Kurt Wendlandt wurde als Sohn eines Geigers und einer Büroangestellten in Wreschen/Posen geboren. 1923 zog die Familie nach Berlin-Prenzlauer Berg, wo Wendlandt in einfachen Verhältnissen aufwuchs. Als Kind noch als Sängerknabe im Staats- und Domchor Berlin aktiv gewesen, widmete er sich jedoch als Jugendlicher mehr und mehr der Malerei. Ein Treffen mit Käthe Kollwitz 1935 hatte laut eigener Aussage einen großen Einfluss auf seine spätere Arbeit. Zwischen 1937 und 1943 studierte er an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste (Heute: Universität der Künste Berlin) bei Erik Richter und Gustav Hilbert. 1938 gewann Wendlandt den Berliner Weihnachtsmarktwettbewerb. Kurz darauf lehnte er ein von Hans Meid angebotenes Meisteratelier ab, um sich nicht als Illustrator festlegen zu lassen.
Da er 1940 zum Wehrdienst eingezogen wurde, beschränkte sich sein Studium auf zeitweilige Studienurlaube zwischen den Kriegseinsätzen. Als Soldat in Holland wurde er bei einem Malwettbewerb mit dem 1. Preis für das Bild: „Der deutsche Soldat sieht Holland“ ausgezeichnet. Von 1940 bis 1942 pendelte er zwischen Berlin und Holland. 1943 wurde er zusammen mit seinen Kommilitonen von der Hochschule der Künste in das Protektorat Böhmen und Mähren evakuiert, wo er auch seine Malstudien fortsetzte. In der Folgezeit wurde er vermehrt als Soldat auch in der Sowjetunion eingesetzt, wo er angeschossen wurde und als Invalide in Kriegsgefangenschaft geriet. 1945 wurde er aus dieser entlassen.
Ab 1946 verdiente er sich seinen Lebensunterhalt hauptsächlich als Kopist alter Meister, Zeitungsillustrator und Porträtist. In dieser Zeit entstand auch ein Porträt des Dirigenten Sergiu Celibidache. Ab 1947 beschäftigte er sich intensiv mit der Farbenlehre, inspiriert durch seinen Mallehrer Hans Szym, einem Atelierschüler von Johann Walter-Kurau.
Zwischen 1950 und 1952 arbeitete er unter anderem im Werkstudio von Juro Kubicek. In dieser Zeit entwickelte Wendlandt erste Illustrationen für Kinderbücher, wie etwa 1954, als ihn der Droemer Knaur Verlag mit der Illustration des Buches „Die Lederstrumpf-Erzählungen“ beauftragte. Parallel dazu wurde Wendlandt zunehmend auch als Autor selbst aktiv. Zusammen mit seiner Frau Elfi verewigte er die Eindrücke ihrer gemeinsamen Reisen nach Jugoslawien in dem Kinderbuch „Elisa“ (1960), das auf der Insel Rab spielt.
Ab 1958[2] entwickelte Wendlandt erste Lichtgrafiken und Décollage sowie Leuchtbilder, diaphane Reliefs und plastische Leuchtwände. Er entdeckte als erster die Kombinationsmöglichkeit von Filmcollagen mit Plexiglas, welches farbige Raumvorstellungen ermöglicht.[3] In dieser Zeit begegnete er auch dem Fotografen Heinz Hajek-Halke, woraus eine Freundschaft entstand. Hajek-Halke und Wendlandt gehörten zu der Avantgarde der Berliner Lichtgrafik-Szene der 1960er Jahre.[4][5] 1961 hatte Wendlandt seine erste Lichtgrafikausstellung in der Galerie am Abend (einem Ausstellungsort in der damaligen Privatwohnung von Vera Ziegler) sowie im Rathaus Spandau.
Zwischen 1960 und 1963 war Wendlandt als Dozent für grafisches Gestalten an der TU Berlin tätig. Und illustrierte unter anderem das Kinderbuch „Märchen aus Tausendundeine Nacht“, das 1963 erschien.[6]
Ein Thema, mit dem sich Wendlandt zu jener Zeit auseinandersetzte, waren die Auswirkungen des Menschen auf die Natur. Zusammen mit seiner Frau schrieb und illustrierte er „Fumo, der Rauchgeist“, ein Kinderbuch über die Umweltverschmutzung, welches 1962 erschien. Später wurde das Buch zum Film erweitert und vom Bayerischen Rundfunk im Fernsehen ausgestrahlt. „Akwarax“, ein zweites Buch über Umweltverschmutzung, entstand ebenfalls zu dieser Zeit.
Wendlandt suchte in dieser Zeit zunehmend Inspiration in fremden Kulturen und entwickelte den Zyklus „Exotische Liebesgeschichten“ der sich u. a. mit Genji Monogatari beschäftigt.
Gleichzeitig beschäftigte sich Wendlandt aber auch weiterhin intensiv mit Johann Wolfgang von Goethes und Wassily Kandinskys Gedanken über den Charakter der Farben sowie die moderne Farbenpsychologie von Max Lüscher. In dieser Zeit schrieb er erste Manuskriptteile des Farbenmärchens „Die drei Königreiche“, welches 1971 veröffentlicht wurde. Das Buch enthält ein Vorwort von Walter Scheel und in der Internationalen Ausgabe ein Geleitwort von Yehudi Menuhin.
Ein weiteres Interessensgebiet von Wendlandt war das Werk von Karlfried Graf Dürckheim, der ihn dazu einlud in der „Existentialpsychologische Bildungs- und Begegnungsstätte“ im Schwarzwald eine Ausstellung zu veranstalten.
Einen großen Einfluss auf Wendlandts künstlerisches Schaffen hatte die Auseinandersetzung mit Jean GebsersKulturanthropologie. Gebser erklärte sich zwar zu jeder Form der Zusammenarbeit bereit, starb aber kurze Zeit später im März 1973. Kurz darauf begann Wendlandt mit der ersten Fassung seiner „Gebser-Wand“ mit dem Titel „Die Entfaltung des Menschlichen Bewusstseins“. Ende der 1980er Jahre beendete Wendlandt die Arbeit an der Wand. Die Internationale Gebser Gesellschaft lud ihn zum Symposium ein und betraute ihn mit einem Referat. 1988 stellte er die Wand in der Zitadelle Spandau aus. 1997, ein Jahr vor seinem Tod, schenkte er ihr die Wand.[7]
Kurt Wendlandt starb im Februar 1998 im Alter von 80 Jahren in Berlin. Beigesetzt wurde er im gemeinsamen Grab seiner Schwiegereltern und Eltern auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße in Charlottenburg im heutigen Ortsteil Berlin-Westend (Grablage: 12-B-19/20). Ein Inschriftenband aus Marmor am Grabpostament des Schwiegervaters Harry Steier erinnert an Kurt Wendlandt.[8]
Wendlandt ehelichte 1942 seine Studienkollegin Elfi Steier, die Tochter des OpernsängersHarry Steier. Die beiden blieben bis zum Tod Wendlandts verheiratet und hatten drei Kinder.
Stoffe werden transparent gemacht (Ausstellung Kurt Wendlandt). In: Die Welt vom 11. Juni 1964.
A.B.: Fotokunst auf neuen Wegen. In: Berliner Morgenpost vom 3. September 1969.
Das Unbewußte sichtbar machen (Wendlandt gestaltet Phantastisches). In: Kölner Stadtanzeiger vom 16. Juni 1972.
Who’s who in the Arts. Who’s Who-Book & Publishing GmbH, Ottobrunn 1975, ISBN 978-3-921220-07-8.
Berliner Künstler im Gespräch Band 2, Dieter Biewald, Verlag A.F. Koska, Wien / Berlin 1975.
M.K.: Die Einheit in der Vielfalt (Forum präsentiert „Transperenz und Reflexion“ von Kurt Wendlandt). In: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 15. März 1977.
Horst Hartmann: Mystiker des Lichts (Der Berliner Kurt Wendlandt mit Lichtgrafik in Mannheim). In: Badische Neueste Nachrichten vom 10. Juni 1977
↑Horst Hartmann: Das Ende der Galerie Clarissa (Retrospektive in Regensburg) In: Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt Nr. 16, 1968
↑E.L.: Zentrum der Kunsttechnik (Zu einer Ausstellung Im „Haus am Lützowplatz“) In: AH vom 31. August 1969
↑Anna Auer: Die Wiener Galerie Die Brücke – Ihr internationaler Weg zur Sammlung Fotografis: Ein Beitrag zur Sammelgeschichte der Fotografie. Dietmar Klinger Verlag, Passau 1999, ISBN 3-932949-03-X, S.19.
↑Walter Binder: Abwesenheit. Fotogramme und die Kunst des 20. Jahrhunderts. Hrsg.: Schweizerische Stiftung für die Photographie Kunsthaus Zürich. 1990, S.31.
↑NATURE MORTE. In: Museum of Contemporary Art of Crete. Abgerufen am 16. Oktober 2020 (englisch).