Der Verwendung der Trimmelschen Einteilung entsprechend ist der Begriff heute primär in der österreichischen Geologie, Hydrographie und Biologie üblich.
Umgrenzung und benachbarte Gruppen
Nach Trimmel, in dessen System sie die Untergruppe Nummer 1810 bilden, umgrenzen sich die Lassingalpen:
Gegliedert werden die Lassingalpen primär durch das Lassingbachtal von Südwest in das Zentrum,[1] weitgehend südlich entlang der Landesgrenze, und den Ybbsoberlauf Ois von Norden her. Sie zerfallen in sechs charakteristische Teilgruppen (angegeben mit den Außengrenzen der Gruppe):
die Türnach (Hochtürnach1770 m ü. A.), Trimmel Nr. 1811[6] – ein kleiner Stock im Süden gegen den Hochschwab hin, an der Salza von Weichselboden abwärts bis Mündung Bär[e]nbach
die Kräuterin (Hochstadl1919 m ü. A.), Nr. 1812 – südliche Zentralgruppe, mit dem höchsten Gipfel der Lassingalpen, an der Salza von der Bär[e]nbach-Mündung abwärts bis Fachwerk
der Dürrenstein (1878 m ü. A.), Nr. 1815 – das Bergland im mittleren Norden, Wildnisgebiet, an Ois (Ybbs) bis in das Quellgebiet
der Ötscher (1893 m ü. A.), Nr. 1816 – nordöstliches Massiv, weit in das Alpenvorland hinein freistehend sichtbar, von Meierhöfen an der Ois über Lackenhof an die Erlauf, und diese aufwärts bis Weißenbach und Rasing bei Mariazell; als Gruppe mit Gemeindalpe
Die Landesgrenze Niederösterreich–Steiermark durchquert die Gruppe gänzlich in Ost-West-Richtung, womit sie etwa zu je der Hälfte der Fläche in den beiden Bundesländern liegt. Diese Grenze bildet, wo sie im Bereich des Zellerhuts auf der Kammlinie läuft, auch weitgehend die Wasserscheide zwischen Salza (zur Enns) im Süden und Ybbs und Erlauf (beide eigenständige Donaunebenflüsse) im Norden. Die Einzugsgebietsgrenze der letzteren beiden läuft über Planeck – Ötschergipfel – Zeller Rain.
Natur und Tourismus
Die Lassingalpen sind eine weitgehend naturbelassene Region. Bis auf die karstigen und almigen Gipfelregionen ist das ganze Gebiet dicht bewaldet und weitestgehend unbesiedelt.
Der gesamte steirische Teil gehört zum Naturschutzgebiet Wildalpener Salzatal[7] (NSG-a02), der Gutteil niederösterreichischerseits zum Landschaftsschutzgebiet Ötscher–Dürrenstein (LSG 11), dessen Nordteil den Naturpark Ötscher-Tormäuer (NPK 8) bildet. Der Kernbereich der Gruppe ist das Wildnisgebiet Dürrenstein (Wildnisgebiet IUCN Ib), als Puffer für den Rothwald (Strenges Naturreservat IUCN Ia), einen nachweislich seit der letzten Eiszeit forstlich unberührten Primärwald (Urwaldrest). Damit stellen die Lassingalpen einen bedeutenden Biosphärenkorridor eines Schutzgebietsverbunds dar, der heute nahezu geschlossen von den Grenzen Wiens bis zum Dachstein reicht (Projekt Econnect).[8] Auch die umgrenzenden Flüsse sind von Ausnahmscharakter. Die Salza ist einer der letzten weitgehend frei fließenden Großflüsse der Ostalpen – erst die obere Soča in Slowenien und der Oberlauf des Lech in Tirol sind von vergleichbarer Qualität. Die Tormäuer der Erlauf sind ebenfalls eine bedeutende Naturlandschaft. Daneben finden sich zahlreiche weitere kleinere natürliche Talungen, Klammen, und auch bedeutende Höhlen.
Alpintouristisch ist das Gebiet – obschon bis auf den Ötscher eher als „Geheimtipp“ genannt – relativ gut erschlossen, und auch als leichtes Wander- und Mountainbike-Gebiet bekannt. Der Zutritt zum Wildnisgebiet ist nur im Rahmen geführter Touren erlaubt. Die Salza ist ein Zentrum des Wildwassersports (Kajak, Rafting). Außerdem finden sich zwei kleine Schigebiete, Göstling–Hochkar[9] und die Ötscher Bergbahnen Lackenhof.[10]
Das Gebiet wird heute von mehreren umliegenden Tourismusregionen her mitangegeben, von der Region Eisenwurzen/Verband Eisenstraße-Ötscherland[11] im Norden, vom Mariazeller Land[12] im Osten, und von der Region Gesäuse,[13] die mit dem neuen Nationalpark Aufschwung erlebt, im Westen.
Literatur
Josef Steffan, Werner Tippelt: Ybbstaler Alpen. Alpenvereinsführer. 1. Auflage. Rother Bergverlag, München 1977, ISBN 3-7633-1228-5.
B. Spengler: Beiträge zur Geologie der Hochschwabgruppe und der Lassingalpen. In: Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt Band 72, Wien 1922, S. 155–182 und II. Teil (Schluß) Band 75, Wien 1925, S. 273–300; Teil I. (PDF; 1,3 MB); Teil II (PDF; 1,4 MB), beide geologie.ac.at
Einzelnachweise
↑ abBenannt sein soll die Gruppe nach der Lassing (Lassingbach), einem Nebenfluss der Erlauf, mit dem bekannten Lassingfall nahe Mariazell am Ostende: Lassing. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band12: L–Lyra. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1908, S.212 (zeno.org). der Fluss selbst befindet sich jedoch nicht innerhalb der Gruppe, möglich erscheint der Lassingbach zur Salza, der aus dem Zentrum der Gruppe kommt, was den seinerzeitigen Usancen der Gebirgsgruppenbenennung entspräche. (Zwei weitere Bäche dort zur Salza heißen ebenfalls Lassing[bach], Mendlingbach und Holzäpfelbach.)
↑ abDie charakteristische Talung des Mitteraubachs im Nordwesten (Kienberg – Gaming – Lunz), der die B 25 folgt, spielt keine Rolle, da die Region um Gföhler Alm und Polzberg schon voralpinen Charakter zeigt, und zu den Ybbstaler Voralpen zählt
↑die Gruppe Türnach geht nicht auf Böhm zurück, sondern wurde von Trimmel wegen ihrer geologischen Charakteristik eigenständig gestellt