Der Oberlauf der Erlauf ist ein enges Durchbruchstal und wird auf seiner Länge zwischen der Gegend Mariazell bis in die Nähe von Kienberg (Gemeinde Gaming)Tormäuer genannt. Der unterste Abschnitt sind die Vorderen Tormäuer. Insbesondere bezeichnet man so die 200 bis 400 Meter hohen Felsabbrüche, orographisch rechten Südabbrüche des Turmkogels (1130 m ü. A.), die sich vom Trefflingfall mit ihrem nordöstlichsten Pfeiler, dem Toreck,[1] bis zum Dornreithgraben unterhalb des Falkensteins (Falkensteinhöhe, ca. 830 m ü. A.) erstrecken. Oberhalb der Wände befindet sich eine Talschulter, auf der die Höfe Ober- und Untereiben (578 m bzw. ca. 660 m ü. A.) und Unterfalkenstein (ca. 590 m ü. A.) der Ortschaft Anger (Gemeinde St. Anton a.d. Jeßnitz) liegen. In weiterem Sinne zählt man auch den Abschnitt zwischen Trübenbach und dem Eibenboden (Teufelskirche – Toter Mann – Trefflingbach) zu den Vorderen Tormäuern.[2]
Naturschutz
Die Tormäuer gehören zu den bedeutenden Naturräumen wie auch Geotopen der Eisenwurzen–Ötscher-Region. Es handelt sich um eine weitgehend naturbelassene Freifließstrecke. Wie in anderen Tälern gab es auch hier in der Nachkriegszeit Kraftwerksplanungen, 1966 wurden diese aber nach einer Unterschriftenaktion beiseite gestellt.[3] Im Europäischen Naturschutzjahr 1970 wurde dann das Gebiet als Naturpark unter Schutz gestellt.[4]
In den Vorderen Tormäuern befinden sich etliche nennenswerte Höhlen,[7]
so die Eibenmühlenhöhle (Katasternummer 1836/182)[8],
die Urmannshöhle in der Urmannsau bei Kienberg (1836/32)[9]
und die 153 Meter lange Schreinerödhöhle im Falkenstein (1836/64)[10],
und zahlreiche Löcher.[11]
Auch der Gegenhang ist höhlenreich, allen voran die Ötscher-Tropfsteinhöhle im Steinbühel (Roßkogelgraben, 1824/10), wo auch zahlreiche andere Kleinhöhlen zu finden sind.[12]
Sport und Wandern
Das Tal ist bekanntes Wildwassersportgebiet,[13][14][15] und unter Eiskletterern bekannt.
Der Talweg ist eine reizvolle Wanderung,[16] und eine Variante des Österreichischen Weitwanderwegs 04 Voralpenweg.
Auch die Gebiete oberhalb der Wände sind leichtes Wandergebiet, insbesondere läuft hier der Nord-Süd-Weitwanderweg, der mit einer – mit 05,277 bezeichneten – Variante an der Wandkante ausmarkiert ist.
Literatur
Franz Hauleitner, Rudolf Hauleitner: Wiener Wanderberge. 1. Auflage. Rother Bergverlag, München 2006, ISBN 978-3-7633-3027-0, 29 Vordere Tormäuer, 530 m. Vom Eibenboden nach Trübenbach, S.111 (rother.de; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Anton Ruttner: Geologische Aufnahmen 1961 im Gebiet Vordere Tormäuer–Puchenstuben auf Blatt Mariaseell (72). In: Verhandlungen der Geologischen Bundesanstalt. 1962, Heft 3, S. 56–60 (pdf, geologie.ac.at).
Alexander Tollmann: Der geologische Bau des Erlaufgebietes im Raum der Tormäuer. In: Unsere Heimat 37, Wien 1966, S. 237–248.
↑Erich Spengler: Versuch einer Rekonstruktion des Ablagerungsraumes der Decken der Nördlichen Kalkalpen: III. Teil: Der Ostabschnitt der Kalkalpen: dem Andenken Otto Ampferers gewidmet. Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt, 102, Wien 1959. S. 265 (Artikel S. 193-312).
↑Alexander Tollmann: Geologie der Kalkvoralpen im Ötscherland als Beispiel alpiner Deckentektonik. In: Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft in Wien 58. Band, 1965, S. 103–207 (zobodat.at [PDF]) – zahlreiche Erwähnungen, zur Problematik der Tormäuerschuppe nach Spengler 1928 insb. S. 173 (pdf S. 71; 10,4 MB).
↑vergl. auch H. Nagl: Geomorphologie der Region um den Kattenberg und der benachbarten Gebirgsgruppen. In: Geographischer Jahresbericht aus Osterreich, 31. Jg., 1967, S. 152 (Artikel S. 133–169)
↑E. Solar, G. Solar: Die Urmannshöhle. In: Höhlenkundliche Mitteilungen 13, 71 Wien, 1957.
↑Helga und Wilhelm Hartmann: Die Höhlen Niederösterreichs. In: Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich (Hrsg.): Wissenschaftliche Beihefte zur Zeitschrift „Die Höhle“. Band5. Wien 2000, S.208.