Johann Walter-Kurau, eigentlich Johann Walter, lettisch: Jānis Valters (* 3. Februar1869 in Mitau, Gouvernement Kurland, Russisches Reich; † 19. Dezember1932 in Berlin) war ein lettischer und deutscher Künstler. Als einer der Begründer der modernen lettischen Malerei malte er Landschaften, Porträts und Genreszenen. Er arbeitete bis 1906 in Mitau, danach in Dresden und später in Berlin.
Jānis Walter, Sohn des Kaufmanns und Stadtrats Theodor Walter, war eines von fünf Kindern. Die Mutter hatte den Mädchennamen Kurau. Von 1880 bis 1888 lernte Walter an der Realschule Mitau, wo Kurt Wiessner einer der Kunstlehrer war. Daneben nahm er Privatstunden im Atelier des Künstlers Julius Döring[1] und erhielt Geigenunterricht.
Er war Mitglied und zeitweise Leiter der lettischen Künstlergruppe „rūķis“ (Zwerg).[3]
In Deutschland
Nach dem Tod seiner Eltern und den durch die Revolution von 1905 verursachten Umwälzungen ging Walter 1906 für immer nach Deutschland. Zu den Gründen für die Auswanderung gehörten auch die Scheidung von seiner Frau. Außerdem befand er sich in einer gesellschaftlichen Isolierung, nachdem er und Vilhelms Purvītis 1905 eine Petition an den Zaren nicht unterzeichnet hatten.
Seine späteren Werke in Deutschland signierte er mit dem Doppelnamen Walter-Kurau. Unter diesem Namen wurde er auch als Mitglied im Deutschen Künstlerbund geführt.[4] Einer Einladung des Freiherrn Paul von Schlippenbach, der ebenfalls Maler war, folgend ließ er sich in Dresden nieder. Hier verdiente er seinen Lebensunterhalt anfangs mit Geigenspielen am Dresdner Opernhaus.[5] Seine zweite Frau war Violinistin. Walter-Kurau war Mitbegründer der Künstlergruppe Grün-Weiß und der Dresdner Künstlergruppe 1913. Zu Eröffnung der Ausstellung der Dresdner Künstlergruppe 1913 vom 1. Februar bis 21. Februar 1914 in der Galerie Arnold hielt er eine Festrede.[6] 1917 ist er nach Berlin gezogen. Als Teil des Kunstbetriebs nahm er an Ausstellungen teil und fertigte Porträts auf Bestellung. Seine letzte Beteiligung an einer Jahresausstellung des Deutschen Künstlerbundes hatte er 1929 im Staatenhaus am Rheinpark in Köln, wo er mit einem Stillleben vertreten war.[7]
Von den frühen Arbeiten Walters waren die Genreszenen Der Markt (1897), Bäuerin (circa 1905), Waisenkind (1907) berühmt. Weithin bekannt in Lettland war auch das Bild Badende Knaben.[8]
Walter malte Landschaften im Stil des Realismus. In späteren Jahren war vor allem der deutsche Expressionismus in den Werken vorherrschend. In der Malerei Walters kann man seine Leidenschaft für die Musik erkennen.
Nachdem sein Ölgemälde Weinberg bereits 1935 auf der NS-Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“ in der Städtischen Galerie Nürnberg und dem Haus der Kunst in Dortmund vorgeführt worden war, wurde es 1937 in der Aktion „Entartete Kunst“ aus dem Stadtmuseum Dresden beschlagnahmt und danach vernichtet.[9]
Während Walter-Kurau in Lettland zu den wichtigsten Künstlern gezählt wird, ist er in Deutschland weitgehend vergessen. Seine Werke sind in den Sammlungen des Lettischen Kunstmuseums und den Museen der Städte Kuldīga und Tukums zu sehen.
J. Osis, H. Wolter: Johann Walter-Kurau und seine Schule. Galerie Pro Arte, Verden an der Aller 1997.
E. Zierer: Objektive Wertgruppierung: Kunstmonographische Übersicht über das Werk von Walter-Kurau. J. J. Ottens, Berlin 1930.
Kristiāna Ābele: Vom Impressionismus zur Moderne: Die Stilentwicklung Johann Walters zwischen 1900 und 1930. In: Studien zur Kunstgeschichte im Baltikum: Homburger Gespräche 1999–2001. Hrsg. von L. O. Larsson. M. C. A. Böckler-Stiftung, Kiel 2003, S. 87–110.
K. Sūniņš, M. Ivanovs (Text, viersprachig): Valters: reprodukciju albums. Liesma, Riga 1978.
Ralf F. Hartmann, Kristiana Abele: Zwischen Baltikum und Berlin: Der Maler Johann Walter-Kurau (1869–1932) als Künstler und Lehrer. Mitteldeutscher Verlag, 2009, ISBN 978-3-89812-610-6.