Kurt Helds spätere Ehefrau schilderte ihre erste Begegnung mit dem 22-Jährigen in ihren Erinnerungen so:
«Es war im Jahr 1919. Ich wanderte märchenerzählend durch den Thüringer Wald. In einer kleinen Stadt, Lauscha, dem Mittelpunkt der Glasbläser, traf ich eine laute Kirchweih mit vielen Buden und Wagen der Schausteller. Besonders eine Bude fesselte sofort meinen erstaunten Blick. Davor stand ein junger Bursche mit dichtem, braunem, ziemlich struppigen - oder sagen wir offen - liederlichem Haar. Es fiel ihm bei jeder Bewegung über Augen und Nase und wurde dann mit kühner Kopfbewegung nach rückwärts geworfen. Er trug nach damaliger Wandervogelart einen rostbraunen Leinenkittel mit dem freideutschen Jugendabzeichen, kniefreie schwarze Manchesterhosen, nackte Beine und Sandalen, so genannte ‹Jesuslatschen›.»[1]
1924 heiratete er die Schriftstellerin und Märchenerzählerin Lisa Tetzner. Mit ihr zog er an verschiedene Orte in Deutschland. Er arbeitete als Bergmann im Ruhrgebiet, als Autor, Lektor und Redakteur bei diversen Zeitschriften und Verlagen. Als Mitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller war er Mitherausgeber der der KPD nahestehenden literarischen und politischen Zeitschrift Die Linkskurve. Kläber veröffentlichte außerdem eigene Gedichte und Romane. In Bochum war er Leiter der Arbeiterhochschule.[2]
Noch in der Nacht des Reichstagsbrandes wurde Kläber am 28. Februar 1933 als prominenter Kommunist verhaftet, kam aber durch die Hilfe seiner Frau bald wieder frei. Nach seiner Freilassung floh das Ehepaar mit Hilfe einer Verwandten aus einer Industriellenfamilie aus Deutschland erst in die Tschechoslowakei und nach Paris[3], später nach Carona im Tessin in der Schweiz. Dort durfte Kläber nur unter der Auflage bleiben, nichts zu veröffentlichen. Das Paar lebte von den Erträgen ihrer kleinen Landwirtschaft und den Einnahmen, die Lisa Tetzner aus einem Lehrauftrag in Basel hatte. Wegen des Stalinismus brach Kläber 1938 mit der KPD. Durch die harten Bedingungen des Exils, gesundheitliche Probleme und den Verlust seiner langjährigen weltanschaulichen Basis geriet er in eine psychische Krise. Um sich zu beschäftigen, half er seiner Frau, die weiter Kinderbücher schrieb, bei ihrer Arbeit.
Bald begann er Gefallen an dieser Tätigkeit zu finden und schrieb mehrere Bücher, von denen insbesondere Die rote Zora und ihre Bande ein großer Erfolg wurde. Da Kläber Schreibverbot in Deutschland hatte, veröffentlichte er das Buch unter dem Pseudonym Kurt Held in der Schweiz. Die schriftstellerischen Erfolge brachten Tetzner und Kläber bescheidenen Wohlstand. Beide erhielten 1948 das Schweizer Bürgerrecht und lebten weiter in der Schweiz. Nach längerer Krankheit verstarb Held im Spital von Sorengo.
Künstlerisches Schaffen
Die ersten Gedichte Kläbers gelten als expressionistisch und pazifistisch. Später war seine schriftstellerische Tätigkeit ganz durch seine kommunistische Einstellung geprägt und kann als Arbeiterliteratur bezeichnet werden. Die im Exil unter dem Namen Kurt Held entstandenen Jugendbücher zeichnen sich aus durch eine sozialkritische Haltung, das Bemühen um ein solidarisches Zusammenleben sowie durch die Thematisierung des Schicksals sozialer Außenseiter in einer jugendgemäßen Sprache.
1967 wurde die Grundschule Görlitzer Str. 51 in Berlin-Kreuzberg nach Kurt Held benannt.[4] Diese Schule wurde 2005 geschlossen.[5]
Werke – auszugsweise
Neue Saat. Gedichte. Verlag der Jenaer Volksbuchhandlung , Jena 1919.
Revolutionäre: Erzählungen aus den Kämpfen des Proletariats 1918–1925. Illustrationen von Maria Braun. Roter Türmer Verlag, Leipzig 1925.
Barrikaden an der Ruhr. Erzählungen aus den Kämpfen des Ruhrproletariats. Verlag der Jugendinternationale, Berlin-Schöneberg 1925; Neuauflage Verlag Roter Stern, Frankfurt 1973 (nemesis.marxists.org Auszug).
Empörer! Empor! Gedichte, Skizzen, Reiseberichte. Verlag Der Syndikalist, Berlin 1925.
Passagiere der III. Klasse. Roman. Internationaler Arbeiter Verlag, Berlin, 1927 (nemesis.marxists.org Auszug).
Die Toten von Pabjanice. Erzählungen. Umschlag von Hans Leistikow. Verlagsgenossenschaft Ausländischer Arbeiter in der UdSSR, Moskau 1936.
Stephanie Jentgens: Eine Robin Hood der Kinderwelt. Kurt Helds «Die rote Zora und ihre Bande». In: Bettina Hurrelmann (Hrsg.): Klassiker der Kinder- und Jugendliteratur. Fischer Taschenbuch, Frankfurt am Main 1995, ISBN 3-596-12668-1, S.502–519.
Susanne Koppe, Verena Rutschmann (Red.): Kurt Kläber – Kurt Held. Biographie der Widersprüche? Zum 100. Geburtstag des Autors der «Roten Zora». Sauerländer, Aarau 1997, ISBN 3-7941-4330-2.
Klaeber, Kurt, in: Werner Röder; Herbert A. Strauss (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933–1945. Band 2,1. Saur, München 1983, ISBN 3-598-10089-2, S. 624.
Ausstellungen
Aus unserem Leben in die Freiheit. Lisa Tetzner und Kurt Kläber. Leben und Werk. Kuratiert von Wiltrud Apfeld und Cristina Rita Parau. Kulturraum die flora der Stadt Gelsenkirchen. 18. September bis 30. Oktober 2011. Wanderausstellung
Cristina Rita Parau: Vortrag «Freiheit: Bedeutung, Funktion und Wandel des Leitmotivs in den Werken von Lisa Tetzner und Kurt Kläber» am 12. Oktober 2011 in der «flora», Gelsenkirchen (reviercast.blogspot.com)