt gebracht. AegyptenBeachtlicherweise begann die Reihe schon 1858 mit dem Titel Aegypten. Reisehandbuch für Aegypten und die angränzenden dem Pascha unterworfenen Länder (Gesamtband III, Orient-Band I). Sein Erscheinen stand im Zusammenhang mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Wien-Triest ein Jahr zuvor, über die die Mittelmeer-Schifffahrtslinie des Lloyd „Triest-Alexandria“ bequem erreichbar geworden war, und war lange vor den ersten Reiseführern von Baedeker für Unter-Ägypten (1877) und Meyer für den Orient (1881) auf dem Markt. Der in Leipzig bei Giesecke & Devrient gedruckte Titel mit 226 Seiten bildete auf 14 Holzstichtafeln die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ab. Die Abbildung der Sphinx nebst Cheops-Pyramide hatte August Löffler gezeichnet. Sie wurde erneut in Buschs Buch „Bilder aus dem Orient“[17] von 1864 als Frontispiz verwendet. Lithographische Pläne für „Kairo“ und „Aegypten nebst dem nördlichen Nubien“ von Henry Lange sollten den Benutzern die Orientierung im beschriebenen Reisegebiet erleichtern. Es umfasste in Ägypten Alexandria als Eingangspforte nebst seiner Umgebung (u. a. Rosette, Tanta und Damiette), sodann die Landeshauptstadt, die Pyramiden von Giseh und Sakkara, den Nil bis Theben und Assuan sowie bis zum 2. Katarakt (Wadi Halfa, heute: Sudan). Zusätzlich sind ergänzende Touren nach Sues, dem Sinai und nach Jerusalem skizziert. Dem Band war ein kurzes persönliches Vorwort des Verfassers vorangestellt, in dem er dessen praktischen Ansatz und die Heranziehung der neuesten Literatur, wie Lepsius, Brugsch und Braun, bei der Ausarbeitung hervorhob. In der römisch nummerierten „Allgemeinen Einleitung“ wurden den Reisenden neben Hinweisen zu den Orientreisen im Allgemeinen (Kosten, Reisezeit, Ausrüstung) die Fahrpläne der Lloyd-Dampfer auf den Orientrouten geliefert. In der [speziellen] „Einleitung“ war dann Wissenswertes zu den geo- und ethnographischen Verhältnissen des Landes, seiner Geschichte und Religion, den Hieroglyphen sowie den Reisebedingungen (Währung und Preise, Beherbergung) ausgeführt. Medizinhistorisch sehr interessant erscheint die Thematisierung möglicher Krankheiten, mit denen in Ägypten zu rechnen war. Aus heutiger Sicht höchst erstaunlich wirken dabei die Ausführungen zur gelegentlich ausbrechenden Pest. Danach sei diese nicht ansteckend und „bei Weitem nicht mehr so wie früher“ gefürchtet. Sie könne beim Auftreten erster Symptome mit Brechmitteln bekämpft werden, wohingegen ein Aderlass abzulehnen sei (S. 29, 86: „Nachträge I. Die Ansteckungsfähigkeit der Pest“). Bei der 1870[18] unmittelbar nach der Eröffnung des Sueskanals erschienenen 2. Auflage, die nun von der 3. Sektion des Lloyd selbst gedruckt worden war, hatte man zusätzlich eine vom Bibliographischen Institut gelieferte Karte („Isthmus von Suez“) beigebunden, weggelassen waren nun Buschs Vorwort und die Schiffsfahrpläne des ÖL. Der Einband kommt alternativ in dunkelroter Farbe ohne Biedermeierverzierungen (diese nur beim Titel) und dunkelgrüner Farbe mit den Verzierungen vor. Zum Vergleich: Baedekers Unter-Ägypten von 1877 mit 16 Karten, 29 Plänen sowie 7 Ansichten und 76 Textvignetten sowie Meyers Orient von 1881 mit 8 Karten, 11 Plänen und 42 Textbildern waren vor allem kartographisch deutlich besser ausgestattet als die zweite Auflage des Lloyd für Ägypten. Griechenland1859 folgte die Ausgabe für Griechenland. Reisehandbuch für Griechenland mit Einschluss Thessaliens, Albaniens, der Inseln des Archipelagus und der Jonischen Republik als Band V der Gesamtreihe (Orient-Band II). Diese bei Otto Wigand in Leipzig gedruckte Ausgabe mit einer XXXVI-seitigen allgemeinen Einleitung für Orientreisende, in die auch Ausflüge in die Umgebung von Triest und nach Venedig aufgenommen waren, nebst Vorwort sowie 217 Textseiten, die eine besondere Einleitung u. a. zur Geografie, Ethnografie, Geschichte und Kunstgeschichte für dieses klassische Reiseland enthielten, war ebenfalls mit – hier 12 – Holzstichtafeln sowie lithographierten Plänen für die griechische Hauptstadt und das Reisegebiet ausgestattet. Beschrieben werden in acht Kapiteln u. a. Athen, Attika, der Peloponnes, Aegina und Albanien. Laut Buschs Vorwort basierte der Inhalt des Bandes auf einer Griechenlandreise im Frühjahr 1858, die er in Begleitung von Eduard Duboc[19] absolviert und der auch Zeichnungen zu dem Buch geliefert hat. Anderes hat ein nicht genannt sein wollender „Gelehrter in Athen“ beigesteuert. Im Übrigen stützte sich der Verfasser beim Verfassen des Reiseführers auf die bei der Reise mitgeführten Schriften von Ernst Curtius, Johan Louis Ussing, William Martin Leake, der in den Transport der sog. Elgin Marbles von Athen nach England eingebunden war, und Vischer[20]. In der Einleitung war auch eine Übersicht zu den „Fahrten der Lloyddampfer im Orient“ enthalten. 1871 folgte auch hier eine zweite, im Wesentlichen unveränderte Auflage. Die TürkeiSchließlich endete die Orient-Reihe Ende 1859 (Redaktionsschluss) mit dem abschließenden 3. Band (Gesamtband VI) Die Türkei. Reisehandbuch für Rumelien, die untere Donau, Anatolien, Syrien, Palästina, Rhodos und Cypern, der alle damals zum Osmanischen Reich gehörenden Gebiete umfasste. Ausweislich des Vorworts trug er „vorzüglich [...] den Bedürfnisse[n] der Pilger nach dem heilgen Lande“ und den „nach Constantinopel Reisende[n]“ Rechnung. Dabei stützte sich Busch beim Verfassen dieses Bands auf die Erfahrungen seiner eigenen Reisetätigkeit von 1859 und auf Ausführungen von Tobler und Robinson sowie von White und „weiteren verlässlichen Reisenden der letzten Jahre“. Die allgemeine Einleitung und der Schiffsfahrplan entsprachen denjenigen des Griechenlandbandes von 1858. Hinsichtlich der Aktualität des Schiffsfahrplans riet er den Lesern, die Lloyd-Agenturen, wie Gebr. Dufour & Comp. (Leipzig), J. A. Boecker (Coeln) oder Wagenseil & Sohn (Augsburg), zu konsultieren. Nach der Erstauflage von 1860 erschien eine inhaltlich leicht redigierte 2. Auflage 1870, bei der das kurze Vorwort Buschs und der Schiffsfahrplan weggelassen, jedoch ein „Plan von Constantinopel“ hinzugefügt wurde. Auch in dieser Auflage wird zwar ausführlich eine Tagesreise von Damaskus aus zu den Tempelanlagen von Baalbek beschrieben, jedoch auf eine Besichtigung der Ruinen von Palmyra, die in jüngster Zeit durch den IS-Terror stark in Mitleidenschaft gezogen wurden, verzichtet, weil das zum Schutz vor Räubern erforderliche Beduinen-Geleit mit Kosten von 50 Napoleons[21] für den normalen Reisenden nicht erschwinglich war.[22] Die letzte Auflage von 1881, die vom Lloyd zusammen mit dem Wiener Verlag von Moritz Perles veranstaltet wurde und die keinen Hinweis auf die „Illustrirte Reisebibliothek“ mehr enthielt, beschränkte ihre Beschreibung auf die Türkei und den Balkan – der Nahe Osten fehlte also. Sie hatte zwar nun ein Frontispiz mit der Abbildung der Hagia Sophia – diese war in den Vorauflagen noch in den Text eingebunden –, aber neben zwei Kärtchen (Konstantinopel und Bosporus) sowie einer zusätzlichen Türkei-Kartei war ihr nur noch eine weitere Textabbildung beigegeben worden, auch war die Fadenbindung einer Klammerheftung gewichen. EgyptZeitgleich mit der deutschen Erstauflage von „Aegypten“ 1858 wurde auch der von W.C. Wrankmore ins Englische übersetzte Band unter dem Titel Hand-book for travellers in Egypt and adjacent countries subject to the Pasha, verlegt bei der Literary–artistic Section of the Austrian Lloyd, Trieste, bei identischer Ausstattung vorgelegt.[23] Hier liegen auch Bände mit einem Titelblatt vor, bei dem als Verlag Trübner & Co., London, angegeben wurde. 1864 folgte eine zweite Auflage. In beiden Fällen war der Druck an das Leipziger Unternehmen F. A. Brockhaus vergeben worden. Obwohl in den anderen Druckerzeugnissen des Lloyd lebhaft Werbung für diese Ausgabe gemacht wurde und sie unter die Bände von „Lloyd’s illustrirte[r] Reisebibliothek“ eingereiht war[24], wies der Band auf den Schmutztiteln keine Zugehörigkeit zu der ansonsten nur deutsch- und französischsprachig verlegten Reihe aus. Offensichtlich stellte der Band ein besonderes Angebot an britische Touristen dar, die nach der Schiffspassage des Ärmelkanals mit der Eisenbahn ohne umsteigen zu müssen den Adriahafen Triest und danach mit Lloyd-Dampfern direkt Ägypten – damals ein beliebtes Reiseziel der Briten – erreichen konnten. Selbstredend nutzten auch Reisende aus den USA und Kanada dieses Buch, so dass es heute in dortigen Bibliotheken zu finden ist. Zusammenfassende Tabelle der Ausgaben
Werbung für die Reisebibliothek und weitere Ausgaben der Literarisch-artistischen Abtheilung des ÖLDas Angebot lieferbarer Bände präsentierte der Verlag häufig direkt in den Reisehandbüchern. Bei den Broschuren und Pappbänden wurden dazu die Einbandrückseiten bedruckt. In den gebundenen Bände kommen Angebotslisten vor, die auf die Buchspiegel geklebt oder direkt in den Buchtext eingebunden wurden.
Die lieferbaren Titel waren zusammen mit anderen Publikationen des Lloyd auch im Leipziger Börsenblatt aufgelistet.[34] Offizielles Reisehandbuch der DampfschiffahrtsgesellschaftDeutschsprachige AusgabenVorbemerkungenAnfang des 20. Jahrhunderts wurde erneut vom Österreichischen Lloyd eine Reisehandbuchreihe herausgegeben, die ursprünglich alle vom Lloyd befahrenen Schiffslinien beschreiben sollte. Chefredakteur der letztlich nur vierbändigen Reihe in einer ersten Abteilung mit dem Bandtitel „Officielles Reisehandbuch. Der Oesterreichische Lloyd und sein Verkehrsgebiet“ war Hugo Bürger (d. i. Hugo Lubliner); die weiteren, nicht erschienenen Abteilungen dürften für den Fernen Osten, Südamerika und Ostafrika, wohin Schiffsverbindungen des Lloyd bestanden hatten, geplant worden sein.
Ausgestattet wurden die in erster Linie für die Passagiere des Österreichischen Lloyd konzipierten Führer mit einer zumeist von der Wiener Firma C. Angerer & Göschl gelieferten Landkarte des behandelten Reisegebiets und Schiffsfahrplänen, die in einer Leinenschlaufe des Hinterspiegels herausnehmbar beilagen. Ungeachtet der abgehandelten unterschiedlichen Reisegebiete liegen aber allen Bänden die gleichen Schiffsfahrpläne lose bei, nämlich für den Adriatischen Dienst, den Levante- und Mittelmeerdienst sowie die Linien von Triest nach Fernost (Bombay, Kobe, Calcutta), mit denen den Nutzern ein Überblick über das gesamte Passagierlinienangebot des Lloyd um die Jahrhundertwende geliefert wird. Für die beiden Ausgaben von 1902 wurden sie teilweise aktualisiert. Im illustrativen Bereich haben Fotografien der Reiseziele die noch vor einem Vierteljahrhundert bei Reiseführern des Lloyd üblichen Stahl- und Holzstiche bzw. Lithographien vollständig abgelöst. Am Ende der Bände war stets ein umfangreicher Werbeteil enthalten, dessen Inserenten mit geringen Abweichungen bei allen Bänden identisch waren. In den Vorworten der ersten beiden Bände wurde darauf hingewiesen, dass im Interesse einer größeren Handlichkeit der jeweilige Bandinhalt der Gesamtausgabe parallel zu dieser auch auf kleinere Bändchen aufgeteilt wurde. Die Gesamtauflage beider Ausgaben sollte 100.000 Exemplare betragen, und sie sollten in Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch erscheinen.[35] Nachweise für die Teilbände liegen nicht vor. Im Impressum fehlt das Erscheinungsjahr; es ergibt sich aber aus dem jeweiligen redaktionellen Vorwort. Diese Bände gehörten ausweislich des Vorworts zu Constantinopel und Umgebung zu einer ersten Abteilung.[36] Dementsprechend sollte wohl, wie auch sein abgebildeter Einband bei der Länderaufzählung nach Griechenland belegt, eine weitere Abteilung Ausgaben für Länder des Fernen Ostens, Afrikas und Südamerikas präsentieren; realisiert wurden diese Titel aber nicht. Die nachfolgend beschriebenen Ausgaben sind nachgewiesen, die sämtlich von der Dampfschiffahrts-Gesellschaft des Österreichischen Lloyd mit den Verlagsorten „Wien-Brünn-Leipzig“ und der Angabe „Druck und Verlag Rudolf M. Rohrer“ verlegt wurden:[37] Deutschsprachige AusgabenIstrien, Dalmatien, Herzegowina und BosnienDer Auftaktband der Reihe von 1901 liefert einführend einen Abriss der Geschichte des Oesterreichischen Lloyd ab 1832. Er endet mit einer Beschreibung und virtuellen Besichtigung des damals neuesten Dampfers, der Erzherzog Franz Ferdinand, einem Ausblick auf die Fertigstellung der gerade im Bau befindlichen Austria, beides Schiffe mit über 6.000 BRT, und einer Aufstellung der aus 66 Schiffen bestehenden Lloyd-Flotte. Danach wird auf 20 Seiten ausführlich Triest mit dem Lloydpalais, dem Lloyd-Arsenal und dem Hafen vorgestellt, das Ausgangsort für so viele Adria-Reisen des ÖL war, bevor der Band mit seinen Reisebeschreibungen, die zum großen Teil von Josef Stradner[38] verfasst wurden, der Adriaküste nach Süden bis nach Sarajevo, der bosnischen Hauptstadt, folgt. Als Fotograf der Illustrationen zu Dalmatien ist der Lloyd-Präsident Victor Freiherr von Kalchberg (1843–1924) genannt. Der Kaufpreis des Bands betrug 1 Krone.[39] AegyptenDem im selben Jahr erschienenen Band „Aegypten“ – auf dem Bucheinband „Egypten“ geschrieben – ist als einzigem ein Frontispiz, ein Porträtfoto des Khedive Abbas II., beigegeben. Praktischen Reisezwecken dienen die einführenden „Allgemeine[n] Informationen“ mit der Angabe von Bahn- und Schiffsverbindungen, nach denen auf das Klima des Landes eingegangen wird. Danach wird den Reisenden im Hauptteil in zwei Artikeln das moderne und alte Ägypten vorgestellt. Der Großteil des Buchs wurde von dem Bahnbeamten und Eisenbahnhistoriker Peter Friedrich Kupka[40] verfasst. Die lose beiliegende Karte zeigt das Niltal mit dem Sinai und einen „Plan von Cairo“. Den 219 Seiten zum Thema des Bandes folgt überraschenderweise noch ein Kapitel mit Beschreibungen von österreichischen Kurorten, die sich zu einem Besuch „vor und nach Aegypten“ anbieten, wie die Seebäder Abazzia und Ragusa, die Orte am Gardasee Arco, Riva und Torbole oder die Tiroler Städte Bozen und Meran. Offenbar sollten sich die Reisenden von den Strapazen einer eher bildungsorientierten Orientreise unter schwierigen klimatischen Bedingungen in den heimischen Gefilden erholen oder für eine solche zuvor noch Kraft schöpfen. Der Kaufpreis des Bands betrug 2 Kronen.[39] Palästina, Syrien, KleinasienIn diesem Band von 1902 stellt die Redaktion im Gegensatz zu den aus ihrer Sicht „fast alle[n] bisherigen Schilderungen des heiligen Landes von protestantischen Schriftstellern“ ausdrücklich ihre am katholischen Glauben orientierte Abhandlung der Reise in das Heilige Land heraus. Sie wollte damit im katholisch geprägten Kaiserreich auch „dem katholischen Empfinden der Mehrheit [ihrer] Leser gerecht […] werden“. Auffällige Differenzen bei der Beschreibung der heiligen Stätten insbesondere in Jerusalem im Vergleich zu anderen damals verbreiteten deutschsprachigen Reiseführern, wie Baedeker oder Meyer, lassen sich jedoch nicht erkennen. Der Kaufpreis des Bands betrug 2 Kronen.[39] Constantinopel und Umgebung, Schwarzes Meer, GriechenlandEiner kurzen Beschreibung des osmanischen Reichs (Staatsverfassung, Verwaltung, Religion und Kultur) folgt der Hauptteil des ebenfalls aus dem Jahre 1902 stammenden Bandes mit einer ausführlichen Beschreibung Konstantinopels. Danach werden die Küste des Schwarzen Meers (Constantza – von dort wird ein Ausflug nach Bukarest gemacht –, Odessa, Batumi) und die Halbinsel Krim beschrieben. Auf der lose beiliegenden Karte sind der Ostbalkan, die damalige Westtürkei (Griechenland) und das Schwarze Meer mit Südrussland sowie Konstantinopel (Übersichtsplan) abgebildet. Die Rückreise führt dann über Griechenland und Korfu nach Triest, wobei für die Details der Adriafahrt auf Band I verwiesen wird. Der Kaufpreis des Bands betrug 1,50 Kronen.[39] Zusammenfassende Tabelle der Ausgaben
Englischsprachige AusgabenWohl nur von den Bänden I und II erschienen englischsprachige Versionen unter den Titeln Istria, Dalmatia, Herzegovina and Bosnia (166 Seiten) und Egypt (264 Seiten), jeweils mit der Reihenangabe The Austrian Lloyd and the Territory Along Its Route. Official Guide-Book of the Steamship Company.[41] Die Bände tragen die Jahresangabe 1901 bzw. 1902 im Vorwort. Französischsprachige AusgabenDie beiden vorgenannten Ausgaben liegen auch in französischsprachigen Varianten von 1901 unter den Titeln Istrie, Dalmatie, Herzégovine et Bosnie (166 Seiten) und Egypte (264 Seiten) mit der Reihenangabe Le Lloyd Autrichien et les contrées visitées par ses lignes. Guide officiel des voyages vor.[42] Auch hier sind bislang keine weiteren Reihentitel bekannt geworden. Italienischsprachige AusgabeSchließlich findet sich mit der Reihenangabe Il Lloyd austriaco ed i paesi dei suoi itinerari. Manuale ufficiale di viaggio der Band I auch in einer Übersetzung ins Italienische Istria, Dalmazia, Erzegovina e Bosnia, der auch in der Bibliothek der Università degli Studi di Trieste vorhanden ist.[43] Hier fehlt noch der Nachweis des Ägypten-Bands. Entwicklung nach dem Ersten WeltkriegDie Stadt Triest fiel zusammen mit seinem Umland nach dem Ersten Weltkrieg an Italien. Der Österreichische Lloyd, italienisch „Lloyd Austriaco“ genannt, der von 1919 bis 1921 unter staatlicher italienischer Verwaltung stand, erhielt den Namen Lloyd Triestino. Unter „neuer Flagge“ wurden nur noch kleinere, meist kurzlebige Reiseführer und -informationen, wie das Handbook of Informations for Passengers to India and Eastern Asia (1922, englisch), Ägypten, Sudan, Palästina und Nachbarländer. 1927–1928 oder der Reiseführer zur See. Mittelmeer. Die Stätten der Vergnügungsreisen (1935), verlegt. Reprints und Online-DigitalisateVon verschiedenen Verlagen wurden zu einzelnen Titeln in den letzten Jahren Faksimile-Reprints bei im Format reduzierten Kartenreproduktionen vorgelegt; aber auch broschierte Nachdrucke in einfacher Ausstattung erschließen dem heutigen Leser zumindest den vollständigen Bandinhalt in Buchform zusätzlich zu den von Bibliotheken und Internetanbietern bereitgestellten Digitalisaten. Literatur
WeblinksCommons: Lloyd's Reiseführer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Einzelnachweise und Anmerkungen
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