Leo Nachtlicht kam im Alter von sieben Jahren nach Berlin, besuchte dort zuerst die Gemeindeschule, später das Realgymnasium.[2] Nach dem Studium an der Technischen Hochschule Charlottenburg und an der Technischen Hochschule Karlsruhe, das er mit dem akademischen Grad eines Diplom-Ingenieurs in Karlsruhe abschloss, arbeitete er zunächst im Architekturbüro von Bruno Möhring in Berlin. Von 1904 bis 1933 führte er ein eigenes Atelier in Berlin. Er baute dort Villen, Landhäuser, den Gourmenia-Palast am Zoologischen Garten,[3][4] diverse Inneneinrichtungen[5][6] für Wohnungen, Läden, Kunstgewerbe- und Architekturausstellungen. 1913 unterrichtete er an der 1910 unter Mitwirkung des Deutschen Werkbunds gegründeten Höheren Fachschule für Dekorationskunst; von 1928 bis 1930 war Hermann Henselmann sein Mitarbeiter.
Ca. 1908 hatte Nachtlicht Anna Levy geheiratet, geboren am 28. Mai 1880 in Marienwerder (Westpreußen)/Kwidzyn.[7] Den gemeinsamen Töchtern Ursula (1909–1999) und Ilse (* 1912) gelang es, am 18. April 1939 nach London zu emigrieren.[9] Ursula konnte dort als Fotografin Fuß fassen. Spätestens ab 1946 nutzten die Schwestern den Nachnamen „Knight“.[9] Leo Nachtlicht starb 1942 kurz vor der Deportation in der Privatklinik Wilmersdorf an einer Darm-Blasen-Fistel,[10] nach anderen Angaben möglicherweise an den Folgen eines Selbstmordversuchs.[1] Er wurde auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben.[11] Seine Frau Anna Nachtlicht wurde am 19. Oktober 1942 nach Riga deportiert und dort am 22. Oktober 1942 ermordet.[7]
Leo Nachtlicht (1872–1942). In: Harald Bodenschatz, Benedikt Goebel, Hans-Dieter Nägelke (Hrsg.): Im Gleichschritt. Der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin im Nationalsozialismus. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin, Berlin 2023, ISBN 978-3-943164-23-7, S. 16.
Einzelnachweise
↑ abcLeo Nachtlicht. In: Stolpersteine in Berlin. Abgerufen am 5. Februar 2024.
↑Maschinenschriftlicher Lebenslauf von Leo Nachtlicht, vom 24. Juni 1931, in: Otto Schneid Papers - Correspondence before 1939 - Nachtlicht, Leo 5:2, University of Toronto, https://archive.org/details/ottoschneid5_2/page/2
↑Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920: Arbeiten von Architekt Leo Nachtlicht. 1920, abgerufen am 26. April 2019.
↑Elisabeth M. Hajos, Leopold Zahn: Berliner Architektur der Nachkriegszeit. Albertus Verlag, Berlin 1928, S. 48, S. 128.
↑Roman Heiligenthal: Wettbewerb für einen Bebauungsplan des Messe- und Ausstellungsgeländes in Berlin. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst. 10. Jahrgang 1926, Heft 2, urn:nbn:de:kobv:109-opus-7945, S. 44–58; Zentralblatt der Bauverwaltung, 45. Jahrgang 1925, Nr. 51.
↑Anja Himmelsbach: Das „Landhaus Perlis“ in Sacrow von Leo Nachtlicht. In: Brandenburgische Denkmalpflege, 19. Jahrgang 2010, Heft 2, S. 72–78.
↑Zentralblatt der Bauverwaltung, 49. Jahrgang 1929, Nr. 23.