Das Stadtviertel befindet sich im Norden von Niamey V am Fluss Niger. Lamordé grenzt im Nordosten an das Stadtviertel Nogaré, im Südosten an das Areal des Nationalkrankenhauses Lamordé und im Süden an die informelle Siedlung Zarmagandey. Es erstreckt sich über eine Fläche von etwa 53,2 Hektar.[1] Das Stadtviertel liegt auf einem Alluvialboden, der eine Einsickerung ermöglicht. Das Grundwasser ist gefährdet verunreinigt zu werden.[2]
Das Standardschema für Straßennamen in Lamordé ist Rue LM 1, wobei auf das französische Rue für Straße das Kürzel LM für Lamordé und zuletzt eine Nummer folgt. Dies geht auf ein Projekt zur Straßenbenennung in Niamey aus dem Jahr 2002 zurück, bei dem die Stadt in 44 Zonen mit jeweils eigenen Buchstabenkürzeln eingeteilt wurde.[3]
Geschichte
Lamordé ist eine alte Fulbe-Siedlung.[4] Sie wurde von Fulbe gegründet, die von Angehörigen der Tuareg-Fraktion Logomaten aus dem Dorf Karey Gorou in Bitinkodji vertrieben wurden.[5] Im 19. Jahrhundert gehörte Lamordé, dessen Lokalherrscher den Titel Lamido führte, zum Emirat Gwandu, das wiederum ein Bestandteil des Kalifats von Sokoto war.[6] Der Zarma-Herrscher Issa Korombé aus Karma ließ seine Truppen die Siedlung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zerstören, nachdem er von den mit den Fulbe verfeindeten Songhai aus Dargol um Hilfe gerufen worden war.[5] Während der französischen Kolonialzeit im 20. Jahrhundert wurde Lamordé der Sitz eines Kantons, der von einem traditionellen Herrscher (chef traditionnel) geleitet wurde. Boubacar Diallo, der Kantonchef von Lamordé,[7] war zugleich Generalsekretär der Association des Chefs Coutumiers du Niger, des Verbands der traditionellen Herrscher Nigers.[8]
Lamordé wurde in den 1970er Jahren, nach der Errichtung der Kennedybrücke über den Fluss Niger, die eine Ausdehnung der Stadt auf das rechte Niger-Ufer begünstigte, in Niamey eingemeindet.[9] In der Zeit von 1971 bis 1976 wurde alte Dorf durch die Errichtung neuer Wohnungen erweitert.[4] In den 1980er Jahren war Lamordé verwaltungsmäßig vorübergehend mit Karadjé zu einem Stadtviertel zusammengeschlossen.[9] Bei der Flutkatastrophe von 2010, die Niamey in der Nacht von 5. auf 6. August ereilte, gehörte Lamordé neben Karadjé, Kombo, Kossey und Zarmagandey zu den am stärksten betroffenen Stadtteilen. In Lamordé wurden 182 Häuser überflutet und 26 weitere als einsturzgefährdet deklariert.[10] Die Umsiedlung von rund 750 von erneuten Überschwemmungen im Jahr 2012 betroffenen Haushalten aus den Stadtvierteln Lamordé, Karadjé, Kirkissoye und Nogaré in das neue Stadtviertel Séno wurde im Februar 2013 abgeschlossen.[11]
Bevölkerung
Bei der Volkszählung 2012 hatte Lamordé 5754 Einwohner, die in 1004 Haushalten lebten.[12] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 6947 in 1060 Haushalten[13] und bei der Volkszählung 1988 belief sich die Einwohnerzahl auf 3304 in 486 Haushalten.[14]
Infrastruktur
Die Wohnhäuser in Lamordé sind üblicherweise Lehmziegelbauten ohne jeden Komfort. Gekocht wird im Freien. Es gibt kein Fließwasser und entsprechend auch keine Duschen und Wasserklosetts.[15]
Während das Nationalkrankenhaus Lamordé administrativ ein eigenes Stadtviertel bildet, gibt es zwei Gesundheitszentren im Stadtviertel selbst: das für die Versorgung der Einwohner von Nogaré und Néini Goungou zuständige Centre de Santé Intégré de Lamordé 1 und das für die Versorgung der Einwohner von Lamordé zuständige Centre de Santé Intégré de Lamordé 2.[16]
Es bestehen mehrere öffentliche Grundschulen im Stadtviertel. Die älteste, die Ecole primaire de Lamordé I, wurde 1955 gegründet.[17] Die Mittelschule Collège d’enseignement général de Lamordé (CEG Lamordé) existiert seit dem Jahr 1989.[18]
Literatur
Alkassoum Alasmagui: Transport et mobilité dans le Vème arrondissement communal de Niamey. Cas des taxis tête-rouge dans la desserte des quartiers de Lamordé et de Banga Bana. Mémoire de Master. Département de Géographie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2019.
Issaka Badio: Typologie des maraîchers des Sites de Nogaré, Kirkissoye, Lamordé, Néini Goungou, Diamioyoyé et analyse de leurs stratégies de production. Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2005.
E. Le Guillerm: Etude agropastorale de la Rive droite du Niger de Lamordé à Say. Mémoire. Rouen 1973.
Ikililou Moussa: Insécurité alimentaire 2010 au Niger. Etudes des facteurs sociaux et structurels chez les ménages victimes d’inondation du quartier Lamordé (Vè arrondissement de Niamey). Mémoire. Faculté des Lettres et Sciences Humaines, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.
Weblinks
Commons: Lamordé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
↑Hamadou Issaka, Dominique Badariotti: Les inondations à Niamey, enjeux autour d’un phénomène complexe. In: Cahiers d’Outre-Mer. Nr.263, September 2013, S.384 (openedition.org [abgerufen am 21. April 2019]).
↑Catherine Farvacque-Vitkovic, Lucien Godin, Hugues Leroux, Florence Verdet, Roberto Chavez: Street Addressing and the Management of Cities. World Bank, Washington, D.C. 2005, ISBN 0-8213-5815-4, S.85 und 89.
↑ abApollinaire Tini: La gestion des déchets solides ménagers à Niamey au Niger : essai pour une stratégie de gestion durable. Thèse de doctorat. Institut National des Sciences Appliquées de Lyon, Lyon 2003, S.45 (insa-lyon.fr [PDF; abgerufen am 1. Mai 2019]).
↑ abEdmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S.77 und 95.
↑Abdou Idrissa: Alfa Mahaman Diobo. In: Kimba Idrissa (Hrsg.): Niger. Les intellectuels, l’État et la société. CODESRIA, Dakar 2016, ISBN 978-2-86978-708-7, S.46.
↑Klaas van Walraven: The Yearning for Relief. A History of the Sawaba Movement in Niger. Brill, Leiden 2013, ISBN 978-90-04-24574-7, S.303.
↑Abdourahmane Idrissa, Samuel Decalo: Historical Dictionary of Niger. 4. Auflage. Scarecrow, Plymouth 2012, ISBN 978-0-8108-6094-0, S.178.
↑ abKokou Henri Motcho: Niamey, Garin Captan Salma ou l’histoire du peuplement de la ville de Niamey. In: Jérôme Aloko-N’Guessan, Amadou Diallo, Kokou Henri Motcho (Hrsg.): Villes et organisation de l’espace en Afrique. Karthala, Paris 2010, ISBN 978-2-8111-0339-2, S.23 und 30.
↑Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 9. Januar 2017; abgerufen am 8. November 2010 (französisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.stat-niger.org
↑Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S.226 (archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
↑Kokou Henri Motcho, Hamadou Issaka: Diversité des stratégies résidentielles des familles démunies à Niamey. In: Mu Kara Sani. Vol. 11, Oktober 2007, S.12 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 9. Januar 2022]).
↑Daniel Barreteau, Ali Daouda: Systèmes éducatifs et multilinguisme au Niger. Résultats scolaires, double flux. Orstom/Université Abdou Moumouni de Niamey, Paris/Niamey 1997, ISBN 2-7099-1365-8, S.88 (ird.fr [PDF; abgerufen am 29. Mai 2019]).