Die Liste christlicher Gemeinschaften in Russland führt christliche Gemeinschaften und Bewegungen in Russland vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart auf. Die meisten existierten oder existieren außerhalb des Patriarchats von Moskau.
Im Mittelalter gab es erste oppositionelle Bewegungen innerhalb der orthodoxen Kirche in Russland, besonders im Mönchtum (Nil Sorski).
Altgläubige seit dem 17. Jahrhundert
Im 17. Jahrhundert entstanden zahlreiche kleinere orthodoxe Gemeinschaften in Russland, die die Reformen des Patriarchen Nikon seit 1652 ablehnten (Altgläubige). 1667 wurden sie aus der Russisch-Orthodoxen Kirche ausgeschlossen.
In den folgenden Jahrhunderten bildeten sich weitere Gemeinschaften, die in ihren Ansichten und der geistlichen Praxis stark von orthodoxen Traditionen abwichen (priesterlose Altgläubige).
Seit dem 18. Jahrhundert bildeten sich auch einige protestantische Gemeinschaften in Russland, anfangs vor allem durch deutsche Siedler.
Katakombenkirche und Auslandskirche im 20. Jahrhundert
In den 1920er Jahren entstanden in der Sowjetunion oppositionelle Gemeinden im Untergrund, die eine Annäherung der Russisch-Orthodoxen Kirche an die Regierung ablehnten (Katakombenkirche). In den USA und Westeuropa wurde die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland gegründet, mit vielen Gemeinden russischer Exilanten.
Neugründungen seit 1990
1990 schuf die Russische Orthodoxe Kirche im Ausland auch Strukturen in der Sowjetunion und nahm viele unabhängige Gemeinden der Katakombenkirchen auf. In den folgenden Jahren entstanden daraus einige neue Kirchen, die meist nach einigen Jahren wieder an Resonanz verloren.
2007 trennten sich viele Gemeinden von der Russischen Orthodoxen Kirche im Ausland, nachdem diese sich der Russisch-Orthodoxen Kirche angeschlossen hatte, und unterstellten sich anderen Kirchen (Russische Orthodoxe Kirche im Ausland unter Agathangelos).
Orthodoxe Gemeinschaften bis zum 17. Jahrhundert
Strigolniki (Стригольники), seit 14. Jahrhundert, Mönchsbewegung[1]
Judaisierende (Жидовствующие), seit 15. Jahrhundert, Mönchsbewegung mit Hinwendung zu jüdischen Ritualen, nach Mönch Zacharias Skara (Schara)
Josephianer (Iossifljane, иосифляне) oder Stjaschateli (Стяжатели), Mönchsbewegung seit Ende des 15. Jahrhunderts, für ein äußerlich formales Mönchsleben, nach Joseph Wolozki
Uneigennützige (Nestjaschateli, Нестяжатели), Mönchsbewegung Ende 15. Jahrhundert, für asketisches und eremitisches Leben
Altgläubige Gemeinschaften
Seit 1666/67 spalteten sich verschiedene Gemeinschaften von der Russisch-Orthodoxen Kirche ab, nach den Reformen von Patriarch Nikon.
Diese wurden als Altgläubige (Starovery, староверы) oder Altritualisten (Staroobrjadčestvo, Старообрядчество) bezeichnet. Auch diskreditierend als Raskolniki (Abgespaltete, Raskol'niki, Раскольники).
Die Priesterlosen Altgläubige (Bespopowzy, беспоповцы) waren zahlreiche kleinere Gemeinschaften, die teilweise stark von der Orthodoxie abweichende Lehren und Glaubensformen entwickelten. Sie waren meist asketisch ausgerichtet, oft mit ekstatischen Elementen.
Aaronowzen (Aaronovcy, Аароновцы), auch Aaronovo soglasie (Аароново согласие),[2]
Sjutajew-Bewegung (Сютаевцы), 1876–1892 im Gouvernement Twer, von Wassili Sjutajew, ethisch ausgerichtet, in Liebe tätig sein, beeinflusste L. N. Tolstoi
Tolstojaner (Tolstovcy, Толстовцы), seit 1880er Jahre entstanden nach den Lehren von Lew Tolstoi, einfaches Leben in gegenseitiger Liebe
Abstinente (Trezvenniki, Трезвенники oder Čurikovcy, Чуриковцы) seit 1880er Jahre in Gouvernement Samara und Sankt Petersburg, völliger Verzicht auf Alkohol[3]
Podgorny-Bewegung (Podgornovcy, Подгорновцы), Ende 19. Jahrhundert in Gouvernement Charkow, Gemeinschaft von Frauen, gegründet von Wassili Podgorny[2]
Henochianer (Jenochowcy, Еноховцы), seit 1897, Gouvernement Astrachan und Samara, apokalyptisch, bis 1930er Jahre
Dobroljubowianer (DobroljubovcyДобролюбовцы), seit 1899 in Governments Samara und Orenburg, mystisch, von Dichter Alexander Dobroljubow,
Johanniten (Ioannity, Иоанниты), Anfang des 20. Jahrhunderts, Anhänger von Johannes von Kronstadt
Innozentisten (Innokent'evcy, Иннокентьевцы), seit 1908 in Bessarabien, von Mönch Innozenz, Verzicht auf Eigentum
Nach 1917
Lebende Kirche (Живая церковь), auch Erneuerungsbewegung (обновленчество), 1917 abgespaltene Kirchen
Katakombenkirche (катакомбная церковь), seit 1920er Jahren Untergrundkirche
Wahre Orthodoxe Kirche (Истинно-православная церковь), seit 1920er Jahren verschiedene Kirchen, bis heute[15][16]
Apokalyptisten (Apokalipsisty, Апокалипсисты), seit 1923 in der Ukraine, apokalyptisch orientiert[3]
Molokanen (Молокане), seit zweiter Hälfte des 18. Jahrhunderts, orthodoxer Herkunft
Mormonen (Mormony, Мормоны), auch Samara-Mormonen (Mormony samarskie, Мормоны самарские)[2][17]
Muraschkowianer (Muraškovcy, Мурашковцы), seit 1920er Jahre in Weißrussland und Ukraine, evangelikal-apokalyptisch, heute kleine Gruppen in Ukraine, Weißrussland[18][19][20][21][22]
Paschkowianer (Paschkowzy, Пашковцы), seit etwa 1875, missionarisch tätig
Altkatholische Kirche der Mariaviten, 1906 als „geduldete Sekte“ von der Duma legalisiert (ostpolnische Mariaviten waren damals auf russischem Territorium)
Russische Wahre Orthodoxe Kirche (Российская Истинно-Православеая Церковь), 1997 aus Ukrainischer Autokephaler Orthodoxer Kirche abgespalten[25]
Orthodoxe Kirche Russlands (Православная Церковь России), 1999 aus Russischer Wahrer Orthodoxer Kirche abgespalten unter Metropolit Rafail[26]
Russische Orthodoxe Kirche im Exil, auch Russische Orthodoxe Kirche im Ausland unter Witali (Русская Православная Церковь Заграницей под омофором Метрополита Виталия), 2001 aus Russischer Orthodoxer Kirche im Ausland abgespalten
Russische Orthodoxe Kirche im Ausland unter Antonius (Русская православная церковь зарубежная (Антония)), offiziell Russische Orthodoxe Kirche (Российсская Православная Церковь), 2006 aus Russischer Orthodoxer Kirche im Ausland (Witali) abgespalten
Russische Orthodoxe Kirche im Ausland unter Agathangelos (Русская Православная Церковь Заграницей под омофором Агафангела), 2007 von Russischer Orthodoxer Kirche im Ausland abgespalten, nach deren Zusammengehen mit der Russisch-Orthodoxen Kirche
Wahre Orthodoxe Kirche Russlands (Истинно-Православная Церковь России), 2008 aus Wahrer Orthodoxer Kirche Griechenlands (Kirykos-Synode) gebildet
Gemeinschaften innerhalb des Patriarchats von Moskau
Josephianer (Iossifljane, иосифляне) oder Stjaschateli (Стяжатели), Mönchsbewegung seit Ende des 15. Jahrhunderts, für ein äußerlich formales Mönchsleben, nach Joseph Wolozki
Uneigennützige (Nestjaschateli, Нестяжатели), Mönchsbewegung Ende 15. Jahrhundert, für asketisches und eremitisches Leben
Jedinowerzy (Eingläubige, Eingläubigkeitler) (Edinovercy, Единоверцы), Altgläubige innerhalb des Patriarchats von Moskau
Namensgläubigkeit (Imjaslawije), ab 1907, theologische Richtung in der russisch-orthodoxen Theologie, besonders unter Mönchen auf dem Athos
Материалы к истории и изучению русского сектантства и раскола. (Materialien zur Geschichte und zum Studium des russischen Sektentums und des Raskol.) Hrsg. Vladimir Bonch-Bruevich (Sankt Petersburg 1908 ff.)